lich oder mündlich anzumelden. München, den 7. August 1886. A. Otto, K. Notar."

München. 9. Aug. Der Besuch des Schlos­ses Herrenchiemsee gestaltete sich in der letzten Woche zu einem wahrhaft kolossalen; so wurden nach den N. N." am Mittwoch über 1000 und am Donners­tag über 1100 Karten (die Familienkarten nicht ein­gerechnet) ausgegeben. Die Züge, welche in Prien anlangen, sind zumeist mit 2 Lokomotiven bespannt, welche eine lange Reihe von Wagen nach sich ziehen.

Eine merkwürdige Verwendung fand jüngst die Feuerwehr des Ortes Patersbach in der Rheinpfalz. Ter Kommandant derselben berichtet hierüber in denLandw. Bl." wie folgt:In meinem Orte klagte mir mehrmals ein Oekonom über die vielen Ratten, die er in seinen Schweine- ställen hätte. Da faßte ich den Gedanken, ein Mittel zu probieren. Da ich Feuerwehrkommandant bin, ließ ich Alarm blasen und sagte dem Rattcnbesitzer, er solle seine Schweine aus den Ställen thun; die Steiger ließ ich mit Besen be­waffnen und stellte sie in und bei den Schweinställen auf, ließ die Spritze füllen und beifahren, dann ließ ich den Schlauch hinein bringen und pumpen; aber da ging der Tanz los, es war eine wahre Rattenschlacht, als das Wasser ein­drang. Ich mußte mit aller Strenge die Spritzenmannschaft bei der Spritze behalten; jeder wollte sehen, wie sie da her- aussprangcn und getötet wurden. In einer kurze» Zeit hat­ten wir 27 Stück, es waren vielleicht noch einmal so viel unter den Steinplatten ertränkt. Ich rate jedem Komman­danten, wo er hört, daß jemand von diesem Ungeziefer ge­plagt wird, zu helfen, und jedem, der geplagt wird, sich an seinen Ortskommandanten zu wenden. Ich garantiere jedem, daß es das beste und billigste Mittel ist."

Durch eine leichtfertige Spielerei seiner eigenen Söhne ist der Oekonom Schulte-Ladbcck in Altenbochum ums Leben gekommen. Die beiden Knaben hatten des Vaters Flinte genommen, um Sperlinge zu schießen. Der ältere will dem jüngeren das Gewehr entreißen, der Vater sieht das Ringen, springt hinzu, der Schuß geht los und mitten durchs Herz getroffen stürzt der unglückliche Mann tot zu Boden.

Schlettstadt, 10. Aug. Gestern abend wurde der hiesige erste Stadtschreiber Metz durch zwei Revolverschüsse in der Nähe der Kaserne von einem hiesigen Burschen Namens Kunz getötet. Metz war bei allen Bürgern hiesiger Stadt sehr be­liebt und sein jähes Ende wird allgemein bedauert. Kunz wurde sofort verhaftet.

Theaterzettel und Kirchenzettel vereinigt gibt die königliche Badcverwaltung in Oeynhausen heraus. Ein uns vorliegendes Exemplar enthält auf der einen Seite den Theaterzettel, auf der andern Seite den Kirchenzettel und die Einladung zu einem Ball im Knrhause. Es ist gut, daß cs in unserer ernsten Zeit dann und wann noch etwas unfreiwilligen Humor gibt.

Stettin, 10. Aug. Der 17. deutsche Anthro- pologen-Kongreß wurde heute im Konzerthaus-Saale durch Rud. Virchow eröffnet. Derselbe besprach die Bedeutung Pommerns für die prähistorische Forschung, die Geschichte des Germanentums und Slaventums.

Berlin, 10. Aug. DerFrkf. Ztg." wird gemeldet: Telegramme aus Gastein berichten, daß die an der Entrevne beteiligten Minister, namentlich Fürst Bismarck mit seiner Umgebung, sehr viel und bis tief in die Nacht hinein gearbeitet haben. Man wird darin einen weiteren Beweis dafür erblicken, daß die Zusammenkunft in diesem Jahre einen ande­ren Charakter und Zweck gehabt hat, als die üblichen Begrüßungen der beiden Kaiser in den früheren Jah­ren. Auffallend ist auch die Anwesenheit des Staats­sekretärs v. Bötticher in Gastein, die keine zufällige, sondern eine amtliche ist. Herr v. Bötticher hat mit den auswärtigen Angelegenheiten nichts zu thun. Außerdem sind zur Unterstützung des Reichskanzlers aus diesem Gebiete bereits sein Sohn und der Ge- heimral Rottenburg bei ihm. Herr v. Bötticher ist der Vertreter der wirtschaftlichen Entwürfe des Reichs­kanzlers und überhaupt in erster Linie an der Vor­bereitung so ziemlich aller Entwürfe der Reichsgesetz­gebung beteiligt. Mangels einer anderen Aufklä­rung über seine Anwesenheit in Gastein kann man auf den Gedanken kommen, daß dort vielleicht auch über handelspolitische Fragen konferiert worden sei. Auch die Vermutung, daß das Vorgehen gegen die Sozialdemokratie zu Besprechungen Veranlassungen gegeben hätte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Berlin, 10. Aug. Der deutsche Militär­bevollmächtigte in Petersburg, General v. Werder, ist zum Gouverneur von Berlin, Generalmajor v. Kamele zum Kommandanten von Stettin ernannt worden.

Berlin, 11. Aug. Am 18. Aug. feiern der General der Infanterie v. Obernitz, kommandierender General des XIV. Armeekorps, General v. Dannen­berg und General v. Steinaccker ihr öOjähriges Dieustjubiläum.

Oesterreich-Ungarn.

Ga nein, 10. Aug. Kaiser Wilhelm und Prinz Wilhelm sind heute mittag l'/s Uhr im besten Wohlsein abgereist. Kaiserin Elisabeth machte Sei­ner Majestät mittags einen Abschiedsbesuch. Kaiser Franz Joseph begab sich um 1 Uhr zu dem Kaiser Wilhelm und begleitete denselben zum Wagen. Beide Monarchen umarmten und küßten sich wieder­holt. Ebenso herzlich war der Abschied Franz Jo­sephs von dem Prinzen Wilhelm. Die dichtgedrängte Menschenmenge begrüßte die Kaiser mit stürmischem Zurufen.

Pest, 11. Aug. Ein königlich-kaiserliches Hand­schreiben an den Ministerpräsidenten von Tisza be­dauert, daß die jüngsten Personalveränderungen in der Generalität Mißdeutungen hervorgerufen haben, welche die öffentliche Meinung beunruhigen und die bisherigen guten Beziehungen zwischen dem Bürger­tum und der Armee trüben könnten. Diese Perso­nenveränderungen seien ohne Verletzung irgend wel­cher gesetzlicher und verfassungsmäßiger Rechte ledig­lich im Interesse des Dienstes erfolgt. Der Geist der Armee, welcher alle Völker der Monarchie um­fasse. sei derjenige des obersten Kriegsherrn, darin liege die sicherste Bürgschaft, daß die Armee ihre Pflicht treu erfülle, die nicht bloß den Schutz der Monarchie nach außen umfasse, sondern auch, indem die Armee allen Politischen Parteiumtrieben fernstehe, die Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern, den Schutz der Gesetze und der gesetzlich bestehenden verfassungsmäßigen Institutionen. Der Kaiser er­wartet daher, es werde bei nüchterner und leiden­schaftsloser Erwägung eine baldige Beruhigung ein- treten; er spricht Tisza für seine hierauf gerichtete Thätigkeit sein vollstes Vertrauen aus.

Pest, 11. Aug. Tisza hat in Ischl dem Kaiser keinerlei Vorschläge gemacht, da der Kaiser, sobald er von der thatsächlichen Beunruhigung Un­garns erfuhr, sogleich entschlossen war, beruhigend zu wirken. Das Handschreiben an Tisza erhielt mehr die Form eines Manifestes, als diejenige eines Handbillets, damit dasselbe rein als ein Akt zwischen dem König und seinem Volke erscheine und keinerlei Deutung weder zu Partei- noch zu Armeezwecken veranlasse. Das kaiserliche Handschreiben au Tisza wird in politischen Kreisen als ein rein großmütiger Herzensakt des Kaisers betrachtet und als solcher für die verfassungsmäßige Entwicklung des hiesigen politischen Lebens ungemein hoch veranschlagt. Wei­tere Maßregeln werden nicht erwartet. Die länd­liche Wühlerei wird von selbst Hinsterben, denn das Rundschreiben erzielt überall eine große Wirkung, und selbst die Opposition rühmt die Stelle, welche sagt, die Armee sei berufen zur Bertheidigung der Verfassung. Schweiz.

Zürich, 8. Aug. Ein Schneider geriet auf den Ge­danken, den Hanensteintunnel (Schweiz) zu Fuß zu durchwan­dern und gelangte unbeachtet m das schwarze Loch. In der Mitte wurde er von einer heranbrausendcn Lokomotive bei Seite geschleudert, ohne Schaden zu nehmen; als er endlich bei Läufelfingen wieder ans Tageslicht kam, naß und rauch­geschwärzt am ganzen Körper, wurde er fcstgenommcn und dem Statthalteramt übergeben.

Italien.

In Ca Po d'Jstria verhaftete die Gendarmerie einen Mann, welcher Leichenschändung gewerbsmäßig betrieb und auf dem dortigen Friedhofe alle Kiudsleichen ausgrub und verstümmelte, um einzelne Gliedmaßen an abergläubische Bauernfamilien zu verkaufen.

Aberglaube. In Campidaglia sollte am 4. ds. die Trauung des 16jährigen Landmädchens Frauccsca Pom- pilli stattfinden. Es galt eine Liebesheirat und die Braut ging freudestrahlend zur Kirche. Auf halbem Wege war der Hochzeitszug von einem Gewitter überrascht, der Blitz schlug in der nächsten Nähe des Brautpaares in die Erde, ohne je­doch Jemand zu verletzen. In der Kirche angelangt, erklärten die Eltern des Bräutigams, der Himmel sei gegen diese Hei­rat und diese dürfe nicht geschlossen werden. Alles Bitten blieb vergebens, selbst die Ermahnungen des Priesters. Ver­zweiflungsvoll traten die Brautleute den Heimweg an; in der Nacht kam der Bursche zum Fenster des Mädchen, dieses eilte hinab und am andern Morgen fand man beide, mit einen: Strike aneinandergcbunden, im Teiche ertränkt.

Belgien.

Brüssel, 10. Aug. Ein Befehl des Kriegs­ministers konsigniert aus kommenden Sonntag die sämtlichen Truppen in den Kasernen.

Brüssel, 10. Aug. Die neulich unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Mecheln versammelten Bischöfe Belgiens haben beschlossen, daß der Klerus die Lage der Arbeiter prüfen soll. Alle kath. Geist­lichen haben daher in den nächsten Pastoralversamm- lungen drei Fragen eingehend zu erörtern: 1) Welche Ursachen haben die soziale Frage herbeigesührt, die

heute fast überall die öffentliche Ruhe bedroht? 2) Welche Heilmittel kann man einem so großen Uebel entgegenstellen? 3) Welchen Anteil muß der Klerus an dem Kampfe nehmen, der sich für die Verteidigung der Gesellschaft aufwirft?

Mo ns, 12. Aug. Das Schwurgericht ver­urteilte von 18 Angeklagten, welche beschuldigt sind, die prachtvolle Glasfabrik Baudoux während des Aufruhrs in Charleroi in Brand gesteckt zu haben, 13 Glas- und andere Arbeiter von 3 Monaten bis zu 15 und 20 Jahren schwerer Zwangsarbeit. 5 wurden freigesprochen. Die zahlreiche Zuhörerschaft war sehr erregt, es kamen jedoch keine Ausschreitun­gen vor.

England.

Ueber die fürchterliche Hungersnot in Is­land in Folge des ungünstigen Ergebnisses des diesjährigen Fischfanges berichtet Kapitän Berkeley, von der königl. Ma­rine, unterm 23. Juli an dieWestern Morning News": Das größte Leiden besteht in den südlichen Distrikten, die sonst die ergiebigsten Teile der Insel waren. In 1884 wurden nur sehr wenig Fische gefangen, in 1885 fast gar keine, und diese Saison hat noch erbärmlicher geschloffen. Die Härings- und Tiefsee-Stockfisch-Fischerei liegt in den Händen von Auslän­dern, da die Inselbewohner weder die Mittel noch die Appa­rate haben, diese beiden Erwerbsquellen ausznnutzen. Das bedeutende Weichen der Preise für gedörrte und' gesalzene Fische in Spanien, welches ihr hauptsächlichster Markt ist, hat die Lage noch schlimmer gemacht. Dazu kommt, daß in Folge des notgedrungenen Genusses der Abfälle von gesalzenen Fi­schen, ohne Brod-Gemüse, die schreckliche Geißel, der Skorbut, ansgebrochen ist. In den Straßen von Scykjavik sieht man Frauen mit Kindern an ihren Brüsten und an ihrer Seite bettelnd dahinzichend, und wenn solche Zustände im Sommer herrschen, was wird erst der Winter mit seiner nahezu arkti­schen Strenge bringen. Seit 40 Jahren kennt man keinen solchen Zustand der Dinge. Viele Familien, die noch vor wenigen Jahren wohlhabend waren, besitzen jetzt nichts. Auch haben dieses Jahr nur sehr wenig Touristen die Insel be­sucht. Es ist jetzt ein Fonds in der Bildung begriffen, um dem unmittelbaren Elend abzuhelfen.

Durchs Leben erzogen.

Novelle von Th. Hempel.

(Fortsetzung.)

Wellmer fügte dieser unerquicklichen Debatte kein Wort mehr zu, nur die dunklere Färbung sei­nes Gesichts gab Zeugnis von seiner inneren Erre­gung. Er wendete sich wieder Martha zu, welche mit vieler Aufmerksamkeit, aber ohne sich zu beteili­gen, der Unterredung gefolgt war.

Rechnen Sie meiner Konsine ihr Benehmen nicht zu hoch an," bat sie,sie läßt sich jetzt infolge einer merkwürdigen Gereiztheit oftmals zu schroffen, harten Urteilen Hinreißen, die sie wohl selbst bereut, wenn es zu spät ist."

Ich zürne ihr nicht, wie hätte ich auch ein Recht dazu," antwortete Wellmer,sie hat im Grunde ein gutes, edles Herz, aber sie gefällt sich darin, dasselbe zu verbergen und sich anders zu zeigen, als sie ist, besonders mir gegenüber, der ich nun einmal das Unglück habe, stets ihr Mißfallen zu erregen. Ost kommt mir der Gedanke, als müß­ten noch erschütternde Stürme über ihr Leben dahin­brausen, um sie zur Klarheit mit sich selbst zu bringen."

Nach diesen Worten erhob sich Wellmer, da er Gelegenheit fand, sich der Baronin zu nähern und dem besorgten Mutterherzen die Beruhigung zu bringen, daß der geliebte Sohn seine höchste Be­friedigung finde in dem Studium der edlen Kunst, daß er alle Hoffnung habe, einen geachteten Namen in der Künstlerwelt zu erlangen und daß er an der Ueberzeugung festhalte, durch Erreichung dieses Ziels vielleicht auch eine Versöhnung mit dem Vater an­zubahnen.

Mit herzlichen Worten dankte die Mutter dem treuen Freunde des geliebten Sohnes und bat, ihm auch ferner seine Treue zu bewahren.

Kurze Zeit darauf wurden in Steiner's Villa Vorbereitungen zu einem glänzenden Ballfest getrof­fen. Schon harrten die Damen in den festlich ge­schmückten Räumen der geladenen Gäste und noch war unbegreiflicherweise der Kommerzienrat nicht aus der Fabrik zurückgekehrt. In seinem Zimmer, das abgeschieden von den Wohnräumcn der Herren des Geschäfts lag, ging er hastig und ruhelos auf und nieder, in lebhaftem Gespräch mit Wellmer, der, sich an einen Sessel lehnend, in ruhiger Haltung, aber mit sehr ernster Miene, seinen Worten zuhörte.

Glauben Sie nicht, Wellmer, daß ich vielleicht unklar wäre über die Lage, in der ich mich befinde. Ich weiß sehr genau, daß ich bedeutende Verluste erlitten habe; ich weiß aber auch, daß meine Ver­hältnisse mir erlauben, dieselben zu übersehen. Wenn