daß einerseits unser Heer und unsere Seewehr nach wie vor auf bester Höhe stehen müssen, sie allen Neid und die Eifersucht der uns feindlich gesinnten Nachbarn erweckt, und daß andererseits die große Seltenheit solcher Vorkommnisse beweist, mit wie großer Wachsamkeit unsere Verwaltung für Hütung solcher wichtigen Geheimnisse einsteht.

Berlin, l 5. Febr. Dem Herrenhause ist der seit einiger Zeit erwartete Gesetzentwurf, betreffend Abänderung der kircheupolitischen Gesetze, nunmehr zugegangen. Die hauptsächlichen Bestimmungen sind: zur Bekleidung eines Geistlichen-Amtes ist fortan die Ablegung einer wissenschaftlichen Staatsprüfung nicht erforderlich. Gymnasialkonvente und Konvikte für Studierende an Universitäten und diejenigen kirchli­chen Seminarien, hinsichtlich deren die gesetzlichen Voraussetzungen für den Ersatz des Universitätsstu­diums erfüllt sind, unterliegen fortan lediglich den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen über die Auf­sicht des Staats in Betreff der Unterrichts- und Er­ziehungsanstalten. Die Aufsicht des Staats über die zur theologisch-praktischen Vorbildung bestimmten Anstalten (Prediger-und Priesterseminare), regelt sich fortan nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen über die staatliche Aufsicht in Betreff der Unterrichts­und Erziehungsanstalten. Der k. Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten wird aufgehoben. Eine Berufung an den Staat im öffentlichen Interesse findet nicht mehr statt. Ueber die Berufung entschei­det das Staatsministerium. In gewissen Fällen ist das Kammergericht zuständig.

Zur Warnung liest man in Berliner Blät­tern das Mißgeschick, welches einen Handelsmann ge­troffen, folgendermaßen beschrieben: Der Aermste war den ganzen Vormittag über als Zeuge in einer Straf­sache festgehalten worden. Natürlich ärgerte ihn das und daraufhin geriet er bei Feststellung der Zeugen­gebühren mit dem Beamten in Streit.Ich stehe", sagte er,jeden Markttag, und heut' ist Markttag, auf dem Dönhofsplatz mit Grünkram, erziele eine Einnahme von 7080 ^ und verdiene dabei 33Lg"/o. Also sind mir 3 -4L Zeugengebühren zu wenig." Dieser Tage erhielt der Handelsmann nun ein amt­liches Schreiben, in welchem ihm feierlich mitgeteilt wurde, daß er in Zukunft das Vierfache der bisheri­gen Steuer zu zahlen habe, denn nach den von ihm kürzlich gemachten Mitteilungen sei er bisher zu nied­rig eingeschätzt gewesen!

In auswärtigen, besonders englischen Blättern war die Meldung aufgetaucht, daß die in Stettin gebauten Panzerschiffe für China sich auf der Fahrt nach China als seeuntüchtig erwiesen hätten, woran von den betreffenden Blättern allerhand bös­willige Verdächtigungen der deutschen Leistungen auf dem Gebiete der Schiffsbaukunst geknüpft worden waren. Leider hatte diese Meldung auch in einem Teile der deutschen Presse Eingang gefunden, was um so bedauerlicher erscheint, als nunmehr die chi­nesische Regierung selber die vollkommene Unwahrheit all' dieser Behauptungen darthut. Die Berliner Abendzeitungen vom 12. Februar bringen nämlich eine autorisierte Erklärung des chinesischen Gesandten in Berlin, Hsü-Ching-Cheug, wonach die angebliche See-Untüchtigkeit der betreffenden Panzerschiffe eine perfide Unwahrheit ist und erklärt Hsü-Ching-Cheng, daß sich seine Regierung durch solche unsauberen Praktiken nicht von weiteren Schiffsbestelluugen in Deutschland abhalten lassen werde. In der That hat der Gesandte mit demVulkan" in Stettin einen Vertrag über den Bau weiterer Panzerschiffe für China abgeschlossen wohl die glänzendste Recht­fertigung , welche der deutschen Schiffsbauindustrie und speziell demVulkan" zu Teil werden konnte.

(Ausgepaßt.) Die in neuester Zeit von Triest, Billshofen, Berlin u. a. O. aus so hoch an- gepriescnen Heilmittel Homeriana gegen Schlagfluß, Asthma und Lungenkrankheiten überhaupt sind der chemischen Analyse des badischen Gesundheitsamtes zufolge im Grund genommen nichts als ein ganz gewöhnlicher Extrakt aus isländischem Moos und einigen anderen naturverwandten Kräutern. Dieser Extrakt, der in der österr. Küstenstadt und bei den aufgestellten Agenten auf 30 zu stehen kommt, kann in unseren Apotheken ganz gut um 1 her- gestellt werden.

Oesterreich-Ungarn-

Wien, 15. Febr. In Athen bedrohen Straßen- plakatc die Regierung, wenn der König sich nicht zum Kriege entschließe.

Prag, 13. Febr. (Zur Sonntagsruhe.) Kürzlich fand hier eine zahlreiche Versammlung von Detail-Kaufleuten und Gehilfen statt, welche sich für strikte Durchführung der Sonntagsruhe aussprach und nach eingehender Beratung folgende Resolution annahm:Die in heutiger Versammlung anwesenden Kaufleute und Gehilfen erklären, daß bei der gegen­wärtigen übermäßigen Arbeitszeit in den Handlungen gerade für den Detail-Kaufmann und seinen Gehilfen die dringendste Notwendigkeit einer ganztägigen So«n- tagsruhe Vorhänden und daß es demnach unausweich­lich ist, daß sämtlichen Handelsgeschäften ohne Unter­schied jede Art von Verkauf am Sonntage wenigstens für die Zeit von 10 Uhr vormittags (auf dem Lande von 12 Uhr mittags) bis 6 Uhr früh des andern Tags untersagt werde; daß ferner in dieser Zeit unter keiner Bedingung der Ausschank geistiger Ge­tränke gestattet und gleichzeitig durch ein Gesetz der Hausierhandel und der Handel mit Gegenständen der Staatsmonopole verboten werde; daß endlich während der Sonntagsruhe die angeführten Handels­geschäfte, so wie die Lottokollekturen geschlossen blei­ben müssen.

Frankreich.

Paris, 16. Febr. Der Munizipalrat von Paris sprach sich mit 39 gegen 8 Stimmen zu Gun­sten einer vollständigen Amnestie für alle wegen po­litischer Verbrechen Verurteilte aus.

Je mehr sich der französische Kriegsminister Boulanger die Offiziere entfremdet, desto eifriger sucht er die Gunst des Unteroffizierstandes zu gewin­nen. Er hat allen Soldaten, die mit Medaillen ausgezeichnet sind, wozu die Unteroffiziere naturge­mäß das größte Kontingent stellen, Generalurlaub bis 1 Uhr Nachts gewährt, eine Maßregel, die rein agitatorischen Charakters ist, da sie den Grund­sätzen des Dienstes und der Disziplin in jeder Rich­tung widerspricht, jetzt sollen auch die Löhnungen der Unteroffiziere erhöht werden. Das wird aller­dings bei so langen, nächtlichen Kneipereien notwen­dig sein, für die Armee selbst aber ist es ein Miß­griff-

Belgien-

Der ans Ruder gekommene Ultramontanismus in Belgien hat mit dem liberalen Schulsystem gründlich aufgeräumt. Der Unterrichtsminister Tho- nissen hat, derW. Ztg." zufolge, in den 18 Mo­naten seiner Amtsthätigkeit 2000 Schulen aufgehoben und 3000 Lehrerüberflüssig" gemacht. Jetzt ver­kündet er die nicht minder erbauliche Thatsache, daß Belgien nunmehr 1465 Klosterschulen besitzt, in wel­chen 2758 Mönche und Nonnen den Bolksunterricht erteilen. Bon diesen 2758 Jugendbildnern, so er­zählt Herr Thonissen mit bewunderungswürdiger Frei­mütigkeit, haben blos 600 ein ordentliches, von den staatlichen Behörden ausgestelltes Lehramtszeugnis. Weitere 600 Lehrkräfte haben ihre Lehrbefähigung lediglich in Privatschulen erlangt, welche keinerlei Kontrole seitens des Staates und der Behörden unter­stehen. Die übrigen 1558 haben überhaupt kein Diplom und die meisten sind nicht einmal in der Lage, nachzuweisen, daß sie auch nur eine Volksschul­bildung genossen haben. Trotzdem behauptet Herr Thonissen, diese Klosterschulen seien ein genügender Ersatz für alleüberflüssigen" Schulen, ja eine förm­liche Wohlthat für den Staat, dem sie blos eine kleine Subvention von jährlich 2 Millionen kosten. England.

London, 15. Febr. Das neue Kabinet hält heute seine erste Beratung ab. Die Vertreter der sozialdemokratischen Föderation zeigten Gladstone schriftlich an, sie würden nächsten Sonntag ein Mas­senmeeting in Hydepark veranstalten, um die Regie­rung zu Abhilsemaßregeln gegen den Notstand der Arbeitslosen aufzufordern.

In Londo n ist man mit Aufräumen beschäf­tigt. Die Unruhstifter, deren Rädelsführer nun nicht einmal vor Gericht gestellt, geschweige denn verhaf­tet werden sollen, haben in der That" ganz brav ge­haust. In einer Stunde etwa, länger hat das Zer­störungswerk in Westend kaum gedauert, haben sie nach einem oberflächlichen Ueberschlag für 80 000 Pfd. Sterling, also etwa 1 600000 ^ Schaden angerich­tet. Die Zahl der zerbrochenen Fenster- u. Spiegel­scheiben ist überaus groß. Doch fehlt es auch an anderen Verlusten durch Raub und Diebstahl nicht. Der Geschäftsführer der bekannten Juwelierfirma Parvis und Bishop berechnet die Beschädigungen

und Verluste allein für sein Geschäft auf 4009 Pfd. Wer leistet Ersatz dafür?

Sir Charles Dilke, der frühere Unterstaats­sekretär des Aeußern im Kabinet Gladstone und ein­stiger guter Freund Gambetta's, war angeklagt, ein ehebrecherisches Verhältnis mit einer Frau Crawsort unterhalten zu haben. Beide erklärten sich am Frei­tag in London vor Gericht für unschuldig; Herr Crawfort zog die Klage zurück und Sir Charles Dilke wurde sreiqesprochen.

Rußland.

(Eine Räuber- und Mordbrenuerbande.) Aus Mizkonetra berichtet derPetersb.-Herold" : Um 3 Uhr nachts begehrten 10 vermummte und maskierte Personen Eingang zum Wirtshaus eines gewissen Jampolskiji. Als die Wirtin die Thür öffnete, setzte ihr einer der Eindringlinge dce Mündung eines Pi­stols auf die Brust, mit der Forderung, ihm zu sa­gen, wo das Geld verwahrt liege, widrigenfalls er sie sofort erschießen würde. Als die Tochter die Ge­fahr sah, in welcher ihre Mutter schwebte, warf sie sich dem Spitzbuben entgegen und flehte ihn an, ihm die Hände küssend, lieber sie als die Mutter umzu­bringen. Die Räuber drangen ins Innere des Hau­ses, erbrachen die Kisten und Schränke und eigneten sich alles einigermaßen Wertvolle an. Sie fanden aber nur höchstens 12 Rubel Bargeld, wodurch sie offenbar in ihren Erwartungen getäuscht wurden. Sie beschloßen. ihren Mißerfolg die beiden Frauen ent­gelten zu lassen. Sie ergriffen dieselben, banden und umwickelten sie mit Stroh, worauf sie letzteres in Brand steckten. Bald hatten die Unglücklichen ihren Geist ausgehaucht. Nicht besser erging es dem Mann, dem es zwar gelang, barfuß und im bloßen Hemd zum Fenster hinauszuspringen, der aber von den als Wache draußen postierten Räubern ergriffen und auf schauderhafte Weise gemartert wurde. Sie ließen deu armen Teufel halbnackt, wie er war, eine ganze Stunde lang draußen in der Kälte und begossen ihn fortwährend mit Wasser, so daß er bald einem Eis­manne nicht unähnlich aussah. Nachdem sic ihr grausames Werk vollendet hatten, entfernten sich die Raubmörder unter Mitnahme ihres Raubes. Der 8jährigen Tochter Jampolskijis gelang es, während die Räuber ins Haus drangen, sich iin Hühnerstall zu verlMgen. Dank den Aussagen des Kindes wur­den einige der Raubmörder auch ermittelt. Es wa­ren Bewohner des benachbarten Dorfes.

Bulgarien.

Belgrad, 14. Febr. Der russische Gesandte empfing Instruktionen, im Einvernehmen mit den Vertretern der andern Mächte energische Vorstellun­gen wegen der serbischen Rüstungen zu erheben.

Das bulgarische Kriegsministerium ist be­auftragt worden, sofort alle auf Urlaub befindlichen Reservemannschaften einzubcrufen und schleunig Ratio- -en für die Armee vorzubereiten. Der Waffenstill- 1 >and läuft bekanntlich am 1. März ab, die Aufnahme der Feindseligkeiten muß jedoch 10 Tage vorher an­gekündigt werden.

Serbien.

Im Orient lichtet sich der Himmel. Die Serben fangen an abzurüsten, der Battenbcrger und der Sultan setzen sich gütlich auseinander und die Griechen müssen sich auch zur Ruh begeben, seit Lord Rosebery, der neue englische Minister des Auswärti­gen, erklärt hat, das Ministerium Gladstone setze die auswärtige Politik Salisbury's fort. Das heißt, England schließt sich den anderen Großmächten än, welche Griechenland nötigenfalls mit Gewalt zur Ruhe zu bringen gedroht haben. Nur Rußland spielt eine zweideutige Rolle, weil es die Türken und Bulgaren nicht zu guten Freunden und zu mächtig werden lassen will.

Bukarest, 15. Febr. Die Friedenskonferenz nahm Art. 2 des Vertrages, betreffend Feststellung der Grenze, an.

Türkei.

Konstant in opel, 13. Febr. Die Pforte hat ein Rundschreiben an die Großmächte gerichtet, in welchem sie die Einwendungen Rußlands gegen das türkisch-bulgarische Uebereiukommen widerlegt und ausführt, daß die Bestimmungen desselben dem Ber­liner Vertrage nicht zuwiderlaufen. Auch wird gleich­zeitig das ernste Streben der Pforte betont, diesem Vertrage stets treu zu bleiben.

Amerika.

In Amerika haben nicht einmal die Toden Ruhe, wenn sie reich gewesen sind. Der Sarg des