Amts- und Jutelligenz-Blatt für den Oberautts-Bezirk Nagold.
V^Z38,
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägcrlohn) 90 in dem Bezirk 1 ^ 20 ^!, außerhalb des Bezirks 1 .6 40 Monatsabonnement nach Vcrhältniß.
Dienstag den 3. April.
JnsertionSgcbühr für die Ispaltige Zeile aus ge
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -I, bei mehrmaliger je 6 -I. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Wattes der Druckerei aufgcgebcn sein.
1883 .
LinladuLA zum ^.donnorribiit
aus den
Gesellschafter pro II. Quartal.
Indem wir auf das mit dem 1. April beginnende 2. Quartal freundlichst einladen, bitten wir diejenigen, die blos auf 1 Vierteljahr abonnirt haben, ihre Bestellungen noch vor Ablauf dieses Monats zu erneuern, wenn sie den ununterbrochenen Bezug des Blattes wünschen.
Das „Deutsche llnterhaltungsblatt", das dem Gesellschafter je der Sonntagsuummer beigelegt wird, hat sich nach manchen Zuschriften und sonstigen Aeußerungen einer solchen günstigen Aufnahme zu erfreuen, das; wir der festen Zuversicht sind, daß uns dasselbe noch manche Abonnenten gewinnen wird, die auf eine gesunde, volksthümliche, für jede Familie belehrende und wirklich unterhaltende Lektüre in sittlichem Sinne reflektiren.
Die vierteljährliche Pränumerationsgebühr beträgt in den, Bezirk mit Postzuschlag c/kL 1.20, außerhalb des Bezirks 1.40.
Zu zahlreichen Bestellungen ladet daher ergebenst ein
die Redaktion L Expedition. Amtliches
Nagold.
Un die Hemeindetichörden.
Die Einführung der Decimal-Einthcilmig bei dem Papicrhandel.
Unter Verweisung auf den Erlaß K. Ministeriums des Innern vom 27. Februar 1883 Ziffer 1742 (Ministerial-Amtsblatt Nr. 4s werden die Gemeindebehörden veranlaßt, auch bei ihren Papierbestellungen die für die Reichs- und Staatsbehörden vorgeschriebene Einheit in Anwendung zu bringen, wonach der Papierbestellnng das Ries zu 1000 Bogen als Einheit zu Grund zu legen ist.
Den 1. April 1883.
K. Oberamt. Güntner.
Die Prüfung im Wasfcrbaufach haben u. a. mit Erfolg bestanden: Meintet, Franz Pavcr, Werkmeister von Horb und Moser, Rcinhold, von Altenstaig.
Die niedere Postdienstprnfnng haben u. a. bestanden: W. F. Beißer von Calw, K. H. G. Fischer von Wildberg, L. W. Noll von Horb, P. F. Waiblinger von Bösingcn.
An das deutsche Molk!
Nicht Fluthen noch Leuchen richten in unserem Lande entfernt so allgemeine und tiefgehende Verheerungen an, wie eine andere gefährliche Landplage, die unausgesetzt seit langen Jahren, geschützt von Vorurtheil, gefördert von Eigennutz, an dem Marke unseres Volkslebens zehrt.
Es ist die Trunkfälligkeit, in ihrer Spitze die Trunksucht.
Je mehr die wissenschaftliche u. praktische Sorge für das Gemeinwohl in die Schäden der Gegenwart eindringt, desto deutlicher offenbart sich der Mißbrauch der sogenannten geistigen Getränke als eine Wurzel großen Uebels, an welche die Axt zu legen ist, sollen nicht das Gemeinwesen und die Privathilfe sich in vergeblicher Arbeit gegen jene Schäden erschöpfen.
Der Trunk verödet das Gemüth, bringt die besseren Gefühle zum Schweigen, schwächt in hohem Grade die sittliche Willenskraft und legt die glänzendsten Gaben, die hoffnungsvollsten Kräfte lahm; er schädigt nach diesen Seiten heillos auch die Nachkommenschaft der ihm stöhnenden Menschen. Der
Trunk ist der Todfeind des Fleißes, der Sparsamkeit, der Zuverlässigkeit und damit jedes inneren und äußeren Vorwärtskommens, eine unversiegliche Quelle von Unfällen, Elend und Ruin. Er verdoppelt die Zahl der Kranken und macht den Krankheitscharakter gefährlicher; er ist es, der mehr als irgend eine andere Einzelursache die Anstalten für Geistes- und Gemüthskcanke, Blödsinnige und Epileptische, die Gefängnisse und Zwangsarbeitshäuser, die Armen- und Waisenhäuser, ja auch die Kirchhöfe vor der Zeit füllt, und müßte unaufgehalten in der Folge zur Entartung unserer Volkskraft führen.
Einen so gefährlichen und mörderischen Feind des öffentlichen Wohles nach festem Plane mit geordneten Kräften und Mitteln ernstlich zu bekämpfen, können und dürfen wir, nachdem unser Volk nunmehr zu befestigter bundesstaatlicher Einheit gelangt ist, um so weniger noch länger anstehen lassen, als alle unsere gesitteten Nachbarvölker, größtentheils schon seit Jahrzehnten, einen guten Theil der für gemeinnützige Thätigkeit verfügbaren Kräfte an den Kampf setzen. Ein Blick auf Schweden und Holland, England und Frankreich zeigt uns, daß dort, wo alle Volksfreunde einander die Hand reichen und der Staat seine Unterstützung darbietet, schon Wesentliches zur Eindämmung des Uebels und zur Umstimmung der öffentlichen Meinung nach dieser Seite hin geschehen ist. Und wer in unserem eigenen Lande es mit den leidenden und gesunkenen Theilen der Nation zu lhun hat — Armenpfleger, Gefängnißbe- amte, Seelsorger u. Aerzte, ja jeder Menschenfreund, der das Leben der armen, vom Trünke geknechteten Menschen kennt, jede Frau, die einen Blick hat thun dürfen in die Wohnungen der Angehörigen solcher Leute —, unterstützt den Ruf nach Abwehr dieses Schadens aus voller bekümmerter Seele.
Als der erste Schritt auf der nothwendig zu betretenden Bahn dieses Kampfes, als das Mittel aller Mittel, von dessen Anwendung die übrigen mehr oder minder abhangen, erscheint die Zusammenfassung der zu That und Opfer bereiten Landsleute in eine große, wirksam ausgestattete und eingerichtete nationale Vereinigung. Unserem Bolksheere gleich muß sich eine allgemeine Landwehr aus den Familienvätern, ohne Unterschied der Lebensstellung, der politischen und religiösen Richtungen bilden, und Opfer zu bringen bereit sein zum Schutze der Wohlfahrt und Sitte unseres Volkes, zu gemeinsamem Kampfe wider den gemeinsamen Feind. An diesem vielgestaltigen Werke kann Jeder irgendwie Mitarbeiten, und Niemandes Beitrag und Theilnahme wird — so schwer und weitaussehend ist es — überflüssig erscheinen.
Ueber die weiteren unmittelbaren Mittel zum Zwecke muß die Selbstaufklärung der Nation durch diese neue und eigene Organisation erst volle Klarheit bringen. Wir werden dafür sorgen, daß die anscheinend erfolgreichsten der auswärtigen Unternehmungen gegen das Branntweingift, so weit sie überhaupt auf unsere deutschen Verhältnisse anwendbar erscheinen, genau ermittelt, und dann weiter sachverständig erwogen werde, was sich davon auf unser Land übertragen läßt, sei es Gesetz oder praktische Veranstaltung.
Beschränkung des verführerischen Angebots von geistigen Getränken, Herstellung anderer Erholungsstätten mit harmloseren Getränken, Förderung aller Erziehungsmittel für Jung und Alt, welche vom Trünke abziehen, — das werden voraussichtlich die ersten ins Auge zu fassenden Aufgaben sein.
Eine seit Jahresfrist geschehene Umfrage, sowie eine Vorbesprechung von Männern der verschiedensten Stände und Richtungen aus allen Theilen Deutschlands zu Frankfurt a. M. am 8. Oktober v. I. hat den freudig ernsten Willen zu dieser Arbeit ergeben und dazu ermuthigt, die Gründung eines
Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke in Angriff zu nehmen.
Wem die Volkswohlfahrt am Herzen liegt und wer die oben bezeichnten Aufgaben an seinem Theil lösen helfen möchte, der trete uns bei!
Die die Gesellschaft endgiltig begründete Versammlung hat am Donnerstag den 29. März in Kassel stattgefunden (s. Kassel).
Beitrittserklärungen nimmt jeder der Unterzeichneten entgegen, Beiträge (Jahresbeiträge von 2 ^ aufwärts, sowie auch außerordentliche Zuwendungen) der vorläufige Geschäftsführer A. Lammers in Bremen.
Aus einer sehr großen Zahl Unterschriften folgen hier die der Unterzeichner in Württemberg:
vr. Bcicmeister, Sladtpfarrer, Oehringen. vr. Braun, Hofkaplan, Stuttgart. Kr. Büchelcr, Rektor, Stuttgart. Distel, Notar, Stuttgart. Eduard Elben, Stuttgart. Et)- thcl, Pfarrer, Schwenningen. Fischer, Stadtpfarrer, Stuttgart. Fischer, Fabrikant, Stuttgart. Gmelin, Obcramts- richter, Reutlingen. Gutbrod, Kaufmann, Stuttgart, vr. Jrion, Oberamtsarzt, Nagold. Kayser, Gutsbesitzer, Kalten- westen. Kemmlcr, Dekan, Nagold. Kern, Dekan, Sulz, vr. von Koch, Obermedicinalrath, Stuttgart. vr. Koch, Direktor, Zwiefalten, v. Lang, Prälat, Ulm. vr. v. Leins, Obcrbaurath, Stuttgart. A. Lossow, Stuttgart. vr. Neuf- fer, Oberamtswundarzt, Lausten, vr. Ramsler, Rektor, Tübingen. Stähle, Hofgürtler, Stuttgart. Warth, Direktor, Kornthal. Weber, Pros., Tübingen.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
** Nagold, 1. April. Als lieblicher Nachklang der in den letzten Wochen gefeierten schönen Feste fand heute Nachmittag von 3—44/z Uhr ein vom hiesigen Schullehrerseminar veranstaltetes Kir- chenconcert statt. Zu demselben hatten sich nicht nur viele hiesige sondern auch zahlreiche auswärtige Gesangsfreunde der Umgegend (Calw, Haiterbach, Wildberg rc.) eingefunden, so daß nicht nur die freien Plätze auf den Emporen sondern auch die beiden Querschiffe dicht besetzt waren. Das Programm war wieder sehr reichhaltig und mannigfaltig und wurde unter der bewährten Leitung des Oberlehrer Hegels mit großer Gewandtheit durchgeführt. Es enthielt im ganzen 12 Nummern (darunter 5 mit je einer Unterabtheilung.) Die Einleitung machte Seminarist Aichelin mit einem gut passenden und mit Fertigkeit vorgetragenen Orgelpräludium. Die Zahl der gemischten Chöre war 7, worunter 3 mit Orchester- und Orgelbegleitung. Sie wurden alle, namentlich auch der schwierige Chor: O gütiger Jesu rc. von Palästrina und der unvergleichliche Choral: Wann ich einmal soll scheiden rc. von Bach sicher, rein und mit guter Dynamik gesungen. Besondere Anerkennung fanden die von den 120 Seminaristen gesungenen Männerchöre. Dieselben wurden mit guter Aussprache und feiner Dynamik vorgetragen. Außer den Chören, die mit Recht den Kern des Ganzen bildeten, enthielt das Programm noch 3 Violinsolo mit Orgelbegleitung. Oberlehrer Hegele bewährte sich dabei als gewandten Organisten und Musiklehrer Vötsch als sehr fertigen Violinspieler. Zwei Sologesänge für Bariton trug Seminarlehrer Finckh in ansprechender Weise vor. Einer derselben: Gott, drücke wenn das Herze bricht rc. erinnerte den Berichterstat-