bergwerkcs, in welcher sich fünf Arbeiter geborgen hatten. Drei blieben sofort tot, die beiden anderen erholten sich allmälig wieder.

Ein Sohn des letzten Kurfürsten von Hessen, Prinz Friedrich Wilhelm von Hanau, Graf von Schaumburg, ist in Paris zur katholischen Kirche übergetreten.

In Duisburg sprach am 26. v. M. Reichs- tagsabgeordncter Hasenclever in einer Versammlung; in der Diskussion kam zur Sprache, wre sich ein Sozialdemokrat in Stichwahlen zu verhalten hätte, und gab darauf Herr Hasenclever folgende Antwort: Wenn mir nur die Wahl bliebe, zwischen einem Klerikalen und einem Liberalen zu wählen, so müßte sich mein Herz im Leibe umdrehen, ehe ich einen Klerikalen wählte, aber ich würde ihn doch lieber wählen, als einen Liberalen; denn die Liberalen haben zu oft das Volk getäuscht, zu oft das Volk und das Vaterland verraten." Auf Grund dieser Aeußerung wurde die Versammlung polizeilich aufgelöst.

Geb Weiler, 4. Juni. Am Pfingstmontag entging der erste von Gebweiler abgehende Eisen­bahnzug einem großen Unglück. Durch verbrecherische Hand war auf den Bahnkörper eine Schwelle ge­legt, welche in der Richtung des Zuges mit Steinen verkeilt war. Zum Glück gewahrte der Lokomotiv­führer bei Zeiten den verbrecherischen Plan und gab sofort Gegendampf und das Zeichen zum Bremsen. Etwa 10 Schritte vor der Schwelle konnte der Zug zum Halten gebracht werden.

Der Kaiser hat den Direktor des Reichsge- sundheitsamts Dr. Struck zum Generalarzt 2. Classe und den Geh. Rath Dr. Koch zum Oberstabsarzt 1. Classe L In suito des Sanitätskorps ernannt.

Bei der letzten Parade der Garde im Tempel­hofer Feld fiel ein kleiner ^Regenschauer. Flugs be­deckten sich verschiedene Gruppen mit Schirmen. Da erscholl cs Plötzlich aus der Menge: Unser Wilhelm, hat der ooch 'neu Regenschirm und ihr wollt Zuckerpuppen sein!? Und wie auf Com- mandoGewehr ab" waren die Paraplü's von der Bildfläche verschwunden.

Berlin, 5. Juni. Die diesjährige Reise des großen Generalstabes unter Führung seines Cbefs Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke, wird Ende August beginnen und sich auf einige süddeutsche Staa­ten, vermutlich Württemberg und Baden erstrecken.

Berlin. Der Reichskanzler Fürst Bis­marck ist heute ans Friedrichsruhe hier eingetrosfen, um morgen an der Investitur des Prinzen Heinrich mit dem hohen spanischen Orden vom Goldenen Vließ und dem darauf folgenden Diner und am nächsten Tage an der feierlichen Grundsteinlegung zum Reichstagsgebäude theilzunehmen.

Wohl noch nie ist dem Reichstag eine so schwere Aufgabe gestellt worden, als zur bevorstehen­den Sitzungsperiode. Außer der Unfallversicherung, der beiden Pensionsgesetze, der Vorlage zur Unter­stützung der Dampferlinien sind noch der Zuckersteuer­entwurf, die Börsensteucr und der Zusatz zum Zoll­tarif hinzugekommen alles Vorlagen, in denen viel Zündstoff verborgen liegt, zumal wenn der große Oberfeuerwerker mit seinen funkensprühenden Raketen dabei sein wird.

Bezüglich der Novelle zum Reichsstempelgesetz sollen im Bundesrat Vorschläge in Vorbereitung sein, welche die Vorlage bedeutend abschwächen. Die Ab­änderungsvorschläge sollen sich auf eine Einschränkung des Kreises der von der Steuer zu treffenden Ge­schäfte und auf eine Milderung der Kontrolmaßregeln beziehen. Man nimmt jedenfalls als sicher an, daß der Entwurf schon im Bundesrat erhebliche Modi­fikationen erleiden wird.

Das Arbeitspensum des Reichstages. Die Zeitungen beschäftigen sich mit dem gewachsenen Ar­beitspensum des Reichstages und sind der Meinung, daß derselbe nach Erledigung der Unfallversicherungs- Vorlage auseinander gehen werde, um im Herbste noch einmal zusammenzukommen. Diese Auffassung ist, wie wir zuverlässig erfahren, unzutreffend. Die Reichsregierung wünscht die Durchberatung des ge­summten vorgelcgten und noch vorzulegcuden Ma­terials ; sollte der Reichstag hierzu nicht geneigt sein, so würde er wohl geschloffen, aber keineswegs bis zum Herbste vertagt werden. Für den Herbst ist allerdings eine Einberufung des Reichstags in Aus­sicht genommen, aber des neu gewählten. (Fr. I.)

Berlin, 2. Juni, lieber die viel umstrittene Frage der beabsichtigten Vermehrung der Feld-Artil­

lerie verlautet, daß der vom Kriegsminister ausge- arbeitete Plan, wonach bei allen Feld-Artillerie-Re­gimentern die Zahl der Geschütze bei den Batterien durchgängig von 4 auf 6 Geschütze erhöht werden solle, die Allerhöchste Zustimmung gefunden habe. Die Durchführung dieses Planes hängt selbstverständ­lich von dem Reichstage ab, der sich mit dieser Frage bei Beratung des Budgets pro 1885/86 zu beschäf­tigen haben wird.

Berlin, 4. Juni. Heute trat hier unter Lei­tung der Berliner Rabbiner Ungerleider, Maybaum, Frankl ein Kongreß der deutschen Rabbiner zusammen, dessen Kernpunkt eine die interkonfessionelle Stellung des Judentums wahrende Resolution ist, welche er­klärt, daß das Gebot der Nächstenliebe (3. Buch Mosis, 19) allen Menschen gegenüber gelte, und hinzufügt, wenn dem gegenüber in dem ausgedehnten jüdischen Schriftentume Aussprüche sich vorfindcn, welche sich nicht zu dieser idealen Höhe erheben, so seien dieselben als Meinungen Einzelner zu betrachten, welche durch den Druck der Zeiten hervorgcrufen wur­den und keine bindende Kraft besitzen.

Königsberg, 3. Juni. Am Samstag fanden 3 Knaben auf dem Artillerie-Schießplatze eine nicht krepierte Granate. Sie machten sich sofort daran, die Zündvorrichtung zu untersuchen. Nicht lange dauerte es, so explodierte das Geschoß und tötete einen Knaben auf der Stelle; die anderen beiden trugen schwere Verletzungen davon, die für das Leben derselben ebenfalls fürchten lassen.

Oestcrreich-Ungarn.

Wien, 6. Juni. Ein Beamter der Wiener Sparkasse defraudierte 16 000 Gulden und ist flüch­tig. Die Slovencn in Kram agitieren heftig ge­gen die von der Krainischen Sparkasse beschlossene Errichtung einer deutschen Volksschule in Laibach.

Ein Grenzkonflikt zwischen Serbien und Bul­garien ist ausgebrochen, dürfte aber ohne Mithilfe der Großmächte in Güte gelöst werden. Die serbische Sknptschina hat die Steuer- und Stempelvorlage der Regierung angenommen.

Wien, 5. Juni. Nachdem Rußland eine ernste Mahnung nach Sofia ergehen ließ, den Konflikt mit Serbien nicht auf die Spitze zu treiben, ist die Bei­legung des Streites bevorstehend.

Wien, 5. Juni. Nach einer Pester Meldung ist die Nachricht, daß Fried. Kamerer und Stellma­cher als Thäter an dem Mord an jBankier Eisert angab, unwahr. Fried war derzeit gar nicht in Wien. Kamerer hat die Papiere nach Pest gebracht.

Der intcrnat. ornithologische Kongreß in Wien genehmigte folgende zwei Bestimmungen, betreffend den internationalen Vogelschutz:1. Die Jagd auf Zugvögel, ihr Fang und der Handel mit Zugvögeln und ihren Eiern ist während der zweiten Hälfte des Winters und im Frühjahre ohne gesetzliche Ermäch­tigung verboten. 2. Jeder Massenfang von Zug­vögeln außerhalb der Jagdzeit ist untersagt." Es steht zu hoffen, daß diese wichtigen Bestrebungen sich verwirklichen und dem Massenmord an Vögeln, wie er in Italien und Südfrankreich mit Schwung betrieben wird, Schranken gesetzt werden.

Rumänien.

Bukarest, 6. Juni. Ein königliches Dekret ordnet die Bildung von 32 Milizregimentern an.

Frankreich.

Zur Schwein eflei sch fra ge. Die Com­mission für die Einfuhr von Schweinefleisch sprach sich am Mittwoch dahin aus, daß gepöckeltes Schwei­nefleisch nur nach mikroskopischer Untersuchung in Frankreich eingesührt werden dürfe und daß jede Einfuhr von lebenden oder geschlachteten Schweinen aus Ländern, wo die Trichinose herrscht, verboten werden solle.

England.

London, 6. Juni. In Betreff des Empfan­ges der russischen Kaiierin in Berlin bemerkt die Times", daß dieser Empfang den Charakter einer politischen Domonstration angenommen habe. Vor Kurzem habe es den Anschein gehabt, als ob Ruß­land und Deutschland im Begriffe wären, offen in Kampf zu geraten. Der Hauptgrund, daß die dro­henden internationalen Streitigkeiten, welche jüngst den Kontinent beunruhigten, verschwunden seien, liege in dem Bewußtsein der Hilfsmittel Deutschlands, welches zu stark sei, um Drohungen aufkommen oder sich Furcht einjagen zu lassen.

London, 4. Juni. Die Exkaiserin Engenie beabsichtigt, die Ueberrestc des verstorbenen Kaisers

und ihres SohneS von Chislehnrst nach Farndorouah zu übersiedeln, sobald das Mausoleum, welches sie mit bedeutendem Kostenaufwande bauen läßt, zur Aufnahme der Leichen bereit ist.

Edinburgh, 4. Juni. Dr. Browne, ein römisch-katholischer Priester und Professor der Meta­physik und Theologie, ist zum protestantischen Glau­ben übergetreten und Geistlicher der Kirche von Schott­land geworden.

Die Bewegung zu Gunsten des Frauenstimm­rechts in England beginnt greifbare Form anzu­nehmen. Einige Wähler im südlichen London beab­sichtigen bei der nächsten Parlamentswahl Miß He­lene Taylor, die Stieftochter Stuart Mill's, als Unterhauskandidatin für den Londoner Wahlbezirk Southwark aufzustellen. Obwohl die Frauen in Eng­land kein parlamentarisches Stimmrecht besitzen, sollen, wie es heißt, der Erwählung einer Frau zu einem Unterhausmitglied keine gesetzlichen Hindernisse im Wege stehen. Ferner werden von liberaler wie kon­servativer Seite große Anstrengungen gemacht, um anläßlich der neuen Wahlreform das parlamentarische Stimmrecht auch auf selbständige Frauen auszndehnen. Nicht nur die Führer der Torypartei, wie Lord Sa­lisbury, Earl Cairns, Sir Stafford Northcoche u. s. w., sondern auch deren Frauen interessieren sich lebhaft für die Erreichung der lange angestrebten Reform.

Rußland.

Petersburg, 4. Juni. Wie der hies. Corr. derTimes" meldet, kursiert in den höheren Gesell­schaftskreisen der russischen Hauptstadt das Gerücht von der bevorstehenden Verlobung des Gcvßfürsten- Thronfolgers mit einer Tochter des deutschen Kron­prinzen.

Spanien.

Verheerende Ucberschwemmungen, schlimmer als die von 1879, haben die spanischen Provinzen Murcia, Valencia und Alicante heimgesucht.

Amerika.

New-Jork, 24. Mai. Im New-Aorker Schwäb. Wochenbl. fordert unser wacker r Lands­mann G. Heerbrandt zu Beiträgen auf, um zur Feier des Jubiläums von G. Werner in Reutlingen die Errichtung eines Asyls für alte gebrechliche und kranke Leute als des schönsten Ehrendenkmals für den edlen Menschen- und Kinderfreund zu ermögli­chen. Heerbrandt will dem verehrten Jubilar diese Gabe gelegentlich des Besuches überreichen, den er im Lause des Sommers in seiner Heimat Reutlin­gen zu machen gedenkt. Wir sind überzeugt, daß er mit dieser Bitte bei unfern Landsleuten, die ihre Anhänglichkeit an die alte Heimat gerne bethätigen, keine Fehlbitte thun wird. Zur Zeit wird ein Volksfest zu Gunsten des hier zu errichtenden deut­schen Hospitals vorbereitet.

(Das böse Gewisseu.) Wir lesen in einem Newyorker Blatte: Dieser Tage wartete eine junge Dame vor dem Kapitole in Washington auf einen Repräsentanten, den sie, wie sie sehr offen erzählte, mit einer Reitpeitsche durchprügeln wollte. Den Na­men des Volksvertreters, dem diese Ueberraschung zugedacht war, nannte die Dame nicht. Dieselbe war so dicht verschleiert, daß man ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Nach Schluß der Sitzung hörten die Herren Repräsentanten von der Anwesenheit der ergrimmten Unbekannten, und merkwürdigerweise trug ein Jeder Bedenken, das Kapitol zu verlassen!

Ein Farmer in Texas hatte drei bildschöne Töchter, wie die Röslein auf der Haiden. Bald stellten sich drei Freier ein, der Alte aber erklärte bitterbös, er könne seine Töchter nicht entbehren, die Freier sollten ihrer Wege gehen. Bald darauf waren die drei Töchter fort, alle drei entführt. Der Alte tobte fürchterlich vor den Leuten, heimlich aber lachte er sich ins Fäustchen, wenn man bei einem Farmer so sagen darf, und sagte: Das hast Du gut gemacht: teure Hochzeiten und Ausstattungen erspart!

Was für sonverbare Blüten das religiöse Leben in Amerika zu Tage fördert, schreibt dasSchweiz. Protestantenblatt", haben wir schon wiederholt be­tont. Eine Sekte, die sich neuestens in Nen-Mexiko gebildet hat, macht es sich zur Ehre, die ausgesuch­teste Qual und Marter auf sich zu nehmen. Man sieht sie mit nackten Füßen ihre Kirche betreten, nach­dem sie zuvor einen Dorn oder den Stachel einer Kaktuspflanze sich in den Fuß getrieben haben. Andere tragen auf den entblößten Schultern ein großes schwe­res Kreuz, bis sie totmüdc zusammensinken, oder las-