Schließlich wird noch ausdrücklich beigefügt, daß die Verpfändung von verzinslichen Forderungen von der Fatirung und Versteuerung des vertrags­mäßigen Zinses nicht befreit und daß verzinsliche und unverzinsliche Zielforderungen der Kapitalsteuer un­terliegen und zu fatiren sind. Zur Fassion ver­pflichtet das Recht zum Bezug, es ist z. B. eine von Martini 1882 an verzinsliche, an Martini 1883 zahlbare Zielforderung auf den 1. April 1883 zu fatiren.

Die Steuerpflichtigen haben die Fassionen selbst zu unterzeichnen. Die Bevollmächtigten der im Aus­land sich aufhaltenden Steuerpflichtigen und die Pri­vatvermögensverwalter haben den Fassionen Voll­machten in Original- oder beglaubigter Abschrift unter Angabe der Gültigkeitsdauer beizuschließen. Die gesetzlichen Stellvertreter bedürfen einer Vollmacht nicht.

Den 3. April 1883.

Die K. Kameralämter Altenstaig, Horb und Reuthin.

Die erste Schulstelle in Lconberg wurde dem Schulleh­rer Kröner, die zweite in Calw dem Schullehrer Deugler, die dritte ebendaselbst dem Schullehrer Roos, die erste in Meßstetten dem Schullehrer Klein in Walddorf und die zweite in Simmozheim dem provisorischen Schullehrer Frohn- maier daselbst übertragen.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

? Wildberg, 3. April. (Schnepfenjagd.) Spät kommen sie, doch sie kommen! Gestern wurde durch Hrn. Revierförster Mezger in Wildberg die erste Schnepfe geschossen. Heuer ist also unser be­kannter Nimrod Karl Treiber z. Jägerhof, der es sichs zur Ehre rechnete, stets die erste Schnepfe zu präsentiren, überflügelt worden.

Das Haus der Barmherzigkeit in Wildberg hatte im Jahre 1882 20 278 vtL Einnahme und 10075 cM Ausgabe, es besitzt ein Grundstockvermö­gen von 33 292 und hat 40 Pfleglinge von denen jeder 216tL kostet.

Stuttgart, 2. April. Auch in der Samstagssitzuug kam die Abgeordnetenkammer mit ihrer Tagesordnung nicht zu Ende. Statt des ganzen Etats des Justizdepartements wurde nur das erste Kapitel (Ministerium, Kollogien und Staatsanwaltschaft) durchberathen. Dabei wurde der Antrag, für den seitherigen Departcmcntschef, nunmehrigen Staatsmi­nister der Justiz statt früheren 13 000 vom 1. April d. I. eine Besoldung von 18000 gleich den sämmtlichen übrigen Ministern zu verwilligen, nach jkurzcr Begründung durch den Berichterstatter Ebner und einigen weiteren Bemerkungen des Staatsministers von Mitt nacht, der Abgeordneten Probst und Becher genehmigt. Zum Titel 5, Landgcrichtsräthe und Landrichter, brachten Probst und Becher eine Verminderung der Zahl der Landgerichte in Anregung, die nach des letzteren Ansicht möglichst bald vorznnehme» wäre, während Justizmini- stcr v. Faber die Zeit seit Jnslcbcntreteu der neuen Gcrichts- organisation für viel zu kurz hält, als daß jetzt schon an Ab­änderungen gedacht werden (könnte. Endlich erhob sich noch eine längere Debatte zu der Exigenz von 8575 ^ als Fonds für Heranbildung von Notariatskandidaten. Die Minderheit der Kommission beantragte hier volle Berwilligung, die Mehr­heit weiche eine allmälige Abschaffung der Einrichtung von Staatsprämieu für Kandidaten des Notariatsfaches anbahnen wollte, beantragte, 5000 zu genehmigen. Rach längerer Debatte wurde der Mchrhcitsanlrag mit 57 gegen 25 Stim­men angenommen. (N. T.)

Stuttgart, 3. April. (Barbarische Strafe.) Am letzten Sonntag entwendete der 9 Jahre alte Sohn eines hiesigen Schreiners aus dem Porte­monnaie seines Vaters 10 L. Als Strafe hiefür band der letztere dem Knaben die Hände mit einer Schnur zusammen, übergoß sie mit Weingeist und zündete diesen an. Der Kleine hat in Folge dessen bedeutende Brandwunden; insbesondere ist an der Stelle, wo die Schnur umwunden war, das Fleisch bis auf deu Knochen durchgebrannt. Der Arme ist in ärztlicher Behandlung; gegen den Vater ist ge­richtliche Untersuchung eingeleitet.

Brandfälle: In Beimerstettcn bei Ulm in der Nacht vom Samstag auf Sonntag die Scheuer des Oekonomen Fuchs.

München. Unlängst sendete ein hiesiger Prinzipal seinen Lehrling mit einer Anweisung auf 300 zu seinem Bankier. Das saubere 14jährige Bürschchen setzte noch eine0" an, so daß 3000 vlL daraus wurden, erhob das Multiplikatnm u. verduf­tete spurlos mit dem Gelds.

Münch eil ist berüchtigt wegen seines stauncncrregmi- den Konsums des unvermeidlichenKälbernen". Die hier fol­gende Ziffer dürfte aber denn doch alle bisherigen Leistungen noch weit hinter sich lassen. Am Charfreitage wurden auf dem städtischen Schlachthause und Viehhof nicht weniger als 1883 Kälber zum Verkauf angesahren. In nur Ist? Stunden hatten sie sämmtlich ihre Liebhaber gefunden, vermuthlich wegen der

bevorstehenden Feiertage, deren würdige Begehung sich ein in der Wolle echt gesärbter Münchner ohne Kalbsbraten nicht denken kann.

Man macht auf die Verleihung des höchsten spanischen Ordens vom goldenen Vließ an den König von Baiern und den deutschen Kronprinzen aufmerk­sam und erklärt diese Auszeichnungen im jetzigen Augenblick dahin, daß der spanische Hof einen An­laß suche, seine freundschaftliche Gesinnung für Deutsch­land an den Tag zu legen und daß dort der Wunsch vorhanden sei, doch noch zu einer Verständigung über den Handelsvertrag zu gelangen.

Ein vierfacher M ord hat die Bevölkerung der Stadt Eilenburg in der Provinz Sachsen in Aufre­gung versetzt. Der Mörder ist der 35 Jahre alte Maurer Rudolph. Er hat seine vier unerwachsenen Kinder, während dieselben des Morgens noch in den Betten lagen und seine Frau aus einen Augenblick die Wohnung verlassen hatte, mit Revolverschüssen getödtet und sodann sich selbst erschossen. Von eurem ähnlichen Familieudrama wird aus Skardupönen im Littauischen berichtet. Dort hat der sogenannte Los­mann Szekat seine Schwiegereltern, mit denen er in stetem Unfrieden gelebt, sowie seine Schwägerin mit­telst eines Beils erschlagen. Der Thüter ist ergrif­fen und befindet sich im Gefängniß.

Berlin. Im Palais des Reichskanzlers Fürst Bismarck in der Wilhelmstraße ging es heute(1. Apr.) hoch her. Schvn vom frühen Morgen an liefen un­ausgesetzt Glückwunsch-Telegramme und Schreiben von nah und fern ein. Fast alle Fürsten Europas gratulirten, einer der ersten unter diesen war der König Ludwig von Bayern. Der Kaiser, der es sich sonst nicht nehmen ließ, seinem bewährten Rath­geber persönlich seinen Glückwunsch darzubringen, war durch Unwohlsein heute daran verhindert, sandte aber seinen General ä 1a suito Graf Lehndorff zum Fürsten. Kaiserin Augusta ehrte den Kanzler durch Uebersendung eines kostbaren Blumenbouquets. Die Geschenke zu beschreibe», die dem Reichskanzler zugegangen sind, wäre schier unmöglich, füllten die­selben doch einen ganzen Saal.

Der Reichs lag nimmt heute (3. Apr.) seine Bera- thungcn wieder ans, unter welchen auch die sozial-politischen Vorlagen eine hervorragende Rolle spielen werden.

DieNordd. Allg. Ztg." schreibt zum Geburts­tag des Reichskanzlers":So gänzlich bar aller Pietät und Vaterlandsliebe issi wohl kaum der ver­bissenste Oppofitionsmann, daß er vor der Welt es wagen möchte, an den unvergänglich leuchtenden Ver­diensten Bismarcks um Herbeiführung der nationalen Einheit zu mäckeln, aber um so höher hebt der mit krassem Eigennutz gepaarte oppositionelle Unfehlbar­keitsdünkel sein Haupt im Kampfe gegen das wirth- schaftliche Reformwerk ^ Reichskanzlers."- Die Germania" wünscht dem Fürsten, daß es ihm ver­gönnt sei, noch vor Ablauf des siebenten Jahrzehnts seines Lebensall' die Schäden wieder wett zu ma­chen, welche seit dem unglückseligen Kulturkämpfe über das Reich hereingebrochen sind."

In einer Reihe von Artikeln behandelt die Köl­nische Zeitung die Frage des Landstreicherwe- -sens.Ein Hauptmittel gegen das Uebel", schreibt sie u. A.,wäre gefunden, wenn es gelänge, den zwecklos herumreisenden Landstreichern wieder eine feste.Heimath zu verschaffen und sie dort zu dauern­der Arbeit festzuhalten. Bei dem arbeitsunlustigen Strolch, welcher soweit verlottert ist, daß er nur noch in Gefängnissen und Arbeitshäusern längeren Aufenthalt erhält, sonst aber sein Geschäft auf der Landstraße weiter betreibt, erscheint es zwar ausge­schlossen, ihm eine dauernde Heimath in Deutschland zu verfchaffen. Hätte Deutschland eine Kolonie, wie könnten die Arbeitskräfte nur aus Noth das Land durchstreifender Beschäftigungsloser dvrt verwerthet und den Leuten wieder eine Heimath verschafft wer­den! Jetzt wandern fleißige, geschulte Kräfte massen­haft aus und tragen die Kapitalien fort; die faul­lenzenden und lästigen Bettler bleiben hier, u. wenn sie in Arbeitsanstalten beschäftigt werden, machen sie dem fleißigen und ehrlichen Handwerker Konkurrenz. Die stGgenden Kosten für Unterbringung der Land­streicher in Besserungsanstalten würden ausreichen, eine Kolonie in die Höhe zu bringen. Deutschland aber wäre von dem Krebsschaden befreit."

DerKrzztg." entnehmen wir Folgendes: Im Jahre 1861 hat Döllinger den vr. Luther den größten Mann seines Jahrhunderts genannt. In diesem energischen Geiste und in seiner schöpferischen Kraft hat die deutsche Nation einen Helden, in

dem ihr bestes Können und ihre besten Gaben sich verkörpert haben. Wenn der katholische Gelehrte, nach allgemeiner Anerkennung der gelehrteste Katho­lik, so gesprochen, so werden wir Evangelischen nun und nimmer verschweigen, sondern laut aussprechen, was Gott unserem Volke in und durch Luther ge­geben hat. Luther, der deutsche Mann, der uns die Sprache gegeben, in der wir reden und schreiben, in der auch seine Gegner reden und schreiben", dessen Lieder seiner Zeit zum Theil auch von Katho­liken gesungen wurden, dessen Segcnsspuren man überall, in Kirche und Staat, in Schule und Haus, Kunst und Wissenschaft begegnet dieser Mann u. sein Name sind einmal von Gottes wegen volks- thümlich geworden. Nennt den Namen, und ein evangelischer Deutscher kann gar nicht anders, sein christliches Gemüth und sein patriotischer Sinn füh­len sich gehoben. Was so zusammcngefügt ist, läßt sich gar nicht scheiden. Gläubige Katholiken, wie Benedikt Walddeck, haben erkannt, daß von der Re­formation eine heilsame Wirkung auf ihre Kirche ausgegangen sei. Die Macht seiner Sprache rühmen auch seine Gegner. Und er sprach deutsch. Das kann mau doch nicht verschweigen, auch wenn man wollte. Wie hat Luther den Sinn für deutsche Art thatsächlich belebt. Des könnten auch seine kirchlichen Gegner sich freuen. Die Vorschriften der kurzsichti­gen Freikonservativen können und werden in jedem Falle für unser Volk nicht maßgebend sein. Mögen sie zu feiern versuchen, wie sie es sich denken. Wir aber wollen auch öffentlich uns zu Luther, dem deut­schen Manne, bekennen.

Auf der RittergutSfcldmark im benachbarten Lichtenberg ist gestern Mittag Ilst/r Uhr eine entsetz­liche Blutthat verübt worden. Ein junger Mann von etwa 25 Jahren hat ein circa zwölfjähriges Mädchen durch die Brust geschossen, so daß jofort der Tod eintrat. Der Mörder hat sich unmittelbar darauf selbst entleibt. Die näheren Umstände lassen darauf schließen, daß der Mörder dem Mädchen Ge­walt anthun wollte.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 31. März. Die Ott'sche Millionen- Erbschaft wurde lautFrkf. Ztg." heute den Erben ansgefolgt. Der Erbschaftsverwalter erhielt 400 000 fl. als Hsnorar.

Pest, 31. März. Die Polizei glaubt dem Hauptthäter in der Person eines italienischen (oder slovakischen Arbeiters Namens Sponga auf der Spur zu sein. Derselbe hat seine Wohnung am Abend vor der That verlassen und ist nicht dorthin zurückgekehrt, wohl aber soll dort ein Handschuh gefunden worden sein, welcher dem blutigen Handschuh, den man am Fuße der Basteimauer gefunden, vollkommen gleicht. Die Aufmerksamkeit der Polizei wendet sich nun dem Eigenthümer dieses Handschuhes zu, welcher nach An­sicht der Polizei ein ausgedienter Militär sein dürfte.

Frankreich.

Paris, 30. März. Louise Michel wurde heute Vormittag verhaftet. Im Haftbefehl ist als Grund der Verhaftung die Plünderung eines Bäcker­ladens au der Spitze einer bewaffneten Schaar an­gegeben.

Paris, 31. März. Die projektirten Kavallerie- Manöver an der Grenze sind wegen der Befürch­tung, sie könnten als Demonstration gegen Deutsch­land angesehen werden, abbestellt worden.

Paris, 2. April. In dem Hüttenwerke Mar- naval bei Seint Dizier (Haute Marne) fand eine Keffelexplosion statt, wobei 31 Personen getödtet, 65 verwundet wurden, von welch letzteren noch mehrere ihren Wunden erliegen dürften.

Rußland.

Mehreren Correspondenten ausländischer Blät­ter ist bereits die Erlaubniß ertheilt worden, den Krönungsfeierlichkeiten im Kreml und anderwärts in Moskau beiwohnen zu dürfen. Alle telegraphischen Berichte sowohl der ausländischen als auch der hie­sigen Correspondenten können nur nach Genehmigung des Ministers des kaiserlichen Hofes oder seines Be­vollmächtigten befördert werden.

England.

London, 31. März. Heber die Allianz, von der der italienische Minister des Auswärtigen im Parlamente, sprach, verlautet, es seien Italien, Oest- reich und Deutschland dahin übereingekommen, sich anzustrengen, mit Frankreich die besten Beziehungen aufrecht zu erhalten; falls jedoch Frankreich einer