Uro. 62
61. Jahrgang
Amts- uml
Intelkigeazökatt für «len R
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Aamstag, äen 29. Mai 1886.
nementspreiS halbjährlich 1 80 -H, durch
bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
! ganz Württemberg 2 70
AmtttcHs Wekanntnrachungen.
Calw.
Bekanntmachung,
betr. die Besetzung der Schaubehörde des Oberamtsbesirlrs.
Der bestehenden Vorschrift gemäß wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß dieSchaubehörde desOberamtsbezirks Calw auf die nächsten 3 Jahre 1. Mai 1886/89 folgendermaßen zusammengesetzt ist: n. ordentliche Mitglieder:
Herr Oberamistierarzt Leytze in Calw, Vorsitzender,
„ L. Din gl er, zum Adler in Calw, stellvertretender Vorsitzender,
„ Schultheiß Ziegler in Gechingen.
b. Stellvertreter:
Herr Schultheiß Hansel mann in Liebelsberg,
„ Wilhelm Wagner, Oekonom, in Calw,
„ Schultheiß Ernst in Stammheim.
Den 26. Mai 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
An -ie Ortsvorsteher.
Die Ortsvorsteher werden unter Hinweisung auf den Ministerialerlaß vom 22. Mai 1875, betr. „die Aufstellung von Verzeichnissen derjenigen Mannschaften des aüiven Heeres, deren häusliche Verhältnisse eine Beurlaubung zur Disposition angezeigt erscheinen lassen" (Ministerialamtsbl. von 1875 S. 125) und die oberamtliche Bekanntmachung, vom 9. Mai 1884 (Wochenblatt Nro. 55) aufgefordert, die auf Grund genanntenMkNkfisrküf- erlasses und nach dem demselben beigefügten Schema anzufertigenden Verzeichnisse spätestens bis
21 Juni d. I.
hierher einzusenden.
Vor Anlegung der Verzeichnisse sind die diesbezüglichen Bestimmungen in den einzelnen Gemeinden in ortsüblicher Weise zur allgemeinen Kenntnis zu bringen..
Formulare können von dem Oberamt erbeten werden.
Den 27. Mai 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Dekarmtwachnrrg.
In Abänderung der Wahl vom 30. November v. Js. hat die Amtsversammlung in ihrer Sitzung am 6. d. Mts. in Ausführung der U 13
und 14 der Ministerialverfügung vom 16. November 1876, betr. die Erlassung eines revidierten Pferdeaushebungs-Reglements, an Stelle des zum Schultheißen gewählten Gemeinderat Jakob Flick von Althengstett den Bauern Christian Flick, Georgs Sohn von Althengstett, zum Mitglied derPferdemusterungs-Com Mission für den Aushebungsbezirk Calw für die Zeit bis 1. Dezember 1888 gewählt.
Dies wird gemäß § 14, Abs. 3 der angeführten Verfügung zur Kenntnis der Beziiksangehörigen aebracht.
Den 26. Mai 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Haitische WcrchvicHtsn.
Deutsches Reich.
— Es wird für die Kommission, welcher die Beratung der Brannt- w-einsteuer überwiesen worden ist, schwer, außerordentlich schwer werden, zu einem positiven Ergebnis zu gelangen. Die einzige Hoffnung der Regierung ruht aus Windthorst, dessen reservierte Haltung während der Reichs- tagsdebatten bekannt ist. Wenn die „Hamb. Nachr." recht unterrichtet sind, soll der Führer des Zentrums wenigstens zu einer kleinen Konzession, nämlich zur Bewilligung einer kleinen Konsumsteuer, etwa von 30—40 -4L pro Hektoliter, bereit sein. Er will damit wohl der Regierung den Beweis liefern, wie wertvoll seine Freundschaft ist. Die Regierung ihrerseits würde sich in diesem Falle ohne Zweifel sagen, daß selbst eine solche Gabe immer noch besser als gar nichts ist, und das Anerbieten um so bereitwilliger annehmen, als damit eine spätere, weitere Erhöhung des Steuersatzes nicht ausgeschlossen (.sväre. Es fragt sich nur, ob Windthorst sich in der That zu solchem Entgegenkommen bereit finden läßt. Die Ehanren des Entwurfs sind und bleiben dunkel, welche auch durch den Bericht über die gestern stattgehabte erste Verhandlung der Kommission nicht besser und klarer werden.
München, 26. Mai. Die K ön i g s m u t t e r , die seit einer Reihe von Jahren drei Wochen des Monats Mai auf Hohenschwangau (wo zurzeit der König weilt) zubrachte, hat nach den „N. N." in diesem Jahre auf ihren Aufenthalt daselbst verzichtet. — Die Vorstellung des bayerischen Ministeriums an König Ludwig in Sachen der Kadinetskasse soll nach dem „Münch. Fremdenbl." nochmals erneuert werden, und wenn dieselbe dann wieder unbeantwortet bliebe, würde das Ministerium demissionieren.
Spanien.
— Der deuts ch e Kais er hat, um seine Freude über die Geburt eines spanischen Thronerben auszudrücken, der „Times" zufolge durch den deutschen Gesandten Grafen Solms in Madrid den Wunsch ausgesprochen, daß die Personen, welche wegen Beleidigung der deutschen Flagge verurteilt
Jeu illeton. <N°chdruck°-rb°«-n.>
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
Nach einem kurzen Blick hinüber begaben sich zwei besonders beherzte Männer durch das Flurfenster ins Innere des Hauses.
Der eine durchsuchte Flur und Hof, der andere eilte die Treppe hinan. Der erstere fand Nichts und folgte diesem.
Inzwischen hatten die Verfolgten den Boden des Hauses gewonnen, welcher wegen der Annut der Bewohner des letzteren offen stand und ganz leer war.
„Was sollen wir hier?" fragten Tuprat und Dryden zugleich.
„Zum Dach hinausklettern", entgegnete Niston. „Ich wenigstens thue es; ich will mich nicht kriegen lassen. Bei Ihnen, Herr Steiner, hat es ja keine Gefahr. Sie können Zurückbleiben."
„Ach was Steiner", sprach dieser unwirsch. „Ich schwebe in derselben Gefahr wie Sie."
Dryden versetzte ihm einen Stoß. „Es kommt ja Niemand", sagte er überlaut, mn den sich verratenden Duprat zu übertönen.
„Kommt Niemand?" fragte Riston mit heiserein Lachen. „Ihr habt schlechte Ohren. Man jagt schon die Treppe herauf. Nette sich wer kann!"
Er schwang sich durch die Dachlucke hinaus und die Anderen folgten.
Lie kletterten am Dach entlang auf das Dach des Nachbarhauses, waren aber auf jenem noch nicht weit gekommen, als der verfolgende Polizist den Kopf zur Luke heraussteckte und seine Pfeife ertönen ließ. Der Wiederhall derselben von Treppe und
Straße ermutigte ihn, nun ebenfalls zum Dach hinauszuklettern. Er sagte sich, daß es schon sehr schwere Verbrecher sein müßten, die diesen halsbrecherischen Weg wählten, um einer Verhaftung zu entgehen. Die Verfolgung lohnte der Mühe.
Er kletterte schneller als die anderen. „Steht da!" rief er. „Ihr seid verhaftet und könnt uns nicht entgehen."
Tein Kamerad kam ihm nachgeklettert. Auch er ließ seine Pfeife ertönen.
„Halt!" gebot Niston, „das Signal kenne ich. Er ruft noch andere auf unsere Fährte. Nasch Ihr Glas her, Steiner! Zch bin oft auf der Fndianerjagd gewesen und verstehe meinen Wurf zu »rachen, auch auf einem Dach."
„Sie wollen doch nicht den Polizisten herunterwerfen?" fragte Duprat erschreckt.
„Keine Furcht," lachte der andere. „Bin nicht so dumm, mich einer Blaujacke wegen in Lebensgefahr zu bringen. Zch will ihm nur etwas Land in die Augen streuen."
Der Polizist kam eben auf Händen und Füßen herangetrochcn. In diesen« Augenblick schleuderte Niston sein Glas und zwar so, daß es dem airderen unterm Gesicht auf dem Dach zersprang. Ein Schmerzensschrei durchhallte die stille Nacht, und der Getroffene suchte hinter einem Schornstein Deckung.
Dort fand ihn sein Kamerad, und zwar in einem so bejammernswerten Zustande, daß er ihn unmöglich verlassen konnte. Sein ganzes Gesicht war zerschnitten und mit Blut überströmt; es lag die Besorgnis nahe, daß er sein Augenlicht verloren habe.
Als die airderen Beamten heraustamen, »rußten sie zuerst ihren verwundeten Kameraden auf den Boden des Hauses zr,rückschaffen, ehe sie air eine Fortsetzung der Verfolgung über die Dächer denken konnten. Als sie diese dann wieder aufnahmen, waren die Flüchtlinge nicht mehr anzutreffen, und ivar es auch nicht ersichtlich, durch welche der meistens offenen Dachluken sie wieder abwärts gestiegen waren.
(Fortsetzung folgt.)