nommen Hoch auf König Karl schloß. Hr. Foh- r e r-Egenhausen wies sodann hin auf die Schöpfungen des Deutschen Heeres und seiner Führer, auf die geachtete Stellung, die sie in Verbindung mit dem Kaiser und dem Fürsten v. Bismarck dem deutschen Reiche verschafft, auf den Frieden, den sie zu erhalten wissen. Es folgte ein dreifaches begeistertes Hoch auf die Deutschen und der kräftige Baumgartner'sche Männerchor: „Der ist allein ein freier Mann!" Die übrigen Nachmittagsstunden füllten der Liederkranz und die Stadtkapelle in bekannter meisterhafter Weise aus, auch die fröhliche Turnerschar gewährte durch ihre fesselnden Uebungen einen erfreuenden Anblick. Manches patriotische Lied wurde auf dem Festplatze und später in einzelnen Wirtschaften und auf dem Heimwege gesungen und hat diese erste Gauversammlung thatkräftig bewiesen, welcher Liebe, Treue und Anhänglichkeit der Kaiser, der Reichskanzler und König Karl beim Volke sich erfreuen. Der Nachmittag verlief in schönster Weise und wir freuen uns darauf, uns nächstes Jahr inEbhausen wieder zu treffen.
Teinach, 25. Juli. Begünstigt vom schönsten Sonlmerwetter fand heute das noch immer eine gewisse Anziehungskraft auf Fremde wie Einheimische ausübende Jakobifest mit dem hergebrachten Hahnentanze, Eselswettrennen, Kletterbauine u. andern Schaustellungen statt. Wir dürfen dieses Volksfest wohl sicher als ein Ueberbleibsel uralten Kultus der hiesigen Brunnengottheit betrachten, wie sich von mehreren anderen Badeorten dergleichen historisch erweisen läßt.
Der Knabe in Bode ls Hausen, dessen Leichnam wieder ausgegraben wurde, ist nicht durch ein Verbrechen anderer, sondern durch Selbstmord ums Leben gekommen.
Stuttgart, 28. Juli. Eine Versammlung von Arbeitern der Buchbinderei und verwandter Geschäftsbetriebe hat gestern beschlossen, die Ueberzeit- arbeit ähnlich den Bestrebungen in Leipzig und Berlin ganz abzuschaffen, event. nur mit 30°/o Zuschlag an Wochentagen und 50"/» an Sonntagen zu arbeiten. Montag und Samstag wird unter keinen Umständen über die Zeit gearbeitet.
Nachdem seit ca. einem halben Jahre die evangelische Gemeinde Riedlingen einen Seelsorger erhalten hat, hat dieselbe nun auch eine eigene evangelische Konfessionsschule errichtet. Die Schule wurde vorige Woche mit 42 Schülern in feierlicher Weise eröffnet.
Aus dem Vorbachthale wird berichtet, daß der 1884ger Wein durch die günstigen Weinaussichten für diesen Herbst einen namhaften Abschlag erfahren; solcher wird zu 24 ^ per V, Liter ausgeschenkt.
Laut „Pforzheimer Anz." soll Operettendirektor Karl Stick, früher in Ulm, derzeit in Pforzheim, eine Erbschaft von 3'/, Mill. <46 gemacht haben, und zwar durch seine Frau, eine Nichte des kürzlich in Baden-Baden mit Hinterlassung von 23 Mill. verstorbenen Rentners Golduer.
Ein wahres Handwerksgenie hat sich die Polizei in Lindau am Bodensee gelangt. Dieser junge Mann war Färber und Kaminkehrer, Uhrmacher und Wachszieher, Konditor und Zinngießer, Goldarbeiter und Büchsenmacher, und wies über jede dieser Künste die besten Zeugnisse nach. Als die Polizei ihn aber Kamine kehren, Büchsen und Geld und Uhren machen lassen wollte, da haperte es und es zeigte sich, daß er ein Künstler im Fälschen war von Handschriften u. s. w.
Köln, 24. Juli. Ueber den Einsturz zweier Häuser nieldet die „Köln. Z." noch das Folgende: Die Tochter des Wirtes Lölgen stand, so wird berichtet, kurz vor dem Augenblick, als der Einsturz erfolgte, an der Hausthür; ein Arzt, der eine Kranke besucht hatte, kam aus dem Hause und bemerkte der Genannten, es riesele ganz eigentümlich von den Wänden herunter, man solle doch einen Baumeister holen, damit er das Haus untersuche. Da gab es einen gewaltigen Krach, der Irzt zog das Mädchen in jähem Schreck mit sich auf die Straße. Als die Staubwolke, die sofort die Lust rundum verfinsterte, sich verzogen hatte, erkannten die Beiden, welchem schrecklichen Unglück sie entgangen waren.
Frankfurt, 25. Juli. (Einsturz). Gestern abend ist auf den: Binding'schcn Felsenkeller derjenige Teil des neuen Mälzereigebäudes, der bereits unter Dach stand, total in sich selbst zusammengestürzt. Der ganze stattliche Bau mit seinem anscheinend so soliden Mauerwerk bietet einen wüsten Anblick der
Zerstörung dar. Die stärksten Balken sind zersplittert wie Streichhölzer, die kräftigen Sandstein-Gesimse sind zerbröckelt, die Dachschiefer zermalmt.
Monstregeschütze. Die Firma Friedrich Krupp in Essen hat für die italienische Regierung vier Strandgeschütze anzusertigen, welche an Größe und Schwere alle bisher fabrizierten Geschütze übertreffen dürften. Das erste fertige Geschütz hatte, wie die „R.- und R.-Ztg." schreibt, auf dem der Firma gehörigen Schießplatz bei Meppen seine Probe zu bestehen; dasselbe wird aus zwei extra hierzu gebauten Wagen mit zusammen 16 Achsen transportiert. Die Wagen wiegen zusammen 78 000 Kilogramm und die sie verbindende Traverse 19 300 Kilogramm. Das Rohr selbst hat das respektable Gewicht von 120 000 Kilogramm. Zu einem Schuß aus diesem Riesengeschütz gehören 295 Kilogramm Pulver und hat die hierzu zu verwendende Granate ein Gewicht vou 1050 Kilogramm. Die garantierte Schußweite beträgt nicht weniger als 15'/r Kilometer, also zwei deutsche Meilen. Zum Transporte dieses Ungeheuers sind der Sicherheit halber Brücken gestützt worden.
Das Turnfest in Dresden hat einen Ueber- schuß der Einnahmen über die Ausgaben von 10000 <,kL ergeben.
Berlin, 22. Juli. Laut Kundgebung der Militär-Medizinal-Abteilung des Kriegsministeriums haben sich sämtliche infolge der Verfügung vom 17. April v. I. eingegangenen korpsärztlichen Berichte über stattgehabte Versuche mit Anwendung von Sali- cylsäuretalg gegen Fußschweiß für eine allgemeine Einführung dieses Mittels zur Heilung beziehungsweise Linderung von Fußschweiß, Wundreiten u. s. w. ausgesprochen, woraufhin der Kriegsminister nunmehr seine endgültige Genehmigung erteilt hat. Das genannte Mittel besteht aus einer Lösung von 2 Teilen reiner Salicylsäure in 98 Teilen besten Hammeltalgs und wird in Schachteln zu 20 Gramm Inhalt verabreicht. (Im XIII. (K. württemb.) Armeekorps ist dieses Mittel bereits eingeführt.)
Berlin, 25. Juli. Bezüglich der deutschen Behörden, besonders dem auswärtigen Amte, fortgesetzt zugchenden Gesuche um Anstellung und Verwendung in den überseeischen deutschen Schutzgebieten, um kostenfreie Beförderung dahin und Auskunftserteilung über dortige Verhältnisse erinnert die „Nordd. Allg. Ztg." daran, daß das Reich Stellen in Schutzgebieten nicht mehr zu vergeben, auch keine Fonds zur kostenfreien Ueberführung zur Verfügung habe. Was die Erteilung von Auskunft anbelange, sei zu empfehlen, sich an die betreffenden Gesellschaften, das Hamburger Syndikat für Westafrika, die Ostafrika- uische Gesellschaft und die Neuguinea-Gesellschaft zu wenden.
Berlin, 26. Juli. (Der afghanische Grenzstreit.) Die öffentliche Meinung beginnt allmählich sich ein klares Bild über die Lage in Afghanistan zu machen. Die Befürchtungen vor einem Ausbruch der Feindseligkeiten sind geschwunden, aber auch die übertriebene Schönfärberei findet verdienten Unglauben. England und Rußland stehen sich in Bezug auf den Zulfikarpaß noch immer mit widersprechenden Ansichten entgegen. Salisbury verharrt auf dem Punkte, den Gladstone eingenommen hat, und scheint entschlossen, keinen Schritt zurückzuweichen. Rußland verlangt einen solchen Rückzug; ein Einverständnis dürfte demnach nur herbeizuführen sein, wenn England und Rußland gleichzeitig ein freundliches Entgegenkommen zeigen. Bis jetzt ist dasselbe jedoch noch nicht bemerkbar. Man darf aber hoffen, daß sich dies ändern wird, und die Ansicht, der Friede werde erhalten bleiben, erscheint besser begründet, als die Furcht vor einem Kriege, da beide Parteien gleich schwerwiegende Gründe haben, letzteren zu vermeiden. Bis jedoch die beiderseitige Friedensliebe in einem gegenseitigen Entgegenkommen ihren Ausdruck findet, bleibt die Lage unsicher, wie sie cs seit vielen Wochen ist, und man sollte sich ein- für allemal klar machen, daß weder die Ansichten der Börse, wie sie in den Schwankungen der Kurse Ausdruck finden, noch auch die Beurteilung, welche über die Lage in den Zeitungen gefällt wird, daran im wesentlichen etwas ändern können.
Berlin, 28. Juli. Zur Minister-Entrcvue in Gastein wird gemeldet, daß auch die Minister Taafe und -vis za an derselben teilnehmen sollen. Fürst Bismarck wird am 15. August in Gasteiu erwartet. '
Oekerreich-Usaar».
Wien, 27. Juli. In der verflossenen Nacht kam es im Stadtbezirke Favoriten zu einem großen Straßenkampfe zwischen Militär und Wachleuten, welche Letztere gegen renitente Soldaten in einem Gasthause einschritten. Ein Artillerist wurde erschossen, fünf Soldaten wurden verletzt und drei Wachleute verwundet.
Eine originelle Bitte. Dieser Tage langte bei einer Wiener Militärbehörde ein sichtlich mit besonderer Mühe und Zeitaufwand ausgefertigtes Schriftstück eines Landgemeinde-Bürgermeisters ein, in welchem mit einer außerordentlich erheiternden, leider aber nicht druckfähigen Detail-Motivierung die höchst originelle Bitte gestellt wird: das hochlöbliche Kommando wolle den in seine Heimatsgemeinde — den Ort des Beschwerdeführers — beurlaubten Gemeinen Josef M. ehebaldigst wieder einberufen, weil derselbe, seitdem er bei „die Soldaten" ist ... bei den Weibsleuten im Orte zu viel Unheil anrichtet! Man kann sich die Heiterkeit vorstellen, welche diese Eingabe bei der betreffenden Militärbehörde hervorrief. Italien.
Wie der „Moniteur de Rome" meldet, befinden sich jetzt in sämtlichen Gefängnissen Italiens an 400 zum Tode verurteilte Verbrecher, denen durch die Gnade der Krone die Todesstrafe in lebenslänglichen Kerker umgewandelt wurde.
Im Meeresbad in Genua tummelten sich viele Schwimmer lustig herum. Plötzlich schrie ein junger Mann furchtbar auf und verschwand im Meer und an derselben Stelle wurde das Wasser blutrot. Ein Haifisch hatte ihn gepackt und zeigte sich bald dicht am Ufer.
Frankreich.
Paris, 27. Juli. Einer der radikalsten Freidenker, Gründer „der antiklerikalen Liga Garibaldi", Leo Taxil, hat seine Bekehrung zur katholischen Kirche öffentlich angekündigt.
Frankreich wird sich wohl bald zu neuen Truppensendungen nach Tonkin veranlaßt sehen, denn General Courcy meldete, daß die Zahl der chinesischen unregelmäßigen Truppen in Tonking beständig zunehme und daß sein kleines Heer kaum ausreiche, um die Grenzprovinz Than-Hoa zu überwachen; hätten sich die Anamiten erst hier festgesetzt, so sei ihre Bereinigung mit den schwarzen Flaggen kaum zu verhindern. Zwar glaube er nicht, daß Grund zu Befürchtungen vorliege und hoffe schließlich der Bewegung Herr werden zu können; immerhin aber werde es zu schwierigen und langdauernden Kämpfen kommen. Unter diesen Umständen scheint die allzurosige Hoffnung Courcy's doch wenig begründet. Belgien.
Der Ruf nach dem Schutze der Jugend vor Verführungen und Vergewaltigungen hat bereits eine praktische Maßregel ins Leben gerufen. In Brüssel wurde dieser Tage ein Institut zum Schutze der aus England einwandernden Mädchen gegründet. Begreiflicherweise wird dieses Institut mit den größten Sympathien begrüßt und eine öffentliche Subskription hat bereits ein überraschend gutes Resultat ergeben.
England.
London, 24. Juli. Der jüngste Schwiegersohn der Königin Viktoria Prinz Heinrich v. Battenberg, kann sich keiner guten Aufnahme von Seiten der englischen Presse rühmen. Man findet die Partie für die Prinzessin Beatrice schlecht, spricht von der Armut des Bräutigams, beklagt die „deutsche Invasion" und erhebt überhaupt eine Menge Einwendungen. Hiegegen sagt der „Morning Advertiser": „Das Ereignis hat einen Protest hervorgcrufen, den wir seit der hannoverischen Thronfolge von Zeit zu Zeit in diesem Lande gehört haben. Es ist die Klage gegen die „deutsche Invasion". Warum — wird gefragt — soll Windsor Castle der glückliche.Jagdgrund für Ehe-Glücksritter aus Deutschland sein? Die Zeit ist vorüber, wenn sie jemals dagewesen ist. wo derlei Thema beim britischen Publikum Anklang fand". (Es scheint im Gegenteil, daß solche Argumente erst neuerdings auftauchen).
London, 25. Juli. Der Weberstreik in Oldham, an welchem nunmehr über 20000 Personen direkt beteiligt sind, dauert fort und es läßt sich ein baldiges Ende desselben nicht absehen.
London, 27. Juli. In Chatham brach gestern, als eine große Anzahl Bergnügungsreisender sich nach dem Dampfer begab, der bei der Landungsbrückc an-