Mädchen und dern Wundarzte gemacht und diesem das todte Kind überbracht hatte. Es ist dies eine alte Wäscherin von hier; sie wurde gestern ebenfalls verhaftet.
Jsny, 4. Okt. Alle Höhen unseres Allgäus sind heute bis zur Thalsohle herab beschneit. Auch hier hatten wir Nachmittags ergiebigen Schneefall, der die Fluren vorübergehend weiß färbte.
Ulm, 5. Okt. Hieselbst existirt seit einiger Zeit ein „Exportbier-Geschäft", das an Private und Restaurants, und zwar vornehmlich der besseren Gesellschaft, verschiedene Exportbiere liefert. Auf Denunziation eines Bediensteten wurde im genannten Geschäfte, dessen Chef zur Zeit abwesend, war, heute Haussuchung gehalten. Es stellte sich hiebei heraus, daß man es mit einer Bierfabrik eigenthüm- licher Art zu thun hatte. Es wurde nämlich — und wahrscheinlich lediglich — verdorbenes Bier, von dem z. B. in einer Ulmer Wirtschaft eine große Quantität ä Ltr. zu 6 Pf. angekauft worden war, in alle möglichen Exportbiere, verschiedene Münchener, Pilsener :c. verwandelt. In dem primitiven Laboratorium fand man kohlensaures Natron, Syrup, Glycerin, Biercouleur, und, die Hauptsache, eine Menge verschiedener Etiquetten. zum Theil in Berlin hergestellt. Die Museumsgeseüschaft zählt mit zu den besten Kunden des nur zu lange unenideckt gebliebenen unsoliden Geschäftes. Auch nach Neu-Ulm wurde das werthvolle Fabrikat ausgeführt und zwar, wie erzählt wird, in einem Kinderwägelchen, um den Eingangszoll zu ersparen. Weiteres wird s. Z. die gerichtliche Untersuchung zu Tage fördern.
Brandfälle: In Friolzheim (Leonberg) am 4. Okt. die je aus Wohn- und Oekonomiegebäu- den bestehenden Anwesen des Bauern Stahl und des Metzgers Fischer; in Oberhaugstett (Calw) eine mit reichen Vorräthen an Früchten, Heu u. dergl. vollgesüllte Doppelscheuer; in Kilchberg (Marbach) am 2. ds. ein Wohnhaus.
Ein in der Deutschen Vereinsbank in Frankfurt über zehn Jahre angestellter Beamter (I. Dor- mitzer) hat 70 000 »fL Wechsel, die mit Blancoin- dossemcnt bei der Bank cingelaufen waren, entwendet und ist, nachdem er dieselben verwerthet hat, entflohen.
Eine sehr instruktive Darstellung der deutschen Kaisermauöver beim XI. Korps enthält — offenbar aus schweizerischer militärischer Feder — die „Neue Zur. Ztg." Die ausgezeichnete Haltung der manö- verirenden Truppen wird gebührend hervorgehoben und geschlossen: „Es bleibt noch die echt königliche Gastfreundschaft zu erwähnen, welche allen fremden Offizieren in Homburg zu Theil wurde. Das neu installirte Hotel du Parc war für die ganze Dauer der Manöver für die ausländischen Offiziere gemie- thet und reservirt worden und stand Alles, was auch der verwöhnteste Gaumen sich wünschen konnte, in liberalster Weise zur Verfügung. Jeder Offizier erhielt seine eigene Ordonnanz, seinen eigenen Pferdewärter, sowie jede Nation einen eigenen Zweispänner, der von Morgens bis Abends zur ausschließlichen Benutzung der betreffenden Offiziere bestimmt war. Selbstverständlich wurden auch täglich die Generalund Spezial-Ideen für den folgenden Tag im Druck herausgegeben und zwei deutsche Offiziere hatten die Mission erhalten, den fremden Kameraden als Führer und Berather beständig zur Disposition zu stehen. Auch für den Unterhaltungsstoff war in reichlichstem Maße gesorgt. Kein Tag verging, an welchem die Nachmittags- oder Abendstunden nicht ausgefüllt gewesen wären. Und als endlich auch diese schönen Tage ihrem Ende entgegen gingen, kehrte jeder mit dem Gefühl in seine Heimath zurück, daß nicht nur der Offizier Studien der interessantesten Art gemacht habe, fonoern daß auch manches kameradschaftliche Band geknüpft worden fei, Dank Ver liebenswürdigen Gastfreundschaft in deutschen Landen."
Kaiser Wilhelm hat nach Beendigung der großen Herbstübungen des XI. Armeekorps an den comma. direnden Gen ral Freiherrn v. Schlotheim eine Cabiuetsordre erlassen, worin es heißt: Ich habe die Truppentheile des XI. Armeecorps sowohl bei der Parade wie bei den Manövern durchweg in einem Zustande gefunden, den Ich zu Meiner Freude einen vortrefflichen — bei den meisten Infanterie-Regimentern ivgar einen hervorragend guten — nennen kann. Ich weiß, welcher Fleiß, welche Hingabe und welche Anstrengung dazu gehört, um ein solches Resultat zu erzielen, und ist es daher ein Mir aus wauuem
Herzen kommender Dank, den Ich zunächst Ihnen und sodann den sämmtlichen Generalen, Commandeuren und Offizieren hierdurch ausspreche. Ich ersuche Sie, indem Ich Mir die specieüe Beurtheilung über die Feldmanöver noch Vorbehalte, dies zur Kenntniß des Armeecorps zu bringen und auch den Mannschaften Meine Anerkennung ihrer Haltung und ihrer.Leistungen zu erkennen zu geben. Ich scheide von dem XI. Armeecorps mit der festen Zuversicht, daß dasselbe nicht allein seinen gegenwärtigen vortrefflichen Ausbildungs-Zustand festhalten, sondern daß es auch in seinem bisherigen Streben nach weiterer Vollendung mit demselben Ernst und mit derselben Hingabe fortfahren wird; es darf keinen Stillstand für den Soldaten geben und unser Wahlspruch ist immer „vorwärts" gewesen.
Fürst Bismarck hat ein Glückwunschtelegramm eines Fabrikantenvereins in Forst beantwortet und darin gesagt: „Ich würde mich freuen, wenn ich einen allgemeinen Erfolg unserer Bemühungen zur Verbesserung des Looses der Veteranen der Arbeit noch erlebte."
Berlin, 3. Okt. Zu den Gesetzen, für welche eine Revision ins Auge gefaßt ist, gehört das Reichsgesetz über den Unterstützungswohnsitz. Es ist dies eine ungemein schwierige Aufgabe, an welche man schon vor einigen Jahren heranzutreten versuchte, ohne daß es gelang, die geplanten Abänderungen durchzusetzen. Es haben sich nun neuerdings mancherlei Unzuträglichkeiten herausgestellt, und es sind bereits Anregungen ergangen, aus welchen zu entnehmen ist, daß man erneut zu einer Revision schreiten dürfte.
Berlin, 4. Okt. Laut einer spanischen Meldung hat das Telegramm, welches Kaiser Wilhelm an König Alfonso richtete, angeblich folgenden Wortlaut: „Ich beklage die Ihnen in Paris zugefügte Beleidigung; ich weiß übrigens, daß dieselbe sich weit mehr an mich als Sie wendet."
In der „Koblenzer Zeitung" macht der Schriftsteller Hermann Hirschfeld den Vorschlag, den 28. Sept. als Nationalfesttag anstatt des Sedanstages sestzuhalten. Die gute Absicht in Ehren, aber wir zweifeln sehr, daß die Idee Anklang finden werde. Ueberhaupt neigen wir uns der Ansicht des „Rh. Kur." zu, daß es des Festefeicrns nun für einige Zeit genug sei. Die „Feste" haben, wie das genannte Blatt nicht mit Unrecht bemerkt, im letzten Jahrzehnt unstreitig überhand genommen. Es gibt kaum noch einen Sonntag in Stadt und Dorf, an dem nicht etwas gefeiert wird. Die ewige und endlose Festbummelei bringt zuletzt mehr Schaden als Nutzen. Unser Volk hat sich lange Zeit zu wenig selbst geachtet; aber es läuft Gefahr, in das entgegengesetzte Extrem, die Sclbstverhimmelung, zu verfallen. Also genug der Siegesfeiern und an die Arbeit! Es gibt deren im deutschen Vaterlande noch in jeder Beziehung genug zu thun, wenn wir auf der Höhe bleiben wollen.
Aus Thüringen. In ein Dorfgasthaus traten am letzten Sonntage zwei zu Ostern aus der Schule entlassene Bürschchen, rauchten mit einer gewissen überlegenen Miene ihren Glimmstcngel und forderten mit lauter Stimme je einen großen Nordhäuser. Der Wirth betrachtete einen Augenblick die Milchbürte und entfernte sich, um anscheinend das Gewünschte zu holen. Nach einiger Zeit kam er zurück und setzte zwei Gläser Milch und vier Zwiebäcke vor unsere Helden auf den Tisch. So, das ist besser für Euch, sprach er lächelnd, für solche grüne Jungen wird kein Schnaps gebrannt. Unter dem Gelächter der Gäste räumten die Beiden das Feld.
Nach Berichten des „Temps" aus Metz wurde Antoine von dem Untersuchungsrichter gefragt, ob er die Eroberung des Elsaßes durch Frankreich wolle. Er habe geantwortet: Allerdings, aber er hoffe lieber, daß die Provinzen auf diplomatischem Weg als auf dem Weg der Waffen zu Frankreich zurückkehren. Die Anklage geht nach dem „Temps" dahin, daß er ein bezahlter Agent Frankreichs sei.
Münster im Elsaß, 4. Oktbr. Seit einigen Tagen ist es hier empfindlich kalt. Fast jede Nacht schneit es. Der Hoheneck zeigt seit 2 Tagen eine dicke Schneedecke, welche, wenn die Temperatur so niedrig bleibt, nicht bald wieder verschwinden wird.
LesterreiL-Ung rn.
Prag, 2. Okt. Im Prager Vorort Zizkow brach die Blättern-Epidemie mit 300 Erkrankungen und 30 Prozent Sterblichkeit aus. Für Prag fit die Einschleppungsgefahr drohend.
Paris, 4. Oktbr. Der Repnblique frantzaise zufolge beauftragte G:cvy den Ministerpräsidenten
Ferry, den Kriegsminister zur Einreichung seiner Entlassung aufzufordern. — Der spanische Botschafter theilte gestern eine Depesche der spanischen Regierung mit, worin die bisher geleistete Genugthuung und die Note im Amtsblatte für ungenügend erklärt und eine vollständige Sühne der Beleidigung des Königs, namentlich die Bestrafung der Urheber verlangt wird.
Paris, 4. Okt. Im Ministerrathe erklärte Ferry, der Präsident Grevy wünsche, daß ein vollständiges Ministerium sich den Kammern vorstellen soll. In Betreff der Vorfälle bei der Ankunft des Königs Alfons konstatirte der Justizminister, daß das Gesetz keine Handhabe biete, um gegen die herausfordernde Presse oder gegen die Manifestanten vorzugehen.
Paris, 5. Okt. Der Kricgsmfinster Thi- baudin hat wirklich seine Entlassung genommen. Diese von Ferry durchgesetzte Demission wurde von den Radikalen mit Entrüstung ausgenommen und als Gefahr für die Republik bezeichnet, weil sie einen indirekten Sieg des Orleanismus bedeute.
Belgien.
Brüssel, 4. Okt., Abends. Wie die „Jnde- pendance meldet, haben gegen 2000 Kohlengrubenarbeiter im Kohlenbecken bei Mons die Arbeit eingestellt.
Spa, 30. Sept. Von einem Güterzuge, der sich auf dem hiesigen Bahnhofe befand, lösten sich gestern drei Wagen ab und setzten sich auf der geneigten Ebene nach Theux in Bewegung. Dort rannten sie freilich in ein Ausweichgeleise, stießen aber mit solcher Gewalt auf die Abschlußbarriere, daß nicht nur diese, sondern auch das Wärterhäuschen, in dem sich der Wärter mit seinen vier Kindern befand, vollständig zertrümmerten. Die fünf Personen wurden sofort getödtet, die Frau des Wärters, die eben im Begriff war, die Uebergangs-Barriere zu schließen, entgrng dem schrecklichen Schicksal.
Spanien.
Madrid, 3. Okt. Die gestern Abend erfolgte Ankunft des Königs gestaltete sich zu einer Kundgebung, wie es eine gleich urwüchsig begeisterte seit Menfchengedenken in Spanien nicht gegeben hat. Nichts war vorbereitet, und doch waren alle Häuser mit Flaggen und Kränzen geschmückt und eine Menschenmenge, die man auf über 150 000 Köpfe beziffert, drängte sich in den Straßen. Zahlreiche Personen von Rang, darunter die Marschälle Ser- rano, Concha, Eheste, Novaliches und nicht weniger als 80 Generale, und mehrere tausend Offiziere, dazu die Führer fast aller politischen Parteien waren von nah und fern herbeigeeilt, theils von dem Wunsche erfüllt, dem König ihre Ergebenheit zu bezeugen, theils auch nur aus der Besorgniß, daß sie andernfalls in der öffentlichen Meinung sinken würden. Die -Straßen waren nirgendwo von Polizei oder Militär abgestellt und obwohl der Jubel während der Fahrt des Königs vom Nordbahnhof zum Palast alle Grenzen des Alltäglichen überstieg, so verlief doch die aus sich selbst heraus entstandene Feier in schönster Ordnung. Gleich nach der Ankunft des Königs im Palast öffnete man die Thüren der Bal- kone im ersten Stockwerk und als der König mit der Königin heraustrat, als er die kleine Prinzessin auf den Arm nahm, erscholl ein wahrhaft betäubender Jubel.
Amerika.
New York, 4. Oktbr. Bei dem Aufstand in Portau-Prince und Haiti sind gegen 800 Häuser durch Feuer zerstört worden.
Der durch das Niederbrennen der Ausstellungs- Gebäude in Pitts bürg angerichtete Schaden beträgt nach neueren Depeschen nur eine Million.
Ein unrichtiger Mann. Eine junge Dame in Milwaukee hat den seltsamen Jrrthum begangen, den Unrechten Mann zu heirathen. Am Mittwoch traute der Standesbeamte das Paar und am folgenden Montag kam die junge Frau um eine Scheidung ein aus dem Grunde, daß sie unwissentlich den Zwillingsbruder ihres Verlobten geheirathet hatte. Die beiden Zwillingsbrüder sehen sich nämlich so ähnlich, daß es schwer ist, einen Unterschied zwischen denselben zu machen. DaS Gericht behielt sich feine Entscheidung über den Antrag der untröstlichen Frau vor.
gasrdel K Uerkrhr.
Herrenberg, 5. Okt. Heute wurden hier für ein Augsburger Haus ck Ballen Hopfen gekauft, pro Etr. 140 und INtt in Kauf. Für Prima - Maare haben Schweizer Händler 160 — 180 .L geboten. Im Bezirk aber ist unter