Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 ^!, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 Monats-

abomiemcnt nach Verhältnis.

Donnerstag den 12. August.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 ^1, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.

1886 .

Amtli ch e s.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Aus­setzung von Preisen für Leistungen im Fischereiwesen für das Jahr 1887.

Zur Förderung der künstlichen Fischzucht und eines rationellen Betriebs der Fischerei werden als Anerkennung für hervorragendere Leistungen auf die­sem Gebiete, insbesondere für Ausstellung und An­wendung geeigneter kleiner Fischbrutapparate, für Errichtung zweckmäßiger Fischbrutanstalten, für zweck­entsprechende Einrichtung und rationellen Betrieb der Teichfischerei (in Setz- und Streckteichen), für Ver­einigung kleiner Fischwasserbezirke zu einem rationel­len Gesamtbetrieb rc. Preise von 25100lL im Gesamtbetrag von 500/L ausgesctzt.

Die Preisbewerbungen, welche eine Darlegung der Leistung beziehungsweise eine nähere, unter Um­ständen mit Zeichnungen belegte Beschreibung der Anlage entdeckten müssen, sind bis 1. April k. I. an die Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart einzusenden.

Diejenigen Fischzüchter, welche in den Jahren von 1881 ab Preise erhalten haben, können für das Jahr 1887 nicht wieder für die gleiche Leistung als Bewerber auftreteu.

Stuttgart, den 23. Juli 1886.

Für den Präsidenten:

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Gcstorbcn: Tcn 8. August in Stuttgart Wilh. Wiedemann, Kaufmann. Aog. für das Amts-O.A. Stutt­gart 186870, früher BürgcrauSjchußmitgl., nach Blums Tot Vorstand des Stuttgarter LicderkranzcS, 1881 Ehrcu- vorstand desselben, Ausschußmitgl. des schwäbischen und des deutschen Sängerbundes, Ehrcnmitgl. des Wiener Mannerge­sangvereins, der Züricher Harmonie, des Eßlingcr, Rcutlin- ger Licderkranzcs, des Märkischen Zentralsängerbuiides, der Kölner Liedertafel und verschiedener anderer Vereine, 61 Jahr alt. _

Die internationale Lage.

Es ist keine ungewöhnliche Erscheinung, das; sich im Hochsommer, also im allgemeinen der Ruhe­zeit der parlamentarischen wie diplomatischen Ge­schäfte, allerhand beunruhigende Gerüchte über die Bedrohung des europäischen Friedens entstellen und auch der heurige Sommer macht hiervon keine Aus­nahme. Ja, gerade Heuer treten derartige Gerüchte schärfer und bestimmter auf, als sonst und allerdings sind verschiedene Momente geeignet, diesen allarmie- reuden Meldungen eine gewisse Unterlage zu ver­leihen. Hauptsächlich ist es das wüste Gelärme der panslavistischen Blätter, in welches der Chorus der Revancheblätter jenseits der Seine getreulich sekun­dierend einsällt, das hierbei seine Rolle spielt und cs läßt sich nicht leugnen, daß solche in ihrer Ten­denz unverhohlen deutschfeindliche Aenßerungen, wie man sie erst kürzlich seitens der panslavistischen Moskauer Zeitung" vernehmen konnte, der Stim­mung maßgebender russischer Kreise nur entsprechen. Mit anerkennenswerter Offenheit giebt mau hier der Uebcrzcugung Ausdruck, daß cs zuletzt immer wieder Deutschland ist, welches der russischen Thatenlust, soweit sich diese nach dem Westen Luft machen will, insgeheim einen Riegel vorschiebt und der Unmut über diese angebliche geheime Gegnerschaft Deutsch­lands kommt eben in der russischen Presse stets auf's Neue zum Ausdruck.

Selbstverständlich findet das antideutsche Trei­ben der Panslavistenblätter in der chauvinistischen Presse Frankreichs ein lebhaftes Echo und sofort ist man jenseits der Vogesen bereit, an dem russisch­

französischen Bündnisse, diesem Lieblingstraume der Patriotenliga, weiter zu weben und hierbei mit die verschiedensten Vorkommnisse der jüngsten Zeit, wie besonders die Teilnahme des russischen Militairbe- vollmächtigten Fredericks an der Chaney-Feier in Nouart und das bisherige Unterbleiben der Begeg­nung des Hrn. v. Giers mit dem Fürsten Bismarck, zu verwerten. Aus diesem Treiben der russischen und französischen Chauvinisten leitet sich eben die allgemeine Beunruhigung her, die in den letzten Wo­chen durch förmlicheKriege in Sicht" Artikel ihren Ausdruck fand.

Aber stehen denn wir überhaupt wirklich vor einer unmittelbaren Kriegsgefahr, ist das aus den Spalten der Zeitungen widertönende und weite Be­völkerungskreise beunruhigende Kriegsgeschrei den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend? Nun, bei einer unbefangenen Prüfung der gegenwärtigen inter­nationalen Lage findet sich glücklicherweise, daß die Pessimisten und ewigen Unglücksraben denn doch arg übertreiben. Gewiß giebt es in Rußland wie ja auch in Frankreich selbst in den einflußreicheren Kreisen zahlreiche deutschfeindliche Elemente, aber die maßgebenden Faktoreien an der Neva wissen offenbar sehr gut, was für das Czarenrcich nun gerade,, herausgesagt in einem Kriege mit Deutschland aus dem Spiele steht. Und ist denn auch die politi­sche Konstellation so sehr günstig für Rußland? Das so viel gepriesene Einverständnis mit Frankreich ist zum Mindesten noch in einer recht embryonisti- schen Gestalt vorhanden, auf der Balkanhalbinsel wollen sich durchaus keine russischen Allianzen an­knüpfen lassen, Italien würde für Rußland ein sehr unsicherer Kantoniste" sein und somit blieben nur uoch Oesterreich und England. Da aber giebts nur eine kurze, jedoch schwerwiegende Antwort: Gastein! In dem salzburger Badeorte hat am Sonntage die Fortdauer der deutsch-österreichischen Allianz durch die Begegnung Kaiser Wilhelm's mit dem Kaiser Franz Joseph ihren entschiedenen Ausdruck gefunden und gestaltete sich dieselbe diesmal durch die Teil­nahme des Prinzen Wilhelm von Preußen, des künf­tigen Erben des deutschen Kaiserthrones, des Fürsten Bismarck und des Grafen Kalnoky, sowie des Staatssekretairs im deutschen auswärtigen Amte, Grafen Herbert Bismarck, zu einem hochbedeutsamen Akte, der besser als alles andere die unerschütterte Einigkeit Deutschlands und Oesterreichs, dieser nach wie vor einzig zuverlässigen Unterlage für den euro­päischen Frieden, dokumentiert. Außerdem ist aber auch der stellvertretende englische Botschafter in Kon­stantinopel, Sir William White, in Gastein anwesend gewesen und dies spricht deutlich dafür, welcher Zug in der auswärtigen Politik des neuen englischen Kabinets Salisbury maßgebend sein wird, nämlich das Streben nach Einverständnis mit der Friedens­politik der beiden zentraleuropüischcn Kaisermächte und diese Annäherung Englands an das deutsch­österreichische Bündnis kann für die Erhaltung des Friedens in Europa und dem Orient nur von glück­licher Vorbedeutung sein. Es liegt somit nach mensch­lichem Ermessen kein Grund vor, eine unmittelbare Kriegsgefahr zu befürchten, die internationale Lage ist eben nicht danach angcthan und diese Erkenntnis wird sich hoffentlich bald überall Bahn brechen und zur Wicdcrberuhigung der Gemüter beitragen.

Tages-Neuigkeiterr.

* Nagold, 10. Aug. Auf Veranlassung der ^Handels- und Gewerbckammer Calw fand gestern in

Eb Hausen unter Vorsitz des Herrn Kommerzienrats Stälin eine Versammlung von Wasserwerkbesitzern und Holzhändlern des Nagoldthales statt, um über die seit langer Zeit vielfach angeregte Frage wegen Abschaffung der Flößerei auf der Nagold zu beraten. Dabei wurde besonders hervorgehoben, daß der Nutzen der immer mehr abnehmenden Flößerei gegenüber den Kosten der Unterhaltung und Herstellung von Floßgassen sowie gegenüber dem Schaden der Wasser­werkbesitzer durch Betriebsstörung in gar keinem Verhältnis mehr stehe, auch die Ausnützung der Wasserkräfte an solchen Floßstraßen sehr erschwert sei. Solange aber keine anderen und besseren Ab- suhrwege des Holzes als die jetzigen geschaffen, könne von Abschaffung der Flößerei keine Rede sein. Auch über die mangelhafte Handhabung der bestehenden Floßordnung wurde Klage geführt. Schließlich wurde einstimmig folgende Resolution angenommen: Es sei der Aufhebung der Flößerei zuzustimmen un­ter der Voraussetzung, daß für Herstellung der nöti­gen Zu- und Abfahrtswege gesorgt werde.

fff Nagold. (K ircheu g esan gv ereins- sache betreffend.) Im Hinblick auf das am 15. Scpt. hier stattfindende Fesi des cvang. Kirchenge­sangvereins wollen wir unsere Leser kurz mit den Zwecken dieses Vereins bekannt machen. Derselbe nimmt sich zur Richtschnur die Ermahnung Pauli: Lasset das Wort Christi unter euch reichlich woh­nen in aller Weisheit, lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern und singet dem Herrn in eurem Herzen." Er will also unsre ev. Gottesdienste, vor­ab in Festzeiten, würdig ausstatten durch Chöre, die sich au das gelesene und gepredigte Wort anschließen, indem sie demselben zur Ergänzung und Erläuterung dienen und hinwiederum ihrerseits von ihm Würdi­gung und Beleuchtung empfangen. Diejenigen, die sich zur Mitwirkung bei solchen Choren bereit finden lassen, bilden die aktiven Mitglieder des Vereins, und teils zu gegenseitiger Ermunterung teils zur Ausbreitung der Sache wird alljährlich bald da bald dort ein Landesfest abgehalten, das von den Nächst­liegenden Vereinen beschickt wird. Da allerlei Kosten, namentlich auch aus der Anschaffung von Musikalien, erwachsen, so ist es von Wert) auch passive Mit­glieder zu gewinnen, die durch Bezahlung von 1 ^ pro Jahr ihr Interesse für die Sache bethätigen, dafür aber den Vorzug haben, daß sie 1) zur Teil­nahme an der Fcstaufführung (auf reserviertem Platz), 2) zur Teilnahme an der geselligen Vereinigung der Mitglieder am Festtage (hier in der Turnhalle), 3) zur Teilnahme an den Beratungen der Hauptver­sammlung berechtigt sind. Da der gewöhnliche Ein­trittspreis, wie früher in diesem Blatt mitgeteilt, 50 beträgt, so dürften sich hoffen wir, zahl­reiche Personen von hier und Umgegend veranlaßt finden, sich eine Mehrausgabe von 50 aufzuerle­gen und durch Erwerbung einer Jahreskarte eines­teils sich die oben erwähnten Vorteile sichern andcrn- teils durch dieses unbedeutende Opfer die gewiß edlen Zwecke des Vereins materiell zu unterstützen. Solche Jahreskarten L 1 die natürlich nur für dieses Fest Geltung haben und den Inhaber für künftig durchaus nicht binden, können von den Se- minaroberlchrern Hegele und Köbcle und von Schul­lehrer Dölkcr jederzeit bezogen werden.

G Alten steig, 10. Aug. Der hiesige Ver­schönerungs-Verein gibt sich sehr viel Mühe, den zahlreich zur Luftkur sich hier aufhaltendcn Fremden