Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
PU 65.
: Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag ! ! und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne j ! Trägerlobn) vO -l, in dem Bezirk I — 4,! ! außerhalb des Bezirks 1 ^ 2a Monats- j ! abonnement nach Verbaltms >
Donnerstag den 5. Juni.
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -I, bei mehrmaliger je k -l. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der ' Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1884.
Bestellungen auf den „Gesellschaf- ter" für den Monat
Juni
nehmen alle Poststellen u. die betreffenden Postboten am_
Am t l i ch e s.
Nagold.
' Bekanntmachung.
Unter Hinweis auf den Erlast vom 22. Mürz d. I-, Amtsblatt Nr. 3», betreffend die Entwerfung der Etats für das Verwaltungsjahr 1884/85, werden diejenigen Gemeinden und Stiftungsbehördcn, beziehungsweise Verwaltungs-Aktuare, welche noch mit der Vorlage der Etats hicher im Rückstand find, angewiesen, dafür zu sorgen, dast die betreffenden Etats zur Prüfung und Genehmigung längstens binnen 14 Tagen hieber vorgelegt werden.
Den 30. Mai l884.
Kgl. Oberamt und Kgl. gem. Oberamt.
G ü „tue r. K e m m l e r.
Nagold.
Heffentliche' Bekanntmachung.
Maßregeln zu Bekämpfung des Vagantcutuuis betr.
Nachdem die Amtsversammlung am 8. April d. I. beschlossen hat, die Naturalverpflegung armer Reisender, wie bisher in widerruflicher Weise auf Kosten der Amtskorporation beizubchalten, wird Folgendes bekannt gemacht auf Grund des von der Amtsversammlung festgesetzten Beznksstatus:
1) Verpflegungsstationen bestehen in Nagold, Al- tenstcig Stadt, Haiterbach, Enzthal und Wildberg, in den 4 Städten zugleich Arbeitsnach- weisungs-Bureau.
2) Anweisungen, Karten, auf Verpflegung werden abgegeben:
a) für das Mittagessen von 11—12 Uhr
mittags,
b) für das Abendessen, Nachtquartier und
Frühstück
Sommers von 6—7 Uhr abends,
Winters von 4—5 Uhr abends.
Vesper wird keines verabreicht.
Die Polizeibehörden werden nun veranlaßt, den Bettlern und Landstreichern mit Nachdruck zu begegnen und die Einlieferung derselben an das Oberamt herbeizuführen, auch werden die Mitglieder der Ortsarmenbehörden angegangen, wenigstens monatlich einmal die Herbergen ihrer Station ««vermutet zu besuchen, die Speisen, die Beschaffenheit der Schlafstätten und das Verhalten der Reisenden einer sorgfältigen Kontrolle zu unterziehen und von entdeckten Mängeln sofort dem Oberamt Anzeige zu machen; auch wollen die Amveisungsbeamten bezw. Ortsvorsteher eine solche Untersuchung wöchentlich einmal vornehmen.
Zugleich wird, da von der Naturalverpflegung nur.,dann ein eispriestlicher Erfolg zu erwarten ist, wenw Privat-Almosen nie" verabreicht werden, die Einwohnerschaft unter Hluweisung aus die gemein schädlichen Wirkungen von dem planlosen Almosengeben aufs Dringendste abgemahnt, dagegen werden die Landwirte und Gewerbetreibenden des Bezirks, um den Reisenden über die vorhandene Arbeitsgelegenheit Auskunft geben zu können, ebenso dringend veranlasst, ihren Bedarf an Arbeitskräften dem Anweisungsbeamten, bezw. Ortsvorsteher der nächstgelegenen Verpflegnngsstation anzuzeigen.
Den 2. Juni 1884.
K. Oberamt. Güntner.
Nagold.
Wn die Krtsvorsteher.
Sollten Militärpflichtige, welche sich am nächsten Aushebungs-Geschäft vor K. Oberersatzkommission zu stellen haben, noch weitere Vorstrafen als in den Militärstammrollen eingetragen, erhalten haben oder noch erhalten, so sind dieselben sofort hie- her anzuzeigen.
Den 3. Juni 1884.
K. Oberamt. Güntner. c
Auf die erledigte Stelle eines Stalionsnieisters und
Postexpeditors in Wildberg wurde der Stationsnieister und Postexpcditor Schumacher in Gündringen seinem Ansuchen entsprechen d versetzt. _
Tages Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Minders bach, 3. Juni. (Korresp.) Vom schönsten Juniwetter begünstigt, durfte der Beteranen- und Militärverein Mindersbach, der heute vor 2 Jahren gegründet wurde, seine Fahnenweihe begehen. Der Ort war festlich dekoriert. Böllersalven und die Tag- wache kündeten die Feier an. Der Verein und die ganze friedliche Gemeinde bot allem auf, die heran- strömcnden Nachbarvercine und Festgäste würdig zu bewillkommnen. Um 1 Uhr bewegte sich der Festzug, an welchem die Vereine: Altensteig, Bösingen, Eb- hausen, Effringen, Egenhausen, Emmingen (zwei), Nagold, Pfrondorf, Rohrdorf (zwei), Nothfelden und Walddorf teilnahmen, unter Boranzug der Altensteiger Musik auf den trefflich gewühlten, schattigen und geräumigen Festplatz. Dort eröffnet? der Verein die Feier durch Absingen des Bundesliedes: „Brüder, reicht ic." Der Herr Ortsvorstand bewillkommnet? die Vereine und Festgüste in herzlichen Worten im Namen der Gemeinde. Er schloß mit dem Wunsch, das Fest möchte den schönsten Verlauf nehmen. Herr Schullehrer Roos löste nun seine Aufgabe, die ihm vom Verein geworden. Er begrüßte im Namen desselben alle Anwesenden und gab die Zusicherung, daß Mindersbach bei künftigen Festlichkeiten sich in anderen Orten auch zahlreich beteiligen werde. In warmen einschneidenden Worten gab er einen kurzen Rückblick wie es 1870/71 war: hob in netter Weise hervor, daß die Vereine und alle Patrioten sich zur Hauptaufgabe stellen sollen, die inneren Feinde des Reichs und Staats zu bekämpfen. Nachdem noch die Gründung, Stand, Zweck und Thätigkeit des Vereins bis dato berichtet wurde, macht Redner den Verein aufmerksam, an der Fahne, dem Symbol des Zusammenhaltes, sestzuhalten und stets zu bedenken: Nur Einigkeit führe zum Ziele. Die Fahne wurde von den Festdamen in rührender Weife übergeben und vom Fahnenträger mit dem Gelöbnis übernommen, sie lreu zu beschützen und hoch und heilig zu halten. Nach dieser eigentlichen Feier wechselten einige gut organisierte Gesangvereine mit dem Vortrag heiterer Lieder ab. Besonders muß der Liederkranz Emmingen mit seinen tüchtigen Sangeskräften und seiner bewährten Leitung erwähnt werden. So verlief das Fest in nettster und schönster Weife.
Ruth selben. (Eingesendet.) Eine Zeit langen Wartens und Höffens hat mit dem gestrigen Tag ihr Ende gefunden, indem an demselbigen Tage unsere neue „Lutherglocke" aufgehängt und ihrer Bestimmung übergeben worden und ist somit lang gehegter Wünsche vieler entsprochen worden. Die Mittel zur Anschaffung derselben wurden durch freiwillige Beiträge, sowie durch einen namhaften Staatsbeitrag aufgebracht, durch die umsichtige und un- ermüdete Leitung unseres hochverehrten H. Pfarrers
Werner bewerkstelligt und durch H. Glockengießer Kurz in Stuttgart meisterhaft anSgefnhrt. Wir freuen uns nun im Besitz eines so schönen harmonischen Dreiklangs zu sein. Mögen diese schönen Töne recht viele ins Haus des Hkrm locken und die Worte Jac. 1, 22 an ihnen in Erfüllung gehen. Ehre aber allen, die an diesem schönen Werke in irgend welcher Weise mitgehokfen oder dasselbe befördert haben.
l,V Hochdorf, 3. Juni. (Korresp.) Begünstigt vom herrlichsten Wetter feierte der diesige, seit 3 Jahren bestehende Kriegerverein am Pfingstmontag seine Fahnenweihe. Von früh morgens an ertönten Böllerschüsse. Um 9 Uhr war Kirchgang, hieraus das Festessen im Gasthaus zum Hirsch. Gegen 2 Uhr nachmittags, nachdem die auswärtigen Vereine, 10 Krieger- (Horb.Unterthalhcim, Salzstetten, Gäuverein, Nagold, Thailfingen, Haiterbach, Schietingen, Jselshausen, Ergenzingen), 1 Turn- (Nagold) und 2 Gesang-Vereine (Eutingen, Horb) eingetroffen waren, bewegte sich der stattliche Festzug unter demVorantritt von 7 Reitern und unter den Klängen von 3 Musikkapellen durch die mit Ehrenpforten geschmülliew Straßen an den bekränzten und beflaggten Häusern vorbei auf den malerisch der Albkette gegenüber gelegenen Festplatz. Hier wurden die Gäste vom Vorstand des Kriegervereins herzlich begrüßt und nach Vortrag eines Liedes wurde die Festrede gehalten von dem Direktor des hiesigen Gesangvereins, worauf die Fahne von einer der 15 Festjungfrauen nach kurzer poetischer Ansprache dem Verein übergeben wurde. Hierauf war gesellige Unterhaltung bei gutem Stoff, wobei auch von der Jugend manches Tänzchen aufgeführt wurde. Die gelungene Feier, welche ohne jede Störung verlies, endete abends mit einem Fesiball. -
Stuttgart, 31. Mai. Verschiedene Blätter erhalten Berichte aus Rußland über den Eindruck, den die Persönlichkeit des Prinzen Wilhelm am Hose und im Volke gemacht hat. Die soeben beendete Reise hat insofern eine politische Tragweite, als sie in unzweifelhafter Weise die Herzlichkeit der Beziehungen zwischen der deutschen und der russischen Herrscherfamilie dargethan hat. Aber von besonderer Bedeutung erscheint uns auch die Thatsache, daß das deutsche Volk mit Dankbarkeit Kenntnis davon nehmen wird, welch gastfreundliche Aufnahme ein Hohen- zollernprinz bei dem russischen Volke gesunden hat. Alle Freunde des Friedens werden dieses neue Symptom der herzlichen Einigung der großen Völker Europas mit Freuden begrüßen, und jedes echte deutsche Herz wird stolz sein auf die Aufnahme, welche der Enkel unseres Kaisers in dem mächtigen Nachbarstaats gefunden hat. (N. T.)
Stuttgart, 28. Mai. Für die hiesige, ans den 25. Juni anberaumte Abgeordnetenwahl hörte man den gewesenen Präsidenten der württ. Landesausstellung und derzeitigen Präsidenten der Stuttg. Gewerbe- und Handelskammer, Geh. Hofrat Dr. Julius v. Jobst nennen, ein Mann, der allgemein beliebt ist und vermöge seiner Befähigung als Vertreter der Residenz der Kammer zur Zierde gereichen würde. In politischer Richtung huldigt er, ohne irgend einer Partei anrugehören, dem gemäßigten Fortschritt.
— Von Seiten der Volkspartei ist nunmehr Rechtsanwalt Tafel als Kandidat für die hiesige Landtagswahl aufgestellt worden.
Stuttgart, 29. Mai. Bei den Vcrkehrsan- stalten ist laut „Sch. M." eine neue Uniformierung in Einführung begriffen. Der Rock mit Stehkragen nähert sich in der Form und in der Länge dem In-