Heilbronn, 22. Januar. Ueber daS Motiv, welches den Taglöhner Schüler getrieben haben dürfte, die Scheuer seines früheren Dienstherrn in Großgartach in Brand zu stecken, kann die Tüb. Chr. auf Grund von Privatnachrichten mitteilen, daß der Verbrecher tags zuvor seinen ehemaligen Herrn um ein Darlehen angegangen hatte, welches ihm dieser jedoch abschlug, weil er demselben, wie er ihm überhaupt vielfach Wohlthaten erwies, auch vorher schon öfters Geld geliehen hatte, wovon er indes nie etwas zurückerhielt.
Freudenschüsse meldeten heute der Einwohnerschaft Heilbronns, daß das „Salzwerk" heute frühe den Anhydrit, das wasserfreie Deckgebirge des Stcinsalzlagers, angehauen hat. Dies geschah bei einer Tiefe von 126 Meter.
Die Frauensperson, welche am Mittwoch abend bei Neuenstadt ihr 10 Tage altes Kind in den Kocher warf, wo es ertrank, ist die 21jähr. Dienst- magd Luise Eckert von Lampoldshausen. Ein mit Holzaufbereiten beschäftigter Taglöhner sah an jenem Abend, als es schon dämmerte, eine Weibsperson am jenseitigen User sich Herumtreiben und gleich darauf hörte er einen Schlag im Wasser und den Aufschrei eines Kindes. Zugleich sah er die Person weinend vom Ufer hinwegeilen. Die Polizei nahm die Thärerin fest, als sie im Begriff war, mit dem Eilwagen nach Neckarsulm abzufahren. Dieselbe gestand hierauf zu, ihr am 11. d. Mts. in der Klinik zu Tübingen geborenes Kind in der Verzweiflung. weil sie kein Unterkommen gehabt, ins Wasser geworfen zu haben.
Brandfälle: In Friedingen (Tuttlingen) am 24. Januar 8 Wohnhäuser; am 24. Januar ein in der Nähe von Buhlbach zFreudenstadt) gelegenes Gebäude.
Noch weiß Niemand, ob der in Hocken heim verhaftete Handwerksbursche der Mörder Rumpff's ist und schon kommt die Kunde von einem zweiten verhafteten Handwerksburschen daselbst. Dieser warf in das Polizeilokal in Mannheim abends zwei Steine, riß aus, wurde eingeholt und verhaftet. Er nannte sich Busch, antwortete auf die Frage, warum er den Stein geworfen: „Aus Politik". Man fand bei ihm das wohlgetroffene Bild RumpffS mit der Unterschrift: „Freiheit oder Tod!" Gehört er zur Mörderbande? Hat er sich etwa freiwillig fangen lassen?
— Weiter erfährt man: Am Abend, als Rumpfs ermordet wurde, saßen in dem „Wiener Cafe" in der Kaiserstraße drei Männrr und unterhielten sich leis. Nach 7 Uhr ließ Einer von ihnen nach dem Grüneburgweg fahren, stieg an der Ecke, 5 Minuten von der Wohnung Rumpffs, aus, kam nach einer Stunde zurück, weckte den eingeschlafenen Kutscher und fuhr nach dem Cafe zurück. Der Kutscher hat diesen Mann der Polizei genau beschrieben und diese Beschreibung paßt genau auf den in Hockenheim verhafteten angeblichen Handwerksburschen.
Amberg, 18. Januar. Vom Schwurgericht wurde der Taglöhner Steinmann, welcher über drei Jahre unschuldig im Gefängnis saß, freigesprochen. Enschädigung gibts nicht.
Ein Fall von Blutvergiftung wird aus Gotha durch eine Mundharmonika gemeldet, an welcher sich Grünspan befand. Ein Knabe hatte abends längere Zeit darauf geblasen, nachts verschwollen seine Lippen vollständig, so daß der Arzt herbeigerufen werden mußte.
Das Einkommen der Rothschild. Die Gebr. Freiherren von Rothschild in Frankfurt a. M. haben jüngst ihr Einkommen zum Zweck der Besteuerung angegeben, und zwar hat der jüngere Bruder nach dieser Angabe das größere Einkommen, denn er ist für das laufende Jahr mit einem Einkommen von 4 788 000 eingcschätzt. Während Baron Willy Rothschild diese Summe angegeben hat, wird von Baron Mayer Carli ein Einkommen von 4 560 000 Mark versteuert. Nach diesen für die Besteuerung angegebenen Ziffern würde Baron Willy an jedem Tuge die ganz nette Einnahme von 13120^ haben
— eine Summe, mit der eine Familie ein I,hr recht angenehm leben kann. Für jede Stunde berechnet sich das Einkommen des Barons Willy Rothschild ans 546 für jede Minute auf 9 cM und demnach für jede Sekunde ans 16 Das letztere klingt am Ende nicht sehr hoch. — aber das Jahr hat eben 31 536 000 Sekunden!
Berlin, 24. Jan. Die Blitzesschnelle, mit
der sich am Donnerstag das alarmierende Gerücht vom Tode des Kaisers durch die ganze Stadt verbreitete, wird von einem Teil der hiesigen Presse auf die Rufe eines stark angetrunkenen Mannes: „Der Kaiser ist tot! Der Kaiser ist tot!" zurückgeführt. Die Meldung, daß die beunruhigenden Gerüchte dadurch entstanden seien, daß der Kaiser infolge eines schmerzstillenden Mittels in einen besonders langen und tiefen Schlaf verfallen war, bezeichnet man als richtig.
Berlin, 24. Jan. (Etatsberatunc,: Zölle und Verbrauchssteuern.) Auf die Anfrage, ob eine Petrolcumzoll- erhöhung durch Besteuerung der Petrolcumfüsfer geplant werde, antwortet Staatssekretär Burchardt: Eine Pctroleum- zollcrhöhung sei nicht geplant, jene Besteuerung jedoch nach dem Tarisgcsetz über die Tarabcstcueru ng zulässig, doch sei im Bundcsrat darüber noch nichts beschlossen. Grad (Elsaß-Lothringen) fragt an, ob es wahr sei, daß auf Wunsch der Crefej- der Fabrikanten die zollfreie Einführung von Baumwollgarnen aus Frankreich gewährt werden solle. Er erklärt sich im Interesse der Elsässer Spinner gegen eine solche Absicht. Staatssekretär Burchardt erwidert, daß Anträge in dieser Beziehung nicht vorlicgen: jedenfalls fänden auch die Interessen der Elsässer im Bundesrat ihre Vertretung. Gegenüber einer Behauptung Brömels bestreitet Burchardt, das; die Erträge des Zolltarifs zurückgegangcn seien, seit 1880 habe eine fortwährende Steigerung der Zölle stattgcfunden. Bei der Beratung der Tabaksteuer wünscht Gocler zur Verbesserung der Lage der badischen Tabakbauer eine Erhöhung der Tabaksteuer und eine Mäßigung der harten Kvntrolmaßrcgeln. Auf eine bezügliche Anfrage erklärt Burchardt, daß seil Ablehnung des Monopols die Regierung sich mit einer anderweiten Regelung der Tabakbcsteucrung noch nicht besaßt habe. Grad schildert die schlimmen Verhältnisse des Tabakbaues in den Reichslanden.
Berlin, 25. Jan. Der „Krzztg." zufolge bestätigt es sich, daß der Geheime Negierungsrat Köhler zum Direktor des Reichsgesundheitsamts bestimmt ist.
Berlin, 26. Jan. Der Kaiser gab 20000 Mark für die Opfer des Erdbebens in Spanien.
Berlin, 26. Jan. In Frankfurt, Hanau und Offenbach soll die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes nahe bevorstehen. — Der Gesetzentwurf betr. die Postsparkassen gilt als gescheitet, da ihn auch zahlreiche Konservative, sächsische und süddeutsche ablehnen. — Im preußischen Budget sind 4500 oiL für Schwenningers Professur aus- geworfen.
Berlin. 26. Jan. Der Reichstag genehmigte in 1. und 2. Beratung den Nachtragskrcdit von 107 200 für die Arbeiten zur Sicherstellung der Fundamente des deutschen BotfchaftShotels in Rom.
Kaiser Wilhelm und Kaiserin Augusta haben zur Zeit 17 direkte Nachkommen: 1 Sohn, 1 Tochter, 9 Enkel und 6 Urenkel; 120 nahe Seitenverwandte, nämlich 1 Schwester, 15 Neffen und Nichten, 65 Großneffen und Großnichten und 39 Urgroßneffen und Urgroßnichten.
Eine Arbeiterinnen-Versammlung hat neulich in Berlin stattgefunden. Einberufen wurde sie von der bekannten Frau Guillaume-Schack. Folgenden Bericht über den Verlauf der Versammlung entnehmen wir Berliner Blättern: Nur einige Journalisten und wenige gewissenhafte Ehemänner, die ihre Frauen nicht allein lasfen wollten, wurden in dem von dem Ewigweiblichen jeder Altersstufe vollgepfropften Saal bemerkt. Sie wurden, nachdem sie das männlich Oppositionelle von sich abgestreift zu haben schienen, stillschweigend geduldet. Die Polizei allerdings hatte in richtiger Erkenntnis der Situation und in anerkennenswerter Würdigung weiblicher Be- redtsamkeit ein starkes Aufgebot von Schutzmannschaft an die Pforten des Lokales postiert, um im Falle einer Auflösung gleich bei der Hand zu sein. Das tdema probanäum des Abends war die Fage der Frauenarbeit. Es genüge die Versicherung, daß über uns Männer wieder einmal tüchtig angezogen wurde: daß wir schlechte Gesetze machten, daß wir unsere Frauen unterdrückten, kurz, daß wir kein Herz hätten für unsere Mütter, Schwestern und Lebensgefährtinnen — die Schwiegermütter wurden begreiflicherweise mit Stillschweigen übergangen. Es wurden Beispiele angeführt aus allen Ländern, wo die Frauen es überall besser hätten als in Deutschland. „Wo die Rechte des dümmsten Mannes aufhören" — so äußerte sich die Vortragende wörtlich — „dort erst fange das Recht der klügsten Frau an." Man müsse Protest erheben gegen all' diese Willkür der Männerwelt, namentlich aber gegen die jetzt im Reichstag geplante Einschränkung der Frauenarbeit. Einstimmig wurde dieser Protest, welcher der Versammlung gedruckt vorlag, angenommen und nicht ein einziges reuiges Haupt regte sich auch nur zu dem leisesten Widerspruch. Nicht ein gutes Haar wurde
an uns armen Männern gelassen. Und als man zur Wahl der Kommission schritt, welche bestimmt ist, dem Reichstag den Protest zu überreichen, da war die Zahl der weiblichen Protestler so groß, daß wir bezweifeln müssen, ob der Reichstag auf einen solchen Massenbesuch eingerichtet ist. So viel aber steht fest, und das lesen wir auch aus Ihren resoluten Mienen: die Schulze'n, die Müller'«) die Lehmann'n — die werden uns Männern die Sache schon besorgen !
Zur Frage des Normal-Arbeitstages constatiert das Wiener „Fremdenblatt", daß die bisher vorliegenden Jahresberichte der staatlichen österreichischen Gewerbe-Inspektoren sich insgesamt gegen die Feststellung eines Normalarbeitstageö, als die Arbeiter felbst weit mehr schädigend und von diesen selbst weit entschiedener perhorresziert als von den Industriellen, aussprechen. Als interessant bezeichnet das Wiener Blatt es ferner, daß dem Staate als Bergbaubesitzer auf seinen Bergbauten der Normalarbeitstog sehr unbequem zu werden beginnt, und daß die Berichte seiner Organe mit denen der Gewerbe-Inspektoren über die Schädlichkeit desselben für Industrie und Arbeiter identisch sind. So weist der Bericht der Przibramer Bergdirekrion nachdrücklich darauf hin, daß die Mindererträgnisse dieses so ergiebigen Bergbaues im Vorjahre hauptsächlich durch die Einführung des Normal-Arbeitstages und der dadurch unmöglich gemachten Ueberschichten herbeigeführt seien.
Die „Nat.-Lib. Korr." vom 24. Jan. schreibt: Die Mehrheit vom 15. Dezbr. hat es 2 Tage lang im Reichstag und im Preuß. Abgeordnetenhaus!: für zweckmäßig gehalten, die an die Abstimmung jenes Tages anknüpfende Volksbewegung zu besprechen, v. Hüne begann damit im Reichstag, Bachem im Abgeordnetenhause, Richter u. ganz besonders Rickcrt und Windthorst griffen das Thema eifrig aus. Ob die Herren mit dem Versuche, diese mächtige Bewegung zu beschimpfen oder lächerlich zu machen, im Lande viel Erfolg haben werden, warten wir getrost ab. Wir können in diesen Ausfällen nur böses Gewissen und Angst erkennen, davon zeugte jedes Wort der klerikalen und „freisinnigen" Redner, und daß die Bewegung ihr Ziel, wenigstens bei letzterer Partei, erreicht hat, das beweist die gestrige Abstimmung im Reichstag (Genehmigung der 150 000 für die Erforschung Jnnerafrikas) und wird noch deutlicher die Abstimmung in 3. Lesung über den vielberufenen Direktorposten beweisen. Wenn die Bewegung wirklich eine künstlich von etlichen Strebern und Liebedienern gemachte gewesen und im Volke gar keinen naturwüchsigen Boden hatte, wie konnten verständige Männer über eine hohle, mühsam aufgepuffte Sache 2 ganze Tage lang reden und sich ereifern?
Oesterreich-Ungarn.
Ein österr. Korresp. des „Berl. Tagbl." will aus dem Wiener Ausw. Amt erfahren haben, zwischen Oesterreich und Rußland existiere keine Vereinbarung, wie zwischen Preußen und Rußland, und es werde auch keine solche geplant. Seit Ungarn vor ca. anderthalb Jahren gegen derartige Abmachungen Widerstand geleistet, sei keine Rede mehr davon gewesen. Das Blatt imputiert Oesterreich eine mac- chiavellistische Politik schlimmster Art, wenn es schreibt'; „Es läßt sich begreifen, wenn man in Wien und noch mehr iu Pest keine allzugroße Lust verspürt, das Zarenreich von seinem gefährlichsten Feinde, dem Nihilismus, befreien zu helfen. Ein mit sich selbst beschäftigtes Rußland ist für Oesterreich jedenfalls ein bequemerer Nachbar, als ein Rußland, das feine ganze Kraft aus auswärtige Aktionen konzentrieren kann."
In dem Dorfe Olschau (Mähren) wollte am Donnerstag ein fremder Mann mit 4 Kindern in einem Wirtshause übernachten, wurde jedoch überall wegen fehlenden Schlafgeldes abgewiesen. Der Unglückliche blieb im Freien und erfror samt 3 Kindern. Ein Wickelkind blieb am Leben.
Frankreich.
Paris, 24. Jan. In dem heute Vormittag stattgehabten Ministerrat teilte Ferry die Antwort Englands auf die Vorschläge der Mächte bezüglich Egyptens mit. Hiernach sei England damit einverstanden, daß eine Anleihe von 9 Millionen von allen Mächten oder auch nur von einigen Mächten garantiert werde. England acceptiert ferner eine fünf- procentige Steuer aus die Koupons aller Anleihen auf 2 Jahre. Nach Ablauf dieser Frist werden die
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