durchgeführt, ebenso die zwischen die komischen Ge­sangs-Aufführungen gelegten Männerchöre und ge­bührt der Direktion und den Mitwirkenden alle An­erkennung und Dank für diesen schönen höchst ge­nußreichen Abend, denn auch nicht einer dürfte den Saal ohne volle Befriedigung verlassen haben.

Stuttgart, 29. Jan. Die Liquidativn der Volksbank e. G. im Konkurs ist jetzt soweit fort­geschritten, daß sämtliche bevorzugte Gläubiger, deren Forderungen 1330 000 c/lL betragen haben, befriedigt sind. Die unbevorzugten Gläubiger, deren Forde­rungen sich auf 2 672 400 »-L beziffern, haben in fünf Abschlagszahlungen 55 pCt.. ca. 1490000 ^ ausbezahlt erhalten. Ca. 190000 vkL, etwa 6 pCt. kommen noch zur Verteilung, so daß die Gesamt- aktivmasse, welche zu versilbern war, etwa 3010000 betrug. Was den Verlust an Liegenschaften an- belaugt, so war derselbe ein schwerer und betrug ca. 400000 dagegen ist bei der Einziehung der Ausstände, ferner durch Verfolgung der Regreß­ansprüche rc. 450 000 gewonnen worden. Die Thätigkeit des Haftpflichtschutzvereins muß als eine sehr segensreiche bezeichnet werden. Derselbe hat nemlich von den unbevorzugten Forderungen, deren Betrag sich auf 2 672000 beläuft, 2006 000 durch Cession erworben. Er hat zur Deckung des Restes mit Berücksichtigung der noch vorhandenen Masse noch 260000 ^ nötig. Da der Eingang dieser Summe so gut wie gesichert ist, so sind die Mitglieder des Haftpflichtschutzvereins. durch das exekutorische Umlage-Verfahren nicht mehr gefährdet, dem sich die nichtbeigetretenen Volksbankmitglieder noch unterwerfen müssen.

Stuttgart. 30. Jan. Se. Maj. der König haben Höchst Ihrem Oberhofprediger Prälaten Dr. v. Gerok anläßlich seines 70. Geburtsfestes heute den herzlichsten Glückwunsch aus? der Ferne zugesendet und ihm als Zeichen besonderer Hochschätzung und per­sönlichen Wohlwollens Höchst-Jhr in Oel gemaltes Brustbild in reichem Rahmen überreichen lassen.

Stuttgart. Wenn es eine Wette gilt, so leistet der Mensch bekanntlich oft die absonderlichsten Dinge. Daß man in diesem Falle selbst auf dem Kopfe schleifen kann, bewies dieser Tage, wie man uns erzählt, Herr Turnlehrer Renz, der auf einer Schleife hinter der städtischen Turnhalle in der Forststraße dieses Kunststück in Heiterkeit erregender Weise aussührte und damit eine kleine Wette gewann.

In Niederstetten (Gerabronn) werden 25 Weinbergbesitzer für ca. 25 000 Weinstöcke die Droht- anlage einführen.

Bonn, 25. Jan. Das Schwurgericht verur­teilte vorgestern den Taglöhner Dahlhausen wegen des am Frohnleichnamsfeste vorigen Jahres an der Frau Justizrat Carstanjeu aus Köln verübten Mor­des und Raubes zum Tode und 10 Jahren Zucht­haus. Der Raubmörder erklärte gestern im Ge­fängnis, die Mordthat in Gemeinschaft mit seinem Schwiegervater ausgeführt zu haben; derselbe sei in der folgenden Nacht nochmals nach der Mordstelle gegangen, um sich zu überzeugen, ob Frau Carstan- jen auch tot sei. Der Schwiegervater habe auch die goldene Brille der Ermordeten; eine Verwandte sei im Besitz des vermißten Brillantringes. Infolge­dessen sind der Schwiegervater und die Anverwandte gestern Nacht verhaftet und ins Gefängnis abgeführt worden.

Bei der Amtssparkasse in Verden (Hannover) ist eine Veruntreuung von annähernd 2*/? Millionen entdeckt worden.

Berlin, 29. Jan. Die Budget-Kommission lehnte die ersten Raten für die Postbautcn, IVO Ovo <^t für Stettin, 70 000 .6. für Bingen nnd 80 000 für Weitzcnsels, ferner die zum 'Ankäufe des Nachbargrundstückes des Generolpostgc- bäudes (Leipziger Straße, Berlin) geforderten 28150» ab.

- Der polnische Spracheuantrag nebst sämtlichen Untcranträ- ge» ist von der betreffenden Reichslagskommission in erster Lesung abgclchnt worden.

Berlin, 30. Jan. Die Reichspartei beschloß einen Anteag cinzubnngen, um den Reichskanzler um Maßnahmen zu ersuchen, wodurch die Reichs­bank für die Befriedigung des Creditbedürfnisses des Handweikerstandcs und der kleineren Grundbesitzer in erhöhtem Maße nutzbar gemacht werden kann.

Berlin, 30. Jan. Der Reichstag verwies den Gesetzentwurf der Unfall- und Krankenversiche­rung nach unerheblicher Debatte an eine 28gliedrige Kommission und begann hierauf die Beratung des Gesetzentwurfs der Versicherung land- und fvrstwirt- schastl. Arbeiter. (Fortsetzung morgen.) Außerdem Denkschrift über die Ausführung des Sozialistengesetzes.

Berlin, 31. Jan. Die Dampferkommission lehnte in zweiter Lesung bei der Schlußabstimmung mit 14 gegen 7 Stimmen die ganze Vorlage ab, nachdem § 1 in der Fassung angenommen war, welche nur eine ostasiatische Linie bewilligt, dagegen die australische und afrikanische Linie ablehnt. Bei der Schlußabstimmung stimmten die Conservativen, Nationalliberalen und Adelmanne (Centrum) mit den Freisinnigen gegen die Vorlage, weil ihnen die ostasiatische Linie allein nicht genügt und sie keinen Gesamtbeschluß der Kommission zu Stande kommen lassen wollten, welcher sich nur auf Ostasien be­schränkt.

Berlin, 31. Jan. Sicherem Vernehmen nach wird nächster Tage ein neues Weißbuch ausgegeben, das den gesamten Schriftenwechsel zwischen der deut­schen und englischen Regierung über Neuguinea und die Südinseln enthält.

Wie dieK. Ztg." vernimmt, beabsichtigt die preußische Regierung, aus Anlaß der Ermordung des Polizeirats Rumpfs in Frankfurt a. M. dem Preuß. Landtag zwei Gesetzentwürfe zu unterbreiten, wonach erstens zur erheblichen Verstärkung des Poli- zeiaufsichtspersonals in Frankfurt a. M. entsprechende Geldmittel verlangt werden und zweitens den Kin­dern des Polizeirats Rumpfs auf deren Lebenszeit das volle Gehalt des Vaters belassen werden soll.

(Eine entichlossene That des deutschen Kron­prinzen.) Der deutsche Kronprinz und seine Gemah­lin gingen Mittwoch nachmittag die Berliner Tiec- gartenstraße entlang und wollten eben die Bendler- straße überschreiten, als ein Wagen in schnellster Fahrt in diese Straße einlenkte. Der Kronprinz sah plötz­lich die Pferde vor sich und erkannte, daß mindestens seine Gemahlin in Gefahr schwebte, überfahren zu werden. Mit einem Satze siel er den Pferden in die Zügel und brachte dieselben augenblicklich zum Stehen. Die Pferde standen wie angewurzelt und jede Gefahr war vorüber. Nach einer kurzen Ermahnung an den Kutscher, künftig besser aufzupassen, nahm der Kron­prinz seine Gemahlin wieder an den Arm und setzte seinen Spaziergang fort.

Die Wahlprüfungskommission des Reichstages beschloß mit 7 gegen 5 Stimmen, die Beteiligung der Kriegcrvereine an der Wahlagitation für unzu­lässig zu erklären.

Die Sozialdemokraten brachten gestern im Reichs­tag den Entwurf eines Arbeiterschutzgesetzes ein. Der­selbe untersagt die Herstellung gewerblicher Erzeug­nisse in Straf- und Verjorgungsanstalten für Privat­unternehmer und regelt das Verhältnis der Arbeit­nehmer einschließlich der Lehrlinge zu den Arbeit­gebern, wozu eine obligatorische Arbeitsordnung ein­geführt wird, welche von den Bezirksarbeitskammern festgestellt wird, in denen den Arbeitern Sitz und Stimme zusteht. Die Arbeitszeit wird auf höchstens zehn, Samstags auf acht Stunden festgesetzt. Bei den Arbeitern untern Tag (Bergwerken rc.) soll die Arbeitszeit acht Stunden nicht überschreiten. Nacht­arbeit an Sonn- und Festtagen wird mit gewissen Ausnahmen verboten. Artikel 4 enthält Organisation der Behörden, des Reichsarbeitsamtes, der Arbeits­ämter, Arbeitskammern und Schiedsgerichte. Art. 5 die Strafbestimmungen. Das Gesetz soll am I.Jan. 1886 in Kraft treten.

Aus den Reichstagskreisen kommt wieder ein­mal eine erfreuliche Nachricht, daß nämlich die pro­zentuale Börsenstener gesichert scheint, in der Börsen- steuerkomm'ssion mit 13 gegen 7 Stimmen im Prin­zip angenommen, steht zu hoffen, daß Zentrum und Konservative vereinigt endlich das längst im Volk Herbeigewünschte zu Wege bringen werden.

Die auswärtige Politik nimmt den Reichskanz­ler jetzt ganz außerordentlich in Anspruch. Die west­afrikanische Konferenz, die gesamte Kolonialpolitik und die Einzelverhandlungen mit England, welche sie notwendig macht, endlich auch die egyptische Frage beschäftigen den obersten Leiter der Politik des deut­schen Reiches in so hohem Grade, daß er sich zu seinem Bedauern verhindert sieht, den Sitzungen des Reichstags beizuwohnen. Die dem Fürsten Bis­marck ärztlicherseits streng zugemessene Arbeitszeit soll sich auf drei Stunden täglich beschränken, der Kanzler sieht sich aber jetzt genötigt, oft die doppelte Zeit über hintereinander angestrengt hinter den Akten des Auswärtigen Amtes zu sitzen. Der Kanzler wäre, wie er befreundeten Abgeordneten gegenüber letzthin geäußert hat, sehr gern gerade in letzter Zeit im Reichstag erschienen und bei der Etatsberatung das

Wort ergriffen, es war ihm aber wegen Geschäfts- überbürdung durchaus unmöglich, seinen Wunsch auszuführen. Er sprach die Hoffnung aus, daß sich dieser Zustand bald ändern, und daß namentlich die Gewährung der zweiten Direktorstelle im aus­wärtigen Amte seine jetzige Geschäftslast wesentlich erleichtern würde.

Schon seit längerer Zeit machen sich die eng­lischen Blätter das Vergnügen, Frankreich gegen Deutschland aufzuhetzen durch die Nachricht, es sei eine größere Anzahl deutscher Offiziere in chinesische Dienfte getreten, um die chinesischen Truppen im Kriege gegen Frankreich zu führen und es beabsich­tige neuerdings wieder die chinesische Negierung eine größere Anzahl deutscher Offiziere aus der Landar­mee für ihre Menge zu gewinnen. Daß Gesuch- und Anfragen von zumeist verabschiedeten deutschen Offizieren wegen Engagements an die chinesische Ge­sandtschaft in Berlin schon gelangt sind. ist aller­dings nicht in Abrede zu ziehen, es hat aber dieselbe auf solche sofort die hektographische Antwort erteilt, daß ihr keinerlei Ordre zugegangen sei, preußische Offiziere nach China zu engagieren. Das Ganze ist eben wieder ein neuer Beweis von den freund­schaftlichen Gesinnungen unserer Vettern über dem Kanal gegen uns.

Schwerin. Ordnung regiert die Welt. Die­ses Sprichwort hatte ein diebischer Arbeiter wohl ge­merkt und er trug daher sämtliche Einbrüche und Diebstähle, welche er im Laufe der Zeit begangen, sorgfältig in ein Buch ein. Seine Ordnung sollte jedoch sein Verderben sein. Er geriet vor einiger Zeit wegen Diebstahlsverdachtes in Haft, sollte je­doch bereits wieder entlassen werden, als ein Beam­ter bei genauer Durchsuchung der Sachen das ver­hängnisvolleHauptbuch" fand. Aus demselben gieng hervor, daß der Ordnungsliebende seit 1883 nicht weniger als 60 Diebstähle und Einbrüche verübt hat. Angesichts dieses Beweismittels gab er das Leug­nen auf.

Oesterreich-Ungarn.

(Vertrauen erweckend!) Wie aus Feldkirch berichtet wird, wurden dieser Tage bei der chemischen Versuchsstation unter 20 vorgenommenen Proben tyrolischer Weinsorten alle 20 als gefälscht erkannt! Schweiz.

Bern, 30. Jan. Der Bundesrat erhielt vor­gestern einen in einer Schweizerstadt aufgegebenen Brief, der ihn von dem demnächstigen Jnlustspriugen des Bundespalastes benachrichtigte. Die umfassend­sten Maßregeln sind getroffen.

Frankreich.

Paris, 29. Jan. Laut Nachrichten aus Kairo sind Stewarts Verluste viel stärker, als die englischen Berichte zugestehen; von 1300 Mann wäre ein Drittel gefallen. Die hiesigen Kenner Egyptens halten die Lage der englischen Truppen für sehr bedenklich. So äußerte Lesseps, daß ihm der gänzliche Untergang der englischen Ar­mee unvermeidlich erscheine, während der ehemalige Vizekönig Ismail behauptet, daß die Engländer nur dann einer Niederlage entgehen könnten, wenn ihnen die Bestechung der sämtlichen Schecks gelinge. Falls General Wolseley überhaupt Khartum erreiche, droht ihm dort dasselbe Schicksal wie General Gordon, nämlich dit Einschließung.

Rußland.

Riga, 29. Jan. Gestern abend brannte in der Jacobstadt die griechisch-orthodoxe Kirche gänzlich ab. Dem Feuer ging eine starke Detonation voraus.

England.

Die Nachrichten aus dem Sudan lauten für die Engländer keineswegs sehr erfreulich, die Urteile über Wolselcy's Aussichten von Kennern der dortigen Verhältnisse geradezu niederschlagend. Die anfänglich gemeldete Einnahme von Metämmeb bestätigt sich nicht, dasselbe ist vielmehr umgangen worden, weit die Er­stürmung ohne Zweitel für das zu sehr geschwächte Korps Stewarts, dessen Führung nun Wilson über­nommen, zu schwierig gewesen wäre. Er mag ge­hofft haben, in Metämmeh auf Truppen Gordons zu stoße». Diese Hoffnung hat sich aber nicht erfüllt. Ohne Zweifel beginnt jetzt der schwerste Teil der Operationen für Wolseley, dem der Mahdi, sei's auf dem Hinmarsch nach Khartum, sei's auf dem Rück­weg von da, hart zusetzen wird. Die Behauptung Gordons. daß er sich noch 4 Jahre in Khartum hal­ten könne, kann aus dem Grunde wenig Vertrauen verdienen, weil er früher eine viel kürzere Zenschrist