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Janr. 1885.
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Rädchen des Louis ers, jun., (Frühge- :br. Joh. Michael wer und Oekonom, eerd.: den 5. Febr.,
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und tostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlobn) 80 4, in dem Bezirk 1 ^ — 4, außerhalb des Bezirks 1 20 -4. MonatS-
abonnement nach Verhältnis.
Samstag den 7. Februar.
Jnsertionsgebühr für die lspaltige Zeile aus ge
wöhnlicher Schrift bet einmaliger Einrückung 9 <1, bei mehrmaliger je 8 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei ausgegeben sein.
1885 .
Amtliches.
Nagold.
Air die Schrrltheitzerränrter.
Dieselben werden unter Bezugnahme auf die Ministerial-Verfügung vom 22. April 1865, (Regierungsblatt Seite 95) aufgefordert, binnen 10 Tagen hieher anzuzeigen die Zahl
1) der seit 1. April 1884 angefallenen Veränderungen in der Boden-Einteilung und in der Bodenkultur,
2) die hievon beigebrachten Handrisse und Meßurkunden und
3) die Zahl derjenigen no.ch nicht vermessenen Aen- derungen, bei welchen nach Punkt 4 obiger Ministerial-Verfügung die zu Beibringung dieser Urkunden anberaumten Termine bereits abgelaufen sind.
Den 4. Februar 1885.
__ K . Oberamt. Güntner. _
Nagold.
Arr die Orts Vorsteher und Stever- Ginbrirrger.
Um Zweifel, beziehungsweise eine verschiedene Behandlung zu beseitigen, sieht sich die Unterzeichnete Stelle veranlaßt, darauf aufmerksam zu machen, daß in den Nachweisungen der von den Gemeindekassen an einberufene Heerespflichtige vorschußweise gezählten Beträge (Regierungsblatt 1877, Seite 125) als „Datum der Einberufungs-Ordre" derjenige Tag zu verstehen ist, an welchem sich die betreffenden Dienstpflichtigen zu gestellcn haben.
Den 4. Februar 1885.
K. Oberamt. Güntner.
Das sozialdemokratische Arbeiterschutzgesetz.
Es klingt zunächst recht blendend, der Entwurf des Arbeiterschutzgcsetzes, wie ihn die Sozialdemokraten beim Reichstage eingereicht haben, leider aber wird man nur zu bald inne, daß die Herren Sozialdemokraten nur Thoren imponieren können und in ihrem Entwürfe nur Unausführbares oder Ueberflüsstges Vorschlägen, es sei denn, daß die Welt ihre natürliche Ordnung ändere, damit die Pläne der Sozialdemokraten in Ausführung gebracht werden können.
In der Hauptsache singen natürlich die Sozialdemokraten das alte bequeme Lied von der von ihnen erstrebten Verbesserung des Arbeiterlooses und soll zunächst der zehnstündige Normalarbeitstag und die Abschaffung der Nachtarbeit eingeführt werden, als ob viel beschäftigte Industrien, Etablissements mit Tag und Nacht in Gang zu haltenden Maschinen, ferner die Landwirtschaften zur Erntezeit und die Verkehrsanstalten sich durch Normalarbeitstage und Fehlen der Nachtarbeit die Lebensadern unterbinden lassen könnten. Freilich soll nach dem sozialdemokratischen Entwürfe das „Arbeitsamt unter Zustimmung der Arbeitskammer" Ausnahmen davon machen dürfen. Es wird aber gar keinem Unternehmer einfallen, die Rentabilität seines Unternehmens vom Arbeitsamt abhängig machen zu lassen; er wird einfach seinen Arbeitern einen Vertrag vorlegen, wonach sie gegen entsprechende Entschädigung in Zeiten der Arbeitsfülle Ueberstunden arbeiten müssen und wir sind überzeugt, daß jeder Arbeiter gern diese Gelegenheit benutzen wird, um eintretenden Falls wöchentlich einige Mark mehr zu verdienen.
Dann kommt nach dem sozialdemokratischen Entwürfe das Verbot, Kinder unter 14 Jahren zu
gewerblicher Arbeit heranzuziehen. Dieses Verbot sollte man eigentlich einführen, um den arbeitenden Klassen einmal gründlich die lächerliche Hohlheit der sozialdemokratischen Ideen zu beweisen. Also Kinder von 11, 12, 13, 14 Jahren sollen nach der Schulzeit weder ihren Eltern bei deren Erwerbe helfen, noch eventuell sonst durch Arbeit ein paar Mark verdienen dürfen! Die Sozialdemokraten machen allerdings den „feinen" Unterschied „gewerbliche Arbeit," aber was gehört z. B. bei den Landwirten nicht alles zum Gewerbe und wie viel Kinder werden nicht in armen Gebirgsgegenden mit Hausindustrie beschäftigt? Und ist schließlich nicht Arbeit eben Arbeit? Höchstens könnte man wünschen, daß strengere Vorschriften dafür eingeführt werden, daß das körperliche und geistige Wohl der Kinder nicht durch die ihnen übertragenen Arbeiten gehemmt wird. Sonst hat aber die Arbeit für gesunde Kinder wohl nur gute Folgen nach dem Sprichwort: „Früh gewohnt, alt gethan!" — Nun kommt der sozialdemokratische Entwurf mit Reichsarbeitsämtern, Arbeitskammern und Schiedsgerichten, die über das Arbeiterwohl im Besonderen wachen sollen. — Da möchte man nun zuerst fragen, ob denn unsere Gesetzgebung nicht auch für die Arbeiter existiere, und ob die Arbeiter in Verbesserung ihres Einkommens keine Freiheit hätten, Verträge zu lösen und neue zu schließen? Man möchte auch ferner fragen, ob über Leben und Gesundheit der Arbeiter nicht auch schon, soweit es Menschen vermögen, Gesetze wachen und neuerdings durch das Kranken- und Unfallversicherungsgesetz erweitert und schon vor Jahren durch das Haftpslicht- gesetz verschärft wurden. Dann sollen die Arbeitsämter auch den ganzen Arbeitsnachweis unentgeltlich besorgen, als ob nicht schon jetzt die Arbeitgeber auf ihre Kosten ihre Arbeiter suchten und auf dem außerordentlich mannigfachen Gebiete des Arbeitsnachweises dessen Uebernahme durch die Arbeitsämter nicht gerade schwerfällig und kostspielig, nemlich für den Staat, der den Arbeitsnachweis unentgeltlich leisten soll, werden würde. Auch dürfte kein Arbeitgeber sich Arbeiter vom Arbeitsamt fest verschreiben, er wird sich immer die Auswahl Vorbehalten und da jeder Arbeitgeber, wenn er Arbeiter braucht, sich in der Regel beeilt, solche zu finden, so könnte man es wohl klüger bei der bisherigen Art des Arbeitsnachweises lassen. Dann fordern die Sozialdemokraten auch besondere Arbeitsschiedsgerichte, als ob es nicht schon Schiedsgerichte gäbe, die eben auch Arbeiterstreitsachen schlichten sollen. Schön wäre das sozialdemokratische Streben nach der Festsetzung eines Minimallohnes zu nennen, wenn es ausführbar wäre und die Lohnverhältnisse nicht durch hundert Umstände fortwährend beeinflußt würden. Selbstverständlich sollen die Arbeiterkammern nach sozialdemokratischem Rezept auch eine Mitwirkung an den wirtschaftlichen Fragen und der ganzen Gesetzgebung haben. als ob der Reichstag, die Landtage, die Provinzialverbände und Gemeindeverwaltungen sich noch niemals um das Arbeiterwohl gekümmert hätten.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
* Nagold, 6. Febr. Das Fastnachtskränzchen des Turnvereins war sehr zahlreich besucht und viele der jungen Damen- und Herrenwelt vergnügten sich in den buntesten Carnevalskostümen in anständigster Weise. Die Pausen der Tänze wurden durch die Komik: der Jude aus dem Balle, eine Morithat- Szene und Schnitzelbank durch ein für solche Scherze
I fast wie geborenes Genie zur Erheiterung aller ausgefüllt. Wenn die Alten es nicht auch so getrieben, so könnten sie kaum begreifen, wie die Tanzlust der Jugend sie bis zum frühen Morgen frisch und munter und unermüdet auf dem Platze halten konnte.
Stuttgart, 4. Febr. Vorgestern abend wurde bei Metzger Stecher aus der im Nebenzimmer des Ladens befindlichen Kasse, während auf der andern Seite in einem Zimmer die Metzgerburschen an der Arbeit waren, die Summe von über 600 entwendet.
Stuttgart, 4. Febr. Gestern nachmittag 4 Uhr wurde Musillehrer G. Kurz, Musikdirektor von 8 hiesigen Gesangvereinen rc., der in den weitesten Kreisen bekannnt und beliebt war, beerdigt und gestaltete sich sein Leichenbegängnis zu einer großartigen Kundgebung der Dankbarkeit und Liebe, denn hinter dem Sarge giengen sämtliche Gesangvereine mit trauerumflorten Fahnen und Sängerzeichen, an der Spitze die Vertreter des Liederkranzes Stuttgart, des Schwäbischen Sängerbundes, welche beide prachtvolle Kränze gesandt hatten.
Stuttgart, 5. Febr. Im Druck erschienen ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Entschädigung für an Milzbrand gefallene Tiere. Nach dieser Vorlage, welche einem vielfach geäußerten Wunsch der Landwirte entgegenkommt und einem Beschluß der Kammer der Abgeordneten entspricht, sind die zur Bestreitung der Entschädigung erforderlichen Beträge von den Besitzern der Tiere genannter Gattungen aufzubringen. Es soll übrigens die Aufbringung der Mittel zur Deckung der Entschädigungen nicht etwa in besonderer Umlage, sondern gemeinsam mit Aufbringung der Mittel für die nach dem Reichs-Vieh- seuchengejetz zu gewährenden Entschädigungen erfolgen.
Der Wert des Viehstandes in Württemberg bezifferte sich im Jahre 1883 auf ca. 235 Millionen Mark und zwar für Pferde ca. 40 Milk., Rindvieh 169, Schafe 13, Schweine 13, Ziegen ^ Mill.
Kirchheim u. T., 2. Febr. Dem Hausierunwesen ist laut „St.-A." hier durch ein einfaches Mittel ein jähes Ende bereitet worden. Auf Anregung des hies. Gewerbevereins sind die meisten hies. Wohnungen mit Plakaten versehen, welche den Hausierern den Eintritt verbieten. Gegen Ueber- treten dieses Verbots (Z 60o. Abs. 2 der R.-G.-O.) wird von seiten der Polizei mir Strenge vorgegangen. Seit dies in den beteiligten Kreisen bekannt ist, vergehen oft mehrere Wochen, bis ein Hausierer sich hier zeigt.
In Ay bei Oberkirchberg wurde am Montag eine mächtige Eismasse, welche sich dort angesammelt hatte und von welcher bei rasch eintretendem Tauwetter Schaden für das dortige Fabrikwehr befürchtet wurde, durch Ulmer Pioniere mit Schießbaumwolle gesprengt. Die Wirkung der Explosion war eine ganz außerordentliche und es wurden die Eisbänke vollständig zerrissen. Der Knall wurde bis nach Ulm (eine Entfernung von ca. 2 Stunden) gehört.
Brandfälle: In Westerflach, Gem. Unter« sulmettingen, OA. Biberach, eine Scheuer, Gebäudeschaden 6000 vkL -
In Nürnberg erschoß sich Samstag abends ein 73jähriger Privatier Namens Schmidt. Bei der Leiche wurde ein Zettel mit folgenden Worten gefunden: „Geld gar und ich auch."
Frankfurt a. M. Verwichene Woche starb hier ein alter gebrechlicher Mann, dessen Armut stets