terimsrock der Offiziere und ist wie dieser mit breiten Raveurs geschnitten, ebenso sind die Ausschläge hoch. Die Farbe des Rocks bleibt die bisherige. Der Sam­met, der sich nicht erprobt hat, kommt in Wegfall. Lie Portiers tragen, so lange sie im Dienste sind, einen silbernen Schild und am liegenden Kragen ne­ben der silbernen Lize das geflügelte Rad.

Stuttgart. 3. Juni. (Christlicher Sänger­bund.) Gestern am Pfingstmontag fand im Festsaale der Liederhalle ein von Anhängern der verschiedensten evang. Sekten des Landes zahlreich besuchtes Sänger­fest statt. Als Ausübende waren vertreten die Män­nerchöre der evang. Gemeinschaft Stuttgart, die ge­mischten Chöre der Bisch. Method.-Gemeinde Heil­bronn, Baptisten-Gemeinde Endersbach-Urbach, ev. Gemeinschaft Reutlingen, Weslehan. Method.-Gem. Backnang, Wesl. Stuttgart, ev. Gemeinsch. Eßlingen, Meth.-Gemeinsch. Bietigheim, Bapt.-Gem. Stuttgart und Backnang, ev. Gemeinde Wangen. Zuhörer von hier und auswärts waren so viele, daß Saal und Gallerien überfüllt waren. Nach dem allgem. Ge­sangGroßer Gott wir loben dich!" traten die ein­zelnen Chöre abwechselnd zusammen, worauf a. oa- xella gesungen wurde. Mehrere Redner ans Reut­lingen, Biel, und von hier hielten kürzere Ansprachen an die Versammlung. Abends 8 Uhr fand eine Fort­setzung der Nachmittags-Andacht statt, welche von 2 bis 6 Uhr gedauert hatte.

Im Oberamt Cannstatt wnrden 162 Simri Maikäfer gesammelt und unschädlich gemacht.

Ludwigsburg, 30. Mai. Die Bierbrauerei von A. Fischer in der Körnerstraße hat in letzter Zeit eine Eismaschine (System Carro) in Betrieb ge­fetzt, die täglich 150 Ztr. Kunsteis in schönen reinen Tafeln erzeugt.

Laut demN. Tgbl." wurde in Folge eines Fehlschlags der Lieferungsaussichten von 40 Loko­motiven einem Teil der ledigen Arbeiter der Maschi­nenfabrik Eßlingen gekündigt und den Schmieden vom Dienstag an 7stündige Arbeitszeit angekündigt.

Bei dem Fortbildungsschule-Neubau in Reut­lingen sind 2 Zimmerleute durch Weichen des Ge­rüstes hinabgestürzt und lebensgefährlich verwundet worden, dem jüngeren der beiden (17 Jahre alt) werden wohl beide Füße abgenommen werden müssen. Der Baumeister rettete sich durch das Halten am Kreuzstock.

Tuttlingen, 30. Mai. Auch in unserem leider obstbauarmen Bezirk war der Maikäferflug außergewöhnlich stark. In der Heuberggemeinde Renquishausen hatte jeder Bürger binnen 5 Tagen 40 Liter Maikäfer zu liefern. Diese Anordnung er­zielte das überraschende Resultat, daß innerhalb 8 Tagen 13,25 Zentner Maikäfer getötet wurden. Nach angestellten Wägungen mögen dies etwa eine halbe Milk. Käfer gewesen sein.

Als Curiosum ist zu verzeichnen, daß gestern in Mergentheim durch Metzger Haas dortselbst eine 2^/s Jahr alte Kalbin in lebendem Gewicht von 1400 Psd. und in äußerst fettem Stande geschlachtet wurde. Dieselbe kostet 450 ^

Ellwangen, 29. Mai. Gestern und heute war hier stellenweise bedenklicher Reif. Bohnen und Kartoffeln sind erfroren.

Jsny, 30. Mai. Einem Bauern des Algäus wurde dieser Tage das Handwerk des Milchwässerns gelegt. Derselbe hatte nicht allein die übliche Kon­ventionalstrafe zu tragen, daß er für die innerhalb Jahr gelieferte Milch keinen Pfennig erhielt, son­dern das Gericht in Kempten verurteilte ihn obendrein noch wegen Fälschung von Lebensmitteln zu 2 Mo­naten Gefängnis und Tragung der Kosten des Ver­fahrens (795 c/kL).

(Militärisches.) Im Herbste dieses Jahres werden diejenigen Landwehrmänner, welche in der Zeit vom I. April bis 30. September 1872 in den Militärdienst eingetretcn sind, zum Landsturm über­gehen. Diese Mannschaften haben alsdann 12 Jahre der Armee angehört, wovon 3 Jahre auf die aktive Dienstzeit, 4 Jahre aus die Angehörigkeit zur Reserve und 5 Jahre auf die Angehörigkeit zur Landwehr kommen. Ebenso werden die im Jahre 1877 in der­selben Zeitperiodc eingetretenen Militärpflichtigen im Herbst d. I. aus der Reserve auSicheiden und zur Landwehr übertreten. Zu beiden Veränderungen l im Militärverhältuis bedarf es eines entsprechenden Vermerks in dem Militürpaß der Betreffenden von j Seiten des Bezirksfcldwcbcls. Es muß deshalb zur >

Vermeidung von Nachteilen die Vorlegung des Mi­litärpasses bei dem betreffenden Bezirksfeldwebel recht­zeitig erfolgen.

Brandfälle: In Pforzheim ain 30. Mai ein zweistöckiges Wohnhaus, wobei 7 Ziegen in den Flammen umkamen; am 31. Mai in Weinsberg 15 Wohn- und Oekonomiegebäude.

Karlsruhe, 30. Mai. Ein in gestriger Sitzung beschlossene Resolution der hiesigen Handels­kammer erklärt den Börsensteuergesetzentwurf in der dermaligen Gestalt für unannehmbar.

In der ersten badischen Kammer referierte Frhr. E. A. v. Göler über die Petitionen von 74 Gemein­den, welche um Einführung von Arbeitsbüchern bit­ten, um ehrliche Handwerksburschen und lüderliche Stromer kontrollieren zu können, welch letztere in Zwangsarbeitshäusern untergebracht werden sollten. Diese Petitionen wurden mit allen gegen 4 Stimmen der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen.

Pforzheim, 26. Mai. Man teilt derFrkf. Ztg." mit:Die Mitteilung, bctr. eine Skandal-Af- faire Pforzheimer Ursprungs, die sich vor dem Karls­ruher Gericht abspielte, ist dahin richtig zu stellen, daß die 28 angeklagten Pforzheimerinnen nicht den sog.besseren Ständen" angehörten.

Aus Baden schreibt man, daß die Vagabun­dage fast ganz aufgehört har, seitdem Naturalver- pslegung in den meisten Gemeinden eingeführt ist. Damit ist auch der Stand der Gefangenen ein nied­rigerer geworden, und die Bevölkerung der größeren Anstalten ist um 5 pCt., die der Amtsgefängnisse um 26 pCt. gesunken. Daß sind denn doch gute Anzeichen.

Ein München er Korrespondent derA. Abend- Ztg." bestätigt ein an der Berliner Börse verbreitetes Gerücht, daß Bayern sich im Bundesrate gegen die Novelle zum Rcichsstempelgesetzc erklären werde und fügt bei, daß auch noch andere Regierungen dem Gesetzentwurf, so wie er vorliegt, die Zustimmung versagen werden.

Frankfurt. Ein Gerichtsvollzieher kam in ein Hans der Bgaffe in der Altstadt, um eine Ladung zu behändigen. Er stieg zum 4. Stock empor und glaubte am Ziel seiner Wanderung zu sein; doch er täuschte sich, denn er hörte, daß der Gesuchte noch eine Treppe höher wohne. Bei näherer Besichtigung dieserTreppe" mußte er zu seinem Schrecken wahr­nehmen, daß er, ohne Ikarus zu sein, nicht in den fünften Stock kommen könne, da der Bewohner der luftigen Behausung die Stiege, welche in einer Kette hängt, um sich unliebsame Besuche fern zu halten, in die Höhe gezogen hatte. Alles Parlamentieren half nichts, der Heimgesuchte ließ die Sturmtreppe nicht herunter und so blieb schließlich nichts anderes übrig, als die Ladung an eine Stange zu stecken und sie mittelst dieser in die uneinnehmbare Woh­nung zu praktizieren.

Die Zahnradbahn von Rüdes heim auf den Niederwald ist letzten Samstag feierlich eröffnet und am Pfingstsonntag dem öffentlichen Verkehr über­geben worden.

Ein furchtbares Unglück hat sich in der Nacht zum 24. d. M. in Neustadt bei Coburg er­eignet. Daselbst entstand in einer Spielwaren-Fab- rik Feuer, das rasch um sich griff und fünf Gebäude, worunter der GasthofZur Post" und ein Neben­gebäude der Apotheke, zerstörte. Als der Brand gelöscht, machte sich ein Feuerwehrmann daran, einen über einer Thoreinfahrt stehen gebliebenen Bal­ken wegzureißen, welcher Arbeit drei Männer zusahen. Da stürzte ein Teil des Thvres ein und begrub alsbald zwei der Zuschauer unter seinen Trümmern. Schnell eilte die Feuerwehr zur Rettung herbei und 2030 Mann hatten eben die Arbeit begonnen, als eine Brandmauer auf den noch stehenden Rest der Thoreinfahrt stürzte, welcher zusammenfiel und noch fünf Feuerwehrmänner verschüttete. Nun kam Mi­litär von Coburg zur Rettung der Verschütteten; von denselben wurden aber fünf als Leichen und zwei schwer verletzt aufgefunden. Vier der Getöte­ten waren Familienväter.

In Reundorf bei Staffelstein ist der Oeko- uom Vetter in Folge eines Fliegenstiches in die Lippe gestorben. (DaS Fläschchen mit Ammoniakgeist oder übermangansauerm Kali in der Westentasche mit sich geführt und gleich nach erfolgtem Fliegenstich damit eingerieben, dann ist jede Gefahr beseitigt.)

(Ein nützliches Verbot.) Ans Nord Hausen wird berichtet: Unter den Schülern der hiesigen höheren Lehranstalten herrscht große Aufregung. Es

sind nämlich die Nasenklemmer verboten worden. In den zwei letzten Jahren nahm die Tollheit, einen Klemmer auf die Nase zu setzen, um die Mode mit­zumachen, gebildet und gelehrt zu erscheinen, so sehr zu, daß man fast keinen Schüler der höheren Klaffen ohne ein solches Ding zu sehen bekam. Heute ist es verschwunden, ein Machtwort der Herren Direktoren hat die Nasenklemmer in Acht erklärt. Nur wer durch ärztliches Attest nachweist, daß er einer nor­malen Optik des Auges ermangelt, ist berechtigt, Brille oder Klemmer zu tragen. Das Verbot wird in Bürgerkreisen sympathisch ausgenommen.

Der hessische Staatsminister v. Stark ist in den Ruhestand versetzt. (Stark gilt als Vermittler der vielbesprochenen Verehelichung des Großherzogs von Hessen mit Frau v. Kolemine.)

Berlin, 27. Mai. Die Berliner Schuhmacher- Innung feiert anfangs Juni ihr 600jähriges Jubi­läum. Zu diesem Zweck hat sie eine Summe von 5000 cM zur Arrangierung von entsprechenden Fest­lichkeiten ausgesetzt. Ein großer Aufzug wird die Trachten der verflossenen 6 Jahrhunderte repräsen­tieren; das Opernhaus hat dazu 100 Kostüme ab­gegeben. Hierzu berichtet man demBerl. Volksbl.", daß ein großer Teil der arbeitenden Schuhmacher der Meinung sei, eine solche pomphafte Festlichkeit sei jetzt am wenigsten angebracht, weil sie mit den Klagen der Innung über den Verfall des Handwerks in grellem Widerspruch stehe. Die oben angegebene Summe könne besser angewandt werden, z. B. zu einem Unterstützungsfonds für verarmte Schuhmacher.

Berlin, 29. Mai. Zur Grundsteinlegung für das Neichstagsgebäude sind die Einladungen au die Reichstagsabgeordneten vom Präsidium des Reichs­tags abgegangen. Der Kaiser hat, wie man hört, eigenhändig das Programm entworfen; so groß ist das Interesse des kaiserlichen Herrn an demReichs­hause".

Berlin, 29. Mai. Bei der Grundsteinle­gung des Reichstagsgebäudes wird die aus Mitglie­dern des Bundesrats und des Reichstags bestehende Reichstagsbaukommission als selbständige Behörde auftreten und die Ungeladenen Festteilnehmer empfan­gen. Über die Gegenstände, welche in dem Grund­stein des Baus Aufnahme finden sollen, verlauten bereits Einzelheiten. Zunächst sind zu nennen: eine Urkunde über die mehr als 10jährige Vorgeschichte des Baus, dann der Armeebefehl von 1871, worin der Kaiser dem deutschen Heere seinen Dank für die während des Kriegs erwiesene Tapferkeit ausspricht. Auch wird der gothaische genealog. Hofkalender von 1884 darin Platz finden zur Erinnerung an die regierenden Reichsfürsten und deren Familien. Wei­ter soll das Handbuch für das D. Reich auf das Jahr 1884 das Gedächtnis erhalten an die Mit­glieder des Bundesrats und des Reichstags, sowie an die Zentralbehörden des Reichs, die Gesandt­schaften und deren Angehörige. Bereits werden auch Pläne der Stadt Berlin und ihrer Umgebung auf Pergament für die Grundsteinlegung vorbereitet.

(Vom Bundesrat.) In der gestern stattgehabten Bundesratssitzung soll Beschluß darüber gefaßt sein, wer bei der Grundsteinlegung des neuen Reichstags­gebäudes am 9. Juni die Hammerschläge ausführen soll. Sr. Majestät dem Kaiser wird von einem Mit­glied des Bundesrats Kelle und Mörtel, vom Prä­sidenten des Reichstags der Hammer übereicht werden.

Der Bundesrat hat den Gesetzentwurf über den Feingehalt der Gold- und Silberwaren ange­nommen und zwar in der Fassung des Reichstages.

In parlamentarischen Kreisen nimmt man als wahrscheinlich an, daß die Konservativen die neue Zolltarifvvrlage benutzen werden, um daran den An­trag auf Erhöhung der Kornzölle zu knüpfen. Eine Erhöhung der Getreidezölle, auf welche ein großer Teil der Landwirte wartet, enthält der Entwurf zwar nicht."

Berlin, 29. Mai. Die Reichsregierung be­antragt beim deutschen Buudesrate verschiedene Ab­änderungen einzelner Positionen des deutschen Zoll­tarifs. Fortan sollen Taschenuhren nicht mehr den Gewichtszoll (600 Mark für 100 Kilogramm) zahlen, sondern stückweise verzollt werden, und zwar: Taschen­uhren mit goldenen oder vergoldeten Gehäusen zu 3 cM, Taschenuhren mit anderen Gehäusen und Werke ohne Gehäuse zu 1 50 L, goldene oder vergol­dete Gehäuse ohne Werk mit 1 50 , andere

Gehäuse ohne Werk mit 50 L. Im vergangenen Jahre wurden aus der Schweiz allein für ca. 9 MiU.