Der Gesellst,asler.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag. Donnerstag nnd Samstag, nnd kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 30 in dem Bezirk 1 4,

außerhalb des Bezirks 1 20 < Monats-

abonnement nach Verhältnis.

Dienstag den 15. Dezember.

JnsernonSgebühr für die lipatlige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgebcn sein.

1885 .

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

Die Militärstammrollen pro 1883, 1884 und 1885 sind behufs Ergänzung sofort hieher einzusenden. Deu 11. Dezember 1885.

K. Oberamt. Güutne r.

K^AmtsgerichHagold.

! Die auf das Handels-Register bezüglichen Ver­

öffentlichungen geschehen im Jahr 1886 im Zentral­blatt des Staatsanzeigers, imSchwäbischen Merkur" undGesellschafter" (Amtsblatt des Bezirks Nagolb.) Den 10. Dez. 1885.

! Oberamts-Richter

Daser. _

Ais Königt. Pfarrämter

wollen die Beiträge für die Gustav-Adolf-Stiftuug an den Kassier des BczirksvercinS, Hrn. Holzhändlec ! Maier in Alteuslcig, rechtzeitig einsenden, da der j Rechnungs-Abschluss auf 1. Januar erfolgen muß. Nagold, 13. Dezember 1885.

K. Tekanatamt. Kemmle r.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 12. Dez. Gegenwärtig wird im Reichstage über die Verlängerung der Legislaturperiode von 3 auf 5 Jahre verhandelt und debattiert. Wä­ren die Gegner dieses Antrags über die Abneigung der meisten Bürger über das viele Wählen richtig orientiert, so müßten sie solchen Alltrag nur will­kommen heißen. Man stelle sich nur die gegenwärti­gen Gemcinderats- und Bürgerausschußwahlen vor Au­gen, welche Mittel werden oft angewendet und Anstreng­ungen gemacht, um eine giltigc Wahl zu erzielen und bei wie vielen müßen weitere Termine anbcraumt werden, um oder '/» der Wühler zu einem Gang zur Wahlurne zu bewegen. Ist z. B. die letzte Gemeinderatswahl hier auch mit viel Interesse und Eifer betrieben worden die Motive hiebei wollen wir uncrvrtert lassen, so zeigte die Bürgeraus- schnßwahl wieder das traurige Bild der Unlust zum Wählen. Bon 462 Wahlberechtigten machten näm­lich trotz eines zweiten Wahltermins nur 179 von ihrem Rechte Gebrauch und erhielten hiervon Gottfr. Wagner 106, Uhrmacher Günther 104, Schmied Theurer 93, Kond. Gauß 83, Kfm. Gottlob Schund 73 und Oberamtsbaumeister H. Schuster 72 Stimmen.

* Nagold, 14. Dez. Daß die Ehrlichkeit noch nicht ganz abhanden gekommen, bewies dieser Tage der alte Steinschläger Dürr hier, der sich durch dieses wenig lohnende Geschäft und einem klei­nen Obsthandel kümmerlich durchzubringcn sucht, trotzdem aber das in Nr. 147 d. Bl. ausgeschrieoene verlorene Geldtäschchen samt Inhalt in gewissenhaftester Weise der Redaktion ablieferte.

N Spielberg, 10. Dez. Heute vormittag brach in der Wohnstube des Maurers Günther während der Abwesenheit der Bewohner Feuer aus. Die Feuerwehr war bald zur Stelle und konnte sich ohne auswärtige Hilfe des Brandes bemeiftern. Die Entstehungsursache wird wohl auf Unvorsichtigkeit zurückzuführen sein. Der Schaden ist versichert.

Zur Eisenbahn-Angelegenheit bringt das Altensteiger BlattAus den Tannen" folgenden Artikel, den wir im Interesse der Angelegenheit eben­falls vollständig zum Abdruck bringen. Altensteig, 10. Dez. Unser Eisenbahn-Komite ist in diesen Ta­gen zur Ausgabe von Garantiescheinen geschrit­

ten und es tritt deswegen jetzt an alle Interessenten die ernste Frage heran, ob sie willens sind, den pro­jektierten Bahnbau durch freiwillige Zeichnungen zu unterstützen; diese Zeichnungen werden nemlich mit­bestimmend sein, ob die Bahn zur Ausführung kommt oder nicht. Nach dem Ausspruch unseres Herrn Ab­geordneten hat das Baugesuch nur dann Aussicht auf Bewilligung, wenn die Stadt dem Staate für 0Z der Baukosten, welche nach dem Voranschlag ca. 450 000 -46 betragen, aufkommt. Die Stadt bewil­ligt vorerst eine Summe von 60000 -4L und sind von Privaten mindestens 30000 -4L aufzubringen. Daß durch eine Eisenbahn hierher, hauptsächlich weil eine Sackbahn, sich ein viel lebhafterer Verkehr entwickeln, eine Steigerung des Häuserwertes und der Güterpreise eintreten würde, ist wohl unbestreit­bar. Denken wir an unsere große Umgebung; wir haben unsere Hinteren Waldorte: Uebcrberg, Ettmanns- weiler, Simmersfeld, Oberwciler, Aichhalden, Fünf- bronn, Hochdorf, Besenfeld, Jgelsberg, Grömbach, Garrweiler, sowie unsere nüchstgelegenen Orte: Bcr- neck, Walddorf, Spielberg, Egenhausen, Altensteig Dorf und gewiß auch Pfalzgrafenweiler; sodann im vordem Bezirk: Warth, Ebhausen, Martinsmoos, Zwerenberg. Diese Orte bringen nicht nur ihre Produkte zur Verladung hieher, wie z. B. Lang- und Scheiterholz, Sügmaren, Schindeln, Gerberrinde, Kartoffeln, behauene Steine aus den nahe gelegenen Steinbrüchcn, Kalk, Harz, Vieh rc., sondern holen auch ihre notwendigen Bedürfnisse, als: Getreide, Obst, die verschiedenen Bauartikel: Cement, Ziegel rc. wieder hier ab. Altensteig würde unbedingt eines der verkehrreichsten Landstädchen. Nicht unerwähnt wollen wir unsere 9 Viehmärkte lassen. Während Nagold vor der Eröffnung der Bahn für jedes zugetriebenc Stück Vieh ein kleines Zehrgeld ver­gütete, sind dort jetzt die Märkte bedeutend geworden, während der Besuch der hies. Märkte stetig uachläßt. Sodann bringt eine Bahn unserer Umgebung einen großen Vorteil. Die Gemeinden mit ihren größeren Waldkomplexen, sowie die verschiedenen Privatwaldbesitzer werden zweifellos für ihr Nutz- und Brennholz höhere Preise erzielen und die Folge wird also eine höhere Reute des Waldes und eine Zunahme des Wertes desselben sein; auch wird der Handel mit Vieh sich viel lebhafter gestalten; der Viehhändler kauft eben lieber da ein, wo er sein Vieh gleich einladeu und Zeit ersparen kann. Wir hoffen deswegen sicher, daß unsere werten Nachbar­orte und Privatinteressenten sich zu ordentlichen Bei­trägen verstehen und unser Ansuchen nicht schnöde von der Hand weisen werden für dieses gemeinnützige Unternehmen. Ihr Holzhändler und Sägmühle- besitzer aber, die ihr billigere Frachtsätze und die Be­quemlichkeit bekommt, die Waggon selbst an Ort und Stelle verladen nnd befördern zu können, laßt die Garantiescheine nicht, ohne namhafte Stimmen gezeichnet zu haben, zurückgehen, und ihr Kaufleute, die ihr zum Teil das Projekt mit einer gewissen Beklommenheit ansehet, seid nicht engherzig, denn bei gesteigertem Verkehr steigert (ich selbstverständlich auch der Ladenbesuch. Ihr Gerber, die ihr eure Rohmaterialien von außen bezieht und euer Leder nach außen versendet, bringet euren längst gehegten Wunsch nach einem Schiencnstrang durch ein beträcht­liche Zeichnung jetzt nachhaltig zum Ausdruck. Die Bierbrauer und Wirte werden wohl selbstverständlich nicht Zurückbleiben, denn der Bezug von Gerste, Malz, Hopfen rc. ist viel leichter und billiger, und durch den zunehmenden Verkehr steigert sich auch die Fre­

quenz der Wirtschaften. Das gleiche ist bei den Metzgern und Bäckern der Fall. Wir glauben zu­versichtlich , daß jeder Interessent eine Ehre darein setzt, nach seinem vollen Teil zu zeichnen, damit das Projekt nicht scheitert und vielleicht für immer von der Bildflüche verschwindet. Soweit Gegner des Unternehmens vorhanden sind, möchten wir solche daran erinnern, daß s. Z. auch gegen die Korrektion des Ganzbergstichs, ja sogar gegen die Thalstraßc opponiert wurde, daß aber die Gegner von dazumal bekehrt und selbst Lobes voll sind über die jetzigen schönen und bequemen Straßen. Dasselbe wäre sicherlich auch einmal der Fall, wenn die Eisenbahn im Betrieb ist. Es sollte uns freuen, wenn diese Zeilen zu dem erwünschten Erfolge das ihrige bei­tragen , und wenn wir den Lesern recht bald ein günstiges Resultat melden dürften. Noch ging der Redaktion die erfreuliche Mitteilung zu, das; von 4 Nagolder Firmen bereits 10000 -4L gezeichnet und es sehr wahrscheinlich ist, daß die Stadtgemeinde Nagold, falls das Klingler'sche Projekt zur Ausfüh­rung kommt, das zum Bau erforderliche Gelände unentgeltlich abgibt. Alle Achtung!

Stuttgart, 9. Dez. Prof. Dr. Jäger hat unserer Industrie abermals wieder ein neues Fabri­kationsfeld eröffnet. In einem hiesigen Konditorei­geschäft werden Jäger'sche Pfeffermünzpaitillen ange­fertigt, die statt den seither üblichen mit Tragant, Stärkemehl u. s. w. versetzten Pastillen nur aus Zucker, reinen: Eiweiß, Nährsalzen und Phosphor­säure bestehen. Ob Jäger nicht bald auch das Bier humanisiert oder normalisiert?

In Heilbronn ist es den Sozialdemokraten gelungen, ihren Führer Schreinermeistcr Kittler in den Gemeinderat zu bringen.

r Aufruf für das Diakonissenha ns in Schw. Hall. Nach jahrelangen Anstrengungen hat uns Gott so weit geholfen, daß am 1. Februar 1886 das Diakonissenhaus in Schw. Hall mit den ersten Diakonisssen wirdcröffnct werden können. Der Ban ist vollendet bereits zum Bezug. Die Einrichtung ist zum größten Teil fertig gestellt, Einiges wird bis 1. Februar noch beschafft werden. Im Jnreresse der rascheren Ausbildung von Diakonissen wurde mit der Amtskorporation Hall ein Vertrag dahin abgeschlossen, daß das Diakonissenhaus zugleich auch die Ausgaben eines Bezirkskrankenhauses erfüllen soll, wodurch der Bau desselben selbstverständlich einen größeren Um­fang erhalten mußte, als ursprünglich beabsichtigt war. Der Aufwand für den Bau beträgt 93000 Mark, für die Einrichtung 15000 -4L, hieran über­nimmt die Amtskorporation Hall 50 000 -4L, aus ersammelten Beiträgen stehen uns 41000 -lL zur Verfügung (worunter jedoch 12 500 in un- oder nieder verzinslichen Anlehen), so daß noch 17 000 Mark zu beschaffen sind, neben mancherlei Ausgaben für Haus, Garten und Wege. Allwärts im Lande hat der Gedanke, unseren Gemeinden in Stadt und Land durch tüchtig geschulte Diakonissen eine bessere Krankenpflege zu verschaffen, lebhafte Zustimmung gefunden. Die erhabene Aufgabe, christliche Nächsten­liebe zu üben, findet in der Arbeit des Diakonissen­hauses den schönsten Ausdruck. Wir werden uns daher sicherlich nicht vergebens an die mildthätige Christenliebe unserer Mitbürger wenden, wenn wir herzlichst bitten, uns für die bevorstehende Eröffnung des Diakonissenhauses freundlichst zu bedenken, eine Bitte, mit der wir nicht eher vor die Oeffent- lichkeit treten wollten, als bis das Werk vollendet vor uns stand. Das Komite für das Haller Diako-