von Württemberg, Enkelin des Erzherzogs Albrecht, starb heute in Arco, 18 Jahre alt, am Typhus.

Wien, 16. Dez. Der Kommissär Lorenz Hin­beck wurde heute Abend nach einer Arbeiterversamm­lung in Florisdorf bei Wien von einem Arbeiter mittelst Pistolenschusses meuchlings getödtet. Die Ermordung des Polizeikommissärs wird von der Be­hörde in Verbindung gebracht mit der in letzter Zeit massenhaft erfolgten Vertheiluna von Flugschriften, in denen gesagt wird, es werde nicht eher besser werden, bis die Leute von der Polizei einer nach dem andern rückwärts niedergeschossen werden. Frankreich.

Paris, 17. Dez. Es verlautet, der Senat wolle die" Regierung nöthigen, 35,000 Mann nach Tonkin zu schicken; nach seinem Erachten wäre auch der neue Kredit von 20 Mill. Francs ungenügend.

DerFrance" zufolge fordert der Kriegsminister Freiwillige für Tonkin auf.

Italien.

R o m, 17. Dez. Der deutsche Kronprinz wurde auf dem Bahnhof von dem König und der deutschen Colonie herzlichst begrüßt. Eine ungeheure Menschen­menge begleitete den König und den Kronprinzen auf der Fahrt mit enrhusiastischen Zurufen. Der Kron­prinz war wiederholt genöthigt, sich auf dem Balkon des Quirinal zu zeigen. Der Kronprinz wird seinen Besuch im Vatican vom Hotel des Hrn. v. Schlvzer aus machen, wohin er in besonderer (kleiner Hof) Equipage fährt. Nach der feierlichen Audienz beim Papste wird der Kronprinz den Gegenbesuch des Cardinals Jakobini in Schlözers Gesandtschaftshotel entgegennehmen.

Rom, 17. Dez. Ungeachtet des strömenden Regens werden die Straßen, wodurch der Kronprinz fährt, geschmückt. Sämmtliche Zeitungen bringen Begrüßungsaitikcl.

Rom, 17. Dez. Die Abreise des deutschen Kronprinzen von hier erfolgt am nächsten Donnerstag.

Rom, 18. Dez. Der König hat dem Bot­schafter Baron Kendell das Großkreuz des Mauri­tius- und Lazarus-Ordens verliehen. Der deutsche Kronprinz dejeunirt am Dienstag Vormittag 11 Uhr bei Keudell. Das Amtsblatt schreibt:Die Be­völkerung von Rom und von ganz Italien bringt dem erlauchten Prinzen ihre ehrfurchtsvollen Huldi­gungen dar, dem Prinzen, welcher auch im Namen Seines Vaters kommt, um dessen freundschaftliche Gesinnungen zu bestätigen und die innigen herzlichen Freundschaftsbande, welche zwischen beiden Höfen und Nationen bestehen, noch enger zu knüpfen."

Der Kronprinz wurde bei seiner Ankunft in Rom Mittags 12 Uhr 30 Minuten am Bahnhof vom König, dem italienischen Kronprinzen, dem Herzog v. Aosta, den Ministern, den Präsidenten des Senats und der Kammer, allen Hofwürdenträgern, den Mit­gliedern der deutschen Botschaft und der deutschen Kolonie auf das Herzlichste empfangen und begrüßt. Der König küßte den Kronprinzen viermal. Während der Fahrt durch die beflaggte Stadt war regnerisches Wetter, daS sich jedoch später aufklärte. Der Kron­prinz und die Königssamilie traten mehrmals auf den Balkon des Quirinals. um für die enthusiastischen Kundgebungen des Volkes zu danken und machten später gemeinsam eine Spazierfahrt durch die im reichsten Flaggenschmnck prangende Stadt. Der Kron­prinz stieg im Pavillon des Quirinals ab.

Der Bürgermeister von Rom, Herzog von Torlonia, veröffentlichte ein Manifest an die Ein­wohner Roms, in welchem er die für heute erwartete Ankunft des deutschen Kronprinztn anzcigt. In dem Manifest heißt cS weiter: durch diesen Besuch würden die festen und herzlichen Bande zwischen dem deut­schen und italienischen Hofe, sowie zwischen dem deut­schen und italienischen Volke noch enger geknüpft werden. Als Dolmetscher der Gefühle des gesummten Italiens werde Rom dem deutschen Kronprinzen, dem Freunde des Königs und dem Vertreter des mächtigen Monarchen, der die Größe und Einigkeit Deutschlands zu begründen gewußt habe, einen freu­digen und herzlichen Empfang bereiten.

G e n u a, 17. T>z. Der Kronprinz ist Nachts 12*/z Uhr unter begeisterten Hochs der versammelten Deutschen und unaufhörlichen Evvivas der massen­haft herbcigeströmten italienischen Bevölkerung nach Nom abgereiSt. Nachmittags hatte der Kronprinz die Behörden, den Bürgermeister, eine Deputation der Deutschen, welche eine Adresse überreichte, em­pfangen und dem Bürgermeister einen Besuch abge- staslct. Bei dem Diner toastete der Kronprinz auf

Genua, der Bürgermeister auf Kaiser Wilhelm und das Königshaus. Die Menschenmassen begrüßten den Kronprinzen, sobald er sich zeigte, mit unaus­gesetzten Hochrufen.

Spanien.

Madrid, 17. Dez. Es bestätigt sich, daß der König Alfons in diesen! Winter nach Rom reisen wird.

Dem deutschen Kronprinz ist in Madrid nicht ein einziger Bettelbrief zugegangen. Das Wort: Stolz lieb' ich den Spanier" hat sich glänzend be­währt. Der Kronprinz aber auch : er hintcrließ den Armen 25 000 Franks.

Dänemark.

Kopenhagen, 15. Dez. Dem König werde eine Adresse mit 106 000 Unterschriften aus allen Ständen und Gegenden des Landes überreicht, welche sich gegen die Linke und deren Opposition gegen die Ver- theidigungsmaßrcgeln ausspricht. Der König ant­wortete, die Adresse sei ein Zeichen, daß die Ueber- zeugung durchdringe, die Vertheidigungsmaßrcgelu seien nothwendig; er theile diese Ueberzeugung, denn die zu bringenden Opfer dürfen keine Hindernisse für die Bedürfnisse des Landes sein.

England.

London, 17. Dez. O'Donnel, der Mörder Carey's ist heute früh um 8 Uhr im Ncwgatc-Ge- fängniß gehängt worden.

In England hat am Donnerstag Nacht und Freitag ein fürchterlicher Sturm gewüthet. Von allen Küsten laufen beständig die schlimmsten Nachrichten ein und viele Schiffbrüche, bei denen auch zahlreiche Menschenleben verloren gingen, sind bereits zur An­zeige gelangt. Aus Manchester, Birmingham, Ehester und mehreren anderen Städten werden zahlreiche Häusereinstürze gemeldet, die leider den Verlust mehre- Menscheulebeu zur Folge hatten.

Amerika.

New York, 17. Dez. Gestern fand hier ein Arbeiter-Massenmeeting statt, dem französische Dele- girte beiwohnten. Der Chef der Dclegirtcn erklärte, es sei nicht nur Paris, sondern ganz Europa ver­treten. Most, der ehemalige Redakteur der Freiheit, hielt eine Brandrede, welche mit den Rnfcn:Es lebe die Commune, es lebe das Dynamit" begrüßt wurde.

Handel L Uerkehr.

Stuttgart, 17. Dezbr. (M öbc! ui cssr,) Auf d-r Möbelmcsse in der Gewcrbchalle rulwickcltc sich heute rin so bewegtes Leben, wir nie zuvor. Für den ungemein starken Verkehr i» Zu- und Abfuhr scheinen die Thore der Halle zu cug zu sein.

Stuttgart, 17. Dez. (Mehlbörse.) Au heutiger Börse sind au inländischen Mehlen 820 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 83 »« bis 84 »« 50 -ch Nr. 1 81 »« bis 32 »« 50 -t, Nr. 2 29 »« bis 80 »« 50 Nr. 3 27 »« bis 28 50 Nr. 4 21

50 ^ bis 23 »« In ausländischen Mehlen kein Handel. Nächste Börse findet am 7. Inn. statt.

Stuttgart, 17. Dez. (L a » d espr od ukt eub ö rs e.) Wir notiren per 100 Kilogr.: Prima Waizeu, bayerischer 21 25 Waizeu, bayerischer 20 »«. 50 ^1, califoruischcr 23 »/L 30 »i, russischer Sax 21 »« bis 21 25 ^k, Gerste, unga­rische 21»«, Haber, prima 13 70 gewöhnlicher 12

80 bis 13 Nächster Börscntag: Montag den 7. Jan. im Saal des Stadtgartens, Eingang Canzlcistraye.

Stuttgart, 18. Dez. Aus der Möbclmesse war der Verkehr den ganzen Tag über ein ziemlich lebhafter, doch, wird von den Verkäufern über etwas gedrückte Preise geklagt Der Verkehr in den übrigen Branchen war gestern noch sehr flau.

Jas Auelt.

Erzählung von Friedrich Friedrich.

(Fortsetzung.)

Hastig kleidete er sich an. Was er thuu wollte, darüber war er sich selbst noch nicht klar. Jeden Gegenstand, der ihm im Wege stand, stieß er heftig bei Seite, dann lachte er laut auf:

Haha! Der alte Narr will heirathen, will um das junge, frische Mädchen werben! Er sollte lieber an seinen Tod denken, ich werde ihm die Heiraths- gedanken anstreibcn!"

Er verließ das Zimmer und Haus. Schovien's Wohnung schritt er zu.

Der Assessor war kaum erwacht und lag noch im Bett. Die Bilder, welche ihn im Traume um­geben hatten, suchte er wachend sich wieder vorzuzau­bern. Er sah im Geiste wieder einen reizend lachen­den Mädchenmund, ein paar große dunkle Augen und fühlte den leisen Druck einer kleinen Hand.

Horst's hastiges Eintreten in das Zimmer störte ihn.

Ha, Lieutenant, was führt Dich so früh zu mir?" rief er, im Bette sich emporrichtend.

Was hast Du?" fügte er hinzu, als er des Freundes Aufregung bemerkte.

Horst trat an das Bett.

Schovien!" sprach er ernst.Beantworte mir erst eine Frage: Bist Du mein Freund?"

Ja, ich gestehe die Thorheit, es zu sein, ein," erwiderte der Assessor.

Dann wirst Du mir auch einen Freundesdienst erweisen!"

Auch dazu bin ich bereit, wenn Dein Verlangen nicht ein gar zu tbörichtes und tolles ist!" gab Scho­vien zur Antwort.Haben Dich Deine Gläubiger bereits wieder fortgetrieben, Lieutenant?"

Laß den Scherz," rief Horst unwillig,mein Vetter, der Hauptmann, hat mich beleidigt, ich werde Genugthuung verlangen und bitte Dich, ihm meine Forderung zu Überbringer!!"

Schovien sah, daß die Worte seines Freundes ernst waren.

Also doch eine Tollheit," sprach er,und Du glaubst, ich werde Dich dabei unterstützen? Lieutenant, ich weiß, daß es in Deinem Kopfe zuweilen wunder­lich aussieht, allein ich habe mich immer gefreut, daß Deine Arme und Beine gesund sind. Sei vernünftig und erhalte Dir dieselben, denn zum Invaliden bist Du noch zu jung."

Ich habe nicht um Deinen klugen Rath, son­dern um Deinen Beistand gebeten, wenn Du keine Lust hast oder Dir es an Muth dazu fehlt, gut, so wird mir ein Anderer den Dienst erweisen. Ent­schuldige, daß ich Dich gestört habe!"

Horst wandte sich kurz der Thüre zu, um das Zimmer zu verlassen.

Mensch, bleib'!" rief Schovien,wenn es durch­aus Dein Wille ist, den Hauptmann todtznschießen, fo kann ich als Dein Secundant ebenso gut zusehen wie jeder Andere. Erst habe indeß die Freundlichkeit und erzähle mir, wodurch der Hauptmann Dich be­leidigt hat. Dort liegen Cigarren, dort steht ein Stuhl, nun beichte!"

Horst hatte sich wieder znrückgewandt, zündete sich eine Cigarre an und schritt schweigend im Zimmer auf und ab. Dann erzählte er den öesuch des Hanpt- manns, dessen Anerbieten und Beleidigung.

Nennst Du es jetzt noch eine Thorheit, wenn ich Genugthuung von ihm verlange?" fügte er zum Schluß hinzu.

Jedenfalls ist es die größte Thorheit gewesen, das Anerbieten des Hauptmanns nicht anznnehmcn," erwiderte Schovien.Du wärest mit einem Male von Deinen sämmtlichen Gläubigern befreit gewesen und hättest gerechte Ansprüche auf einen neuen und ausgedehnten Credit gehabt!"

Haha! Das verräth wieder Deine Kurzsich­tigkeit!" ries Horst.Als ob Eger nicht zwanzigmal meine Schulden bezahlen könnte, wenn ich seine Tochter heirathe!"

Gewiß kann er das. Allein, bist Du Deiner Sache schon gewiß, daß Cläre Dich heirathen wird?"

Das laß meine Sorge sein!" bemerkte der Lieutenant wegwerfend.Wenn ich nicht die Gewiß­heit hätte, würde ich des Hauptmanns Anerbieten an­genommen haben."

Hast Du schon um des Mädchens Hand an­gehalten ?"

Nein, ich werde es erst thun, wenn meine An­gelegenheit mit dem Hauptmann zu Ende ist. Haha! Der alte, eitle Narr hat sich in den Kopf gesetzt, daß sich ein Mädchen noch in ihn verlieben könnte!"

Er ist ein hübscher Mann!" warf Schovien neckend ein.

Ein alter Narr ist er! Ein Mensch, der nichts weiter versteht, als zu trinken und Thorheiten zu schwatzen. Ich werde ihm die Heiratsgedanken aus- treiben! Willst Du mir secundiren?"

Ja, Lieutenant!"

Gut! So überbringst Du ihm heute noch meine Forderung!"

Darf ich diese Angelegenheit in friedlicher Weise ausgleichen?"

Nein der Mensch ist mir im Wege ich will ihn zum wenigsten für eine Zeit lang unschäd­lich machen!"

Horst, wenn der Hanptmann nun denselben Entschluß faßt?"

Pah! Ich fürchte ihn nicht!"

Du wirst Dich selbst in die peinlichste Lage bringen!"

Laß das!" unterbrach Horst die Vorstellungen seines Freundes.Ich habe nur die Bitte an Dich gerichtet, ihm meine Forderung zu überbringen, mehr verlange ich nicht!" (Forts, folgt.)