ter lebhaft an die vor wenigen Wochen in München Heimgegangene vorzügliche Komponistin Josephine Lang. Nach den fast durchweg passionsmäßigen Nummern des Programms machte der lebhafte Schluß­chor von Händel: Hallelujah! Amen! mit Orchester-, und Orgelbegleitung noch besonderen Effekt.

* Nagold. In nächster Zeit werden wir Gelegenheit haben, einen der bedeutendsten Künstler im Felde der Magie in unserer Stadt auftreten zu sehen. Prof. Stengel, Königs, württ. Hofkünst­ler, der Beherrscher der unsichtbaren Geister, welcher im vorigen Monat im Königsbau in Stuttgart durch leine originellen Borstellungen das größte Erstaunen «rregte. Das Neue Tagblatt aus Stuttgart schreibt in ihrer Nr. 10 über den Künstler folgendes:Gestern Abend hielt Herr Prof. Stengel, K. württ. Hof­künstler, seine erste Vorstellung im Königsbau. Mit geradezu staunenswerther Fertigkeit und ohne jeden Apparat oder sonst täuschende Dekoration führte der Künstler den Anwesenden eine Reihe der interessan­testen Piecen aus dem Gebiete der natürlichen Magie vor, welche durch Eleganz und Sicherheit und den feinen Humor, den der Künstler bekundete, noch an Interesse gewannen. Den Schluß bildete das Auf­treten der Frl. E. Stengel mit ihren Leistungen auf dem Gebiete der indischen Orakelspiele, und erregte dieselbe durch richtige und präzise Wiedergabe der an sie gestellten Fragen das größte Aufsehen unter den Zuschauern. Möchte sich Hr. Stengel durch den Beifall, den er gestern gefunden, veranlaßt sehen, noch einige weitere Vorstellungen folgen zu lassen, bei denen es ihm wohl an recht zahlreichem Besuch nicht fehlen würde."

Aus dem OA. Horb, 29. März. In diesen Tagen hat die in unserer Oberamtsstadt bestehende freiwillige Genossenschaft der Bäcker, die die Ein­führung freiwilliger Lehrlingsprüfungen im vorigen Monat beschlossen, eine solche Prüfung mit 3 Lehr­lingen, die sich hiezu gemeldet, vorgenommen. Die Bursche haben sämmtlich gut bestanden.

In ihrer gestrigen Sitzung trat die Kammer der Ab­geordneten in die Berathung des Hauptfinanzctats pro 1883/85 ein. In der Generaldebatte gab Vizepräsident Dr. Lenz ein übersichtliches Bild über unsere finanzielle Lage, die er im Wesentlichen als eine befriedigende bezeichnete. Ans Grund der von ihm angestelltcn Berechnungen kam derselbe zu -em Schluß, daß sich das Ergebniß der beiden Jahre gegen­über den Voranschlägen des Etats um etwa 300000 ^ gün­stiger stellen werde, eine Summe, die sich vielleicht dazu ver­tuenden ließe, den nicht unbegründeten Beschwerden der Bier­brauer wegen der Erhöhung der Malzsteuer gerecht zu werden. Nach einigen weiteren Reden, in denen u. A. auch der Einfluß der deutschen Zollgesetzgebung auf die württembergischen Finan­zen von verschiedenen Gesichtspunkten aus beleuchtet wurde, wurde die Generaldebatte geschlossen und in der Spczialbera- thung sodann die 3 ersten Kapitel des Etats des Finanzdcpar- tements (Kap. 98106 des Hauptfinanzctats) nach den An­trägen der Kommission erledigt. Bei der Debatte in der zwei­ten Kammer handelte es sich hauptsächlich um die Dienstreisen der Bauinspektoren, wosür von der Regierung 1500 Mark mehr verlangt war, als im vorigen Etat (22500 ^) Für die Bewilligung sprachen neben dem Herrn Staatsminister der Finanzen, v. Hofacker, Mohl, Leibbrand, Beutter; gegen die Bewilligung der 1500 Hang, Frbr. v. Gültlingen, Schwarz, Hartmann. Die Exigenz wurde bewilligt. Sodann knüpfte sich eine längere Debatte an die Position für Gebäudeausbes- serungcn, Neubauten und Reparaturen. Hier sprachen v. Luz für den Kirchenbau in Simmersseld. Finanzminister v. Ren­ner konstatirt, daß es die Absicht der Finanzverwaltnng sei, die Simmcrsfelder Kirche umzubauen, schon aus Rücksicht dar­auf, daß diese Kirche eine der ältesten des Landes sei. Es werde eine Nachexigcnz hierfür eingebracht werden, v. Schad sprach für gründliche Verbesserung bczw. Erweiterung oder Neu­bau der gerichtlichen Gebäude in Ulm, vor allem des Amts- gcrichtsgesängnisses und des Landgerichts; ebenso Becher und Gbner, welch' letzterer ein cinbeitlichcs Justizgebäude in Ulm, ähnlich, wenn auch weniger kostspielig, wie in Stuttgart, ver­langt; Beutter und Frhr. W. König für die Verglasung des Wandelgangs in Wildbad. Ferner erhebt sich bei Kap. 102, Stcuerkataster, eine Debatte über die Oberamtsgeometcr, ihr Verhältniß zu den Privatgeometcrn :c. Sodann bei Kap. 103 sstatist.-topogr. Bureau) über Wetterprognosen, deren Werth Frhr. v. Gültlingen bestreitet, und die von v. Hofacker, v. We­ber, Mohl in Schutz genommen werden.

Professor Dr. Jäger aus Stuttgart hält dieser Tage in Zürich einen Bortrag überdie Nase als Gesundheitswächtcr."

Stuttgart, 27. März. DerSt.-Anz." schreibt: Vom 1. April ab werden innerhalb des Reichsgebiets sich bewegende P oft karten, welche nicht mit der Marke des Aüfgabegebiets, sondern mit derjenigen einer andern deutschen Verwaltung ver­sehen sind, gegen Erhebung von 5 L Porto und 6 Zuschlaggebühr befördert werden. Die unrich­tig verwendeten Postwerthzeichen des Bestimmungs­gebiets werden dem Empfänger gutgerechnet. Zur Erläuterung dieser Bestimmung diene folgendes Bei­spiel: Es sind darnach für eine in Stuttgart einge- lieferte, mit einer Reichspostmarke von 5 L versehene

Postkarte, wenn sie nach Berlin gerichtet ist, 5 L, wenn sie nach München und Heitbronn, überhaupt nach einem Orte, der nicht zum Reichspostgebiet ge­hört, gerichtet ist, 10 L vom Empfänger zu erheben. Mit dieser Bestimmung ist wenigstens der Anfang gemacht zur Beseitigung der oft gerügten Mißstände, und es kann nicht mehr Vorkommen, daß unrichtig frankirte Postkarten einfach als unbestellbar zurückbe- halten werden. Die Zuschlaggebühr wird zugleich dazu dienen, etwaigemMißbrauche" zu begegnen.

Am vorigen Sonntag veranstalteten die Tübinger Wiedertäufer bei einer Temperatur von 2-3» Küllc eine ihrer Tauf-Ceremonien. Vier weibliche und zwei männliche Täuf­linge nahmen das kalte Bad in den Fluthen des Neckars.

Bei einer Jagd im Schönbuchwald wurde der allgemein geachtete Forstschutzwächter Hausch in Unterjesingen durch einen Schuß aus dem eigenen Gewehr, das sich bei seinem Ausgleiten entlud, plötz­lich getödtet, er hinterlüßt eine Wittwe mit 4 kleinen Kindern.

Brandfälle: In Hofen (Spaichingen) am 30. März Nachts das große schöne Wohn- u. Oeko- nomiegebäude des Schmied Manch.

Die Tochter des Buchhändlers Palm, der auf Napoleons I. Befehl in Braunau erschossen wurde, lebt, über 80 Jahre alt, im Diaconissenhause zu München. So viel bekannt, bezieht sie eine kleine Pension von der Berliner Buchhandlung, der Ver­senderin des Flugblattes, wegen dessen Palm er­schossen wurde. Palm hatte diese Buchhandlung nicht verrathen.

Die Untersuchung in der Kasseler Briefmar­kenfälschungssache soll ergeben haben, daß für etwa 70000 vIL Fälschungen a 50 L in Umlauf gebracht worden sind.

Kassel, 29. März. Der deutsche Verein gegen Mißbrauch geistiger Getränke wurde heute hier unter Vorsitz des Professors Nasse (Bonn) con- stituirt. Die Versammlung ist aus allen Theilen Deutschlands zahlreich besucht. Geschäftsführer Lam- mers (Bremen) gab eine Uebersicht über den Bei­tritt neuer Mitglieder, worunter Graf Moltke sich befindet. Hierauf wurde die Festsetzung der Ver­einsstatuten dem Vorstande und einer Commission von 36 Mitgliedern überlassen und sodann Vorträge von Redakteur Lammers über die Schankfrage, von Professor Finkelburg (Godesberg) über die Aufklä­rungen, welche die Alkoholfrage von der Wirksam­keit des Vereins zu erwarten habe, gehalten; Pastor Hirsch sprach über Branntwein und die englische Ge­setzgebung. (Fr. I.)

Berlin, 30. März. Der Kaiser hat an den Magi­strat folgendes Dankschreiben gerichtet: Nach guter alter Sitte sprach Mir der hiesige Magistrat auch in diesem Jahre zu Meinem Geburtstage seine Glückwünsche aus. Ich nahm die­selben gern entgegen, gestützt auf langjährige Erfahrung bin Ich gewiß, daß sie aufrichtigen Gesinnungen entsprungen sind. Ich danke daher dem Magistrate für die herzlichen Worte; sie bestätigen aufs Neue die Treue und Theiluahme an Allem, was das letzte Lebensjahr Mir in Meinem Hause wie im Va­terlande an Gutem und Nebeln zugefügt hat. Je höher Ich in der Zahl der Jahre aufsteige, umsomehr preise Ich dcmü- thigen Herzens des Allmächtigen Güte, der Blich in körper­licher (und geistiger Rüstigkeit bisher erhalten und Mir die Kraft verleiht, de» Pflichten Meines fürstlichen Berufes zu walten. Möge Sein Segen auf Meinen Bestrebungen für das geistige wie das materielle Gedeihen Meines Volkes immerdar ruhen. Der Magistrat darf sich versichert halten, daß Meine Gedanken sich oft und gern mit den Bemühungen zur Ent­wickelung der Haupt- und Residenzstadt beschäftige». Mit herzlicher Freude nahm ich wahr, daß das Gedeihen derselben mit dem wiedergekchrtcn Aufschwünge des Handels und der Gewerbe stetig sortschreitet. Dem ernsten Streben der städ­tischen Verwaltung, den Lebensbedingungcn der Reichshaupt­stadt, ihren von Jahr zu Jahr wachsenden Anforderungen stets Genüge zu thun, zolle ich gern Meine Anerkennung.

Kleine Leute. In den allernächsten Tagen wird Berlin den Vorzug genießen, zwei seltene Gäste in seinen Mauern zu beherbergen: die kleinsten Menschen der Welt näm­lich, für welche bereits in einem Hotel eine Flucht von Zim­mern bestellt worden ist, ein Herr und eine Dame im Alter von 19, resp. 15 Jahren. Gegen den Elfteren ist selbst der be­kannte Oberst Liliput ein stattlicher Mann zu nennen, denn General Mite (das heißt Winzig,) so nennt sich der kleine Amerikaner, ist nur 22 Zoll hoch und wiegt kaum neun Pfund. Prinzessin Paulinc, die hier so viel bewunderte kleine Schön­heit, war zwölf Psund schwer; Frl. Millie Edwards dagegen, die noch etwas kleiner als ihr Begleiter ist, hat kaum ein Ge­wicht von sieben Psund erreicht. Für unsere Pathologen und Männer der Wissenschaft werden die beiden, in Begleitung ihrer Eltern von Paris kommenden Kleinen Gelegenheit zu in­teressanten Studien darbicten; von einer Ausstellung in einem bekannten Lokale ist Abstand genommen, dagegen wollen die Kleinen, wie cs heißt, in ihrem eigenen Empsangsalon täglich Soiröen veranstalten.

In Sigmundsburg (Thüringen) auf dem Walde wurde ein Fabrikarbeiter begraben, der sein Leben durch einen Eiszapfen verloren hat. Dies gieng nämlich so zu: Vor dem Fenster einer Arbcitsstube

der Porzellanfabrik in Limbach bemerkte man einen vom Dache herabhängenden außergewöhnlich großen Eiszapfen, welcher die Befürchtung erregte, daß er beim plötzlichen Herabfallen Schaden anrichten, ins­besondere Fenster einschlagen könnte. Um dies zu verhüten, wollte der oben genannte Arbeiter eine Planke außen am Fenster befestigen. Kaum hatte er indeß die Arbeit begonnen, als der mächtige Eis­zapfen herunterfiel und den kräftigen Mann, der glücklich den Feldzug von 1870/71 mitgemacht hat, mit solcher Wucht am Kopfe streifte, daß er besin­nungslos zusammensank und noch am selben Abend seinen Geist anfgab. Er hinterläßt eine Witwe und mehrere Kinder.

In der Eifel herrscht seit Monaten große Noth u. die Leute wandern massenweise nach Ame­rika aus, d. h. soweit sie noch im Stande sind, die Kosten aufzubringcn.

Der Pvlizcidirektor Stieber wurde 1870 mit seinen vier Polizcibeamten bei der Wittwe Pvmcry, einer mehrfachen Millionärin, der Besitzerin des bekannten Cham- pagncrhauscs in Reims fürstlich eiulogirt. Für jede Sorte Wein, die wir trinken, schrieb Stieber am 5. Sept. an seine Frau, haben wir ein besonderes Zimmer, charakteristisch möb- lirt und geschnitzt, eines sür Champagner, eines iür Bordeaux, eines für Burgunder, eines für Rheinwein. Ich bewvhnc mit 4 Beamten allein ein fürstliches Palais, mit paradisisch schö­nem Garten. Frau Pomcry hat mir ihr ganzes Hans zur Verfügung gestellt, ich soll nun bei ihr bleiben, damit sie nicht gemeine Soldaten bekomme. Mir steht soviel Champagner von der feinen Marke Powert) zur Verfügung, als mein Herz begehrt. Die Dame ist ganz allein mit ihrer Tochter und zittert vor Angst, da beim Einzug unserer Truppen aus Ver­sehen auf sie geschossen wurde. Unsere Diners sind hier fürst­lich. Ich möchte euch nur die Pfirsiche und Trauben schicken können. Vier Bediente bedienten uns bei Tafel; welcher jähe Wechsel nach so großen Entbehrungen! Die vergangene Nacht (schrieb Stieber am 7. Septbr.) war seit langer Zeit die erste, in der ich ordentlich geschlafen. Freilich lag ich in einem sei­denen Himmelbett mit grünen Vorhängen; ich möchte nur die­ses Bett mitnchmen können. Die herrlichsten klassischen Ocl- gemälde, Alabaster- und Marmor-Statuen umgeben mich. Gestern Abend hatten wir ein Diner, bei welchem jeder Wein preisgekrönt war. Vom Dessert könnt ihr euch keine Vorstel­lung machen. Solche Trauben, Pfirsiche, Melonen re. sah ich niemals . . . Ueberhanpt habe ich hier als Präfekt recht gün­stig vermittelnd gewirkt; cs sängt sich an, e!» gutes Verhält­nis; zwischen der Bürgerschaft und den Preußen herauszu­stellen. In Paris ist die rothc Republik proklamirt, die hiesige Bürgerschaft, darunter viele Millionäre, fürchtet sich und bittet die Preußen um Schutz gegen die neue französische Regierung. Gestern (schrieb Stieber am 9. Sept.) gab Mad. Pomery uns ein großes Diner, zu welchem Graf Waldersee, der Adjutant unseres Königs, Gch.-Rath Schneider und andere Personen eingcladen waren. Da gab es Weine, von denen wir kaum einen Begriff haben. Mad. Pomery brachte einen sehr hüb­schen Toast aus: Ihr Preußen habt den Männern unserer Stadt zwar die Waffen genommen, ihr verbrennt n. zerschlagt unsere Waffen, aber ihr habt uns Weibern nicht die Waffen genommen und könnt sie uns nicht nehmen, die Waffen der Liebenswürdigkeit, der Gastfreundschaft, die Waffen unserer Augen und Herzen. Diese Waffen wollen wir in vollem Maße gebrauchen, damit ihr ans Siegern zu Besiegten werdet. . . .

Oefterreich-Ungarn.

Wien, 30. Mürz. Gestern cursirte die Ver­sion über die Ermordung Maylath's, dieselbe sei ein Racheakt. Dieselbe ist aber unwahrscheinlich, alles deutet vielmehr auf einen Raubmord. Der Leibhusar des Ermordeten ist schwer gravirt. Bei Aufnahme des Thatbestandes vermißte man die Zimmerschlüssel und in der Cassa fehlten 3000 Fr. in Werthpapieren. Der Stadthauptmann sagte dar­auf zum Leibhusaren:Siehe, die Balkonthüre ist von innen versperrt, der Mörder kann nicht vsn unten zur Stube, Du hast nun den Schlafzimmer­schlüssel, bist also ein Complice oder selbst der Mör­der!" Der Husar erblaßte, leugnete aber, selbst als ihm nachgewiesen wurde, daß er mit verdächtigen Individuen verkehrt habe. Als er verhaftet wurde, beschaute er fort und fort seine Hände. Die gericht­liche Obduction erfolgt heute.

Frankreich.

Paris, 26. März. Paris fürchtet sich! Der Satz klingt komisch, aber er ist wahr. Wir leben seit Wochen in steter Besorgniß vor dem Kommen­den, und eine Anzahl besser situirter Familien ist Tag für Tag auf dem Sprunge, von hier abzurei­sen. Die Steuern wachsen ins Unendliche und wer­den nur übertroffen durch die Schulden, auf welche fort und fort neue Lasten gehäuft werden, die un­fern Kredit aufs Tiefste untergraben. Wenn Frank­reich noch zehn Jahre Republik bleibt, und in der­selben Weise wie bisher fortgewirthschaftel wird, ist der Staatsbankerott unvermeidlich. Unter Napoleon III. war Frankreich mundtodt, aber es spielte im europäischen Konzerte eine maßgebende Rolle, unter der Republick herrscht Gedanken- und Redefreiheit, aber die Rolle, welche Frankreich spielt, ist eine er-