/ wohltönender Stimme zu Ende führte. Von den Chören waren wohl am besten:Erschallt Trompeten", Zum glanzerfüllten Sternenzelt" und namentlich Gott Dagon hat den Feind besiegt". Es ist zu be­klagen, daß die herrlichen Chöre nicht mehr durch Massenwirkung hervorgehoben werden konnten. Zwar wäre es leicht gewesen, mehr Männerstimmen zu ge­winnen; allein durch eine Vermehrung derselben wä­ren die 8 Sopranstimmen erdrückt worden. Letztere hatten ohnehin Mühe gegen die Uebermacht der In­strumente und der Männerstimmen aufzukommen; wir müssen ihnen aber alle Anerkennung und Bewunde­rung dafür zollen, daß sie mit solcher Tapferkeit aus­gehalten und noch im anstrengenden Schlußchor die letzte Kraft aufgeboten haben. Bei dieser Gelegenheit können wir die Bemerkung nicht unterdrücken, daß es auffallend erscheint, warum so wenige von den sangeskundigen Jungfrauen Nagolds sich in den Dienst der holden Musika stellen. Es muß auf unfern uner­müdlichen Musikdirektor, Seminaroberlehrer Hcgele, dem wir für die mannigfachen Kunstgenüsse zu gro­ßem Dank verbunden sind, niederschlagend wirken, wenn er für seine musikalischen Bestrebungen so wenig thatkräftige Unterstützung findet. Die Abhal­tung des Kirchengesangvereinsfestes in Nagold schien durch Erweiterung der Orgelempore gesichert; sollte sie an Sopranmangel noch scheitern müssen?

Nagold. Das Gemeindeangehörig- keitsgesetz. Zur Beachtung dieses von uns viel­fach besprochenen Gesetzes vom 16. Juni 1885 ha­ben wir der durch Minist.-Verfügung vom 30. März 1886 angeordneten Abänderung des Art. 6 dessel­ben Gesetzes Erwähnung zu thuu: Der citierte Ar­tikel lautete bisher:Das Bürgerrecht kann allen männlichen Personen ertheilt werden" re. Die­ser ist nun in folgender Fassung abgeändert:Das Bürgerrecht kann auf Ansuchen allen Personen ertheilt werden." Hienach haben jetzt auch Frauen Anspruch auf Ertheilung des Bürgerrechts.

' ? Schwarzwald-Bienenzüchter-Verein ./Nagold. Während bei gegenwärtigem herrlichem Wetter unsere Bienen lustig summend die jetzt in schönster Blüte stehenden Kirschen- und Pflaumen- oäume befliege,7, tagten am Ostermontag die Mitglie­der unseres Vereins im Tüsthlms Adler in Rohr­dorf und stellten sich über Erwarten zahlreich ein. Nach freundl. Begrüßung der Versammlung von Seiten des Hrn. Vorstands Seeger kam die in der Tagesordnung vorgesehene Frage des Honigverkaufs zur Sprache. Der Ausschuß des Landesvereins schlägt vor, in verschiedenen Städten des Landes Honigniederlagen zu errichten, was aber den Beifall unseres Vereins nicht gefunden hat, da mit dem Stuttgarter Honigmarkt so schlechte Erfahrungen ge­macht wurden. Einer der Anwesenden machte sogar den originellen Vorschlag, einen Reisenden vom Verein aus anzustellen, der von Haus zu Haus gehen soll und den Hausfrauen, Apothekern und Konditoren den Honig zum Kauf anbieten soll. Nach vielem Hin- und Herdisputieren wurde endlich be­schlossen, einen jeden Honigproduzenten selbst für die Verwertung seines Produkts Sorge tragen zu lassen, wie cs bisher geschehen ist. Betreffs des Vereins­organsDie Bienenpslege" wurde, dem Antrag des Landesvereins: jedem Mitglied desselben die Bienen­pflege direkt zuzusenden, beigetreten. Hr. Vorstand Seeger teilte noch einige eigene Erfahrungen über Spekulativfütterung der Bienen mit, warnt vor Fütterung zu schwacher Stöcke, da hieraus sehr leicht Faulbrut entstehen könne, und fordert die Anwesen­den auf, ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet zur Mitteilung zu bringen. Ein Mitglied erzählt nun, wie gefährlich und ansteckend die Faulbrut oder Bie- nenpest sei, daß, wenn z. B. eine Blüte von einer infizierten Biene beflogen worden sei, die nächst­folgende gesunde Biene den Ansteckungsstoff nach Hause tragen könne, und erzählt, daß dieses leidige Nebel in Berneck und Altensteig Dorf schon große Verheerungen unter den Bienenstöcken angerichtet habe, und daß selbst die umfassenden theoretischen Kenntnisse eines dortigen Bienenmeisters nicht ver­mocht haben, das Nebel auszurotten. Dieser Stofs wurde in Vereinskreiscn schon oft behandelt, denn schon vor verschiedenen Jahren hielt Hr. Schullehrer Schlack, jetzt Vorstand des sekundären Schwarzwald- biencnzüchtervereins, einen umfassenden Vortrag über Faulbrut und deren gründliche Heilung. Zum Schlüsse teilt Hr. Vorstand Seeger noch mit, daß ihn Hr. Schult. Schlack von Altenstcig Dorf benach­

richtigt habe, daß von einigen früheren Mitgliedern des Schwarzwaldbienenzüchtervereins Nagold ein Verein unter dem NamenSchwarzwaldbienenzüch­terverein" gegründet worden sei und ersucht den Hrn. Vorstand Seeger in naiver Weise um Ausfol- gung des Vermögens und Inventars des Nagolder Vereins. Es wird ihm wohl ein frommer Wunsch bleiben.

Stuttgart, 23. April. Zur Vermeidung von Ver­wechslungen mit anderen gleichnamigen Orten wurde vom K. Staatsministerinm genehmigt, daß dem Namen der Oberamts­stadt Sulz die Bezeichnungam Neckar" beigefügt werde.

Stuttgart, 23. April. Gestern ist die jüngste Tochter des Prinzen und der Prinzessin Hermann zu Sachsen-Weimar, die am 8. Sept. 1869 geborene Prinzessin Olga Maria, durch den Ober- hofpredigcr Prälat v. Gerok konfirmiert worden. Dem Akte wohnten sämtliche hier weilenden Mit­glieder der königlichen Familie, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar, der in Wien wohnende Prinz Gustav zu Weimar, sowie die sämtlichen Minister und obersten Hofschargen bei.

Stuttgart, 23. April. In den Kavallerie­garnisonen finden gegenwärtig täglich Probereiten derjenigen Offiziere statt, die das Reiterfest mitma­chen werden. Der probeweise Aufmarsch der 180 Pferde, welche im K. Reithause zunächst an den An­blick der Ritterrüstungen gewöhnt werden sollen, bot einen imposanten Anblick. Die Zahl der Mitwirken­den beträgt 350 Personen. Am Ostermontag findet die erste kostümierte, am Dienstag die Hauptprobe statt, welcher am Mittwoch die Festvorstcllung folgt. Nach Schluß derselben findet von Vs 11 Uhr an im Königsbau ein Souper statt für sämtliche Damen und Herren, die sich an den Aufführungen beteiligen. Am Donnerstag ist Pause und am Freitag, die Wie­derholung des Ganzen.

Stuttgart, 24. April. General-Adjutant Freiherr von Spitzemberg hat von Sr. Majestät dem König die Ge­nehmigung seines Abschiedsgesuches erhalten und wird in den Ruhestand zurücktreten. Flügcladjutant Frhr. v. Molsbecg wurde mit den Funktionen Spitzemberg's beauftragt, Oberst- Hofmeister Frhr. v. Thumb zum Oberstkammerherrn ernannt.

Stuttgart, 26. April. Heute fand hier die jährliche Hauptversammlung des württembergischen Geometervereins statt, die sich eines zahlreichen Be­suches aus dem ganzen Lande zu erfreuen hatte. Der Vorsitzende, Stadtgeometer Widmann (Stutt­gart), erstattete Bericht über die Thätigkeit des Ver­eins im letzten Jahre. Der Bericht gedenkt auch der Angriffe des Abg. Mohl gegen den Geometerstand bei Gelegenheit der Beratung des Feldbereinigungs­gesetzes in der Kammer, dieselben energisch abweisend. Was die Mitgliederzahl des Württemberg. Geometer- Vereins anbelangt, so beziffert dieselbe sich auf 187. Als Vorstand des Geometervereins ward gewählt Widmann (Stuttgart), als Vizevorstand Eberhard (Tübingen). Den Verhandlungen folgte ein gemein­sames Mittagessen.

Stuttgart, 27. April Schon die gestrige Probe zum Reiterfestspiel fiel, obwohl der Glanz der Kostüme noch ganz fehlte, so gelungen aus, daß das Publikum oftmals zu lebhaftem Beifall hingeris­sen wurde. Das Reithaus ist prachtvoll dekoriert, die Veranstaltungen sind aufs beste getroffen. Es wird eines der glanzvollsten Feste sein, die hier je gegeben wurden.

Stuttgart, 27. April. Man nennt uns heute den kommandierenden General v. Alvens- leben in Posen als denjenigen, der die meisten Chancen als Nachfolger Sr. Excellenz des Herrn v. Schachtmeyer haben soll. Die Entscheidung steht aber noch aus.

In Gönnin gen (Tübingen) wurde am Palmsonntag, nachts 12 Uhr, bei einer Schlägerei im Wirtshaus Fabrik­arbeiter Lenthe, Vater von 11 Kindern, so schwer verletzt, daß er am Montag abend starb.

Leutkirch, 19. April. Der Gewinner des zweiten Pferdemarktlotterieloses ist der Gastwirt Nuthardt in Haselburg bei Urlau. Derselbe kam lautOberschw. Anz." in einen Laden, wo er sich entschloß, für sein krankes und körperlich unglückli­ches Töchterlein ein Los zu kaufen. Und siehe da, es siel auf dasselbe der Gewinn von 2 Pferden und 1 Chaise im angeblichen Wert von 5000 Das Glück hat diesesmal die rechte Person getroffen.

Sch emmerberg, 21. April. Heute mittag nach 1 Uhr zog ein schweres, mit bedeutendem Hagel­schlag verbundenes Gewitter über unseren Ort her. ' Der Schaden an Gartengewächsen soll erheblich sein. Die Hagelkörner lagen stellenweise 515 ein hoch. Der Hagel fiel in einem Umkreis von ca. 3

Kilometer nieder. Dem ersten Gewitter folgte bald ein weiteres, das den gewünschten Regen brachte und die Hagelkörner aufweichte.

Brandfälle: In Wildbad am 22. April die städtische Sägmühle, doch wurde durch die rasch herbeigeeilte Feuerwehr das Feuer erstickt, ehe es größere Dimensionen annehmcn konnte.

Karlsruhe, 20. April. Das Befinden des Erb­großherzogs ist in den letzten Tagen ein recht befriedi­gendes. Neue rheumatische Gclcnkaffcktioneu traten nicht mehr auf. Der Kräftezustand allmählich zunehmend.

Karlsruhe, 24. April. Für Leute, die sich eine un­deutliche Unterschrift durchaus nicht abgewöhnen können, hat das Postamt in Karlsruhe kürzlich ein lehrreiches Beispiel gegeben. Einem hiesigen Fabrikanten, dem es gefiel, seine Unterschriften über verabfolgte Geldsendungen, Pallete n. s. w. so undeutlich wie nur möglich zu schreiben, hat das Post­amt, nachdem mehrfache gütliche Aufforderungen, seine Un­terschrift deutlich zu schreiben) vergeblich blieben, die fernere Ucbcrbriugung von Postsachen ins Haus verweigert und ihm anheimgegebeu, dieselben von der Post abzuholen, und bei diesem Bescheide ist es geblieben, trotzdem der Fabrikant sich beschwerdesührend an das Reichspostamt in Berlin gewendet hat.

In Lahr trat kürzlich bei einer einzelnstehenden Dame um die Mittagszeit ein fremder Mann ins Zimmer, setzte sich zum nicht geringen Schrecken der Dame unverfroren an den Tisch und bemerkte mit barschem Tone:Sie bleiben da sitzen, ich esse nur die Speisen und gehe wieder fort." Thats und verschwand ganz friedlich aus der Wohnung.

In Sachen der bayerischen Zivilliste hat sich der Hofsckretär des Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern nach demSitze eines mitteldeutschen Fürstenhofes" begeben, um dort eine Anleihe für den König von Bayern zu stände zu bringen. Als diesen Fürstensitz glaubt man Dessau vermuten zu dürfen, wo bekanntlich auch Baron v. Cohn seinen Wohnsitz hat, der für den Abschluß finanzieller Ge­schäfte mit hochstehenden Personen Erfahrungen be­sitzt und Vertrauen genießt.

Nach demMünch. Baterl." wurden auf Be­fehl Sr. Maj. des Königs letzten Freitag die Neu­bauten in Hohenschwangau eingestellt und sämtliche Ingenieure, Bildhauer, Arbeiter rc. entlassen. Das­selbe geschah auch am kgl. Schloßbau auf Herren- Chiemsee.

Berlin, 21. April. Der preußische Gesandte bei der Kurie, v. Schlözer, reist morgen abend auf seinen Posten nach Rom zurück, wo er zum Osterfest anwesend sein wird. Von erneuten Verhandlungen über eine weitere Revision der Maigesetze ist jetzt keine Rede; erst im Herbst will man Vorgehen. Der jetzigen Session des Landtages und Reichstages wer­den keine weiteren Kirchenvorlagen zugehen.

Berlin, 24. April. Auf Befehl des Kaisers wird sich Prinz Wilhelm von Preußen am 27. April an der Spitze der Deputation des Garde- Husaren-Regiments nach Stuttgart begeben, um den Prinzen Wilhelm von Württemberg beim Einzuge zu beglückwünschen. (Ist bereits daselbst eingetroffen).

Berlin, 25. April. Ein radikales fortschritt­liches Blatt, dieBerliner Zeitung", ist im Schmerz über die ConsiSkation und den künftigen Fortfall der Parteidiäten auf den Gedanken verfallen, die Zwecke dieser Einrichtung auf einem anderen Wege zu erreichen.Wenn verdiente Generale nationale Dotationen nicht verschmähen, so werden die Heerfüh­rer des Volkes im Frieden, die Parlamentarier, auch nicht mit einem moralischen Defekt behaftet werden können, wenn sie nach der parlamentarischen Campagne eine Ehrengabe von dem deutschen Volke annehmen. Nach Schluß einer jeden Session wird das deutsche Volk es sich zur Ehre rechnen, zu einer Ehrengabe für verdiente Parlamentarier beizusteuern, und das so lange, bis von Reichswegen Diäten für die Vertreter des deutschen Volkes bewilligt werden. Das ist eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes. Wenn im Juni nach Schluß der Reichstagssession ein Appell an das deutsche Volk ergehen sollte, durch freiwillige Spenden die Parlamentarier für ihre Ar­beit, für ihre Sorgen, für ihre Opfer durch eine nationale Ehrengabe zu erfreuen, dann würde, da­von sind wir fest überzeugt, eine so gewaltige Summe gespendet werden, daß die geringen Parteidiäten, welche bisher gewährt wurden, dagegen verschwinden würden." l?)

Berlin. 25. April. Wie aus Rom berichtet wird, hat Herr v. Schlözer ein eigenhändiges Schrei­ben des Kaisers Wilhelm dem Papste vorgestern Abend überreicht.

Berlin, 27. April. Das Gerücht, betr. die Wiedervermählung der Prinzessin Friedrich Karl, erhält sich trotz der Dementis, welche dagegen erlas­sen wurden.

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