Kirchentellinsfurt vom Zug 64 ein trotz der geschlossenen Barrieren den Uebergang bei Bahnwär­terposten Nr. 49 passierendes Gefährt überfahren und zertrümmert worden. Von den 3 Insassen wurde der eine stuck. Hur. Schöner aus Passau so­fort getötet, während die 2 andern Verletzungen er­hielten. Untersuchung ist eingeleitet.

Sindelfingen, 5. Juli. In unserer Stadt ist heute ein Gauliederfest des schwäbischen Sänger­bundes in vollkommen gelungener Weise gefeiert worden. Die ganze Stadt hatte sich in Festschmuck gekleidet. Etwa 16 Vereine mit gegen 300 Sängern nahmen Teil, 4 Mitglieder des Sängerbundsaus­schusses waren erschienen.

Stuttgart, 4. Juli. Gestern abend 7 Uhr flog das Feuerwerklaboratorium der Witwe Weiffen- bach hinter der alten Ziegelhütte mit einem fürchter­lichen Knall in die Luft. Die Ueberreste brannten nieder.

Stuttgart, 6. Juli. (Landesschießen in Cannstatt.) Der zweite Tag des Landesschießens ist total verregnet. Unaufhörlich gießt ein dichter Re­gen herab, so daß der ganze Festplatz in einer bräun­lichen Sauce schwimmt. Alle Schaubuden sind ge­schlossen, in den Zeltgassen ist niemand zu sehen, die armen Wirte, die ihre Plätze teuer gemietet haben, stehen allein inmitten ihrer Tische und Bänke. Ein trauriges Bild! In den Schießständen dagegen geht es auch heute lebhaft her. Heute vormittag wurde unter Vorsitz des Landesschützenmeisters Föhr auf dem Festplatze der Schützentag abgehalten.

Stuttgart, 6. Juli. Gestern vormittag 11 Uhr fand im Kafe Zäch die Generalversammlung des Be­zirks-Vereins Stuttgart (Württemb. Schwarzwaldver­ein) statt. Dieselbe genehmigte den ihr vorgelegten Statuten-Entwurf und wählte einen definitiven Vor­stand von 16 Mitgliedern; Vorsitzender Baurat Rein­hard. Der Bezirks-Verein Stuttgart zählt gegen­wärtig 187 Mitglieder und besitzt 340 ^ in der Kasse. Von diesen wurden je 100 ^ für die Bez.- Vereine Neuenbürg und Freudenstadt, 80 vkL für Calw als Unterstützung zu der Herstellung von einer Schutzhütte, Wegweisern, Fußwegen ic. bestimmt. 60 bleiben in Reserve für Oberndorf und Alten­steig. Sämtliche vom Württ. Schwarzwald-Verein hergestellten Objekte, Wegweiser u. s. w. sollen mit dem Zeichen des Vereins W. Schw. V. versehen werden, um dessen Wirksamkeit vor Augen zu führen, und zum Beitritt zu ermuntern. Der W. Schw. V. zählt 1080 Mitglieder.

Von einem schlimmen Studentenstreich hneldet dieSchw. K.-Ztg. folgendes: Sechs der­selben machten sich das Vergnügen, ein größeres Floß loszubinden, das nun lustig abwärts trieb und, sich bei Lustnau festsetzend, derart zusammengeschoben wurde und in Auflösung geriet, daß eine größere Anzahl Arbeiter einige Tage nötig haben, um den Nekar wieder frei zu machen, und das Floß zu re­parieren. Der Schaden soll sich auf einige Tausend Mark belaufen. Zum Glück konnten jedoch die 6 Mufensöhne abgefaßt werden, und die lieben Eltern können die Zeche bezahlen und werden sich freuen, von so gediegenen Leistungen ihrer Herren Söhne auf der Universität zu hören.

Heidenheim, 5. Juli. Innerhalb weniger Wochen sind im hiesigen Bezirk 16 Personen wegen Wilderei festgenommen worden.

Gomaringen, 1. Juli. Vor 5 Jahren wurde einem Spezereihändler dahier gepfändet und die Psandobjekte (Kolonialwaren, Tabak und Zigar­ren) aufs Rathaus gebracht und eingeschlossen. In der Nacht darauf wurde durch ein Fenster eingebro­chen und alles Gepfändete gestohlen. Die Sicher­heilsbehörden thaten damals alles, um die Thäter auszukundschaften, aber es war vergebens. Nun trennte sich kürzlich eine Ehefrau von ihrem Mann und verriet dann einem Landjäger, daß ihr Mann und noch 2 andere Helfershelfer den Einbruch ins Rathaus verübt hätten. Verhaftung dieser Miffe- thäter, die nichts ahnten, erfolgte natürlich sofort. Sie sind geständig.

Hamburg, 4. Juli. Man meldet der Fr. Ztg.: Nach einer beim Staatsanwalt eingegangenen Meldung sind in Paris und Genf Personen ange­halten, die durch Ausgebung vieler Hundertmark­scheine der Beteiligung am Reichsbank-Diebstahl ver­dächtig sind. Nekvgnoszierungsmaßregeln sind ange­ordnet.

Frankfurt a. M., 4. Juli. In London

wurde ein der Beteiligung an dem Diebstahl in der Hamburger Reichsbankhauptstelle Verdächtiger ver­haftet. Das Singnalement stimmt mit der polizeili­chen Bekanntmachung überein. Der Mann hatte bedeutende Geldsummen bei sich.

Frankfurt, 4. Jul. Julius Lieske hat, be­vor er nach Welheiden verbracht wurde, seinem Ver­teidiger, Herrn Dr. Fester, erklärt, daß er von dem Rechtsmittel der Revision keinen Gebrauch ma­chen wolle.

Frankfurt, 6. Juli. Entgegen den bisheri­gen Nachrichten wird der Frkf. Ztg.aus bester Quelle" mitgeteilt, daß I. Lieske sich doch ent­schlossen habe, von dem Rechtsmittel der Revision Gebrauch zu machen. Während seiner letzten Unter­redung mit Dr. Fester benahm er sich gegen diesen, dem er eine recht große Arbeit verursacht hatte, höflich und zuvorkommend und bedankte sich bei ihm für seine Bemühungen. Die Bitte des Verteidigers, er möge in sich gehen und ein offenes Geständnis oblegen, erklärte er nicht erfüllen zu können und be­teuerte wiederholt, er sei unschuldig an der Ermor­dung des Polizeirats Dr. Rumpfs.

Aus Frankfurt a. M. geht derTägl. Rundschau" folgende Mitteilung zu: Die Zeugin Kamphausen, welche in dem Prozeß gegen Lieske ein denselben belastendes Zeugnis ablegte, erhielt einen eingeschriebenen Brief aus Berlin, worin ihr von einem angeblichen Anarchistenkomite ihr Todes­urteil mitgeteilt wurde. (Wohl ein Bubenstück.)

Berlin, 5. Juli. DasFrkf. I." ist in der Lage, über eine interessante Thatsache, die sich zur Zeit vollzieht, berichten zu können. Es gelangt näm­lich gegenwärtig eine Lieferung von Lokomotiven und Eisenbahnwaggons, die in den Werkstätten desHo- henzollern" in Düsseldorf und der Eisenbahnwaggon­bauanstalt von der Zypen und Charlier in Deuz her­gestellt worden sind, zur Versendung nach Japan. Es ist dies die erste Lieferung vom europäischen Continent, und ganz besonders bemerkenswert dürfte es sein, daß es der deutschen Industrie schon bei der zweiten Lieferung, welche von Europa nach Japan geht, gelungen ist, dem deutschen Fabrikat den Vor­zug vor dem englischen zu gewinnen und die englische Konkurrenz in jenem fernen Jnselreiche auf diesem Gebiete aus dem Felde zu schlagen.

Berlin, 7. Juli. Der Reichskanzler soll ei­nen neuen Antrag an den Bundesrat zu stellen be­absichtigen, welcher die generelle Ausschließung nicht deutscher Fürsten von deutschen Regierungen zum Inhalt hat.

Berlin, 7. Juli. Der Maurerstrik ist er­bitterter als je; die Maurer erhalten aus der Pro­vinz Geldunterstützung. Heute findet eine Versamm­lung der Unternehmer statt, von der man ein Ein­gehen auf die Forderung der Maurer erwartet. Die städtischen Behörden und das Polizeipräsidium haben beschlossen, volle Neutralität zu bewahren, den Unter­nehmern also keinen Aufschub zu gewähren.

Der Verhandlungstermin im Prozesse Schmidt gegen Stöcker ist nunmehr auf den 16. d. M. an­beraumt. Beide Teile sind zum persönlichen Erschei­nen geladen.

Heute veröffentlicht derReichsbote" eine von einer überaus großen Anzahl der angesehensten Männer Deutschlands aus allen Klassen der Be­völkerung Unterzeichnete Erklärung, welche es aus­spricht, daß den Unterzeichnern die Lauterkeit und Ehrenhaftigkeit des Charakters des Herrn Hofpre­diger Stöcker wie die Verdienstlichkeit seines Wir­kens über alle Zweifel erhaben sind. An diese Er­klärung reihen sich dann noch weitere von geistlichen Konferenzen, wie auch des Berliner Bürgervereins vor dem Halle'schen Thor.

Bei der Feier eines Missionsfestes in der Blin­denanstalt zu Steglitz bei Berlin konnte man u. A. auch Einblicke thun in die Zustände der Groß­stadt, die tief schmerzlich berühren mußten und zu erkennen gaben, wie viel Arbeit noch zu thun ist, um das Elend und die Not zu heben. Im vorigen Jah­re seien allein in Berlin 10 400 Frauen eheverlassen gewesen, und im Waisenhause befinden sich kleine Kinder, die sogar von den Eltern vollständig ver­lassen seien, ein Zug der Rohheit, den die Heiden in Afrika aller Barbarei ihren Kindern gegenüber nicht kennen.

Zu dem sechsten deutschen Turnfest zu Dres­den haben sich bis jetzt 12000 Turner angemeldet.

Es ist ein offenes Geheimnis, daß der rüstige Admiral Werner lieber nach dem ungesunden Neu-Guinea gehen und dem Vaterlande dienen, als sein drückendes'a. D." länger tragen will.

Oesterreich-Ungarn.

Graz, 6. Juli. Herzog Alexander von Würt­temberg, österreichischer General, ist im Bad Tuffer gestorben.

Czernowitz, 4. Juli. Aus dem kürzlich von einer Feuersbrunst verheerten Städtchen Horodenka teilt der Bürgermeister mit, daß 5000 Menschen obdachlos der versengenden Sonnenhitze ausgesetzt sind. Der Ausbruch einer Epidemie ist zu befürch­ten. Sämtliche im Orte vorrätig gewesenen Nah­rungsmittel sind verbrannt. Das Elend ist unbe­schreiblich.

Schweiz.

Zürich, 6. Juli. Durch die gestrige Volks­abstimmung des hiesigen Kantons wurde die Wieder­einführung der Todesstrafe mit 27 577 gegen 21377 Stimmen verworfen. Die Einführung der obligato­rischen Fortbildungsschule wurde mit 24 985 gegen 21849 Stimmen abgelehnt. (!)

In fast allen Kantonen der Ost- und West­schweiz, besonders aber im Kanton Luzern sind von Sonntag bis Dienstag Hagelschläge erfolgt, die zumH Teil ungeheuren Schaden angerichtet haben. Die Berichte aus einer Reihe Gemeinden sind gerade­zu trostlos. In Sursee wurde nach demVaterld" alles zerschlagen. In den Gemeinden Gunzwil und Schwarzenbach sind die Kulturen gänzlich vernichtet und buchstäblich in den Boden gehackt. In Aesch und Schongau, wo seit Generationen kein Hagel­schlag vorgekommen, wurden auch viele Katzen, Hasen und Vögel erschlagen gefunden. Leider ist nur wenig versichert worden.

Frankreich.

Paris, 3. Juli. Bekanntlich läuft am näch­sten Januar die Präsidentschaft des Herrn Grevy ab.Figaro" erfährt, Grevy werde auf die Wie­derwahl verzichten und sich in das Privatleben zu­rückziehen. Die Notiz bedarf indes sehr der Bestä­tigung.

Paris. 5. Juli. DerFigaro" erhält aus Rom die Nachricht, daß vom Kardinal Jakobini den Vertretern des heiligen Stuhls bei den Mächten eine Zirkularnote telegraphisch zugestellt worden sei, welche dieselben auffordert, die Gerüchte über eine beabsichtigte Annäherung des Vatikans an die italie­nische Regierung in der bestimmtesten Form zn de­mentieren.

Paris, 6. Juli. Eine Depesche Courcys aus Hue meldet, die anamitische Garnison und Ci- tadelle habe ganz unerwartet in der Nacht nach seiner Ankunft ihn und seine Truppen angegriffen, sei jedoch zurückgeschlagen worden, und er habe alle zur Sicherheit erforderlichen Maßregeln getroffen. Nähere Angaben über den Anlaß zu dem Ueberfall sind in der Depesche nicht angegeben.

Bei der Besprechung des französisch-chine­sischen Friedensvertrags, welcher in Art. I Frankreich die Verpflichtung auferlegt, die Ordnung in den an China grenzenden Gegenden von Tonking herzustellen und aufrecht zu erhalten, fragte Lockroy, welche Opfer an Geld und Leuten das kosten werde. Der Ministerpräsident Brisson erklärte, dchs jetzt noch nicht sagen zu können, man kenne Tonking noch nicht genügend. Recht bezeichnend ist, daß der eben aus Cochinchina mit 200 Kranken zurückgekchrte Ge­neral Bouet den Vertrag für eine »äuporis«, für eine Prellerei erklärt hat, welche die Feindseligkeiten durchaus nicht beendigen werde.

Spanien.

Madrid, 6. Juli. Die Cholera nimmt zu; gestern sind in Spanien insgesammt 1616 Erkran­kungen und 785 Todesfälle vorgekommen.

Handel K Uerkehr.

Stuttgart, 6. Juli. (Landesproduktcnborsc.) Der allgemeinen Situation entsprechend ging auf unserer heutigen Börse das Geschäft sehr schleppend, jedoch sind die Preise sehr steif. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, daher. 20 russisch Sax. 19 .kL 75 4 bis 19 80 4, Kernen 19 80 4

bis 20

Konkurseröffnungen. Nachlaß des s- Johann Georg Wick, gemcs. Bäcker und Bauer von Eningen (Reut­lingen.) Ernst Kaufmann, Kaufmann in Großheppach, (Waiblingen) Nachlaßmassc.