von Traunstein wird gemeldet, dag das Wild in Rudeln in die Ebene kommt. Dem Jäger ist damit freilich wenig gedient, da Hegezeit herrscht.

Aus Bayern, 11. April. Über einen Fall unschuldiger Verurteilung wird aus Cham berichtet: Vor etwa 8 Jahren wurde in Chammünster ein ge­wisser Steinmann zu 11 Jahren Zuchthaus verurteilt, nachdem er schuldig erklärt worden, einen Mann er­stochen zu haben. Nunmehr soll sich ein Häusler und Maurer Jglhaut, der jetzt flüchtig geworden, als Thäter verraten haben, so daß Steinmann unschuldig 8 Jahre Zuchthaus verbüßt hätte.

Berlin, 15. April. Der Kaiser behielt sich die Entscheidung über Fürst Bismarcks Vorschläge wegen Rcaktivirung des preußischen Staatsrats und wegen der Veränderungen bezüglich Fürst Bismarcks Stellung im Ministerium bis nach seiner völligen Genesung vor. In Regierungskreisen herrscht Ver­stimmung über den Kölner Katholikentag. Das Fern­bleiben Schorlemers und Windthorst von demselben fällt auf. Der Parteitag der nationalliberalen Par­tei soll am 4. Mai in Berlin stattfindcn; Bennigsen und Miguel haben ihr Erscheinen zugesagt.

Der Kultusminister v. Goßler hat beschlossen, wie er im Abgeordnetenhause schon ankündigte, dem Beispiele Sachsens folgend, in einem Lehrer-Semi­nar versuchsweise den Handfertigkeits-Unterricht als Lehrgegenstand für Knaben einzuführen.

DieNordd. Allg. Ztg." bezeichnet die Mel­dungen der Blätter über angebliche Verhandlungen mit Miguel wegen seines Eintritts in das Ministe­rium ausnahmslos als Erfindungen.

Berlin, 16. April. Ledochowski hat, wie der Germania aus Rom gemeldet wird, definitiv auf Gnesen-Posen resigniert. Wenn er nicht eher die Re­signation eingerecht hat, sagt die Germania, so war der Grund der. daß der heilige Stuhl den Verzicht erst zulassen konnte, wenn die zu erwartenden heil­samen Wirkungen der Größe dieses Opfers an per­sönlichem und kirchlichem Recht entsprachen.

Der glückliche Leibarzt des Fürsten Bismarck, Dr. Schwenninger, unternimmt bekanntlich in der ganzen Bismarckschen Familie Kuren, und wie es heißt, mit gutem Erfolg. Gräfin Rantzau, die Toch­ter Bismarcks, verdankt ihm eine erfreuliche Ver­änderung in ihrem Befinden. Dr. Schwenninger hat es verstanden, die Gräfin um wohlgezühlte vier­zig Pfund ihres Körpergewichts zu erleichtern. Daß übrigens dieser Arzr dem Reichskanzler das bayerische Bier nicht absolut verboten hat bei seiner Kur, dürfte daraus erhellen, daß aus dem Geburts­tagstisch des letzteren auch ein Fäßchen Bier prangte, von Dr. Schwenninger seinem Patienten gestiftet. Das D. M.-Bl. bemerkt, daß dieser Geburtstags­tisch diesmal mit Blumen in allen Formen geradezu überschwemmt gewesen sei, sodaß der Fürst zu einigen Gratulanten äußerte:Ich komme mir vor wie die Patti!"

(Der photographierte Blitz.) Dem Photographen R. Häusel in Reichenberg ist es ge­lungen, den Blitz hcliographisch abzubilden. Diese Blitzbilder zeigen zunächst, daß Dichter und Maler auf dem Holzwege sich befinden, wenn sie den Blitz als eine Zickzackerfcheinung darstellen. Der Blitz­strahl hat vielmehr ein Aussehen, welches an einen Flußlauf erinnert, wie er sich auf der Karte aus- nimmt und verästelt sich vielfach in der Nähe des Erdbodens. Bekanntlich hat Wheatstone den Nach­weis geführt, daß die Blitzerscheinung kaum ein Millionstel Sekunde andauert; wenn es daher ge­lungen ist, dieselbe photographisch zu fixircn, so dürfe damit wohl der höchste Grad der Lichtempfindlich- keit einer Gelatineplatte erreicht sein. Die Darstel­lung eines Schnellzuges ist dagegen nur ein Kinderspiel.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 14. April. Bei dem Kronpriuzenpaar fand gestern ein großes Abschiedsdiner statt, an wel­chem der Kaiser und sämtliche hier anwesende Mit­glieder des kaiserlichen Hauses teilnahmen. Heute nacht wird das hohe Paar unsere Stadt verlassen und in programmmäßiger Weise seine Orientreise an- treten, die zunächst über Rustschuck, wo dasselbe von dem Fürsten von Bulgarien begrüßt wird, nach Varna geht; dort findet übermorgen die Einschiffung nach Kvnstantinopel statt. Konstantinopeler Berichte er­zählen Fabelhaftes über die Vorbereitungen, die für den Empfang der hohen Gäste und für die aus diesem

Anlasse zu veranstaltenden, mit der größten orienta­lischen Pracht auszustattenden Feste getroffen werden.

In die einsam liegende Schweizermühle bei Bad Tcplitz traten am 10. April Abends 9 Uhr ein Gcrichtsbeamter und ein Gensdarm in Uniform und erklärten dem Müller, er stehe im Verdacht der Fälschung von Staatspapieren und sie seien beauf­tragt, seine Wertpapiere zu confiscieren. Dabei wie­sen sie einen Haftbefehl vor. Der Müller lieferte ihnen für 36 000 Gulden Papiere aus, die Beam­ten entfernten sich mit dem Bedeuten, er dürfe sein Haus bis auf weiteres nicht verlassen. Nachträglich bekam der Müller Bedenken, telegraphierte an die Behörden und erfuhr, das; er ein Opfer von Gau­nern geworden war. Die Gauner sind noch nicht erwischt, der Müller aber, ein reicher Mann, ist glück­lich, daß er mit dem Leben davon gekommen ist; denn er war mit seinem 82jährigen Vater ganz allein zu Haus.

Schweiz.

Der Skandal mit der Heilsarmee lebt wieder stärker als je auf, diesmal besonders an der Grenze der Kantone Bern und Neuenburg, da wo sich französische und deutsche Sprache scheiden. In das deutsche Sprachgebiet ist die Armee eigentlich noch nicht gedrungen, wahrscheinlich weil sie zu wenig Offi­ziere hat, die des Deutschen mächtig sind und wohl auch, weil im Großen undGanzeu die Deutsch-Schwei­zer viel zu nüchtern sind, um solchen Schwindel mit­zumachen. Aus gleichen Gründen wird die Heils­armee ihre Drohung eines Einfalls in Deutschland nicht oder wenigstens noch nicht ausgeführt haben. Nach einer verhältnismäßig ruhigen Zeit hat nun in der Gegend des Neuenburger und Bielcrsees der Skandal von Neuem begonnen. Nicht nur gaben die öffentlichen Versammlungen Anlaß zu großartigen Raufereien, bei denen die Leute zu Hunderten mit Stöcken aufeinander schlugen, sondern auch Privat­versammlungen der Heilsarmee wurden auf die roheste Weise gestört. Lärm und Geheul dcS Janhagels vor den betreffenden Häusern, Stciuwürfc, Zerstö­rung aller Fensterscheiben, Ausfall der Belagerten, Handgemenge, mehr oder weniger schwere Verwun­dungen meistens auf Seite der Salutisteu. DaS ist das Bild, welches feit acht Tagen eine Anzahl Ort­schaften jener Gegenden bieten. Die Polsiei ist ge­wöhnlich nicht zur Stelle, um Ruhe zu schaffen. Wir finden es in der Ordnung, daß die Staatsgewalt, wie das die neuenburgische gethan hat, die öffentlichen Versammlungen der Heilsarmee verbietet; wir finden es nicht in der Ordnung, wenn sie sich nicht die Mühe nimmt oder gar nicht einmal die Macht hat, die Privatversammlungcn gegen die Roheiten des Janhagels zu schützen.

Frankreich.

^Belohnte Höflichkeit.) Mau schreibt aus Paris: Ein Bahnbeamter, der im Bahnhofe von Meaux stationiert ist, erhielt am 2. ds. die Nachricht, daß er ein Vermögen von 400 000 Fr. geerbt habe. Der Name des Testators blieb ihm gänzlich unbekannt, und erst durch die Testaments-Kopie ward ihm klar, l daß der Erblasser, ein 80jähriger Greis, Namens Vauduiu, der im Vorjahre durch Meaux reiste, beim Verlassen des Waggons stolperte; der Beamte be­wahrte ihn vor dem Falle, führte ihn zu einem Sitze und diese kleine Gefälligkeit hatte der Verstorbene in so fürstlicher Weise belohnt."

Die Herweg-Ferer, die am 20. April auf dem Kirchhofe in Liestal hätte stattfinden sollen, wird nun unterbleiben, da die in Paris weilende Wittwe des Dichters mit dieser Feier nicht einverstanden ist und ihre Einwilligung zur Aufstellung des Denkmals ans dem Grabe ihres Gatten verweigert hat.

Ein Telegramm aus Hong-Hoa vom 12. d. M. besagt: General Millvt ist mittags ohne Kampf in die Stadt eingezogcn, die gänzlich geräumt war. Die Artillerie war fortgeschafft, die Häuser sind zum Teil zerstört.

England.

Times" meldet, in suakim gehe das Gerücht, Khartum sei gefallen und Gordon zum Gefangenen gemacht.

Viel Heiterkeit erregte dieser Tage im eng­lisch e n Unterhause das Auffindcn eines Manuskripts einer nicht gesprochenen Rede eines Abgeordneten. Die Handschrift enthält nicht nur den Wortlaut der Rede, mit welcher der Ehrenwerte das Hans erfreuen wollte, sondern Bemerkungen, wiehört, hört!" Bei­fall und Lachen. j

Rußland.

Petersburg, 15. April. DerKöln. Ztg." wird geschrieben: Seit Jahren tobt ein Federkrieg um die Universität Dorpat, die man gern ihres deutschen Charakters berauben möchte. Da alle An­strengungen in dieser Richtung bis jetzt gescheitert sind, so rückte dieNowoje Wremja" kürzlich mit dem Vor'chlag heraus, die theologische Fakultät von Dor­pat nach Petersburg zu verlegen, damit die Haupt- gegncr des RussentumS, die evangelischen Pastoren, welche angeblich nur Unheil stiften, während ihrer Ausbildung der russischen Aufsicht nicht entbehrten. Dazu kommt nun aber, daß im verflossenen Jahre binnen wenigen Wochen etwa 1000 Esthen von der lutherischen zur griechischen Kirche übergetreten sind, und vor 14 Tagen ließ die orthodoxe Kirche durch die russischen Blätter wiederum verkündigen, daß aber­mals 200 esthnische Bauern, und zwar allein in dem Fickel'schen Kirchspiele den Glauben ihrer Väter ab- geschwvren haben. Wenn das so weiter geht, werden bald alle Zeitungsfehden über Verlegung oder Nicht­verlegung der theologischen Fakultät von Dorpat sich als müßig Herausstellen. Die Thatsache ist nicht mehr zu leugnen, daß der Einfluß der lutherischen Kirche in den Ostseeprovinzen im schnellen Schwinden begriffen ist; man sagt, dies rühre daher, daß die evangelischen Pastoren dort in erster Linie Gutsbe­sitzer und erst in zweiter Seelsorger sind.

Italien.

Rom, 15. April. Eine bevorstehende päpst­liche Encyklika richtet sich gegen die Freimaurer als Urheber der Zerbröcklung der Weltordnung. Sie bezeichnet als Zweck der Freimaurerei den Ruin der Throne und Altäre, sowie der öffentlichen Wohlfahrt. Ihre Mittel hiezu sind die Entchristlichung des Staa­tes und die materialistische Lehre. Die Freimaurer schmeicheln den Fürsten, weil sie ihrer zur Besiegung der Kirche bedürfen. Die gegenwärtigen Schmeichler würden jedoch ihre erbittertsten Feinde werden, wenn sie Miene machten, deren Macht zu breche». Mögen sie sich bei Zeiten vorsehen. Die Freimaurer betrü­gen das Volk und Hetzen es gegen die zwei Gewalten- Die Kirche beschützt die Throne und lehrt die Pflicht des Gehorsams. Die Freimaurerei dagegen prokla­miert die Vvlkshoheit und den Staatsatheismus und ebnet dadurch den Boden jenen radikalen Logikern, welche die Güiergcmeinschaft und die Gleichheit der Stände verlangen. Gott ist der Urheber der Sou- veränetät; die sie ausüben, sind also feine Helfer, und daher ist die Behauptung, die Völker könnten den den Souveränen, schuldigen Gehorsam beliebig abschütteln, falsch und verbrecherisch.

Rom, 16. April. Der Moniteur de Rome sagt: Die Nachricht, daß Ledochowski resignierte, und daß der Papst die Resignation angenommen habe, ist zum Teil verfrüht.

Im Vatikan hat man eine Depesche aus den Laos (Tonkin) erhalten, worin es heißt, die Man­darinen der Provinz von Than-Hoa hätten eine ge­wisse Anzahl von christlichen Missionären eingesperrt; nachdem sie dieselben eine zeitlang gefangen gehalten, hätten sic gethan, als wollten sie dieselben in Frei­heit setzen. Allein statt dessen hätten sie die Missio­näre einer Räuberbande in die Hände geliefert, welche dieselben ermordet habe. Fünf Missionäre und 30 Katecheten seien so ums Leben gekommen. Die ver­schiedenen Kapellen, welche seit kurzer Zeit in Tonkin errichtet worden waren, sind von Grund aus zerstört worden.

Neapel, 14. April. Gestern Abend feuerte ein Soldat in der Trunkenheit infolge eines Wort­wechsels mit Kameraden in der Kaserne eine Anzahl Gewehrschüsse ab, wodurch 5 Soldaten getötet und 3 schwer verletzt wurden. Außerdem zogen sich zwei Soldaten Verletzungen bei ihrer Flucht aus dem Fenster zu.

(Ein Familientrauerspiel.) Aus Mailand wird derItalic" geschrieben:Die Frau eines hiesigen sehr reichen Großhändlers befand sich seit einiger Zeit im Jrrenhause. Als vor kurzem der Gatte in die Anstalt kam, um Nachrichten über das Befinden seiner Gemahlin einzuholen und ihm der Primararzt mit­teilte, daß sich dasselbe verschlimmert, ward der Groß­händler in solchem Grade von Tobsucht befallen, daß man ihm die Zwangsjacke anlegen mußte. Die Spitalverwaltung ließ nun den einzigen L-ohn des Ehepaares holen, um diesem von dem traurigen Vor­fälle Meldung zu machen, und als dieser den Zustand seiner Eltern sah, ward er ebenfalls wahnsinnig."