und der Einwohnerschaft die nächste Umgebung der Stadt mit ihren prächtigen Waldungen leichter zu- / gänzlicher zu machen. So hat der Verein im Laufe des Sommers einen hübschen Fußweg im Hesfenteich erbaut und damit einen der anziehendsten Punkte dem Naturfreunde eröffnet. Vom genannten Verein wurde am vergangenen Sonntag ein Waldfest in diesen herrlichen Tannenhallen abgehalten, welches, vom schönsten Wetter begünstigt, sehr zahlreich besucht war. Für musikalische Unterhaltung sorgte die tüchtige Stadtkapelle und der Liederkranz, so daß sich bald ein angenehmes und heiteres Volksfest entwickelte. Die Teilnehmer, aufs Beste befriedigt, sind den Veranstaltern des Festes zum gebührenden Danke verpflichtet.
-8- Vom hintern Bezirk. Der Kirchen- FV-^bau in Simmersfeld machte seit der Grundsteinlegung große Fortschritte. Die prächtigen Eingänge und zum Teil auch die Fensteröffnungen sind bereits sichtbar. Es sind nunmehr Bildhauer aus Altheim und Stuttgart angekommen und täglich stellen sich Schaulustige auf dem Bauplatze ein, um die schönen Proben ihrer Kunst zu bewundern. Zum Rundbogen am Haupteingang wird ein Stein verwendet, welcher schon in der alten Kirche diese Stelle einnahm und mit einer Inschrift und vielen Verzierungen versehen ist. Es kostet jedoch viel Mühe, dem alten schwarz- grauen Steinseine ursprüngliche Farbe wieder zu geben.
Eßlingen, 8. August. Vorgestern nacht'' wurde dem Kübler Clauß von bübischer Hand sein Kammerzenstock mit über 100 schönen Trauben abgeschnitten.
Eßlingen, 9. Aug. In der Nacht vom Samstag aus Sonntag stürzte der 28 Jahre alte Müllerknecht Friedrich Rath von Wildberg in dem Brodbeck'schen Müllereianwesen in eine Dunggrubc und trug solche Verletzungen davon, daß er unmittelbar nach seiner Verbringung in das Krankenhaus starb.
Von Obertürkheim meldet die „Eßl. Z.": Vorgestern Abend nach 9 Uhr schloß der Bahnwärter unmittelbar unterhalb der hiesigen Station beim Uebergang von Hcdel- fingen her in dcni Augenblick die Barriere, als ein mit zwei Pferden bespannter Garbenwagen zwar die Schienen passiert hatte, ein demselben angehängter kleinerer Wagen aber noch sich über die Schienen bewegte. Der um diese Zeit von Eßlingen herkommende Güterzug zertrümmerte den Wagen, ein auf demselben sitzendes 8jähnges Mädchen mehrere Meter weit wegschleudernd, ohne daß dasselbe äußerlich Schaden enommen hätte, wenn sich nicht noch eine innere Verletzung erausstellt. Auf dem vorderen Wagen, mit welchem die Pferde beim Hcrannahen des Zuges Reißaus nahmen, saßen die Eltern des Kindes. Vom Zugpersonal wurde niemand verletzt.
Von den Gewerbevereinen des Landes haben j bis jetzt folgende der Ludwigsburger Ausstel- > lung einen Besuch abgestattct: Kirchheim u. T., j Bietigheim, Nagold, Besigheim, Winnenden, Mezin- i gen, Marbach, Künzelsau, Leonberg, Zuffenhausen, r Calw, Herrenberg, Altensteig, Freudenstadt, Rotten- ' bürg a. N., Böblingen, Tübingen und Oberndorf a. N.
Ellwangen, 8. Aug. Nächsten Donnerstag feiern hier 15 Geistliche der Diözese Rottenburg, darunter Domkapitular Graf Wolfegg, ihr 25jährigcs Priesterjubilüum.
Lorch, 8. Aug. Der Pächter der hiesigen Gemeindejagd, Major Frhr. Sch. v. Sch., schoß am Montag abend einen Rehbock. Trotz alles Euchens konnte das angeschossene Tier nicht aufgefunden werden. Auch der Jagdhund kam nicht mehr zum Vorschein. Da die Dunkelheit hereinbrach, begaben sich die Jäger auf den Heimweg in dem sichern Glauben, der Hund werde bald Nachkommen. Zwei Tage vergingen jedoch, ohne daß sich dieser zeigte. Schon gab Herr Major v. Sch. das wertvolle Tier verloren, als ihm ein hiesiger Bürger meldete, daß er bei einem Gang durch den Wald einen Hund im Gebüsch gehört habe. Man begab sich dorthin und fand auf dem Boden sitzend den Hund und daneben den verendeten Rehbock. Zwei volle Tage hatte das brave Tier — ein englischer Schweißhund — die Jagdbeute seines Herrn bewacht, ohne an Heimkehr zu denken und ohne dieselbe anzurühren, obgleich es dem Verhungern nahe war. Solche Jagdhunde sind selten!
lllm, 7. Aug. Tic gestrige Hauptversammlung des würll. Votksichullchrcrvcreius war von allen Teilen Württembergs, sodann auch von bayr. Lehrern sehr gut besucht. ES mögen 799 Lehrer anwesend gewesen sein. Ten Haupt- gcgenstand der Verhandlungen bildeten „der Rcchcnnnlcrricht in der Volksschule" und „die Verbesserung der ökonomischen Lage der cv. Volksschullehrcr". Hinsichtlich des ersten Punktes sprach die Versammlung den Wunsch aus, daß ein neues Rechenbuch cingeführt werde, das den Bedürfnissen der Schule entspreche und nach dem Sinne der Mehrzahl der Lehrer an
gelegt sei. Zu dem letzten Gegenstand der Tagesordnung sprach besonders der Lehrerabgeordncte Nußbaumer. Er beleuchtete zuerst seine Doppelstellung als Lehrer und Abgeordneter. Als Lehrer gehöre er dem an Mühe reichen, immer noch mcht eine ihm gebührende Stellung einnehmenden Lehrstande an. So sehr er als Lehrer die gerechten Wünsche nach ökonomischer Verbesserung des Lchrerstandes, besonder? hinsichtlich Alterszulagen, Pensionen, Fürsorge für kranke, jüngere Lehrer u. s. w. anerkenne, teile und unterstütze, so dürfe er als Abgeordneter sein Bedenken der Versammlung nicht vorcnthalten, daß jetzt, wo die Finanzlage keineswegs eine günstige zu nennen sei (Nachweis mit Zahlen), der geeignete Zeitpunkt zum Petitionieren nicht sei. Sein Rat sei: Zuwarten. Es wurde der Beschluß gesaßt: Es soll den beiden Ausschüssen des evang. und kath. Volksschullehrervereins überlassen werden, zu geeigneter Zeit zu petitionieren und vorerst eine abwartende Stellung einzunchmen, ob die, eine Revision des Völksschulgesetzes beantragende Denkschrift nicht höheren Ortes Beachtung finde. Die Anträge auf Petition bezüglich der Wohnungsentschädigungsfrage wurden abgelehnt.
Brandfälle: In Bernhausen (Stuttgart) vom 6./7. ds. eine mit Heu und Früchten gefüllte Doppelscheuer; in Eisen harz bei Jsny am 4. ds. die Wirtschaft zum Lamm und am 7. ds. im Stadel des Gastwirts Reisch das mit Früchten und Futter gefüllte Gebäude; in Ennetach bei Mengen am 6. ds. das dem Gemeindepfleger Kniesel gehörige Doppelhaus.
In Caub am Rhein, da wo der alte Blücher in der Ncujahrsnacht 1813/14 den Strom überschritt und die Französin verfolgte bis nach Paris, da soll dem alten Mar- schall^Vorwärts ein schlichtes Denkmal errichtet werden. Die Älrger von Caub haben den Anstoß dazu gegeben und Kaiser Wilhelm, der als 17jähriger Jüngling den Uebergang mitmachte, ist auch dafür.
Der Verein hessischer Aerzte hat in einer an das Ministerium in Darmstadt gerichteten Resolution die Feuerbestattung als besonders empfehlenswert bezeichnet.
Gera. Der hiesige Stadtrat hat dem Fleischermeister Raithel das Schlachten des Viehes nach jüdischer Methode, „Schächten" genannt, als Tierquälerei bei 150 ^ Strafe untersagt.
Breslau, 7. Aug. Das Befinden des schwer erkrankten Fürstbischofs Dr. Herzog hat sich so verschlechtert, daß Aussicht auf seine Wiederherstellung kaum vorhanden ist. Das fürstbischöfliche Generalvikariat hat Gebete für ihn angcordnet.
Bremen, 7. Aug. Der Dampfer „Werra" ist in Boston angekommen. Die Welle ist gebrochen und die Schraube verloren gegangen.
Berlin, 4. Aug. Die militärische Lustschifser- Abteilung ist jetzt so weit, daß auch Unteroffiziere zur selbständigen Leitung von Luftschiffen ausgebildet sind. Vorgestern haben nach der „N. Pr. Ztg." zwei Sergeanten nach bestandener Prüfung das Zeugnis für die selbständige freie Fahrt erhalten und der Sergeant Bluhm hat bereits vorgestern seine erste Fahrt als Führer eines Ballons an getreten. Zur ferneren Ausbildung zu selbständigen Luftschiffern fahren zwei jüngere Offiziere mit; der Ballon hat also 3 Mann an Bord.
Berlin, 6. Aug. Graf Robilant reist Ende nächster Woche von Rom ab, um mit dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky zusammenzutreffen. — Kaiser Franz Joseph richtet gelegentlich des 200jährigen Jubiläums der Befreiung Ofens von den Türken ein Handschreiben an Herrn v. Tisza, welches die ungarischen Besorgnisse beschwichtigen und die Armeefrage beilegen soll.
Berlin, 9. Aug. Der russische Staatsminister Herr v. Giers ist heute abend von Petersburg auf der Durchreise hier eingetroffeu. Morgen vormittag reist er bereits nach Franzensbad weiter.
Berlin, 10. Aug. Minister v. Giers ist heute nach Franzensbad abgereist. Derselbe hatte vorher einen Besuch im Auswärtigen Amte abgestattet.
Ein sehr berüchtigter Kurpfuscher war William Becker in Berlin. Er trieb sein Geschäft ins Große , hielt sich zwei Aerzte ä 6900 zum Verschreiben seiner Rezepte und verschickte seinen „Fliegenden Ratgeber für Haus und Familie" mit den Schwindel-Rezepten durch die halbe Welt. Er wurde wegen Pfuscherei zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und in Haft genommen, aber gegen Kaution von 10000 ans freien Fuß gestellt. Die 2te Instanz wartete er gar nicht ab, sondern ließ die Kaution im Stich und entfloh nach Amerika zu seinen vielen dortigen Kollegen.
Erneu schönen Lohn für eine brave That erwarb sich am Dienstag in Potsdam ein dortiger Einwohner. Derselbe vernahm kamn, am Kanal entlang gehend, die lauten Rufe: „Hilfe, Hilfe, ein Kind ins Wasser gefallen!", welche eine über das Geländer gebeugte Frau mit gerungenen Händen aussticß, als er auch kurz entschlossen herbeieilte, den Rock abwarf und über das Geländer hinweg ins Wasser sprang. Nach kurzem Kampfe gelang cs dem edelmütigen Manne, das Kind aufs Trockene zu bringen. Es war — sein eigener H/zjährigcr Sohn, welchem er das Leben gerettet halte.
Lesterreich-Ungarn.
Gafleiu, 9. August. Kaiser Franz Josef ist s
i gestern abend 7 Uhr eingetroffeu. 'von dem Prinzen I Wilhelm, dem Fürsten Bismarck, dem Prinzen Reuß und dem Gefolge des Kaisers Wilhelm vor dem Badeschloß empfangen. Der Kaiser umarmte und küßte den Prinzen Wilhelm, drückte aufs wärmste Bismarck die Hand und sprach mit dem Gefolge. Er begab sich darauf ins Badeschloß, wo ihn Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Elisabeth am Fuße der Treppe erwarteten. Beide Monarchen umarmten und küßten einander wiederholt; sie zogen sich oann in die Gemächer des Kaisers Wilhelm zurück, wo sie mit der Kaiserin und dem Prinzen Wilhelm etwa 20 Min. verweilten. Die Kaiserin fuhr sodann zur Villa Meran zurück. Der österreichische Kaiser begab sich zu Fuß nach seinem Absteigequartier im Hotel Straubinger und wurde hierbei wie bei seiner Ankunft von der dichtgedrängten Menge init enthusiastischen Hochrufen begrüßt.
Gastein, 9. Aug. Um 11 Uhr heute vormittag begab sich der Kaiser von Oesterreich zu Fuß in preußischer Generalsuniform und begleitet von seinem Flügeladjutanten in das Badeschloß zum Besuch des Kaisers Wilhelm. Nach einem einhalbstündigen Aufenthalt ging der österreichische Kaiser nach dein Schwaigerhause, wo ihm Fürst und Fürstin Bismarck im Garten vor dem Hause cntgegenkamen und ihn begrüßten. Der Kaiser blieb etwa eine halbe Stunde lang und wurde vom Fürsten Bismarck bis an den Ausgang des Gartens begleitet. Auf dem Rückwege nach seinem Absteigequartier wurde der Kaiser von dem dicht gedrängt Spalier bildenden Publikum ehrfurchtsvoll begrüßt. Graf Kalnokh machte um 11 Uhr dem Fürsten Hohenlohe und um 12 Uhr dem Fürsten Bismarck Besuche. Graf Kalnoky blieb bis kurz vor Ankunft des Kaisers von Oesterreich bei dem Fürsten Bismarck im Schwaigerhause. Mittags hatte Graf Kalnoky eine Audienz beim Kaiser Wilhelm und machte darauf dem Prinzen Wilhelm von Preußen seine Aufwartung. Der Kaiser von Oesterreich empfing Graf Herbert Bismarck, darauf den Fürsten Bismarck in Audienz.
Ga st ein, 9. Aug. Als Kaiser Franz Joseph gestern abend von der ersten Begegnung mit dem Kaiser Wilhelm sich nach seinem Hotel begab, war der deutsche Kaiser auf den Balkon des Vadcschlosses getreten, von der versammelten Menge mit Hochs und Hurrahrufeu begrüßt. Der österreichische Kaiser wandte sich rasch herum und salutierte lächelnd vor Kaiser Wilhelm, welcher seinerseits dem Kaiser Franz Joseph herzlichst zuwinkte. Das Publikum begleitete den Vorgang mit langanhaltenden Jubelrufen. Beide Majestäten zogen sich darauf in ihre Gemächer zurück. Darauf stattete Prinz Wilhelm Namens des Kaisers Wilhelm dem Kaiser von Oesterreich einen Gegenbesuch ab.
^ Schweiz.
Bezüglich des jüdischen L-chächtens hat der Zentralvorstand der schweizerischen Tie r s ch u tz- ver ei ne an das eidgen. Departement des Innern eine Petition gerichtet, in welcher das bei den Juden übliche Schächten als arge Tierquälerei bezeichnet und das Departement aufgefordert wird, Schritte einzuleiten, daß auf dem ganzen Gebiet der Eidgenossenschaft das Töten der Schlachttiere in öffentlichen und privaten Schlachthäusern ohne vorherige Betäubung durch Schlag oder Schuß verboten werde.
Italien.
In Italien zeigt das allgemeine Wahlrecht seltsame Neigungen. Die Kammer zählt jetzt vier Abgeordnete, welche zurzeit im Gefängnis sitzen.
Frankreich.
Paris, 9. Aug. Allem Anschein nach, schreibt ein Korrespondent der „M. A. Ztg.", stehen wir erst am Anfang des Boulanger-Skandals. Gereizt durch die Keckheit, mit welcher der Kriegsminister die Rollen zu vertauschen sucht und selbst den Gekränkten spielt, erbittert über sein Vorgehen gegen Lim- bourg, den Rechtsanwalt des Herzogs von Aumale, der nur eine Amtsobliegenheit erfüllte, indem er die von seinem Klienten bei ihm hinterlegten Briefe des Ministers facsimilieren ließ, werden die Orleanisten, wie ich aus bester Quelle erfahre, in den nächsten Tagen eine zweite, vermehrte und verbesserte Auflage der Bculanger'schen Bettel- und Dankbriefe erscheinen lassen. Der Rechtsanwalt Limbourg hat die öffentliche Meinung durchaus auf seine Seite gebracht, indem er den Minister, der seiner unqualifizicrbarcn Abläugnung der Verleumdung hinzufügte, für satisfaktionsunfähig erklärte. Es bestätigt sich, daß Grevy