zeitig haben sich, durch den gestrigen frühlingsmäßigen Regen wesentlich ge­fördert, die Knospen der Blätter geöffnet und an einem großen Teil der Kastanienbäume fangen die jung hervorkeimenden Blättchen schon an, sich lang­sam aufzurichten. Mit Fertigstellung der elektrischen Beleuch­tung für den Abend des 13. ds. ist Herr Ingenieur Reißer eifrig be­schäftigt. Die Strecke vor dem Königsbau wird durch 3 Bogenlampen er­hellt. Vor dem Prinzenpalais dagegen sollen 810 Lampen im Halbkreise aufgestellt werden, in dessen Mitte das Sängerpodium terasienförmig sich er­hebt. Die Beleuchtung findet, wie auch diejenige des K. Reithauses, am Abend des 28. ds. durch Uebertragung des elektrischen Stromes aus dem K. Hoftheater statt. Das Programm für die Empfangsfeierlichkeiten ist nunmehr endgültig festgestellt. Die Vereine, Korporationen und die Schul­jugend rücken präzis 1>/2 Uhr von ihren Sammelplätzen geschlossen in die für sie vorgesehenen Stellungen ein, so daß die Aufstellung um ^2 Uhr vollzogen ist. Sämtliche Teilnehmer erscheinen in festlicher Kleidung, die Vereine mit ihren Fahnen und Vereinsabzeichen. Die bürgerlichen Kollegien, sowie die Geistlichen aller Konfessionen sammeln sich um halb 2 Uhr auf dem Rathause und gehen unter Vortritt und seitlicher Begleitung einer Anzahl Stadtdiener durch die Kirchstraße zum Bahnhofe ab, wo dieselben in dem an den Hofsalon anstoßenden Wartesaal 1. Klaffe bis zur Ankunft des hohen Bräutigams verweilen, während die Hofchargen und die Generalität im Hof­salon Ausstellung nehmen. Der Hofzug wird um 2>/z Uhr erwartet. Sobald derselbe die Stuttgarter Markung erreicht, werden durch die Kanonen der Schützengilde auf der Uhlandshöhe Salutschüsse abgegeben und die Glocken sämtlicher Kirchen geläutet. Bei der Einfahrt des Zuges in die Bahnhofhalle spielt die am Ente der Halle aufgestellte Musikkapelle. Wenn das hohe Paar nach der Begrüßung durch die bürgerlichen Kollegien die Bahnhofvor­halle betritt, streuen die Jungfrauen Blumen. Wenn die prinzliche Equipage am Bahnhofportal vorfährt, reitet die Stadtgarde an die Spitze des Zuges, gefolgt von den Herren des Neuen Reitklubs. Am Schillerplatz wird voraus­sichtlich das Musikcorps des Grenadierregiments Königin Olga Aufstellung nehmen. Abends 8 Uhr bringt der Liederkranz dem hohen Paar ein Ständchen, bei welchem vier nieder gesungen werden:Die Himmel rühmen", ein Frühlingslied von Wöckl,O Maidle, du bist mei Morgestern" von Silcher und ein patriotischer Chor. Nach dem ersten Liede wird der Bürger­ausschuß-Obmann Herr Rechtsanwalt Dr. Schall U eine Ansprache halten. Damit ist der erste Festtag beendet. Am 15. folgt die Festaufführung des Rienzi", am 28. das Reiterfest und später sodann die wetteren Festlichkeiten, insbesondere die Feier im Stadtgarten (in der zweiten Hälfte des Mai), zu welcher II. KK. Majestäten aus Nizza zurückerwartet werden.

N. Tagbl.

Solitude, 6. April. Seit gestern, Heuer zum erstenmal, läßt sich im Rotwildpark der Kuckuck hören. Auch die Krokusblüte und Schlüsselblume beginnen j-tzt hier allmählich ihren Flor zu entfalten.

Ludwigsburg. 7. April. Heute abend kurz nach 6 Uhr war in der Hospitalstraße in dem Hause des Glasers Völm Feuer ausgebrochen, das trotz der schnell eingetroffenen Hilfe von seiten der Feuerwehr und des Militärs erheblichen Schaden anrichtete. Es war schwer, das rasende Element, das durch den Westwind angefacht wurde, zu bewältigen.

Plieningen, 5. April. Der Filderbote berichtet: Gestern abend nach 8 Uhr ertönte der SchreckensrufFeue r". Die ersten auf dem Platze fanden die große Scheuer, dem Joh. Georg Breining, Bauer, Johannes Mögle, Unterkäufer, und Israel Schumacher gehörig, von unten bis oben in Flammen stehend, sowie einen Stall mit Speicher vom Feuer er­griffen. Turmhoch schlugen die sprühenden Flammen zum Himmel, einige hart nebenangebaute Scheuern, sowie die Wohnhäuser bedrohend. Das Innere der Scheuer glich einem einzigen Feuermeer und an eine Rettung war nicht zu denken. Glücklicherweise war es windstill, so daß es der hiesigen Feuer­wehr im Verein mit der Hohenheimer, Birkacher und Bernhäuser Löschmann­schaft innerhalb einer Stunde gelang, das Feuer auf seinen Herd zu be-

Jedenfalls ging eine Verständigung voraus."

Der Kommerzienrat sprang auf. Die Hände auf dem Rücken gekreuzt, ging er ruhig im Zimmer auf und nieder.

Und Sie sind Ihrer Sache sicher? Keine Verwechselung?"

Ganz sicher."

Und hörten Sie, was gesprochen wurde?"

Duprat machte eine Bewegung bescheidener Entrüstung.Aber, Herr Kommerzienrat!" sagte er.Bm ich ein Spion?"

Nein, nein", begütigte Etwold;und ich kann mir denken, daß es Ihrem edlen Charakter widerstrebte, ein Vertrauen zu erschleichen, welches man Ihnen nicht entgegenbringt. Aber daß Sie den jungen Mann sofort wieder erkannten! Er war doch nur einmal in meinem Hause und ich ent- sinne mich nicht, daß Sie ihn da gesehen hätten."

Nein, denn ich arbeitete damals noch als Ihr erster Buchhalter im Comptoir, und Sie beehrten mich auch erst später mit dem Vertrauen, dessen ich mich heute rühmen darf."

Nun also."

Um Vergebung, ich selbst hatte sehr intime Beziehungen zu Martin Förster, den Sie noch soeben als tüchtigen Geschäftsmann rühmten. Die gleichen Neigungen, Entsagung und ernste Arbeit, derselbe Beruf, verbanden uns in treuer Freundschaft. Wie hätte es bei so verwandten Naturen auch anders sein können!"

Eine Wolke legte sich auf Etwolds Stirn.

Und natürlich wußten Sie auch um diese Liebelei", sagte er,ver­mittelten vielleicht gar"

Nein."

Nur aus Freundschaft natürlich", sprach er sarkastisch.Es wäre ja auch entschuldbar. Sie kannten mich und meine Wünsche ja damals noch nicht so wie heut."

Ich bedaure aufrichtig, Sie in solchem Irrtum über mich befangen

schränken. Die Scheuer ist ein Trümmerhaufen. Vom Anbau blieb nur der Grundstock stehen. Leider sind die 3 Besitzer nicht versichert.

Schwieberdingen, OA. Ludwigsburg, 6. April. In letzter Zeit wurden hier mehrere Drohbriefe gelegt, worin dem Ortsvorstand und dem Gemeinderat das Aergste in Aussicht gestellt wurde. Am 2. Sept. v. I. während der Sedanfeier wurde dem Schultheißen ein Strohhaufm in Brand gesetzt, und am 8. Januar d. I. wurde dessen Scheuer angezündet und vollständig eingeäschert. Den unermüdlichen eifrigst fortgesetzten Bemüh­ungen des Stationskommandanten Schwegler von Ludwigsburg ist es nun zu verdanken, daß man den Urhebern des Schreckens, der seit einem halben Jahr über unserem sonst so friedlichen Orte lagerte, auf die Spur gekommen ist. Schwegler hat vorige Woche vier hiesige Bürger, die sämtlich verheiratet sind, in Haft genommen, und es sind dieselben sofort an das Landgericht nach Stuttgart abgeführt worden.

Aalen, 6. April. Hier fuhr gestern ein Rangierzug in Folge falscher Weichenstellung auf eine parat stehende Maschine derart auf, daß diese samt den in demselben Geleise stehenden Wagen durch die geschlossenen Thore des Maschinenhauses getrieben wurde. Glücklicherweise wurde vom Personal niemand verletzt, dagegen ist am Material ein Schaden zu verzeichnen.

Besigheim, 7. April. In der Nacht von 3.-4. d. M. wurde hier in den unter dem Wohnhause befindlichen Keller einer seit einiger Zeit von ihrem Ehemann getrennt lebenden Weingärtnersfrau durch das Keller­fenster eingestiegen und ein 6 Jmi haltendes, mit vorjährigem Weine gefülltes Faß durch Losschlagen des Zapfens gänzlich entleert, so daß der Boden des Kellers ganz mit Wein getränkt war. Eine Schildkappe, welche sich am Orte der That vorfand, und noch weitere Umstände weisen auf den Ehemann der Beschädigten als den Thäter hin.

Heilbronn, 7. April. Von der Zuckerfabrik aus wird gegenwärtig eine Drahtseilbahn quer über das ganze Neckarthal hinüber bis zum künftigen Nangierbahnhof westlich des Thals und der eisernen Bahnbrücke errichtet, um eine unmittelbare Verbindung mit der Bahn zum Befördern der mit dieser kommenden Rüben zu haben. Das Gerüst, welches zum Zweck der Restauration des Kilianturms errichtet werden mußte, ist heute fertig geworden und überragt den auf der Spitze des Turmes stehenden steinernen Mann. Aus diesem Anlaß fand eine kleine Feier statt, welche mit einem fröhlichen Schmaus beschlossen wurde. Das Gerüst hat eine Gesamt­höhe von 64,89 Meter.

Bückeburg, 7. April. Zu den Hochzeitsfeierlichkeiten. Dem Frkf. I. schreibt man von dort: Gestern kamen Prinzessin Katharine von Württemberg, Herzogin Vera und Herzog Albrecht von Württemberg an, ferner die Landgräfin von Hessen-Philippsthal, Der hohen Braut ward gestern eine Morgenmusik dargebracht, bei welchem Anlaß dieselbe am Fenster erschien, so daß man Gelegenheit hatte, sie in der Nähe zu sehen. Die Prinzessin machte einen sehr gewinnenden Eindruck. Es sind namentlich die sprechenden, munter und verständig ins Leben blickenden Augen) welche den Zügen der Prinzessin einen Liebreiz verleihen, der unwillkürlich fesselt. Der Wuchs der hohen Braut ist schlank und elegant. Man sieht es dieser Figur an, daß die Prinzessin eine gewandte Reiterin ist, daß sie mit Geschick ein Gespann zu leiten versteht und daß große Sorgfalt auch auf ihre körperliche Ausbildung verwendet worden ist. Gestern vormittag hat Prinz Wilhelm seiner Braut die Brautgeschenke überreicht. Am Nachmittag um 4 Uhr war Diner im weißen Saale des Schlosses. Beim Eintritt der Dunkelheit strahlte der Schloßhof in glänzender Illumination. Um 9 Uhr bewegte sich der Fackel­zug der Bürgerschaft unter den Klängen der drei mitwirkenden Musikkorps über die Schloßbrücke in den Schloßhof. Das hohe Brautpaar hatte, um­geben von dem Fürsten Adolph Georg und den übrigen Fürstlichkeiten, auf dem Balkon Aufstellung genommen, um dem hübschen Schauspiel zuzusehen. Als die Aufstellung des Zuges sich vollzogen, trat der Oberbürgermeister Burchard vor, um nach einer patriotischen Anrede auf das hohe Braut--

zu sehen, Mein Freund Martin kannte mich doch besser. Er machte mir überhaupt keine Mitteilung von dem Gegenstand seiner heimlichen Neigung; denn er wußte, daß ich dann nicht hätte passiv bleiben können. Ich würde Ihnen entweder Mitteilung gemacht, oder, um mein Gewissen zu beschwichtigen, meine einträgliche Stellung quittiert haben. Dem einen wollte er sich, dem andern mich nicht aussetzen; und so bewahrte er seine Liebe als Geheimnis auch gegen mich."

Und als er fortging? Ins Ausland?"

Sagte er nur, er scheide mit schwerem Herzen, aber nicht hoffnungs­los. Wenn er eines Tages wiederkehren werde, würde ich wissen, warum er fortgezogen. Ich verstand kein Wort davon und sagte nur:Da ist gewiß ein Weib im Spiele."Du könntest Recht haben", entgegnete er. Aber kein Wort mehr hiervon, mein Freund. Deine ferneren Fragen ­den in mir Erinnerungen neu beleben, die ich jetzt eingesargt habe, begraben für eine lange Zeit." Damit schied er. Seine Worte waren mir damals ein Rätsel. Als Sie mich dann zum Prokuristen ernannten und mit Ihrem Vertrauen beehrten, erhielt ich die mich natürlich verblüffende Erklärung des­selben. Ich dachte nun bei mir, daß es gut wäre, daß Martin fortgegangen, und zwecklos, Ihnen mehr zu sagen. Heut liegt die Sache anders; und da Martin seit seinem Wiedererscheinen hier bei Ihnen noch nicht gewesen und man mir sagt, daß Fräulein Klara seit jenem Ballabend bedenklich erkrankt sei, hielt ich es für meine Pflicht, Sie von meiner Beobachtung in Kenntnis

^ ^ ^Der Kommerzienrat schwieg in tödlicher Verlegenheit. Er stand am Fenster, den Rücken gegen Duprat gewendet, und blickte über ernen beschnetten Holzplatz hinweg auf den Kanal hinaus. Ec verharrte eine ganze Weile so in finsteres Sinnen verloren.

Auch Duprat schwieg, aber erwartungsvoll. Er wußte, daß ihre Unter­haltung so nicht enden würde.

(Fortsetzung folgt.)