daß die Pariser Journale seine Anwesenheit fälschlich mit einer politischen Mission in Verbindung brächten.
Bulgarien.
— Fürst Alexander ist trotz seiner Siege nicht aus Rosen gebettet. Eine Meldung aus Sofia bestätigt jetzt die Nachricht von der Entdeckung (. nes gegen den Fürsten Alexander und den Ministerpräsidenten Karawelow geplanten Attentats, dessen Anstifter in Vurgas verhaftet wurden, wohin sich der Fürst begeben hat. Unter den Verhafteten befinden sich mehrere „Ausländer", worunter natürlich russische Agenten zu verstehen sind, welche unter der Führung des HerurZankow in der letzten Zeit ihre wühlerische Thätigkeit verdoppelt hatten, um die Beliebtheit des Fürsten zu untergraben oder um demselben sonst Verlegenheiten zu bereiten und, wie es sich nun zeigt, selbst r dm A vße'sten nicht zurückschreckten, um ihre nichtswürdigen Zwecke zu cy ii, D Umbuchung wird hoffentlich über das Treiben dieser Biedermänner im Sold einer Politik, welche dem Fürsten sein Streben nach Unabhängigkeit für sein Land und sich selbst nicht verzechen kann, einiges Licht v''b'-etten. Ein russischer Offizier Namens Nabokow ist verhaftet wordene D; ff sä K. sn' Burgas hat jedoch Verwahrung gegen die Verhaftung .n ' ^.
Ein Aob äen Deutzen.
Selten genug geschieht es, daß wir Deutsche in fremden Ländern und fremden Zungen einmal gelobt werden. Gewöhnlich ist das Gegenteil der Fall, man tadelt, ja man beschimpft uns, das Schlimmste und das Dümmste dabei aber ist, daß wir es uns gefallen lassen. Doch für heute, wie gesagt,
. einmal ein Lob. Der in Indianapolis erscheinende „Telegraph" singt es, und zwar besonders auf die deutschen Farmer im Westen der amerikanischen Union. Das Blatt sagt:
Ueber den ganzen Westen hinweg, so weit die deutsche Einwanderung sich erstreckt, und welchen Landteil hätte dieselbe nicht schon zu ihrer zweiten Heimat gemacht, vermag ein Sachkundiger auf den ersten Blick den großen Unterschied zu bemerken, der zwischen einem von Deutschen und einem von Amerikanern verwalteten Anwesen herrscht. In den meisten, wenn nicht allen Fällen, ist es der deutsche Farmer, der bei einem solchen Vergleich gewinnt. In Jndiania, in Illinois, in Missouri und anderen Staaten im Westen und Nordwesten der Union, stehen die deutschen Ansiedlungen in Blüte, während bei den Amerikanern nur allzu häufig das gerade Gegenteil der Fall ist. Dies zeigt sich am auffallendsten da, wo von Deutschen und von Amerikanern bewirtschaftete Farmen neben einander gelegen sind. Während der Deutsche von Haus aus an einen rationellen Landbau gewöhnt ist und dabei nicht nur an den Augenblick denkt, sondern für die Zukunft sorgt, findet man beim Anierikaner den ausgeprägtesten Raubbau Von einem Aufbau ist bei ihm wenig zu entdecken. Ihm gilt die Gegenwart Mes, die Zukunst mag für sich selbst sorgen. Als eine unausbleibliche Folge dieser verkehrten Art von Landbau findet man heute, daß jene Strecken, die eine starke deutsche Bevölkerung aufzuweisen haben, die größten Fortschritte machen, während andere, in denen die amerikanische Bevölkerung vorherrscht, nur wenig vorwärts kommen. Durch seinen Raubbau nutzt der Amerikaner das Land aus, bis es aushört, ertragfähig zu sein; dann verkauft er es und zieht weiter westlich und dort wiederholt sich das gleiche Schauspiel. So findet man heute den Dankee-Farmer, der sich nach und nach bis jenseits des Mississippi, nach Arkansas und nach Texas hinunter verirrte und dabei in den verschiedenen Staaten, die er auf seinem Weg berühren mußte, einen zeitweiligen Halt gemacht hat, ohne aber eine Heimat zu finden. Die Scholle hat für ihn nur so lange eine Anziehungskraft, als er dieselbe ohne sonderliche Mühe auszubeuten vermag. In der Regel reicht eine Generation zur Ausbeutung einer Farm hin, die nächste muß sich schon nach einer anveren Umsehen und dabei führt sie ihr Wandertrieb fast regelmäßig auch über die Grenzen des Staates hinaus. Will es der
Zufall, daß die ausgebeutete Farm, die in der Regel ganz billig erstanden werden kann, einem Eingewanderten in die Hände fällt, so wird der ursprüngliche Eigentümer sie im Laufe weniger Jahre kaum wieder erkennen. Hiervon liefert Jndiania zahlreiche Beispiele. Die Virginier, welche sich bis jenseits des Mississippi und Missouri verirrten, würden ihre alten Farmen nicht wieder erkennen, wenn sie heute nach den deutschen Ansiedelungen von Jndiania zurückkehren sollten.
Das klingt doch gut und thut den deutschen Herzen wohl. Uebrigens ist auch in Missouri dieser Prozeß schon lange im Gang. Zahlreiche, halb verfallene amerikanische Farmen überall im Staat sind im Lause der Zeit in die Hände von Deutschen übergegangen und zu neuer Blüte gelangt. Reiche deutsche Ansiedelungen in früher fast ganz von Amerikanern bewohnten Gegen- den können davon erzählen. Wir wünschen nur noch das Eine, daß unsere Landleute da drüben dankbar ihrer Heimat, ihrem Vaterland bleiben, in dem sie zu tüchtigen Landwirten erzogen wurden. (Drfztg.)
Gcrges-Weuigkerten.
(Amtliches.) Bei der vom 3. bis 8. Mai d. I. in Tübingen vorgenommenen ersten Forstdienstpräsnng ist unter andern Kandidaten Hugo Sigle von Bühlhof, Gemeinde Möttlingen, O.A. Calw, für befähigt erkannt und hienach zum Forstreferendär II. Klasse bestellt worden.
— Infolge der an den Seminarien zu Nürtingen und Nagold vorgc- nommenen Aufnahmeprüfung sind nachstehende Präparanden zum Eintritt in ein Staatsseminar ermächtigt worden, und zwar in das Seminar zu Nagold: Retter, August, von Gechingen, Theurer, Wilhelm, von Gechingen, Yelin. Heinrich, von Stammheim.
— Infolge der an den Seminarien zu Eßlingen, Nagold und Nürtingen vorgenommenen ersten Dienstprüfung sind nachstehende Schulamtszöglinge zur Versetzung von unständigen Lehrstellen an den Volksschulen für befähigt erklärt worden: Eisenmann, Gottlieb, von Calw, Staiger, Hermann, von Calw, Eisenhardt, Jakob, von Dachtel, Böttinger, Gottlieb, von Hirsau, Fischer, Johann, von Gechingen, Fischer, Jakob, von Gechingen, Schmolz, Heinrich, von Gechingen.
— Nach den feststehenden Neiseplänen der K. Oberersatzkommissionen finden die Vorstellungen der Militärpflichtigen zur Aushebung im Jahr 1886 im Aushebungsbezirk Calw am 22. Juli statt.
Nagold, 20. Mai. In Haiterbach verunglückte der 40 Jahre alte Glaser Helber, Vater von 5 Kindern, dadurch, daß er einem Hopfen- fnhrmann sein scheues Pferd leiten wollte. Hiebei wurde er vom Pferde so schwer getreten, daß er ven Verletzungen erlag.
Stuttgart, 17. Mai. (Schöffengericht.) Der Fachverein der Schneider hält seit 2 Jahren eine Weihnachtsverlosung, wobei Gottlieb Zwicker der Verschleiß der Lose und die Bezähm rg der Accise zustand. Sowohl 1884 wie 1885 sollten je 2000 Lose ü 20 H ausgegeben, allein nur im Kreise der Vereinsmitglieder verschlossen werden. Je 100 Lose kosteten 72 H Accise. Zwicker ließ sich vom Kassier des Vereins Lang 14 40 H
geben, gab aber die Anzahl der Lose auf dem Hauptsteueramt nur auf 100O Stück an und verwandte den M-Hrbetrag für sich, angeblich als Entschädigung für seine Mühewaltung. Das ging in beiden Jahren so, allein Zwicker hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die liegen gebliebenen Gewinnste werden gewöhnlich ausgeschrieben und durch eines oieser Inserate wurde die Steuerbehörde ausmerliam, daß nicht 1000, sondern 2000 Lose ausgegeben sein mußten, worauf bei dem Vorstand des Vereins Klöpfer recherchiert wurde. Zwicker, der ahnen mochte, daß die Geschichte keinen für ihn erwünschten Verlauf nehmen würde, behavotete, die Quittung verloren zu haben, erbot sich abec aus freien Stücken, sich mit der Steuerbehörde ins Benehmen zu setzen. Cr bezahlte auch vort nicht allein den Mehrbetrag der Accise, sondern auch die Klöpfer auserlegte Ordnungsstrafe von 15 unte->
auf dem Tisch. Natürlich stellte er sich nur so. Seine Augen waren halb
geschlossen und sahen nicht nur alles, was Neubert that, sondern auch, welche
Wirkung das auf Duprat hervorbrachte.
Dieser schien von einer wilden Angst ergriffen, während Neubert's Augen mit der Gier des auf seine Beute stoßenden Habichts an dem Bündel hingen.
Näher schlich er sich heran und näher, von Zeit zu Zeit nach seinen
Sp'elgenofsen schielend, ob diese auch wohl sähen, was er that.
Er wähnte sich von Allen unbelauscht und machte nun einen direkten Vorstoß gegen die Ecke.
Mit erheucheltem Gleichmut bückte er sich nach dem Bündel; und da er jetzt Duprat's und seiner Genossen Augen auf sich gerichtet sah, nickte er jenen verschmitzt lächend zu, als wenn er sagen wollte, er möchte doch einmal sehen, was in dem Schmutzbündel eigentlich enthalten sei.
Aber kaum hatte er die obere Hülle zurückgeschlagen und einen Griff hineingethan, so erhielt er von rückwärts einen Stoß, der ihn über die Sachen hinweg in die Ecke schleuderte. Und ehe er sich umwenden oder sonst Jemand den Vorgang begreifen konnte, hatte Jemand das Gas ausgedreht.
Alle Anwesendenden sprangen zugleich von ihren Sitzen.
Das Wort „Verrat" tönte aus vielen Kehlen; ein allgemeiner Tumult entstand.
Der Schiffer suchte zunächst sein vor ihm aufgehäuftes Geld zu sichern; im Nu aber halte auch einer seiner Tischgenossen die Hand darauf gelegt.
Jener meinte, es sei sein Mitspieler, der sich in dieser niederträchtigen Weise wieder in den Besitz des ihm abgenommenen Geldes bringen wolle, und so schlug er dem vor ihm stehenden Soltmann ins Gesicht, caß er mit lautem Aufschrei zu Boden stürzte. Als er dann merkte, daß eine andere Hand nach seinem Eigentum griff, schlug er wild um sich, was nunmehr einen allgemeinen Kampf im Dunkeln zur Folge hatte.
Damit hätte noch Alles sein Ende finden, und die Beamten sowohl wie Duprat und der Baron hätten den Ausgang gewinnen können, aber nun
sprang der feurige junge Soltmann kawpfbegierig auf seinen Angreifer, und da er unve,sehens von einem will um sich schlagenden Mann noch einmal vor die Brust getroffen wurde, zog er seinen Tascyenrevolver.
Zugleich mit dem Rufe: „Schlagt die Polizisten tot", der aus hundert Kehlen wiederhallte, krachte ein Schuß; ein jäher Aufschrei durchtönte die unterirdisch,.,: Gewölbe, und einer der Männer in Radmantel und Schlapphut, welche an d..n ferneren T'sch gesessen, stü.zte getroffen zu Boden.
Es war Duprat!
Er wußte im Augenblick selbst nicht, wie schwer oder wie leicht seine Verwundung war, er hatte u. ..ge'dwo eimn stechenden Schmerz empfunden und sich sogleich zu Bode.i geworft.i, um einem zweiten Attentat, dos er gegen sich g-icyt-t glo"bte, zu entgehen.
Erst als er sich miede' erhoben wollte, suhlte er, daß seine rechte Hand vc.wun.dtt sei
Dies versetzte ihn natürlich in einen Zustand wahnsinniger Verzweiflung. Seine rechte Hand verletzt, und er vielleicht auf lange oder nie mehr im Stande, eine F-der zu führen — es war genug, uni seine Cx,flenz zu vernichten und sogleich seinen Anteil an dem hier stattgehobten Kampf zu verraten.
Der Schuß und Schrei wurden abec das Signal zu einer allgemeinen Erhebung.
Soltmann und Neubert riefen einander zu und ließen ihre kremen Signalpfeifen ertönen. Die schrillen Pfeifen fanden von der Straße Erwiderung. Die von dem Nachtwächter avisierte Polizei war also sehr rasch nachgerückt. „Polizisten, herbei! Haltet die Thüren besetzt!" riefen nun die beiden Beamten.
Ein allgemeiner Wutschrei erhob sich von nah und fern, und plötzlich waren alle Lichter erloschen.
Vater Christoph hatte den Haupthahn zugedreht, das einzige Mittel, um die draußen befindliche polizeiliche Streitmacht richtig schätzen und in Schacht halten zu können. (Fortsetzung folgt.)