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61. Jahrgang

Amts- unä IntekkigenMatt für äen Aezirlr.

Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.

Die Einrückungsaebühr beträgt S H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Aamstag, äen 10. April 1886.

Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 H, durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 ^ 70 H.

Arnitiche Wekarrntmcrchungen.

Calw.

An -ie Schnltheißermrnter.

Die Schultheißenämter werden aufgefordert, binnen einer Woche darüber zu berichten, ob der Art. 6 Abs. 1 des Jagdgesetzes vom 27. Oktober 1855 lautend:

Für einen Gemeindejagddistrikt ist nur ein Pächter und ein Theilhaber zulässig, die übrigens die Jagd auch durch einen von ihnen bezeichnten Stellvertreter ausüben lassen können, dem Pächter und Theilhaber bez. ihrem Stellvertreter ist erlaubt, andere Personen mit auf die Jagd zu nehmen"

bisher in ihren Gemeindebezirken dahin ausgelegt worden ist, daß dem Pächter und dem Theilhaber nur gestattet sei, zusammen einen Stellvertreter zu be­zeichnen, oder dahin, daß Pächter und Theilhaber jeder für sich einen Stellvertreter zu bezeichnen befugt sei.

Den 8. April 1886. K. Oberamt.

^_ Flaxland.

Calw.

Die Ortsvorsteher

werden hiemit beauftragt, die denselben mit der Post zugefertigten Loosungs- scheine den betreffenden Militärpflichtigen gegen Empfangsbescheinigung unter Hinweisung auf die jedem Loosungsschein beigedruckte Belehrung aus­zufolgen.

Vor der Ausfolgung der Loosungsscheine an die Militärpflichtigen des jüngsten Jahrgangs (1886) sind zuvor die in den Loosungsscheinen einge­schriebenen Loosnummern in die Stammrolle 1886 einzutragen.

Die Empfangsbescheinigungen find bei den Gemeiu-eakteu anf- zubewahre«. Wenn der eine oder andere der Militärpflichtigen inzwischen in eine andere Gemeinde verzogen ist, so ist die Zustellung durch Vermittelung des betreffenden Schultheißenamts zu bewirken.

Den 8. April 1886. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

politische Wcrchvichten.

Deutsches Reich.

Berlin, 6. April. Der Kommandant des Cyclop, Kapitän- lieutenant v. Stubenrauch, meldet telegraphisch von der westafrikanischen

Station: Ich beschoß Money (Bimbia), landete und habe die Stadt zerstört. Von den Mannschaften des Cyclop ist keiner verwundet; der Gou­verneur ist anwesend.

Die Nordd. A. Z. schreibt: Der Geburtstag des Reichs­kanzlers ist an sehr vielen Orten im Kreise patriotischer Männer festlich begangen worden. Besonders hat Süddeutschland und hier wieder hervor­ragend Württemberg von Neuem bekundet, wie immer allgemeiner empfunden wird, daß der Name Bismarck einen Krpstallisationspunkt für Diejenigen bildet, welche den nationalen Gedanken Hochhalten. In wie weitem Umfange dieses gerade in Württemberg der Fall war, beweist der Umstand, daß der Schwäb. Merk, in Einer Nummer, derjenigen vom 4. d. M., allein 13 Berichte über festliche patriotische Veranstaltungen, aus diesem Anlasse enthält.

Die Fürstin Bismarck war in letzter Zeit stark unwohl, in den letzten Tagen soll sich ihr Befinden aber derart gebessert haben, daß sie den größten Teil des Tages außer dem Bett zubringen kann.

Rußland und Pole«.

Ende März wurde in Dorpat eine nihilistische Geheimdruckerei auf­gehoben, welche sich in der oberen Etage des Hauses Bokownew am großen Markt befand. Ein in der mittleren Etage desselben Hauses wohnender Arzt, Doktor Dehio, Assistent an der Klinik, hörte seit einiger Zeit nachts ein ver­dächtiges Klopfen über sich, welches sich durch seine Regelmäßigkeit auszeichnete, und Aehnlichkeit mit dem Geräusche einer sich in Thätigkeit befindenden Drucker- prefse zu haben schien. Er machte über seine Wahrnehmung dem Dorpater Gendanneu-Obersten Mitteilung und bei der infolgedessen angeordnetrn Haus­suchung fand man eine" vollkommen eingerichtete Druckerei vor. Fünf Stu­denten (vier Russen und ein Jude) wurden verhaftet. Sie leisteten keinen Widerstand.

Gcrges-Weuigkeiten.

. Wildbad, 6. April. Vergangene nacht gegen 11 Uhr stürzte in einem Hause in der Nähe der Volksschule die Decke eines Zimmers ein, in welchem die Familie des Metzgers Krauß schlief. Ein ^/rjähriges Mäd­chen wurde tot aus dem Schutt hervorgezogen, während die Eltern und ein kleineres Kind unverletzt blieben.

Stuttgart, 7. April. Zum Empfang Se. K. Hoh. des Prinzen Wilhelm und seiner hohen Braut rüstet sich alles. Der Schloßplatz hat sein Festkleid angelegt. Die gärtnerischen Arbeiten sind samt und sonders beendet, sogar die Oleanderbäume in den großen Kübeln aufgestellt. Gleich-

Feuilleton.

Die Falschmünzer.

Kriminal-Roman von Gustav Lössel.

(Fortsetzung.)

Ich kann Ihnen das bezeugen", bekräftigte Duprat diese Aussage. Sie haben gethan, was in Ihren Kräften stand; wenn trotzdem von dem alten Förster nichts mehr verlautbarte, so trifft gewiß die Schuld weit eher unsere säumige Polizei als Sie. Das war auch nur die Einleitung zu dem, was ich zu sagen mich dringend veranlaßt fühle."

Reden Sie."

Dieser Förster hatte einen erwachsenen Sohn, der in dem angesehenen Bankhause von Hellwig und Compagnie, erster Buchhalter war."

Ja, ich entsinne mich. Ein netter junger Mann, Geschäftsmensch durch und durch. Nur schade, daß er so wahnsinnig war, sich in meine Tochter, die kaum den Mädchenschuhen entwachsen war, zu verlieben und bei mir ernstlich um ihre Hand anzuhalten."

Wer Sie verzeihen doch nur mit Zustimmung Ihrer Tochter", wandte Duprat ein.

Klara war, wie gesagt, ein halbes Kind, hatte also keine Selbst­bestimmung. Ich sprach für sie, machte dem jungen Manne das vorstellig und wies ihm nicht, was ich bei jedem anderen gethan hätte, die Thür, sondern ermahnte ihn mit Rücksicht auf seinen alten, ehrwürdigen Vater zur Besonnen- heit. Ich erfaßte die Sache von der scherzhaften Seite und sagte, er solle sich erst eine Million verdienen gehen, dann möge er wieder bei mir anklopfen."

Und Sie meinen wirklich", fragte Duprat eindringlich, daß das nur «ne Jugendthorheit Fräulein Klara» gewesen, welche sie inzwischen bereut und vergessen hat?" °

Ich bin davon überzeugt. Aber warum fragen Sie?"

Weil ich die zwingendsten Gründe habe, anderer Meinung zu sein."

Sie meinen?"

Wissen Sie Etwas von den ferneren Schicksalen des verunglückten Liebhabers?"

Ja. Er ging in's Ausland, über's Meer und ist seitdem verschollen."

Er war es, Herr Kommerzienrat, bis"

Bis?"

Bis zu dem letzten Maskenball in Ihrem Hause."

Etwold zuckte zusammen, als hätte ihn eine Natter gestochen.

Bis zu dem Maskenball?" fragte er unter dem Drucke einer bösen Ahnung.Warum denn gerade bis dahin?"

Weil" und des Prokuristen weiche Stimme nahm einen harten Klang anFräulein Klara und der junge Förster an diesem Abend eine heimliche Zusammenkunft hatten."

Der Kommerzienrat verlor für einen Augenblick seine Besonnenheit. Er rang nach Atem.

Mo?" keuchte er,wo? Doch nicht"

Ja!" rasch, unüberlegt, zischend stieß auch der Prokurist diesesja" hervor. War er selbst so fassungslos, oder wollte er den Kommerzienrat zu einer unbedachte» Aeußerung hinreißen? Wenn da» Letztere, so hatte er seinen Zweck erreicht.

Doch nicht im Wintergarten?" rief Etwold. Und erst als ihm das Wort seinen Lippen entschlüpft war, besann er sich, daß er zu vorschnell gewesen.

Eben da", entgegnete Duprat.Sie wußten also von dieser Begegnung?"

Ich? Nicht im entferntesten."

Aber Sie sagten doch"

Ich dachte es mir nur, da Sie von einem Rendezvous in meinem Hause sprachen. Wo ander» konnte es stattgefunden haben? Der Winter­garten ist leicht zugänglich von außen wie von innen."

Allerdings, das ist er, und der junge Förster muß die Gelegenheit gekannt haben."