ßung in Kenntnis setze, spreche Ich Ihnen für die Mir von Ihnen in Ihrer bisherigen Stellung mit Eifer, Treue und Auszeichnung geleisteten Dienste Meinen gnädigen Dank und Meine volle Anerkennung aus.

Zugleich habe Ich in der Absicht, Ihnen noch ein besonderes Zeichen der wohlwollenden Ge­sinnungen zu geben, die Ich persönlich für Sie hege, Ihnen als Andenken Mein Bild bestimmt, das Ich für Sie besonders anfertigen lasse und das Ihnen sofort nach seiner Vollendung zugehen wird.

Ich hoffe, daß Sie die Ihnen nunmehr gewährte Ruhe noch viele Jahre in ungestörter Gesundheit genießen werden, und bitte Gott, daß Er Sie, werter Herr General der Infanterie v. Schacht­meyer, in seinen heiligen Schutz nehme.

Nizza, den 19. Mai 1886.

(gez.) Karl

An den Herrn General der Infanterie v. Schachtmeyer."

8.6.H. Stuttgart, 26. Mai. Die Ankunft Sr. Majestät des Königs aus Nizza wird heute mittag 1 Uhr erwartet. Zum Empfange werden sich II. KK. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Ludwigsburg, sowie sämtliche Mitglieder des königl. Hauses, die obersten Hofchargen, die Hof­staaten der höchsten Herrschaften, die Mitglieder der Gesandtschaften, die Minister und die Generalität und ein Teil der Stadtbehörde mit dem Oberbürgermeister als Deputation und der ganze ständische Ausschuß auf dem Bahnhof einsinden. Der Andrang seitens des Publikums wird, wie vorauszuschen ist, ein über­aus großer und allgemeiner werden, da die Einwoh­ner Stuttgarts nach so langer Trennung von ihrem geliebten König Karl in freudigster Bewegung seines Wiedersehens harren und ihm von der Liebe, der Verehrung und Anhänglichkeit seines Volkes einen aufrichtigen Beweis geben wollen. Wie wir aus guter Quelle erfahren, ist das augenscheinliche Befin­den Sr. Majestät ein sehr zufriedenstellendes; seine Leiden haben sich dieses Jahr mehr geheilt als sonst, so daß die Gesundyeil unseres so geliebten Monar­chen wieder gekräftigt und damit die Befürchtung um dieselbe in allen Herzen seiner getreuen Württem- berger völlig erloschen ist.

Reutlingen, 23. Mai. Der heutige Sonn­tag brachte uns mittags 2 Uhr ein Gewitter, leider mit Hagel. Auf der Achalm lag derselbe so massen­haft, daß er einer Schneedecke glich. Wie groß der dadurch angerichtete Schaden namentlich an den Wein­bergen an oci' Achalm ist, läßt sich noch nicht über­sehen. (Auch von Pfullingen wird von starke Hagel berichtet. Aucb in WiumandinHM hagelte es, doch scheint hier der Schaden nicht groß; ebenso wird von Nürtingen über ein Hagelwetter berichtet).

Stern enfcls, 22. Mai. Die Weinberge stehen hier recht schön: sie haben durch die Fröste am Anfang des Monats im ganzen sehr wenig not- gelittcu, die Traubenansätzc versprechen bis jetzt einen reichen Ertrag. Obst gibt es hier wie in unserem ganzen Bezirke nur wenig.

Ludwiqsbnrg, 24. Mai. Unsere Stadt ver­anstaltet vom 15. Juli bis 15. August eine Gewerbe- Ausstellung, zn welcher die Vorbereitungen bereits kräftig in Angriff genommen sind. Ludwigsburg be­sitzt eine manchfaltigc Industrie und leistet, wie be­kannt, auf einzelnen Gebieten Hervorragendes. Ne­ben den in großem Maßstab betriebenen Industrie­zweigen wird aber auch das Kleingewerbe sich leb­haft au der Ausstellung beteiligen. Im ganzen zählt man vorläufig etwa 140 Aussteller.

Braudfälle: In Genkingen am 19. d. ein von 2 Familien bewohntes Wohubaus.

Zum Kapitel geistlicher Unduldsamkeit liefe, t man dem in Heidelberg erscheinendenAlikath. Boten" aus Württemberg folgenden charakteristischen Beitrag, iür dessen Richtigkeit wir natürlich dem genannten Blatte die Verantwortung überlassen müssen: Als bei der römisch katholischen Kirche in Ulm das Straßenpflaster erneuert werden sollte, wurde ultramontanerseits das Ansinnen gestellt, nur römisch-katholische Pflästerer zn verwenden, protestan­tische also auszufchließe». Der Oberbürgermeister von Ulm soll diesem Begehren alsbaldige Gewäh­rung zugesagt yaben mit dem Anfügen, daß daun morgen alle römisch-katholischen Arbeiter am Mnn- srerbau entlassen werden wurden. Daraufhin soll man ultramontanerseits jenes Begehren zurückgezo­

gen haben. Es wäre wünschenswert, daß auf alle derartigen Kundgebungen fanatischer Intoleranz in so treffender Weise gedient würde!

München, 24. Mai. Der Landtag wird Donnerstag vertagt, nicht geschlossen. Eine Nach­session wird damit sicher.

Ein entsetzliches, ganz eigenartiges Unglück hat einen Zimmergesellen in Nürnberg heimgc- sucht. Derselbe hatte abends in fröhlicher Gesellschaft des Guten etwas zu viel gethan und da er nicht mehr recht sicher aus den Beinen war, brachten ihn auf dem Nachhausewege seine Zechgenosscn in die Bauhütte eines nahegelegenen Zimmerplatzes, da­mit er daselbst seinen Rausch ausschlafe. Als nun aber der Mann gegen Morgen die Hütte verlassen wollte, wurde er von dem Hofhunde, welcher den Zimmerplatz bewachte, angefallen. DaS starke, wü­tende Tier richtete ihn fürchterlich zu, es zerfleischte ihm die Brust und biß ihm die Genitalien vollstän­dig weg. Nach einiger Zeit wurde der Verunglückte, den das Bewußtsein verlassen hatte, aufgefundcn und nach Anlegung eines Notncrbandes in's städtische Krankenhaus verbracht. Die Aerzte zweifeln, den Mann, der übrigens unverheiratet ist, am Leben er­halten zu können.

Hamb u r g, 25. Mai. Sämtliche Kondukteure und Kutscher der Hamburg-Altonaer Pferdebahn streiken seit heute morgen. Die Streikenden verlan­gen eine Lohnerhöhung von olL 3 auf M 3.50. (Nach einem Telegramm der K. Ztg. haben die Kon­dukteure mittags die Aibcit wieder aufgenommen).

Herr Brentano in Frankfurt a. M. schenkte in der Freude seines Herzens, als ihm in Rödelheim der erste Ur­enkel geboren wurde, der Armenkasse des Städtleins 1000tL Die frommen Rödelheimer beten seitdem täglich, daß das Er­gebnis jährlich wiederkehre.

Berlin, 22. Mai. Das im Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Cochem, liegende Dörfchen Hambuch ist in der verflosse­nen Nacht von einem furchtbaren Brandunglück heimgcsncht worden. Das wütende Element verzehrte 3040 Wohnhäuser, Scheuern und Ställe und in den letzteren auch eine große Menge Vieh, das nicht mehr gerettet werden konnte. Auch zwei Menschen, eine Frau und ein Mädchen, welche mit der Rettung des Viehs beschäftigt waren, fanden in den Flam­men Ihren Tod.

Berlin, 22. Mai. Die Kommission des Ab­geordnetenhauses zur Beratung über den Gesetzentwurf betreffend die Gewährnng eines preußischen Sonder­beitrags von 50 Millionen Mark zu den Kosten der Herstellung des Nordostseekanals hat jetzt ihren schrift­lichen Bericht durch den Abg. Holleseil erstattet. Die Kommission hat mit allen gegen eine Stimme be­schlossen, unveränderte Annahme des Gesetzentwurfs zu beantragen,

Berlin, 23. Mai. Die Eröffnung der Jubi- länms-KunstaussteUiing hat programmmäßig stattge­funden. Der Kronprinz wies in seiner Ansprache an den Kaiser auf die vor hundert Jahren vollzogene Stiftung der Ausstellungen durch Friedrich den Großen hin. Nachdem dann ein Völkergewitter ohne Gleiche» vor mehr als 80 Jahren das alte Europa von Grund verändert hatte, bleibe eS ewig denkwür­dig, daß Männer aus dem Norden wie Winkelmann, Thorwaldsen, Carslens und Schinkel eS gewesen seien, welche die Botschaft von Hellas verkündeten: eine andere Schaar, in deren Mitte Cornelius, habe die deutsche Vorzeit znrückgerufen. So erwuchs mannigfaltigwie cs deutsche Art ist, auch die deutsche Kunst; immer mehr sich erweiternd, gewährt sie eine Fülle von Erscheinungen, die wir in der Hoffnung genießen, daß die mancherlei Gaben zuletzt in einem Geiste der Wahrheit, Gesittung und Vater­landsliebe zusammcnwachscu werden, nach dem Vor­bild der Geschicke unserer deutschen Stämme, die unter der väterlichen Leitung des Kaisers ein eini­ges Haus, eine starke Familie geworden sind. Altherge­brachter Sitte gemäß ist auch das Ausland gastlich cingcladen worden; mit freudiger Bereitwilligkeit sind die Künstler aus den Nachbarstaaten und aus weiter Ferne dem Rufe gefolgt. Ihnen allen rufen wir ein freundliches Willkommen zu.

Berlin, 24. Mai. Leopold v. Ranke ist ge­stern abend 10^/« Uhr gestorben.

Berlin, 25. Mai. Das Gesetz, betreffend die Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze, ist heute veröffentlicht worden.

Eine unberufene Korrektur bat in der Gertrandcnstraßc in Berlin ein sogen. Witzbold in einem Plakat vorgcnom- mcn, in welchem vom Anffrischcn aller Tamcnhüte die Rede gewesen ist. Jetzt lautet, selbstverständlich zur allgemeinen Heiterkeit, wie folgt:Alte Damen werden hier modernisiert l oder auch gegen neue nmgctauscht".

I A u s Obers ch lcsie n. Die Frauenarbeit auf

den königl. Gruben in Oberschlesien soll völlig ab­geschafft werden. Die SreiukvhlcngrnbeErbreich" bei Königshütte hat den Anfang gemacht und alle Arbeiterinnen entlassen. Auf den übrigen Staats­gruben steht die Entlassung dicht bevor. Wir fin­den das ganz in der Ordnung, nur muß man jetzt den Männern soviel Lohn gebe», daß ihre Frauen und Kinder davon leben können.

Neustadt, 22. Mai. Auf eine originelle Idee sein Eigentum vor Dieben zu schützen, ist ein hiesiger Taubenzüch­ter gekommen. Er drückte nämlich den Schwanzfedern seiner Tauben mit haltbarer blauer Farbe seinen Stempel auf und bezweckte wirklich dadurch daß eine dieser gezeichneten Tauben, ein ihm abhanden gekommenes, besonders wertvolles Exemplar, durch die Gendarmerie auf Eirund dieses von dem Dieb gar nicht bemerkten sicheren Erkennungszeichens bei einem hiesigen Maurer entdeckt worden ist. Wir empfehlen dies probate Mittel zur Nachahmung.

Oesterreich-Ungarn.

Pest, 22. Mai. Hier herrscht große Erregung gegen die K. K. Armee, weil gestern einige Offiziere in Ofen auf dem Friedhof die Gräber der im Jahr 1849 im Kampf gegen die ungarische Armee gefalle­nen österreichischen Offiziere bekränzt haben. Im Abgeordnetenhaus stellte Ugron (äußerste Linke) des­halb eine Interpellation. Im Lauf deS heutigen Tages bemächtigte sich nun die Studentenschaft der Sache. Sie beschloß, die auf die Gräber der ge­fallenen Offiziere niedergelegteu Kränze herabzurei­ßen. das Hentzimonument mit einem Zwicbelkranze zu behängen und dem General Jansky eine Katzen­musik zu bringen. Dies letztere wurde zuerst ausge­führt, am Hause, wo er wohnt, wurden die Fenster cingeworfeu. Von da zogen die Studenten nach Ofen hinüber zum Hentzi-Denkmal und bewarfen es mit faulen Eiern. Dort sangen sie das Kossnthlicd und demonstrierten vor dem Gebäude des General­kommandos, wo sie entsetzlichen Lärm schlugen. Dort befindet sich auch das Palais des Erzherzogs Joseph, wo gerade Gesellschaft versammelt war. und in un­mittelbarster Nähe liegt die Burg, wo die Kaiserin und Erzherzogin Valerie weilen. Die Offiziere stellen jede demonstrative Absicht in Abrede. Es kann nicht geleugnet werden, daß die Stimmung in Offi­zierskreisen durch die Demonstrationen eine sehr er­regte ist.

Lemberg, 24. Mai. Die Stadt Baligrod (Bezirk Lisko) brennt seit gestern Mittag. Die Be­zirksstadt Nadworna wurde zum zweiten Male seit zwei Wochen vergangene Nacht von einem größeren Brandunglück betroffen.

Belgien.

Brüssel, 23. Mai. Man hat berechnet, daß die Glasfabriken Belgiens infolge der treulichen Ar­beitseinstellungen über 6 Millionen allein dadurch verlieren, daß sie eine Menge Kunden einbüßten und viele Bestellungen rückgängig gemacht wurden. Wann werden die Arbeiter endlich einsehen, welch zweifel­haften Gewinn ihre Strikes einbringen? Und wahr­haftig, die Glasarbeiter hatten keinen Grund, über schlechten Lohn zu klage». Manche Blaser verdienten 600 Frcs. und sogar mehr im Monat! (?)

Brüssel, 24. Mai. Hiesige offiziöse Blätter melden, Deutschland hätte der belgischen Regierung angeraten, die sozialistische Manifestation am 13. Juni zu verbieten. (?) Diese Nachricht erregt hier gro­ßes Aufsehen.

Frankreich.

Paris, 22. Mai. Der Univers veröffentlicht ein Manifest des Don Carlos, worin derselbe gegen die Proklamicrung Alfonsos XIII protestiert und er­klärt, er werde niemals seinen Rechten entsagen.

Pari s. 24. Mai. Die gestrigen Manifestatio­nen der Communarden anläßlich des Jahrestages des Sturzes der Commune sind ohne Conflikt mit der Polizei verlaufen. Die Polizei hatte ganz unge­wöhnliche Maßregeln getroffen. Vor dem Kirchhofe wurde jeder Versuch zur Ansammlung sofort ver­hindert. . .

Tic folgende romantische Geschichte wird in Paris gegenwärtig viel besprochen. Im diesjährigen PariserSalon" erregte ein vom Maler Tenissicr ausgestell­tes Franenköpfchcn mit der Aufschrift:Schaut ihr ins Auge!" großes Aufsehen. Ein schottischer Gutsbesitzer, Namens Pcnhryn, war von dem Bilde so entzückt, daß er stundenlang vor demselben verweilte. Endlich suchte er den Maler auf und bestürmte ihn um die Adresse des Modells, die dieser jedoch zn verraten sich weigerte. Schließlich sagte Mr. Penhrpn:Sic zerstören das Glück des Mädchens durch ih­ren Eigensinn, führen Sic mich zn ihr und ich gebe Ihnen mein Wort, wer und was immer sic sei, ich lasse mich nächste Woche mit ihr kopulieren." Jetzt willigte Tenissicr ein, f führte den verliebten Mann in eine ärmliche Wohnung, hier ' fand er, über die Nähmaschine gebeugt, das reizende Gesicht-