Stärkung in ein Wirthshaus begeben, wo er mit seinen Landsleuten immer noch eines über den Durst trank. Gegen 3 Uhr Morgens war der Geldbeutel um 60 leichter und der Kopf des guten Mannes schwerer geworden, so daß er sich endlich dazu ent­schloß , auf einer Alleebank ein kühles Ruheplätzchen zu suchen. Leider mußte der Unvorsichtige beim Er­wachen die Entdeckung machen, daß er sowohl des noch übrig behaltenen Geldes als auch seiner Uhr und Kette beraubt war. Der Dieb ist noch nicht ermittelt.

In Großbottwar leerte kürzlich ein Marder einen Entenstall und vor einigen Tagen kam er in den Taubenschlag des Rosenwirths Batz und erwürgte ca. 70 Tauben.

Von Aalen schreibt man: Daß der Teufels­und Hexenspuck noch immer in unser aufgeklärtes Jahrhundert hereinspielt, beweist folgende Thatsache. Bon einem hiesigen 12jährigen Mädchen, das am Veitstanz leidet, wird ausgesagt, es sei vom Teufel besessen und es sei von einem bösen Weibe verhext. Die Eltern des Kindes, der niederen Volksklasse an­gehörend, behaupten sogar, ihr Kind erbreche, wäh­rend es in Krämpfen daliege, Glasscherben, Schuh­nägel und andere Dinge. Sie machen aus der Sache sehr viel Aufsehens und pilgern, trotzdem sie pro­testantisch sind, nach den verschiedensten umliegenden Wallfahrtskirchen,um den bösen Geist zu bannen."

In Rückershagen (Gerabronn) ist am 1. ds. eine Scheuer in sich selbst zusammengestürzt und die fallenden Trümmer haben 7 Stück Rindvieh und 1 Pferd erschlagen.

Im Schussenthal ist am Sonntag Nachmit­tag 2 Uhr ein Hagelwetter niedergegangen und richtete mancherlei Schaden an.

In Biberach litt das 6jährige Kind einer achtbaren Familie an Fußgelenkentzündung, gegen welche innerlich Leberthran, äußerlich Karbolsäure an­gewendet wurde. Durch eine unglückliche Verwechse­lung bekam am Donnerstag vor Schlafengehen das Kind die letztere zum Einnehmen und war in weni­gen Minuten eine Leiche.

In Laufenselden, Amts Schwalbach, hat ein großer Brand 30 Häuser zerstört.

Am 30. Mai ereignete sich in einem Steinbruch in Reistenhausen am Main (Unterfranken) ein schreck­liches Unglück, indem 16 Arbeiter von einem einstür­zenden Felsen verschüttet wurde. Obgleich sogleich tüchtig gearbeitet wurde, um die Arbeiter aufzufinden, so ist doch keine Hoffnung vorhanden, einen noch retten zu können. Der Steinbruch gehört einer Frankfurter Firma.

Eine rührende Geschichte von einer zärtlichenGattin wird aus Großwardein erzählt. In einem dortigen Hause war ein alter Diener vor Kurzem so schwer erkrankt, daß man jeden Augenblick sein Hinscheiden erwartete. Seine Gattin, die in dem Nachbarhaus«: diente, fürchtete, der Aermste werde allein und verlassen sterben und Niemand ihm die letzten Liebesdienste erweisen, faßte einen großen Entschluß. Sie konnte sich eben auf kurze Zeit freimachen, und da es, wie sie meinte, auf Eins herauskomme, ob man die üblichen Zeremonien ein Stunde vor oder nach dem Tode vollziehe, hob sie ihren, den letzten Kampf streitenden Mann aus dem Bette, setzte ihn in einen Kübel voll frischen Wassers, wusch ihn, zog ihm frische Kleider an. Dann legte sie ihn wieder nieder, streckte ihn, faltete seine Hände zum Gebet, band ihm das Kinn hinauf und legte ihm schließlich zwei Gewichte auf die Augen. Nach gethaner Arbeit ging sie zu ihrer Herrschaft mit der Meldung, sie habe ihrem Mann gethan, was ihm gebühre. Nach einer Stunde starb der vorzeitig aufgebahrte in der That. Was vorher geschehen, theilte die besorgte Gattin selbst den Hausleutcn mit. Es sei, sagte sie, dem Armen einerlei gewesen, da er sich kaum mehr wehrte, als sie ihn aus dem Wasser zog.

Mainz, 3. Juni. Gestern Mittag 35 Uhr brach in der Holzhofkaserne , in welcher die 27er Artillerie kasernirt ist, während der Inspektion der Truppen Feuer aus und wurde ein ganzer Flügel des Gebäudes in Asche gelegt; es sind sehr viele Armaturstücke und Militärrequisiten verbrannt.

Berlin, 2. Juni.Kreuzztg." undNat.- Ztg." melden, daß in den nächsten Tagen eine kirchen­politische Vorlage zu gewärtigen sei, ein Nothgesetz, welches das Spenden der Sakramente und das Messe­lesen vollständig freigeben, dagegen die Anzeigepflicht für diejenigen Geistlichen fordern soll, welche ein selb­ständiges Benefizium genießen.

Berlin, 2. Juni. Schulze-Delitzsch soll ein Denkmal errichtet werden. Die Einladung geht u. a. aus von den Herren v. Bennigsen, v. Benda, v. Forckenbeck, Gneist, Hermes, Kapp, Rickert, Virchow.

Berlin, 4. Juni. Für den Kaiser wurde zu Mitte Juli behufs dreiwöchiger Kur in Wildbad Gastein Quartier bestellt. Die Kirchenvorlage, welche 6 Paragraphen umfaßt, soll morgen dem Ab­

geordnetenhause zugehen. Der Entwurf regelt gegen die modificirte Anzeigepflicht die Freigebung der Spendung der Sakramente und des Messelesens. Der specielle Inhalt wird noch geheim gehalten. Die Vorlage kommt am Montag zur ersten Lesung und wird voraussichtlich einer Kommission überwie­sen werden. Die Session des Landtags wird dadurch bis Ende des Monats dauern.

Berlin, 5. Juni. Von einer Vertagung des Reichstags ist keine Rede; nur wenn derselbe nicht beschlußfähig ist, erfolgt Auflösung.

Herr Frischen von der Firma Siemens und Halske in Berlin hat die in England seit Kurzem verwendeten haselnußgroßen elektrischen Glüh- lämpchenin Berlin eingeführt, welche auf der Bühne oder auf dem Ball von Damen im Haar getragen werden. Die Lampen werden aus einem kleinen, nur 5 Pfund wiegenden Accumulator gespeist, welcher u. A. in den modernen Ausbauschungen der Damentoi­lette leicht unterzubringen ist. Von dem Accumulator gehen dann Leitungsdrähte nach dem Kopf zu den Glühlämpchen. Der Effekt soll, namentlich auf der Bühne, ein außergewöhnlicher sein.

Die letzten Feldzüge haben gelehrt, daß das Gepäck des Infanteristen zu schwer ist. Die zahlrei­chen Vorschläge zur Erleichterung des Tornisters gehen darauf hinaus, die kurzschäftigen Stiefel, welche 1250 Gramm wiegen, fortzulassen und dafür ein Paar lederne Schuhe mitzunehmen, welche nur 500 Gramm wiegen, ferner sollen an Stelle der Drillich­hose zwei Paar Unterhosen treten, was eine Gewichts­differenz von 367 Gramm zur Folge haben würde, und schließlich soll das Gesangbuch, welches 100 Gramm wiegt, fortfallen. Daraus entsteht eine Ver­minderung des Gepäcks von im ganzen 1217 Gramm, beinahe 2*/, Pfund, eine schon immerhin bedeutende Erleichterung für jeden, der weiß, was es heißt, den Tornister zu tragen. Da aber von der guten Fuß­bekleidung die Manövrirfähigkeit der Infanterie ab­hängig ist, demnach bei jedem Bataillon Reservestie­feln, Sohlen und Flecke unbedingt mit ins Feld ge­führt werden müssen, so würde diese Mitführung auf dem Bataillonspackwagen und dem Compagniepack­wagen zu geschehen haben.

Frankfurt a. M., 2. Juni. Dem Verneh­men nach ist es den Nachforschungen der Polizei bereits gelungen, in der Person eines Fabrikarbeiters Aschenbrenner zu Bornheim denjenigen zu ermitteln, durch dessen Fahrlässigkeit der Brand in der deut­schen Nähmaschinenfabrick, vormals Jos. Wertheim, entstanden ist. Der Mann soll bei seiner stattgehab­ten Vernehmung zugegeben haben, daß er bei dem Fortgehen aus der Fabrik in der Lackierwerkstätte eine Cigarre sich angezündet und den brennenden Fidibus weggeworfen habe. Dieser sei an ein Lack­faß gerathen und habe sofort ein Lauffeuer entzün­det, so daß an Löschen gar nicht zu denken ge­wesen sei.

Posen, 4. Juni. Am gestrigen und vorgest­rigen Tage sind 143 Mannschaften vom 1. Bataillon 46. Infanterie-Regiments, muthmaßlich infolge Ge­nusses vergifteter Speisen, plötzlich erkrankt. Ernste Gefahr soll nicht vorhanden sein.

Schwerin, 2. Juni. DieMecklenburgischen Landesnachrichten" sind kompetenterseits autorisirt, die Zeitungsmeldung von dem erfolgten oder bevorstehen­den Uebertritt des Herzogs Paul Friedrich von Schwerin zum Katholicismus für unbegründet zu erklären.

Frankreich.

Paris, 2. Juni. Der Gouverneur von Neu- Kaledonien ist angewiesen worden, seine disponiblen Truppen nach Tongking abzusenden.

Paris, 4. Juni. Unter ungeheurem Andrang und in Anwesenheit Grevy's, des Fürsten Hohenlohe u. s. w. fand gestern im Boulogner Wäldchen das große Wettrennen um den Hunderttausend-Francs- Preis statt. Endloser Jubel herrschte, als das französische Pferd Frontin über den Sieger im letz­ten englischen Derbyrennen St. Blaise den Sieg davontrug.

Paris, 5. Mai. Die Agence Havas meldet aus Moskau: In einer Unterredung mit einem fran­zösischen Journalisten erklärte der Gesandte Tseng, daß die diplomatischen Beziehungen Frankreichs und Chinas nicht abgebrochen seien; dieselben würden jedoch sicher abgebrochen werden, wenn Frankreich ohne vorheriges Einvernehmen mit China in Tonkin vorgeh c.

Marseille, 1. Juni. Das SchiffMytho" ist heute mit 1200 Mann nach Tongking abgegangen.

Italien-

Mailand, 2. Juni. Heute vor einem Jahre starb Garibaldi auf der Insel Caprera, und das erste Gedächtnißjahr wird in allen ital. Städten ge­feiert. Hier wurde diesen Vormittag von Seiten des Gemeinderaths an der Porta Garibaldi eine mar­morne Gedenktafel enthüllt. Um die Betheiligung so allgemein wie möglich zu machen, wurden alle Schu­len geschlossen und viele Schüler zogen geordnet mit Fahnen zur Pforte Garibaldi. Personen aller Stände und verschiedener Gesinnung wohnten bei, und die ganze Menge trug das Gepräge von Trauer, Ernst und Würde. Die zahlreichen Fahnen waren alle beflort und die Damen in Trauer.

Das BadeblattSprudel" meldet aus Rom: Kardinal Jacvbini, der den ganzen Winter durch leidend war, begibt sich auf Wunsch der Aerzte im Laufe des Monat Juni zu einer mehrwöchentlichen Kur nach Kissingen." (Auch der Reichskanzler gedenkt demnächst seine Reise nach Kissingen anzutreten.)

Die italienische Kammer genehmigte einstimmig den Gesetzentwurf, betreffend Errichtung eines Natio­naldenkmals für Garibaldi auf dem Monte Janiculo. Der Staat trägt eine Million bei.

England.

Die unabhängigen Zeugen im Phönixparkpro- zesse, die gegen die Angeklagten ausgesagt haben, schiff­ten sich vorgestern ein, um in anderen Welttheilen eine neue Heimat zu suchen, da ihr Leben in Irland gefährdet erscheint. Die Regierung hat alle diese Personen mit ausreichenden Mitteln versehen. Rußland.

Petersburg, 2. Juni. In Folge des Krö­nungsmanifestes sollen etwa 1500 Gefangene aus den Gefängnissen entlassen worden sein.

Die MoskauerDeutsche Zeitung" meldet, das Stadthaupt Cziczerin, welches bekanntlich den Zaren an Reformen erinnert haben soll, habe plötz­lich sein Amt niedergelegt und sei auf sein Gut abgereist.

Amerika.

Die Katastrophe auf der neuen Hängebrücke zwischen New York und Brooklyn gestaltet sich weit gräßlicher, als anfangs gemeldet wurde. Die Panik war nicht durch die Furcht, daß die Brücke unsicher sei, sondern dadurch entstanden, daß sich auf den schmalen Treppenabsätzen die nach Tausen­den zählende Menschenmenge, welche die Brücke be­sichtigt hatte, anstaute, so daß es schwer wurde, sich vorwärts zu bewegen. Die Verwirrung, welche hiedurch entstand, wurde von Taschendieben, welche den Ruf ausstießen, daß die Brücke einstürze, noch vergrößert und wurde erst hiedurch die Panik allge­mein. Die Schreckensscenen, welche sich nunmehr abspielten, waren unbeschreiblich. Von allen Seiten ertönten jammernde Hilferufe, die Frauen kreischten, viele fielen in Ohnmacht und wurden von den Nach­drängenden buchstäblich zertreten. Auf solche Weise fanden zwanzig Personen, zumeist Frauen, den Tod. Die Zahl der Verwundeten beträgt über hundert. Fast alle Personen, die sich im Momente der Kata­strophe auf der Brücke befanden, wurden die Kleider vom Leibe gerissen, da sich Einer an den Andern klammerte und sich durch Vorwärtsdrängen zu retten versuchte.

Handel L Verkehr.

Vom 1. Juli ab wird das Postauftragsverfahren zwi­schen Deutschland und Oestreich-Ungarn eingeführt. Der Höchst­betrag ist auf 200 österreichische Gulden, bezw. 400 festge­setzt. Postaufträge mit dem Vermerkzum Protest," sowie Postaufträge zur Einholung von Wechselaccepten und zu Bü­cherpostsendungen sind vorerst nicht zulässig.

Stuttgart, 4. Juni. (Landesproduktcnbörsc.) Die heutige Börse verlief mittelmäßig. Wir notiren per 100 Kilo­gramm: Walzen, baierischer prima 20, californischcr «4l 23.50, prima russischer ^ 23, russischer (Azow) 20.75 bis ^21, inländischer Roggen «tL 16.75.

Stuttgart, 4. Juni. (Mehlbörse.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 800 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0: 34 bis 34 50 -1, Nr. 1 : 31 75 -! bis 32 50 Nr. 2

29.50-30.50, Nr. 3: 27.50-28.50, Nr. 4: 22.50-24.50. In ausländischen Mehlen wurden 100 Sack verkauft in ver­schiedenen Sorten und zu verschiedenen Preisen.

Eßlingen, 3. Juni. Die Herbstaussichtcn hier sind sehr gute, die Blüthen der Obstbäume haben sehr reichlich an­gesetzt; ebenso wird es viel Trauben geben, wenn nicht etwa, wie im vorigen Jahre, ein Hagelschlag die Hoffnungen zu Schanden macht. In 8 Tagen werden hier schon Frühkirschen und in 14 Tage» bis 3 Wochen allgemein die Kirschen reif sein. Ebenso sind die Johannisträubchen in 814 Tagen