darf ma» als sicher annehmen, daß beide Parteien aus voller Ueberzeugung sprechen u. handeln. Eben so sicher ist auch der Vorwurf der Gegner unbegrün­det, daß die Wirtschaftsreform des Kanzlers nur für die reichen Leute da sei, um sie noch reicher zu machen. Wenn das begründet wäre, so müßte die innere Politik des Kaisers und des Kanzlers, die in der Hauptsache der Hilfe für die gedrückten Klassen gewidmet ist, in unserem ehrlichen und aufgeklärten Deutschland längst unter der Last ihrer inneren Un­wahrheit zusammengebrochen sein. Die Korn- und Brotfrage gehört zu den schwierigsten u. tiefgreifend­sten in alter und neuer Zeit. Sie hat als agrarische Frage einst im römischen Weltreiche gespielt und Mommsen hat in seiner berühmtenRömischen Ge­schichte" gezeigt, daß jenes Reich zu Grunde gegan­gen sei, weil die Gesetzgeber diese Frage nicht zur rechten Zeit zu lösen verstanden haben.

Oesterreich-Ungarn.

In Lemberg in Galizien ist ein Offizier ver­haftet worden, der sich Unglaubliches zu schulden kommen ließ. Er machte der ehrbaren Frau eines Kaufmanns auf der Straße Liebesanträge und ver­folgte sie adgewiesen bis ins Haus, wo ihm derb die Thüre gewiesen wurde. Nun forderte er den Kaufmann zum Duell und als dieser die Forderung unbeachtet ließ, drang er abends mit sechs Soldaten in das HauS und mißhandelte Mann und Frau. Die Nachbarn erbrachen die Thüre und führten seine Verhaftung herbei. Unter Militär und Bürgern herrscht gleiche Entrüstung.

Frankreich.

Paris, 9. Jan. Der Kriegsminister Lewa! erklärt sich im Einverständnis mit Ferry für die dreijährige Dienstpflicht in der Armee, aber für Beibehaltung der Einjährig-Freiwilligen.

Paris, 11. Januar. Kriegsminister General Lewal hat endgiltig den Entschluß gefaßt, keinen Unterslaatssekretär zu sich zu nehmen. Er hat an sämtliche Chefs des Armeekorps ein Rundschreiben erlassen, in welchem er einen Aufruf richtet an die Unteroffiziere und Soldaten, die geneigt wären, in das Heer für Tonkin einzutreten. Marineministcr Peyron macht bekannt, daß Listen zur Einzeichnung von Freiwilligen für die Marine-Infanterie im Mi­nisterium osten lägen. Gesucht werden junge Leute von 18 bis 24 Jahren. Es heißt, General Lewal werde gleich nach dem Zusammentritt der Kammern einen weiteren Kredit von 50 Mill. Frcs. für Ton­kin verlangen.

In Frankreich sind im Jahre 1883 nicht we­niger als 1308 Wölfe erlegt worden, wofür an Prämien 103 720 Francs bezahlt wurden. Das! Departement Dordogne lieferte die meisten, nemlich! 131 m. s. w. Für einen Wolf, der Menschen an­gefallen, werden 200, für eine trächtige Wölfin 150, für jeden andern Wolf 100 und für ein Junges, weniger als 40 Kilo schwer, 40 Frcs. bezahlt. Die Leute, die sich die Prämien verdienen, wagen meist ihr Leben.

Spanien.

Madrid, 12. Jan. Die Zeitungen sprechen den Dank für die anläßlich des Erdbebens kundge­gebenen deutschen Sympathieen und für die von dem deutschen Konnte beabsichtigte Hilfe ans.

Türkei.

K o nstan tin op el, 12. Jan. Der Sultan spendete für die Opfer des Erdbebens in Spanien 500 Pfund (10 00016).

England.

London, 12. Ja». Eine Depesche des Lords Wolscley aus Korti, 11. Jan., meldet: Ein aus Khartum am 28. Dez. abgegangener Bote ist einge­troffen. Er berichtet, General Gordon und seine Truppen seien wohl; Gordon's Dampfer beschafften zur Verproviantierung der Stadt aus Norden Vieh und Getreide.

M elbourne, 10. Jan. (Meldung des Reu- ter'schen Bureaus.) Es sind hier Nachrichten einge- gangen, die für authentisch gehalten werden und da­hin lauten. daß zwischen dem Könige von Samoa und dem dortigen deutschen Konsul ein Vertrag ab­geschlossen wurde, wodurch Deutschland drei Sitze in dem Rate des Königreichs gesichert werden. Die Wirkung dieses Zugeständnisses wird sein, daß der deutsche Einfluß auf diesen Inseln bedeutend erhöht

W'id. j

Es gehört keine Prophetengibe dazu, um. den ! Untergang der englischen Größe vorhcrznsehen, wenn

sich die englischen Staatsmänner nicht sehr bald zu einem System der schmälern Diät entschließen. Allen Gebieten der wirtschaftlichen Bethätigung unterliegt England dem Extrem einer Luftballonentwicklnng, die. inwendig blos mit Gas gefüllt, ihr Heil in einer großen äußeren Peripherie sticht. Seine Industrie hat es auf diese Weise zu einem Monstrum auf­gebläht; aber dieses Ungeheuer ist hinsichtlich seiner Ernährung auf fremde Märkte angewiesen, die keine Garantie bieten. Daher die Krisen und das Arbeiter- elend trotz allen Reichtums, dem der soziale Segen fehlt. Das nemliche Schauspiel widernatürlicher Ent­wicklung bietet die englische Landwirtschaft dar. Immer größere Flächen werden der Klein- und Bauernwirtschaft und dadurch dem Ackerbau entzogen, um in Wildparks verwandelt zu werden. Dadurch entstehen nicht nur irische Zustände, sondern England hat hinsichtlich der Ernährung schon jetzt seine Selb­ständigkeit in bedrohlichstem Maße verloren. Die Gefährlichkeit dieses Zustandes steigt durch die größere Entwicklung der fremden Flotten. Der letztere Um­stand wirft dann auch auf den krankhaften Expansiv­trieb Englands, seine Magenüberladung mit Kolo­nialbesitz, ein unheimliches Licht. Das ganze Reich umfaßt gegenwärtig über 21 Millionen Quadrat­kilometer Land mit über 205 Millionen Einwohner, wovon auf das Mutterland nur 315 326 Quadrat­kilometer mit 32 Mill. Einwohner kommen. Das ist ein Mißverhältnis, welches nur eine Zukunft ha­ben könnte unter dem Fortbestand von zwei Bedin­gungen, die gegenwärtig schon in starkem Schwinden begriffen sind. Wir nieinen einmal das Beharren der Kolonien und ihrer Bewohner in der Kultur­unmündigkeit und dann das Beharren der übrigen europäischen Nationen in der kolonialpolitischen Ent­sagung zu gunsten der engl. Ueberlegenheit. Schon weil beide Bedingungen schwinden, hätten die engl. Staatsmänner längst die Initiative ergreifen sollen zu einer naturgemäßeren Diät der Kolvnialpolitik, d. h. zu eigener Beschränkung u. größerer Zulassung der anderen europäischen Staaten bei der Besitz­ergreifung überseeischer Gebiete. Auf diese Weise hätte ein Bündnis zu stände kommen können, wel­ches für England von größerem Werte gewesen wäre, als die Fortsetzung einer Ländcrgier, die über die eigene Verdauungsfähigkeit weit hinansgeht.

Amerika.

Panama, 9. Jan. (Revolution.) In den 4 innern Staaten ist eine Revolution ansgebrochen Von Panama sind Truppen nach Carica abgegangen. Die Regierungstruppen wurden von den Aufständi­schen bei Junga geschlagen. Der Ausbruch eines allgemeinen Krieges wird befürchtet.

Handel L Uerkehr.

(Konkurseröffnungen.) August Luikh, Restaura­teur in Alpirsbach. Sophie Hofer, Modistin in Oberndorf. Johann Scheck, Schuhmacher in Saulgau, und seine Ehefrau Anna Maria geb. Drescher. Gottlicb Kible, Kaufmann in Wangen.

(Preise der Lebensbedürfnisse in Stuttgart auf dem Wochcnmarkt vom tv. Jan.) t Psd. süße Butter 4L 120, saure Butler 90 4, Rindschmalz .LL 1.30, Schweine­schmalz 70 ^1, 1 Liter Milch 16 -4, 10 frische Eier 70 ->, 10 Kalkeier 60 1 Psd. Weißbrot 13 4, 1 Psd. Halbweißbrot

12 < 1 Pfd. Hausbrot 10 I Paar Wecken wiegen 80 bis 120 Gramm, 1 Pfd. Ochsenfleisch 70 ^1, Rindfleisch 60 Schweinefleisch 60 Kalbfleisch 60 ^t, Schasfleisch 1 Zlr. Heu 4L 3.80 -4, 1 Ztr. Stroh .LL 2.60 -2.80, 1 Raummeter Buchenholz 4L 12, 1 Rm. Birkenholz 4L I>>, 1 Rm. Tannen­holz 4L 9. - Fleischprcise in der Markthalle: 1 Psd. Rind­fleisch 54 4, 1 Pfd. Schweinefleisch 58 1 Pfd. Kalbfleisch

58 4, 1 Psd. Hammelfleisch 50 4.

Stuttgart, 12. Jan. (Mchlbörse.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1950 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Prellen: Nr. 0 4L 29 bis 31, Nr. 1 .<L 27.50 29, Nr. 2 .4? 25.5027, Nr. 3 4t

2325, Nr. 4 4L 1920.50. In ausländischen Mehlen wur­den 100 Sack verkauft in verschiedenen Sorten.

Stuttgart, 12. Jan. (Landesproduktenbörse.) Der heutige Unllah war beträchtlich, namentlich wurde viel bayeri­scher Weizen gehandelt. Wir notieren per loO Kilgr: Weizen baycr. 4L 17.oO18.25, russisch. Sax. 4L 19, Kernen 4L 17.50-18, Gerste la. Nördlinger 4L 19, Haber .LL 13 50 bis 14.60.

Tübingen, 9. Jan. Heute ging ein Wagen Hopfen von hier nach Nürnberg ab Preis per Zir. 60 -70 4L.

Nürnberg, 10. Jan. (Hopien.) Württembcrgcr la. ,LL 95- 100, dto. Ila. 4L 7"7e, Badische I». «L 75 85, dto. Ha. 55 -62, dto. IHa. 55 62, Elsässer la. 4L

70-67, dto. Il und Illa. .LL 5562. Für Auswahl aus Particen 4L 5 mcbr.

Deutschlands Bierpcvdukliou. Nach den amt­lichen Tabellen über die Bierbrauerei und Bierbesteuerung im deutschen Zollgebiet während des E-atsjahres 1*083/84 ist die Zahl der im Lause des Jabres inncrbntb des Reichssteuergc- biets in, Betriebe gewesenen Brauereien, die 1872 14 157 be- I trug, seit jener Zeit von Jahr zu Jahr zuruckgegangen und >

zwar bis 1833/84 auf 10703, von denen 9625 gewerbliche Brauereien waren. Im ganzen wurde von den Bierbrauereien ! deS RcichssteucrgebietS im Jahre 1883/84 4 725 731 Doppel­zentner Malz (darunter 4 578015 Doppelzentner Gerstcnmalz) und 24659 Doppelzentner Malzsurrogatc verarbeitet und hieraus 23 391919 Hektoliter Bier gewonnen, wovon 350/<> obergärigcs Gebräu war. In Bayern wurden im entsprechen­den Zeiträume produziert 12265412 Hktl., in Württemberg 3 083 823 Hktl., in Baden 1 220 728 Hektl. und in Elsaß- Lothringen 823 2366 Hektl. Bier. Der Bierverbrauch im ganzen deutschen Zollgebiet ist unter Zurechnung der Einfuhr und Abzug der Ausfuhr für 1883/84 berechnet 'zu 39,9 Mill. Hektl. oder 87,8 Liter auf den Kopf der Bevölkerung gegen 85,0 Liter im Vorjahre und 875 Liter im 12jährigen Durch­schnitt.

Irrwege.

(Fortsetzung.)

Es gehörte die große Selbstbeherrschung eines hochgebildeten Mannes dazu, um, wie Graf Nosseck es that, mit liebenswürdiger Art die Schwiegertochter zu begrüßen, ohne durch einen Blick zu verraten, wie sehr er sie bemitleidete. Doch war der Druck seiner Hand viel flüchtiger als sonst, wenn er sie dem Sohne reichte, und er vermied geflissentlich, denselben jetzt anzusehen oder anzusprechen. Hätte er doch ahnen können, wie viele unnütze Qualen er eines Mißver­ständnisses wegen duldete und welche große Ursache er eigentlich zur Freude hatte, denn die schon allmäh- lig angebahnte Annäherung zwischen den beiden Gatten hatte sich in dem vorhergegangenen Moment wirklich vollzogen, wobei Graf Maximilian deutlich fühlte, daß seine schöne Gemahlin ihm doch teurer war, als er sich selbst gestehen wollte.

Natürlich ging diese Zusammenkunft zwischen Vater und Kindern in peinvoller Weise vorüber, da Niemand seine Gedanken auszusprechen wagte, weil der jetzige Zeitraum nicht passend schien. Das junge Paar vermutete eine Verstimmung des alten Staats­rats in seinem Berufe und nicht des sonst so gütigen Hausherrn und war dccent genug, ihn nicht nach dem Grunde zn fragen. Als man sich getrennt hatte, benachrichtigte der Staatsrat durch einen vertrauten Diener die alte Axima, daß er sie zu sprechen wünsche und zwar so bald als möglich. Mit altgewohnter Unterwürfigkeit eilte dieselbe noch abends nach dem Palais, wo sie sofort in das Kabinet des Grasen geführt wurde.

Derselbe ersparte ihr keine Vorwürfe über ihre Handlungsweise, die sie als wohlverdient demütig hin- nahm. Aber leider auch hier handelte es sich wieder um den thörichten Sohn und nicht um seinen Namen, da der Graf nur nötig fand, die frühere Dienerin zu schelten, daß sie die Hand zn frevelhaftem Spiel geboten hatte. Derselbe wünschte auch das junge Mädchen zu sehen und zu sprechen und das Erstere war eher zu ermöglichen, als das Letztere, denn vor einem Zusammentreffen suchte Axima ihren Liebling zu schützen, da sie die große Heftigkeit und die stolze Ueberlegenheit des Staatsrates kannte, der damit ein so zartes Wesen wie Eveline zu schwer verletzen würde.

Sie teilte also zu des Grafen Trost demselben mit, daß ihr liebes Fräulein wohl bald Wien ver­lassen würde, da die dauernde Kränklichkeit ihres Va­ters zu den äußersten Besorgnissen Veranlassung gebe, weshalb die Mutter sie zur großen Betrübnis des Professors zurückberufen habe, nachdem sie nicht ein­mal ein volles Jahr hier gewesen sei. Diese Mit­teilung erleichterte schon das sorgenvolle Herz des Grafen, aber eine örtliche Entfernung war noch keine wirkliche Trennung der Liebenden und so wollte er wenigstens einen Brief an das junge Mädchen richten, worin er sie über die Gefahren des Umganges mit. seinem Sohne aufklärte und ihr hauptsächlich mitteilte, daß derselbe bereits eine rechtmäßige Gemahlin be­sitze. Nachdem dieser Entschluß gefaßt war, wurde er ruhiger und entließ die noch wartende Axima ziem­lich gelassen.

Kapitel 4.

Der Tag von Stephans Abreise nach seiner neuen Stellung näherte sich mehr und mehr und er war deshalb sorgenvoller denn je, denn trotz Allem und Allein gelang cs ihm nicht, Pater Aloys zu seinen Gunsten zu stimmen, noch weniger aber, seine teure Eoeline, die jetzt durch die neue Sorge um den kran­ken Vater belastet wurde, zur Flucht zn bewegen und sich mit ihm an einem fernen Orte trauen zn lasten. Ihr liebliches unschnldvolles Wesen beschämte ihn, wenn er einmal zu dem Bewußtsein kam, welche Opfer er für seine unheilvolle Leidenschaft von ihr verlangte.

Jetzt an d vergönnt r Mut noch Ewigkeit t: lich zum l düng, daß fühlten, ur Der zufällig ge der Kirche edle Ersch, sagen, daß maßen tre aus, das einer ande darum be abzufasten, Um

glaubte er fen. Eve Leiden mi die Sehns ließ ihre kranken V ben Oheir sellschafter liehen Ha, seinen Ve aufrichtig, Manne ni Stelle fol Lieblings der Alles betrachtete Ev,

ihrer Mu Dünenhol ihr die I sonderu u wert. Je finden, b Brünneck, ihrem tra, und Mee Hoffnung traf sie d, ihr brave; selbst nich Unehrenha ter beleuö verletzte, Mann je( der, wellt so böses Axima ein dieser vir mußte, do lich zur A legenheit, ob sie wi, schon verr Gr Fräulein : klein auf geholten Mähr ber N.

so lesen

S

am Freit aus dem Buch (ob, l Rm. 42 Rm. 4 Rm. 7 Rm. 104 Rm.

4 Rm. 2000 Lar Wellen.

Zusamr der Stras Schafbrüc