zur Besorgung des Weiteren wieder nach England sich begeben. Die Nachkommen eines Bruders der Lady Tempron sind die Glücklichen, denen die Erbschaft zufällt. Derselbe hinterließ drei Töchter, von denen eine hier, eine zweite in Tübingen verheirathet ist, die dritte war in Felldorf bei Horb verheirathet, ist aber schon gestorben: de» ihr zukommenden Theil erhalten ihre vier Kinder. Die Erbschaft soll sich auf Millionen belaufen. (Sch. B.)
Göppingen, 5. Juni. In Oberwälden brach heute Vormittag, während Lehrer und Schüler einen Spaziergang machten, in den Dachräumen des Schul- und Rathhauses Feuer aus, das auch das nahestehende Oekonomic- und Wohngebäude ergriff und beide Gebäude vollständig in Asche legte. Die Schriftsachen im Rathhaus konnten gerettet werden, während ans dem andern Gebäude wenig gerettet wurde. Zwei weitere Nachbarhäuser sind stark beschädigt.
Heidenhcim, 3. Juni. Bor einiger Zeit kaufte ein Holzhäudler aus dem Elsaß in den Wäldern bei Zang über 200 m Fichten- und Forchenholz, das für eine Papierfabrik in Lyon bestimmt ist. Das Holz wird im Walde verspalten und auf die Station Königsbronn geführt, wo es verladen wird. Dieser Absatz nach Frankreich hat einen Aufschlag des Holzes zur Folge gehabt, früher mußte es um 1 ^ Pr. Meter verkauft werden.
Brandfälle: In Wiblingen am 5. Juni ein Haus; in Zillhausen (Balingen) am 3. Juni ein Bauernhaus.
Bekanntlich ist die Lungenschwindsucht die weitverbreitetste Krankheit, deren Heilung bislang zu den außerordentlichsten Seltenheiten gehörte. Von um so größerem Allgemeininteresse dürfte es daher sein, zu erfahren, daß neuerlich der Militär-Assistenzarzt Dr. H. Büchner in München klinische Versuche mit Arsenik anstellte, und, wie er behauptet, bereits die besten Erfolge erzielte.
Würzburg, 6. Juni. Billingshausen im Bezirksamt Marktheidenfeld, eine der reichsten Ortschaften Unterfrankens, wurde durch ein riesiges Schadenfeuer, welches noch fortwüthet, zur Hälfte zerstört.
In dem daher. Orte Bächingcn (unweit Giengen a. B.) sind Dienstag Vorm. 17 Gebäude abgebrannt. Leider verbrannte auch ein öjähriger Knabe, und mehrere Männer wurden beim Löschen mehr oder weniger verletzt. Eine Menge Vieh ist theils verbrannt, theils, aufs Feld hinausgejagt, durch den Genuß von frischem Klee krepirt. Man vermuthet Brandstiftung.
Aus Erlenstegen bei Nürnberg wird geschrieben: Nach der hier vorgenommenen Impfung sind zahlreiche Krankheitserscheinungen bei den geimpften Kindern aufgetreten; bei einigen Kindern soll die Krankheit bereits einen tödtlichen Ausgang genommen haben.
Jn Kirchberg, Sachsen, sind über 100 Personen an der Trichinosis erkrankt. Die Aerzte blicken zwar noch mit Besorgniß auf einzelne Schwerkranke, aber die Krankheit scheint doch im Allgemeinen ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Es wird wohl nach solch traurigen Vorkommnissen Niemand mehr daran zweifeln, daß die Untersuchungen des Schweinefleisches gar nicht ernsthaft und gründlich genug betrieben werden können.
Dresden, 5. Juni. Die hier tagende Delegirtcn-Kon- fcrenz der deutschen Gewcrbckammern, auf welcher die Kammern von Bremen, Hamburg, Lübeck, München, Leipzig, Stuttgart, Nürnberg, Würzburg, Chemnitz, Plauen nnd Zittau vertreten sind, verhandelte heute über das Submissionswesen. Referent Huber (Stuttgart) stellte den Antrag: Unter Hinweis auf die notorischen Uebelständc, welche mit der Art des gegenwärtigen Submissionsvcrfahrens für die Gewerbetreibenden sowohl, wie für die öffentliche Verwaltung verknüpft sind, bitten die versammelten Kammern das Rcichskanzleramt, die Einzclregicrungen und resp. die Gemeindeverwaltungen: erstens durch eine aus Mitgliedern sämmtlichcr Departements und aus Industriellen bestehende Kommission einheitliche sämmtliche Verwaltungszweige gleichmäßig bindende Grundsätze für die Handhabung der verschiedenerlei Beschaffungsarten und für die Neuregelung technischer, sowie der allgemeinen (hauptsächlich nach dem Gesichtspunkte der Gleichberechtigung zweier Kontrahenten zu rcvidirenden) Submissionsbedingungcn entwerfen zu lassen; zweitens: die beschaffenden Behörden durch eine zweckmäßige Organisation zu einer selbstständigeren Berücksichtigung des Beschafsungszweckes und einer planmäßigen Abwechselung in der Vcrgcbungsmethodc zu befähigen, insbesondere durch periodische oder ständige Berufung einer gemischten Kommission für die regelmäßige Revision des Verfahrens und der Sub- missionsschematen Sorge zu tragen und die Akkordirung der Arbeiten direkt zu erleichtern, durch Niedersetzung von Schiedsgerichten und gemischten Uebernahme-Kommissionen, Einrichtung von Matcrialprüfungsanstalten, regelmäßige Ausstellung von Preistabclle» und Konzentration des Jnformirungswescns über die Lcistungsiähigkeit und Vetrauungswürdigkeit der Submittenten. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommmen.
Eisfeld, 1. Juni. Zwei mit der hiesigen Bürgerschule verwachsene segensreiche Anstalten ver
dienen in weiteren Kreisen bekannt zu werden, der Vogelschutzverein und die Schulsparkaffe. — Um Hem Unwesen, daß Schulkinder und oft gerade die süngsten, Nester aufsuchen und zerstören, die Eier antasten und zerbrechen, die Jungen ausnehmen und tödten, in wirksamer Weise zu steuern, ist ein Vogelschutzverein unter den Lehrern und Knaben von der 2. Mittelklasse ab aufwärts gegründet worden. Der Verein steht unter der Aufsicht der Lehrer, welche Pflichtverletzung durch körperliche Züchtigung und Ausstoßung aus dem Vereine strafen. Die Wiederaufnahme erfolgt ausnahmsweise auf besonderes Ersuchen und nach Gutbefinden der Lehrer. Die Begründung wiederholt sich zu Anfang jeden Schuljahres. Der Schuldirektor leitet dabei die Verpflichtung durch eine geeignete Ansprache ein. Jeder dem Vereine ungehörige Knabe gelobt dem Schuldirektor und seinem Classenlehrer durch Handschlag, daß er sich keines der obigen Vergehen schuldig machen will, daß er jeden wahrgenommenen Frevel zur Anzeige bringen, daß er kleinere Kinder' an der Ausführung einer bezüglichen böswilligen Absicht hindern und daß er jeder Zeit, besonders auch im Winter für die Pflege und Erhaltung der Vögel Sorge tragen will. Der Verein hat sich bislang segensvoll erwiesen. (Verdient sehr der Nachahmung.)
Berlin, 4. Juni. Der Abgeordnete Dr. Lasker hat seine Reise nach Amerika gestern angetreten.
Berlin, 4. Juni. Es ist allgemein ausgefallen, daß der holländische Hof noch in keiner Weise von dem Tode der Prinzessin Marianne der Niederlande Notiz genommen hat. Nunmehr verlautet, der dortige Hof habe die Scheidung des Prinzen Albrecht und die zweite Vermählung der Prinzessin Marianne mit einem bürgerlichen Holländer nicht anerkannt; man erwartet die Notification des Todes durch den Sohn des verstorbenen Prinzen Albrecht. Die Verstorbene hinterlüßt ein Vermögen von 80 Millionen Mark.
Berlin, 5. Juni, lieber die kirchenpolitische Vorlage hat sich ein festes llrtheil noch nicht in den einzelnen Parteien gebildet. Bon Centrums-Abge- ordneten hörte man abfällige Urtheile, während die Germania mehr darauf bedacht ist, der Vorlage ihre guten Seiten abzusehcn. Die erste Lesung der Vorlage soll am Montag anberaumt werden. Von der Linken sprachen sich viele Abgeordnete günstig über die Vorlage aus.
Berlin, 6. Juni. Die Budgetkommission hat heute beschlossen, die Einnahmen entsprechend dem Ausfall durch den Handelsvertrag mit Italien um eine Million herabznsetzen, dagegen in Folge der neuen Zuckersteuervorlage um 3^2 Millionen wieder zu erhöhen.
„Besser Etwas, als Nichts." Im Reichstag ist das Kraukenkassengesetz, wie schon berichtet, endgiltig angenommen worden. Freilich ist das unter Hangen und Bangen geschaffene Werk unvollkommen, doch ließ sich jetzt nicht mehr erreichen und darum sei es als socialer Fortschritt freudig begrüßt. Eine Besserung der wirthschaftlichen Nothlage der gewerblichen Arbeiter und sonstigen Armen ist nicht zu verkennen. Trotzdem werden die Hirsch-Duncker'- schen Hilfscassen segensreich fortwirken. Die land- wirthschaftlichen und Wald-Arbeiter sind in das neue Gesetz nicht ausgenommen. Im Bedürfnißfalle und da, wo es angeht, können eben diese Arbeitergruppen der Wohlthaten des Gesetzes theilhaftig gemacht werden. Es schließt sie nicht aus, es zwingt sie nur nicht hinein. Nicht minder unvollkommen ist der Apparat, mit dem das Gesetz arbeiten soll. Hier ist zu viel Büreaukratie. Der Selbstverwaltung ist ein zu enger Spielraum gesteckt. Die Betheiligung der Arbeiter an der Verwaltung der doch meist aus ihren Beiträgen gebildeten Kassen ist allzuängstlich eingeengt. Die freiwilligen Kaffen können nebenher auch noch bestehen und die Wirksamkeit dieser bestehenden Kassen — die treffliche Organisation der Buchdrucker und Hutmacher — wird zu den neu zu gründenden eine sehr heilsame Concurrcnz bilden. Eine völlige Einförmigkeit des Krankenkassenwesens in ganz Deutschland ist bei Verschiedenheit der Verhältnisse zwischen Nord und Süd, Ost und West, Groß- und Kleinindustrie, Stadt und Land, Fabrik und Handwerk, weder wünschenswerth noch durchführbar. Möge das Werk dem socialen Frieden, der der Hebung des Arbeiterstandes dienen. (Dfztg.)
Frankfurt. Der Buchhalter einer hiesigen Großhand- lung feierte jüngst den Tag, an welchem er vor 25 Jahren in
das Geschäft eingctrcten war. Er hatte bei dieser Gelegenheit eine kleine Aufmerksamkeit Seitens seines Prinzipals erwartet, fand sich aber enttäuscht; dies verdroß ihn dermaßen, daß er am folgenden Tag seine Stelle kündigte, lieber die Ursache befragt, thcilte er seinem Chef unumwunden den Grund mit. „Wenn es weiter nichts ist," erwiderte ihm der Prinzipal, „so kann ich helfen; ich hatte mir ihren Jubcltag eine Woche später gedacht. Diese 1000 waren hiefür bestimmt nnd . . von heute ab ist ihr Gehalt um 50 > erhöht. Ihre Kündigung können Sie in 25 Jahren Vorbringen." Selbstverständlich begab sich der Jubilar sehr befriedigt wieder an sein Pult.
Schweiz.
Bern, 5. Juni. Vom freisinnigen Schweizervolk wird das Abstimmnngsresultat vom letzten Sonntag im Kanton B ern freudig begrüßt. Die totale Aendcrung einer fast 40 Jahre alten Verfassung ist ein tüchtig L-tück Arbeit, die alte Verfassung ist aus einer politisch bewegten Zeit (1840) hervorgegangen, die neue wird ohne Zweifel volkSwirthschaftliche Ideen Hervorrufen und socialen Grundsätzen den Weg bahnen. — Der Kanton Wallis will' die Todesstrafe wieder einführen.
Frankreich.
Paris, 4. Juni. Am Montag wurde von Ferry ein außerordentlicher Ministerrath einberufen. Es sollen schlimme Nachrichten über Hanoi eingelaufen sein. Ferry und der Minister des Innern, von mehreren Personen befragt, ob die Sache richtig sei, gaben ausweichende Antworten, und die Agentur Havas erhielt Befehl, sich in Schweigen zu hüllen. Im Ministerrath selbst soll es stürmisch zugegangen sein. Der „Temps" schreibt heute: „Stellen wir fest, daß alle Mittheilnngen über Tonkin eine sehr wenig trostvolle Thatjache fesistellen. Es würde schwierig sein, ein Land zu finden, wo ein Unternehmen von einiger Wichtigkeit mit einer solchen Fahrlässigkeit geleitet worden wäre, als die Tonkin-An- gelegcnhcit in Frankreich. Man fühlt, daß sie ganz dazu gemacht ist, um einen Vorgeschmack von dem anarchistischen System zu geben, dessen Folgen die Tapferen, die in Hanoi sielen, viel zu thener bezahlt haben, als daß es erlaubt wäre, in Zukunft in der nämlichen Weise zu handeln."
Paris, 5. Juni. Der junge Abgeordnete von Grenoble, Gustav Rivet, hat in der Deputirtcnkam- mer einen Gesetzentwurf eingcbracht, wonach die Feststellung der Vaterschaft künftig zulässig sein soll. Den Anlaß dazu gab ein wirklich skandalöser Vorfall. Ein verhciratheter Bauer in Nogent-le-Rotrou hatte von seiner Magd eine unebeliche Tochter. Als seine Frau gestorben und seine Tochter 17 Jahre alt geworden war, jagte er die Magd aus dem Hause, um — die Tochter zu heirathcn. Er erschien, um den Heirathsvertrag festzusetzen, vor einem Notar, wurde aber von diesem, als derselbe den Sachverhalt erfuhr, selbverständlich abgewiesen. Jndeß der Bauer bestand auf seinem Schein, er wies nach, daß er seine Tochter niemals als solche anerkannt habe, daß die Nachforschung nach der Vaterschaft verboten sei und nach dem Wortlaute des Gesetzes keine Blutsverwandtschaft, also auch kein Ehehinderniß zwischen ihm und dem Mädchen bestehe. Ein minder skrupulöser College des Notars setzte denn auch den Hei- ratscontract auf und der Maire von Nogent als Standesbeamter mußte die Trauung vollziehen, weil sie vollkommen gesetzlich war. Die Entrüstung über diesen Fall war aber größer als der Respekt vor dem Buchstaben des Gesetzes, und es wird allseitig gebilligt, daß Rivet durch seinen Gesetzentwurf den Versuch unternimmt, derartige Ungeheuerlichkeiten für die Zukunft unmöglich zu machen.
Paris, 5. Juni. Der National will wissen, daß der gestrige außerordentliche Ministerrath sich damit beschäftigt habe, einen Feldzugsplan gegen China zu prüfen, welcher von einem höheren Offizier, der jenes Land längere Zeit hindurch bewohnt hat, entworfen worden sein soll.
Paris, 5. Juni. Man meldet der Allg.Z.: Wie aus den Bemerkungen des Botschafters Tseng hervorgeht, ist das Verhältniß Frankreichs zu China kritisch.
In Frankreich wird trotz Tongking und Madagaskar noch immer von der Revanche gegen Deutschland gesprochen. In den letzten Tagen hat General Berneville, Kommandant der 2. Kavallerie- Division, bei seinem Rücktritt einen aus Luneville, 23. Mai, datirten Tagesbefehl erlassen, welcher folgendermaßen schließt: „Ich bin fest überzeugt, daß, nachdem ihr euch während des Friedens durch eure Mannszucht und Ausbildung auf den ersten Rang