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Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag and Sainstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) rw ^l, in dem Bezirk 1 «j,

außerhalb des Bezirks 1 20 >1. MonatS-

abonnemcnt nach Verhältnis.

Gestorben den 12. August zu Frcudenstadt: Priv. David Münster, früher Kaufmann, 74 I. alt.__

Vom Frühschoppen.

i Schluß.)

Aber mich außerhalb der akademischen Kreise zählt der Frühschoppen zahlreiche Verehrer. In den Städten hat fast jedes bessere Restaurant seine Frühstammgäste", die, wie andere Gäste des abends, so des vormittags zu einer bestimmten Stunde, und zwar meist gegen mittag, erscheinen und täglich ihr SeidelLager" oderBayerisch" öfters werden hieraus auch zwei und drei Seidel zu sich neh­men. Diese Gäste pflegen den besser situirten Stän­den anzngchören und haben meist schon eine gewisse Altersgrenze erreicht; ihnen ist der Frühtrunk, oder eigentlich Mittagstrnnk, wie sie erklären, zu einem unabweisbaren Bedürfnis; geworden. Der eine be­hauptet, das; ihm das Mittagessen besser schmecke, wenn er vor demselben ein Glas Bier getrunken habe, der Andere versteckt sich hinter die Autorität seines Hausarztes, von dem ihm angeblich ein Glas Bier vor der Hauptmahlzeit angerathcu worden ist, da es seiner Constitution zuträglich sei, der Dritte schützt diesen, der Vierte jenen Grund vor, kurz, Je­der hat einen Borwand zur Bertheidigung seines Frühschoppens. Nun, wenn ein Glas Bier vor dem Veittagessen in der Thal mundet und wen die Zeit, welche er dem Frühschoppen widmet, in der Aus­übung seines Berufs , seines Geschäfts nicht stört, bei dem mag es ja hingehen. Es giebt aber offen­bar viele Constitutionen, besonders Fettleibige, für welche das Biertrinken vor dem Essen nichts weniger als vorteilhaft ist und dann ist diese Angewohnheit entschieden zu verurteilen. Dies muß man aber auch noch aus einem anderen Grunde; so Mancher pflegt über deni leidigen Frühschoppen feine Bcrufsgeschäfte mehr und mehr zu vernachlässigen, er geht Wohl gar, wenn er seine drei bis vier Seidel im Leibe hat, mit einem gewissen Widerwillen heim zur Mahl­zeit. Dieselbe schmeckt ihm schon nicht recht, dann wirft er sich zu einem Stündchen Mittagsschläfchen nieder, um dann verdrossen denn die Bormittags­kneiperei liegt ihm zu sehr in Kopf und Gliedern an seine Arbeit zu gehen, aus welcher unter solchen Umständen auch nicht viel zu werden pflegt, kurz, den Tag kann der Betreffende als halb verloren be­trachten und so wird es mit vielen anderen Tagen der Fall sein, an denen der Frühschoppen eine grö­ßere Rolle spielt. Wohin dies schließlich führen muß, ist nicht schwer zu errathen! Der Frühschoppen dominirt jedoch nicht nur in den sogenannten besse­ren Kreisen der Gesellschaft, sondern seine Macht erstreckt sich bis in die untersten Volksschichten. Zwar, in der Woche findet der Beobachter unseres Volkslebens hierzu nur selten Gelegenheit; der Mann derschwieligen Faust" ist während der Woche an die Fabrikräume, an die Werkstätte, mit einen: Wort, an seinen Arbeitsplatz gefesselt, den er nicht nach Belieben verlassen darf, wenn er nicht seine Entlas­sung riskiren will, aber am Sonntag, da kann man auch den gewöhnlichen Handwerker, den Fabrikarbei­ter, den Handarbeiter überhaupt seinen Frühschoppen zu sich nehmen sehen. Nun, es wäre auch hier dem Manne schließlich nicht als ein Staatsverbrechen an­zurechnen, wenn er des Sonntags vormittags ein­mal ein Glas Bier trinkt, wenn es eben nur bei diesem einen Glase bliebe; aber aus demselben wer­den oft ein halbes Dutzend und noch mehr, es kom­men noch verschiedene Schnäpse, vielleicht auch ein Paar Würstchen oder ähnliche Victualien wie

Jnierlionsgebühr für die lspaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -t, sei mekrmaliger je « -4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe dcS Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1885.

man sic auf den Buffets der Lagerbier-Restaurants und Lagerbierkeller zu finden pflegt hinzu, ain Ende wird noch ein Spielchen gemacht, sei cs mit den Karten, sei cs auf dem Billard und das Facit dieser Vormittagskneiperei? Siefrißt" einen nicht unbeträchtlichen Teil des Wochenlohnes des Arbeiters und bringt ihm, wenn er endlich den Weg nach Hause gefunden hat, die wohlverdienten Borwürfe feiner Gattin ein, woraus sich dann nicht selten eine häusliche Prügelscene entwickelt und dies alles muß man dem Frühschoppen auf's Kerbholz schreiben. Indessen, der Frühschoppen hat sich mm ein­mal leider Gottes! in unserem Volksleben eine Stellung erobert, ans welcher es sehr schwer, wenn nicht unmöglich ist, ihn zu verdrängen und so wird man sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, ihn als eine nationale Eigenthümlichkeit der Deut­schen auzusehen. Vielleicht, daß später einmal ein solideres Geschleckt ersteht und den Frühschoppen über Bord wirft, vorläufig aber wird diese Institu­tion noch fernerhin bei den Mnscnsöhnen wie in den Kreisen derPhilister" dominiren und dem Weisen wird eben nichts übrig bleiben, als sich dieser Herr­schaft stillschweigend zu beugen!

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Aus dem Bezirke, 14. August. Die

Plenarversammlung des evangel. Bolksschul- lehrcrvereins wurde am 5. und 6. August in Cann­statt abgehalten. Vereins-Sekretär Honold-Lange- nan gab Berichterstattung über die Thätigkeit der 71 Filialvereine. Kassenbestand: 7144 Einnah­men, 6131 -4L Ausgaben, Kassenvorrat 1013 <4L, durch neue Zahlungen auf 1664 -4L erhöht; Mit­glieder 1835, Zunahme in den drei letzten Jahren 363 Personen. Am 6. August vormittags vereinig­ten sich wohl 700 Teilnehmer zur Hauptversamm­lung im Kursaal. Die Begrüßung der Kollegen erfolgte durch Lehrer Baisch-Fellbach. Unter dem Vorsitze Honolds hielt Bercinsvorstand Laistner- Stnttgart einen Bortrag überHerz und Herzens­bildung", dem die gespannteste Aufmerksamkeit gezollt wurde. Schullehrer Abelei n-Creglingen hatte The­sen zur Besprechung der Frage vorgelegt:Welchen Bedürfnissen der Zeit har die Volksschule in Unter­richt und Erziehung Rechnung zu tragen? nebst Prüfung der Klage, daß die Sonntagsschule nicht zureiche." Da weder die Sonntags- noch die länd­liche Winterabendschule nach ihrer Einrichtung und in ihrem Erfolge der Aufgabe entsprechen, so ist zu wünschen, daß durch die Gesetzgebung im engsten Anschluß an die Volksschule Fortbildungsschu­len geschaffen werden, in welchen die Jugend vom 1416. Jahre an Wochentagen zur Erhaltung und Erweiterung der erlangten Schulkenntnisfe weiteren Unterricht erhalte. Eine lebhafte Debatte begründete die Notwendigkeit der Errichtung obligatorischer Fort­bildungsschulen. Abelein zeigte hierauf einen von ihm verfertigten 8seitigen Meterstab als Hilfsmittel zur Erleichterung des Unterrichts im Bruchrechnen, Lehrer H older-Winzerhausen ein von ihm konstruier­tes metrisches Lineal zur Bruch-, Längen- und Kör­perberechnung vor. Lehrer Geige r-Tuttlingen hatte einen Phisikalischen Apparat, bestehend in einer Dampf­maschine und einem Telegraphen, aufgestellt als Lehr­mittel und zur Verdeutlichung und Erklärung der Dampfkraft und des Elektromagnetismus. Lehrer Bueß-Cannstatt führte ein Pedalharmonium mit Selbstwind vor und trug eine schwierige Orgelkompo­

sition auf demselben vor. Schließlich erstattete Läist- ner Bericht über allerlei Vereinsangelegenheiten. Nachnittags 2Us fand das allg. Essen im Kursaal,, von 4 Uhr an gesellige Unterhaltung am Sulzerrain, abends ein Konzert der Kurkappelle im Kursaalgar­ten bei elektrischer Beleuchtung statt. Der Vormit­tag des 7. August konnte durch erteilte Erlaubnis der K. Bau- und Gartendirektion zum Besuch der K. Villen Berg, Rosenstein und Wilhelma benützt werden.

D Vom Lande, 14. Aug. Der am 6. Aug. in Coburg gegründete Deuts che Geometer verein tagte vom 5.8. Aug. in Stuttgart. Besichtigt wurde am 5. die in der K. Baugewerkeschule zu jedermanns Ansicht veranstaltete Ausstellung von Instrumenten, Karten und Bermessungsgegenständen der K. Forst- und Domänendirektion, der K. Zentral­stelle für Landwirtschaft, der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Karten aller Art von den ältesten Zeiten Württembergs an, mathematische und Physika­lische Instrumente verschiedener neuerer Firmen. Die Ausstellung bot eine überreiche Fülle des Hochinteres­santen und Lehrreichen, wie es noch an keinem ein­zelnen Ort konzentriert war. Am 6. Aug. wurde dem K. Residenzschloß, der K. öffentlichen Bibliothek und der Bildergalerie ein Besuch gemacht. Die I. Plenarversammlung fand am 7. Aug. bei der Anwesenheit von 260 Mitgliedern und 40 Damen im Stadtgarten statt. Obersteuerrat Prof. Schle- bach-Stuttgart begrüßte die Versammlung als Ver­treter der K. Staatsregierung, Oberbürgermeister Dr. v. Hack namens der Stadt Stuttgart, Hofbandirektor v. Egle namens der Baugewerkeschule. Der Vor­stand des Deutschen Geometervercins, L. Winkel aus Neuwied, gab dankende Erwiderung. Hierauf ging man zur Tagesordnung über: Berichte der Vorstandschaft, Wahl der Rechnungsprüfungs­kommission für 1885, Vorlage des Etats 1885, Be­ratung und Festsetzung von allg. Normen für Bezah­lung von Bermesfungsarbeiten nach Akkordsätzen, Sta­tutenänderungen, Neuwahl der Borstandschaft und Bestimmung von Ort und Zeit der nächsten Ver­sammlung. Am 8. Aug. fand im Festsaale der K. Baugewerkeschule die II. Plenarsitzung statt. Prof. Schlebach hielt einen Vortrag überdie Geschichte der württ. Landesvermessung und des württ. Ver­messungswesens"; Prof. Heinrich (Rostock) einen solchen überBodenbonitierung und Bonitierungs­karten." Später erfolgten Besichtigungen Königl. Sammlungen u. s. w. Die Morgenzüge des 9. Aug. entführten etwa 300 Festgenosfen zu einem Ausflug nach Wildbad, wo ihnen herzlicher Empfang und angenehme Tagesunterhaltung geboten wurden.

Stuttgart, 13. Aug. Zwischen dem Staate Württemberg und dem Fürsten Nikolaus von Hohen­lohe-Waldenburg schweben gegenwärtig Verhandlungen wegen Ankauf des Schlosses Kupferzell zum Zwecke der Verlegung des in Stuttgart befindlichen Waisen­hauses dorthin. Kupferzell war die Residenz des im Dezember vorigen Jahres verstorbenen alten Fürsten Hohenlohe-Waldenburg. Mit der Verlegung des Waisenhauses aus Stuttgart würde voraussichtlich auch die Frage des Neubaues des hiesigen Rathau­ses ins Reine kommen, da der dann freigewordene wertvolle, inmitten der Stadt gelegene Platz, auf dem das Waisenhaus steht, sich für das neue Rat­haus vorzüglich eignen würde. Der Hingang des Generals v. Stülpnagel, welcher von Dezember 1871 bis Dezember 1873 das 13. (königlich würt- tembergische) Armeekorps führte, wird in den hiesigen