militärischen Kreisen lebhaft bedauert. General v. Stülpnagel hat das Verdienst, das württembergischc Armeekorps neuorganisiert und dein übrigen deutschen Heere als homogenes Glied angefügt zu haben. Haß der Dahingeschiedeue bei dieser heiklen Aufgabe mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, konnte weiter nicht Wunder nehmen, und die Reibungen, die es damals zwischen dem Korpskommandeur und den hiesigen gesellschaftlichen Kreisen absetzte, stehen hier noch in allgemeiner Erinnerung.
Stuttgart, 14. August. Der Kaiser, welcher sich von, 18. bis 23. September in Stuttgart aus- halten wird, nimmt, wie früher auch schon, seine Wohnung in dem linken Flügel des königl. Residenzschlosses, der zur Aufnahme des hohen Gastes neu hergerichtet wird. Abgesehen von den umfassenden Renovirungen, die man vornimmt, werden die Ein- psangsrüume mit Möbeln ausgestattet, welche aus dem Ludwigsburger Schloß hierher gebracht werden. Es sind dies die Möbel aus der Ausstattung der zweiten Frau des Königs Friedrich, der englischen Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde. König Karl wird während der Anwesenheit des Kaisers auch im Residenzschloß Wohnung nehmen, wo dann nur noch das Gefolge des Kaisers Unterkunft finden kann. Der deutsche Kronprinz nimmt seine Wohnung voraussichtlich im Kronprinzenpalais, während die fremdländischen Offiziere in den Hotels untergebracht werden dürften. Man erwartet hier einige Tausend Kriegervereinler aus dem ganzen Lande, die auch auf dem Paradeplatz Aufstellung nehmen sollen. Auch sonst wird der Fremdenzufluß ein sehr beträchtlicher sein. Ueber die Art der Festlichkeiten, die man dem Kaiser hier bereiten will, ist man noch nicht im Reinen.
Ein unnatürlicher Vater ist der Leopard im N i l l'schen Tiergarten. Bereits voriges Jahr hat derselbe in seiner Blutgier eines der Jungen mit Haut und Haar zum Frühstück verzehrt. Diesesmal hatte man die größte Vorsicht gebraucht; die Mutter mit dem Jungen war von dem Gemahl getrennt worden und dennoch gelang es auch diesmal dem Blutdürstigen eines der Jungen zu ergreifen und zu verzehren.
In der Krankenkasse des Bezirks Cannstatt ist bis zum 1. August bei 21,000 M. Einnahmen und 12615 M. Ausgaben ein Ueberschuß von annähernd 9000 M. vorhanden, während anderwärts vielfach von Defizits der Ortskrankenkassen berichtet wird.
Kampf zweierRehböcke. Bekanntlich machen die Rehböcke während der Brunstzeit, die hauptsächlich in den heißen Monaten Juli und August ftattfindet, oft heftige Angriffe aufeinander. Vor einigen Tagen nun sind in dem Revier Mühlheim bei Tuttlingen zwei Tiere, ein Bock im Gewicht von etwa 40 und ein kleinerer mit etwa 30 Pfund, infolge eines solchen Angriffs elendiglich zu Grunde gegangen. Bei der Verfolgung durchstach nämlich der stärkere Bock mit seinem Geweih dem schwächeren die Sehnen am Fersenbein des Hinteren Laufes und brachte das Geweih nicht mehr los. So aneinander gekettet, legten die gefolterten Tiere, sich gegenseitig mühsam fortschleppend, noch einen größeren Weg zurück, bis sie endlich den Qualen des Hungers, bezw. ihren Verletzungen erlagen.
Der Salondampser Friedrichshafen stieß am letzten Mittwoch auf der Fahrt von Friedrichshafen nach Rorschach an einen Felsen und wurde dadurch leck, so daß er vor Rorschach in die Tiefe sank. Die Hebungsversuche waren bis jetzt erfolglos.
Brandfülle: In Unterhaugstett am 15. d. M. 2 Wohnhäuser (darunter ein kasernenartig gebautes) und 5 Scheunen; von dem, dem Frhrn. v. Wöllwarth gehörigen Hosgut Tauchenweiler das große Oekonomiegebüude, wobei 7 Stück Vieh und der Hofhund an der Kette liegend in den Flammen umkamen.
Augsburg, 12. Aug. Ein junges Menschenleben ging dieser Tage wegen eines Papageis zu Grunde. Einem Dienstmädchen war während der Abwesenheit ihrer Herrschaft deren Papagei entflogen. Der Wert desselben wurde nun dem Mädchen sehr hoch hingcstellt, so daß das Mädchen als Ausweg aus der mißlichen Lage freiwillig den Tod in den Wellen suchte. Inzwischen ist der Papagei wieder zur Stelle geschafft.
Mainz, 12. Aug. Infolge von Lohndiffe- renzen hat nach der F. Z. der größte Teil der hierin Arbeit stehenden Glaser gesellen gestern die
Arbeit eingestellt. Die Gesellen verlangen einen Lohnaufschlag von 10 Prozent. (Wurde bewilligt.)
Berlin, 11. August. Nachrichten aus Kairo bestätigen, daß die Auszahlung der durch die Beschießung Alexandriens verursachten Entschädigungen am Donnerstag den 13. ds. ihren Anfang nehmen werde, und fügen hinzu, daß dieselbe eine Woche dauern werde. Da alle Ansprüche schon seit einiger Zeit angemeldet und sorgfältig geprüft waren, ist ein glatter Verlauf dieser Angelegenheit wohl vorauszusetzen. Damit wird alsdann wiederum eine der unangenehmsten Erbschaften, die das Kabinet Glad- stone seinen Nachfolgern hinterlassen hatte, glücklich aus der Welt geschafft sein.
Berlin, 12. Aug. Der Maurerstreik ist noch immer nicht beendet. Zur Zeit streiken etwa noch 3—4000 Mann, meist Berliner, während etwa ebenso viele wieder arbeiten und etwa 4000 Mann sich in die Provinz zerstreut haben. In der Streikkasse sollen sich zur Zeit 32—33 000 befinden.
Die drei Mitglieder der Streikkommission erhalten seit voriger Woche täglich 4 vkL 50 Ein Ende des Streiks läßt sich vorläufig gar nicht absehen.
Berlin, 15. August. Commodore Paschen meldet: der Sultan von Sansibar hat ohne Bedingungen die Schutzherrschaft des Kaisers über alle von Deutschen in Besitz genommenen Gebiete, einschließlich des Festlandsgebietes Witu, anerkannt. Die Truppen und Beamten von Sansibar haben sich bereits aus gedachten Gebieten zurückgezogen. Da ein Zusammenstoß in Witn als nahe bevorstehend gemeldet war, so ist bereits gestern der Befehl des Sultans an alle seine Behörden ergangen, Frieden zu halten. — Das „Reuter'sche Bureau" in London und die „Agence Havas" in Paris melden von der Besetzung einer Insel der Karolinen-Gruppe durch Deutschland, sowie von den Vorstellungen, die Spanien deswegen in Berlin erhoben habe und von der Absendung zweier spanischer Kriegsschiffe nach den Karolinen.
Berlin, 15. August. Gegen mehrere Reichstagsmitglieder werden vom preußischen Fiskus Klagen angestrengt werden wegen widerrechtlicher Annahme von Diäten aus Privatmitteln. Der Fiskus stützt sich auf das preußische Landrecht, wonach das, was zu einem unerlaubten Zweck gegeben worden, nur der Fiskus zurückfordern kann. Das Gleiche gilt von dem, was zu einem wider die Ehrbarkeit laufenden Zwecke gegeben worden ist, sobald der Zweck und das Verwerfliche desselben auch dem Empfänger bekannt war.
Berlin und Leipzig sollen durch einen Fernsprech-Apparat verbunden und sich näher gerückt werden.
Nun der Staatssekretair und Generalpostmeister Dr. Stephan geadelt ist, muß er auch ein Wappen haben. Er hat es sich selbst gewühlt, einen Anker inmitten des Schildes, darüber zwei in einander verschlungene Hände, unter dem Wappen links eine Weltkugel, rechts ein Posthorn. Stellt man die drei Figuren „Weltkugel, Posthorn, Vereinte Hände" hinter einander, so erhält man einen Rebus, dessen Auflösung „Welt-Post-Verein" lautet. Aus dem Helm über dem Wappenschild ragt ein Arm hervor, dessen Hand züngelnde Blitze hält. Der Wappenspruch lautet „fest".
Deutsches Jnseratenwesen. Bon der Ausdehnung, welche das Jnseratenwesen in Deutschland genommen hat, geben einige Ziffern über das Jnseraten-Vermittlungs-Geschäst von R u d o l f M o s s e Aufschluß, welche wir dem „Buch für Alle" entnehmen. Die Zcntralleitung des Berliner Bureaus dieser Firma beschäftigt 85 Beamte. Auswärts hat das Haus 19 Filialen mit etwa 120 Beamten; daneben bestehen über 200 Agenturen im In- und Auslande.
Die Berliner Turner haben Jahn's Geburtstag nicht vergessen; sie zogen hinaus zu dem Denkmal des Alten im Bart in der Hasenheide und schmückten es mit Kränzen und Guirlanden und bekränzten das Haupt mit Lorbeer. Wenn der alte Turnvater, der eine lauge Zeit hindurch als Dema- gog galt, sehen könnte, wie heute allenthalben in Deutschland die edle Turncrei blüht, würde er von niemand mehr mit finsterem Argwohn verfolgt! Das große Turnfest in Dresden war die glänzendste Ge- nugthuung für ihn.
Ein entsetzliches Verbrechen hält die ganze Gegend von Waldbrcitbach in Aufregung. In
der Nacht vom Sonntag auf Montag erschlug in dem benachbarten Breitscheid ein Mann den Sohn seines Schwagers und als dessen Eltern zu Hilfe eilen wollten, griff er auch diese an; seinen Schwager traf er so unglücklich, daß er in derselben Nacht ebenfalls verschieden ist, während seine Schwester schwer darniederliegt. Obwohl die Unglücklichen die ganze Nacht hindurch jammerten, hatte von den Nachbarn leider niemand den Mut, ihnen zu Hilfe zu kommen, indem sie ebenfalls für ihr Leben fürchteten.
Der Mörder ist bereits ins Gefängnis abgeführt.
Im Keller eines alten Hauses in Straß bürg stießen Maurer auf eine verrostete Eisenkiste, die mehrere tausend Goldstücke aus der Zeit der Könige Louis XI., des XIII. und Charles X. enthielt, im Werte von 60000 Frcs. Auch Dokumente auf Pergament lagen dabei.
Oesterreich-Ungarn.
Daß der Kaiser ein guter, ja der beste Soldat ist, das wissen wir. Er kennt keinen Widerspruch gegen den Befehl eines Höheren. Aus Ga st ein wird erzählt: als der Kaiser von Oesterreich und seine Gemahlin sich verabschiedete, wollte Kaiser Wilhelm die Kaiserin durchaus bis zum Wagen führen. Kaiser Franz Josef bat seinen Freund, sich zu schonen, die Treppe nicht hinabzusteigen und sich der Zugluft nicht auszusetzen. Aber es hals nichts, Kaiser Wilhelm reichte der Kaiserin schon den Arm. „Nun, da alles nichts hilft", rief der Kaiser von Oesterreich,
„so befehle ich Dir, zu bleiben." Und Kaiser Wilhelm, der die Uniform eines österreichischen Obersten trug, richtete sich stramm auf, salutierte, ließ ein vernehmliches : „zu Befehl Majestät" erschallen und blieb wie angewurzelt stehen. Unter fröhlichem Lachen und in herzlichster Weise nahmen die beiden Herrscher dann von einander Abschied.
Eine Anzahl Franzosen machte eine Reise » ach Oesterreich und Ungarn; welche Aufnahme sie in letzterem Lande, gefunden, zeigt folgende Leistung des ungarischen Dichters Abranyi: „Herrliches Volk der Franzosen, du brauchst keine Krone, denn du bist selbst die Krone der Erde! Gott hat dich unter seinem Lächeln geschaffen, wie die Morgenröte aus dem Glanze der Rose. Obwohl ihr groß seid, können wir euch lieben, denn eure Größe ist nicht ein finsteres Bild des Stolzes. Bei anderen ist die Größe fast beleidigend — die eure ist voll Reiz. — Wer beneidete den Himmel, weil er die Welt mit seinem Glanze übergießt? Wir haben dich immer geliebt; niemals haben wir dich verleugnet, um die Gunst anderer zu gewinnen; wir waren ge- k treuer, als das ungerechte Schicksal, das euch hinterlistig getäuscht hat. Aber nun bist du, Frankreich wieder groß! — Wir wußten es. — Als wir dein Heldenblut fließen sahen, da blieb in uns das Vertrauen auf deine Zukunft unerschüttert: denn der plumpe Stiefel eines deutschen Reitknechts konnte doch nicht den Stern des Himmels austreten! . . . Frankreich, du die vorderste in allem, was schön und groß ist, du bringst der schuldbeladenen Welt die Erlösung, und wäre es um den Preis deines eigenen Blutes. Du bist die ewige Jugend der Menschheit!"
Frankreich.
Paris, 11. Aug. Hinter dem Gehölz von Vincennes fanden vorgestern beim Spazierengehen 4 Soldaten eine noch geladene Bombe. Sie hatten die unglückliche Idee, das Geschoß aufschrauben zu » wollen, und hatten kaum ihre Thätigkeit begonnen, als die Bombe platzte. Dem einen Soldaten war förmlich der Bauch aufgerisscn, der andere hatte die Beine zerschmettert und starb auf dem Wege nach dem Hospital, dem dritten mußte die Hand abgenom- men werden, der vierte endlich kam mit einer gespaltenen Lippe und einem gebrochenen Zahn davon,
Paris, 12. August. Der „Temps" meldet, daß die Cholera in Tonkin abnimmt; die gemeldeten Metzeleien der Christen in Anam seien übertrieben, nicht zehntausend, sondern einige hundert seien getötet.
Paris, 14. Aug. „Temps" meldet, der Kriegsminister habe angeordnet, daß sogleich nach den Manövern 30000 Mann von den Jahrgängen 1881 und 1882 mit widerruflichem Urlaube entlassen werden sollen. — Die Nachrichten aus Marseille lauten heute wieder beunruhigender; die Epidemie ^ nimmt bedenklich zu.
England.
London, 14. Aug. Die letzte Session des