gegenwärtigen Parlaments wnrde heute geschlossen. Die Thronrede bedauert das Mißlingen der Expe­dition nach Kharduin, lobt aber die Tapferkeit der daran beteiligt gewesenen Soldaten und Matrosen. Der Tod des Mahdi werde die Königin wahrschein­lich in den Stand setzen, die ihr durch die Ereignisse gegenüber deni Herrscher und dem Bolle Egyptens auserlegten Pflichten mit weniger Schwierigkeiten als seither auszuführen und werde dieselbe in ihren An­strengungen, die Regierung und die gute Ordnung in Egypten aus eine feste Grundlage zu stellen, nicht Nachlassen. Die Beziehungen zu den anderen Mäch­ten sind freundschaftlicher Natur. Die Verhandlun­gen mit Rußland betreffs der Grenzen des Gebietes des Emirs von Afghanistan als Bundesgenossen der Königin dauern noch fort. Die Königin hofft, daß die Verhandlungen bald zu einer befriedigenden Re­gelung führen werden. Die Regierung thue die notwendigsten Schritte, um die Nordwestgrenze In­diens in angemessenen Bertheidigungszustand zu ver­setzen, ohne welchen die Wohlfahrt und Ruhe der in­dischen Unterthanen von Zeit zu Zeit der Unterbrech­ung und Störung ausgcsetzt seien. Der Rest der Rede betrifft innere Angelegenheiten ohne allgemeines Interesse. Die Mission Drnmmond Wolff's wird nicht erwähnt.

Schutzzoll oder Freihandel, das ist die große Frage, die nun auch in England, im Vaterland ei­nes Cobden, die Gemüter der Menschen zu erregen beginnt. Schon wiederholt haben wir berichtet, daß noch unter dem Ministerium Gladstone eine Kommis­sion zur Untersuchung der Gründe für den Nieder­gang des Handels eingesetzt worden ist; jetzt werden Stimmen laut, welche die Schuld dem in England herrschenden Freihandelssystem zuschieben. Hoffentlich bleiben die Engländer, praktisch wie sie sind, nach wie vor so gescheidt, aus wirtschaftlichen Fragen auch ferner keine politischen Streitfragen zu machen; sie könnten sich an uns Deutschen wenigstens, die wir neuerdings alles mit der Politik vermengen, ein war­nendes Beispiel nehmen.

Dänemark.

21 Jahre mit einer Kugel im Kopf. Dänische Blätter bringen die Nachricht von einem erst kürzlich verstorbenen Soldaten aus dem Feldzuge von 1864, welcher bei Düppel einen Schuß in den Kops bekom­men hatte. Die Kugel blieb fest sitzen und konnte nicht entfernt werden. Peder Jensen wohnte indes als Landmann vergnügt in Hilleröd und hatte erst kurz vor seinem Ende infolge jener Verwundung ein schmerzliches Krankenlager zu bestehen, von wel­chem ihn der Tod erlöste. (Die Geschichte wird wohl mit einem Fragezeichen versehen werden müssen.) Rußland.

Nach einem Telegramme derTemps" sind in einer Vorstadt in Odessa 10 Cholerafälle vorge­kommen.

Türkei.

Philippopel wurde am 12. d. von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht, durch welche 45 Häuser eingcäschert wurden und 2 Personen ihr Leben verloren. Der angerichtete Schaden wird auf 4 050 000 türkische Pfund geschätzt.

Amerika.

Johann Most macht mit seinerFreiheit" in Amerika gute Geschäfte. Die Freiheit ist ein gro­ßes, nach amerikanischer Zeitungsmache redigiertes und technisch ausgestattetes Blatt. Es ist von nichts anderem als von Dynamit, Nitroglycerin, Schwefel­säure und ähnlichen Chemikalien die Rede, sowie von Apparaten zur Herstellung derselben. Dabei breitet sich die anarchistische Organisation in sämtlichen Staa­ten Amerikas immer weiter aus, wenn auch nicht in jenem Maße, wie sie der Anarchistenhäuptling vorgibt. Den Angaben Mosts zufolge wären bereits hundert anarchistische Gruppen in den Vereinigten Staaten gebildet, von denen sich 7 deutsche, zwei englische, 2 böhmische und je eine französische, spani­sche und italienische in New-Jork selbst befinden. Auch Arbeiterfrauen zählen zu den Irregeleiteten. Den weiblichen Mitgliedern einer neu konstituierten italienischen Gruppe zu Chicago gibt Most das Zeugnis,daß diese Frauen an Kühnheit und Ent- schlossenheit die Män ner übertreffen. _

Der verwunschene Prinz.

Novelle von Theodor Scheffel.

Das liebliche Thüringerland ist nicht nur be­rühmt wegen seiner anmutigen Berge und Hügel­ketten , seiner duftenden Nadelwälder und seiner

sonstigen Auen und Thäler, sondern auch wegen seiner zahlreichen stattlichen Schlösser und Burgen oder Burgruinen. Besonders häufig sind diese Burgen und Burgruinen an den Ufern der Saale und Ilm und da, wo die klaren Fluten dieser Flüsse einander ziemlich nahe gebettet sind, spielt auch un­sere Geschichte vom verwunschenen Prinzen, die durch­aus kein Märlein ist oder sein soll, sondern eine den wirklichen Begebenheiten entsprechende Erzählung.

. Der arme, verwunschene Punz lebt jetzt aller­dings nicht mehr, aber diejenigen Leute leben noch, die einst den verwunschenen Prinzen entdeckten, sich vor ihm fürchteten und als sie sein Wesen erkannt hatten, ihn retten wollten und dabei zu großem Schmerze und Schaden kamen; deshalb wollen wir in unserer Geschichte keine wirklichen Namen nennen, um Niemanden zu nahe zu treten.

Im Jahre 1872 kaufte sich ein sächsischer Major a. D., Herr von Ravenstein, in Thüringen an, dort in der Gegend, die wir oben beschrieben haben. Herr von Ravenstein hatte einen guten Kauf gemacht, für nur 52 000 Thaler hatte er sich ein stattliches Rittergut nebst einigen Waldungen erworben. Zu dem Rittergut gehörten ferner auch zwei Burgen. Die eine derselben, der Ehrenstein, war gut erhalten und durch mehrere Anbaue er­weitert worden, diese Burg diente daher auch dem Herrn von Ravenstein als Wohnsitz. Die zweite Burg mochte einst viel größer und schöner gewesen sein, aber schon seit Jahrhunderten lag die Hälfte dieser Burg in Schutt und Trümmern, wurde da­her nicht mehr bewohnt, sondern nur als interessante Ruine geschätzt und dann und wann von Touristen oder sonstigen Wissensdurstigen besucht.

Herr von Ravenstein hatte diese Burgruine bei dem Ankäufe des Ritterguts als eine Art Zu­gabe empfangen, denn bei der Abschätzung alles des­sen, was zu dem Rittergute gehörte, war von einer Wertangabe der Burgruine keine Rede gewesen. Der neue Besitzer machte sich daher auch gar nichts aus dieser Burgruine, er kam nur zufällig bei sei­nen Querzügen durch Wälder und Fluren einmal nach der Ruine, oder er führte zu Pfingsten ein­mal seine Gäste, die von der schönen Landschaft et­was genießen wollten, dahin.

Die Burgruine verdiente diese Nichtachtung aber keineswegs, denn obwohl sie etwas abseits vom Wege gelegen war, so bot sie doch genug ro­mantische Schönheiten dar, um für eine halbe Stunde zu entschädigen, die man zu ihrem Besuch von der Fahrstraße aus brauchte. Halb versteckt zwischen Felsen und bewaldeten Bergwänden, lag die Burg­ruine. Ein noch erhaltener runder Turm ragte aber wohl fünfzig Fuß hoch über Felsen und Berge hin­weg und selbst ein Teil des Daches und der Wand­mauern lugte noch aus dem Versteck hervor. Im Innern der Burgruine war noch der Rittersaal, die Kapelle und ein Eckzimmer vorhanden, das heißt der Wind pfiff nicht allzusehr durch diese Räume, wenn auch die Mauern Ritzen und Sprünge hatten, die Thüren klafften und die mittelalterlichen Fenster nur halb oder in einigen Bruchstücken vorhanden waren. Die anderen Teile dieser verfallenen Burg waren Ruinen im vollsten Sinne des Wortes, nur eine im weiten Bogen um die Burg gebaute Mauer war noch ziemlich gut erhalten und zwei große Thore ohne Flügel befanden sich in passierbarem Zustande in der Mauer. Epheu und wilder Wein rankten sich an der Mauer fast allenthalben empor, oben auf dem Gemäuer standen einige verkrüppelte Fich­tenbäumchen und einzelne zwerghafte Kirschsträuche, deren Samenkörner wunderliche Fügungen der Na­tur auf die Mauer gebracht haben mochten. Dicht unter der Mauer in dem ehemaligen Wallgraben wucherten Dornenhecken und hatten ihr Gebiet auch noch ein gutes Stück den Bergabhang, worauf die Ruine sich befand, hinab erstreckt.

Diese romantische Bergruine hatte, wie fast jede ihres gleichen, im Laufe der Jahrhunderte den Stoff zu allerlei Sagen geliefert und in der Zeit, wo Herr von Ravenstein ihr Besitzer wurde, erzählte man sich auch noch eine liebliche Sage von der Burg­ruine, die märchenhafte Geschichte von einem Prinzen, der wegen vieler gottlosen Streiche verwunschen worden war und in der Burgruine als Nachteule Hausen müsse bis zn seiner Erlösung. Nur an einem einzigen Tage im Jahre durfte der verwunschene Prinz, so erzählte die Sage weiter, sich in seiner wirklichen Gestalt zeigen, und wenn es sich nun an diesem ein­

zigen Tage fügte, daß eine ehrbare Jungfrau ihren Fuß in die verlassene Burgruine setzte, den verwun­schenen Prinzen sah und sein Schicksal bedauerte, so sollte der Prinz erlöst sein, aber nicht etwa zum fröhlichen Leben, sondern zur Ruhe der Toten in die Gruft seiner Väter.

So oft der Herr von Ravenstein im Kreise seiner Familie oder seiner Bekannten diese Sage von dem verwunschenen Prinzen erzählte, hörte man ge­spannt zu und hatte in der Regel am Schlüsse der Erzählung einige Worte des Mitleids für den un­glücklichen Fürstensohn; aber Niemand sprach den ernstlichen Wunsch aus, in der Weise, wie es die Sage vorschrieb, den verwunschenen Prinzen zu retten, einige kecke Geister meinten höchsten-, daß der Prinz zum Dank für seine Errettung vielleicht seinen Ret­tern die Hälse brechen werde.

Dann vergingen wieder Monate um Monate auf dem Ehrenstein, es wurde wieder Frühling und man dachte nimmer an den verwunschenen Prinzen. Man sollte aber doch einmal den verwunschenen Prinzen kennen lernen und das ging folgenderma­ßen zu.

Der Herr von Ravenstein hatte drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Die Söhne waren in Dresden auf der Kadettenschule, um sich für den Offiziersdienst auszubilden und die Tochter befand sich in einer höheren Töchterschule ebenfalls in Dres­den. Im Jahre 1875 traten Arno und Max von Ravenstein als Fähnderich in die Armee ein und kamen nunmehr sehr selten in das elterliche Haus, so daß Herr und Frau von Ravenstein sich oft auf ihrem Landsitze vereinsamt fühlten und deshalb be­schlossen, den Aufenthalt ihrer einzigen Tochter Gert­rud auf der höheren Töchterschule in Dresden ab­zukürzen und die nun beinahe siebzehnjährige Toch­ter ins elterliche Haus zurückzunehmen.

So geschah es auch und zu Ostern 1876 kehrte Gertrud dauernd zu ihren Eltern zurück. Das ade­lige Fräulein that dies mit großer Freude und in­nigem Behagen, denn sie besaß ein fröhliches Ge­müt und ein lebhaftes Temperament, welches sich im Zwange des Schullebens oft recht beengt ge­fühlt hatte. Nun war aber das Fräulein von die­sem Zwange befreit, bei den Eltern konnte sie sich austummeln, konnte Hüpfen und springen wie ein Kind, auf Berge klettern und über blumige Wiesen laufen, auch durfte sie hoch zu Roß den Vater be­gleiten , wenn er mit seinemWildfang" , wie er Gertrud zuweilen scherzhaft nannte, einen Spazier­ritt in die Umgegend unternahm.

Man kann sich leicht denken, daß das Fräu­lein von Ravenstein unter diesen Verhältnissen bald jede steife Etikette und jedes leere und beengende Formenwesen ablegte, was indessen nur in dem Maße geschah, daß es ihrer Würde als Jungfrau und ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung durchaus nicht den geringsten Abbruch that.

(Fortsetzung folgt).

Scherz-Rätsel.

Bild ist's so lang, wie kaum die größten Männer, Bald sichtbar nur durch ein Vergrößrungsglas,

Bald Schwert, bald Säge, bald Symbol für Kenner, Bald Horn, bald Bein, bald Blattheil was ist das?

Wer viele zeigt, wird Dir vielleicht gefallen;

Wer Dir sie weist, erregt die Furcht vielleicht;

Wer sie verlor wird oft nur kindisch lallen,

Er hat der Weisheit Gipfel längst erreicht!

Will einer d'ran bei Dir den Tastsinn üben,

So wünscht er wohl zu wissen Deinen Wert;

Er wird wohl gar Dir Deine Laune trüben,

Wenn er des Wissens allzuviel begehrt'

Ich aber Hab' es heut' sür Aich geschliffen,

Will Dich verwunden, wie Du mir gethan,

Und hast Du halb mein Rätsel erst begriffen,

So fühlt es Dir wohl selber auf den Zahn!

Technikum Mittweida in Sachsen, die älteste und damit besuchteste derartige Fachschule beginnt Mitte Oktober den Winterkurs. Sie zerfällt a) in eine Maschinen-Jngenieur- Schule, zur Ausbildung von Ingenieuren und Konstrukteuren für Maschinen- und Mühlenbau, von künftigen Fabrikanten aller Branchen, zu deren Betrieb maschincntechnische Kenntnisse nötig sind: b) in eine Werkmeister-Schule, zur Ausbildung von Werkmeistern, Zeichnern. Monteuren für Maschinen- und Mühlenbau, sowie von künftigen Besitzern kleiner mechanischer Werkstätten, kleiner Mühlen, Bauschlossereicn u. s. w. Die jährliche Frequenz beträgt über 400 Schüler aus allen Welttei­len. Programme erhält man jederzeit gratis durch Direktor K. Weitzel in Mitt wcida in Sachsen. __

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