bewohner an dem dadurch verursachten Geräusch jedoch erwachten, mußten die Beiden von Weiterem abstehen. Von hier begaben sie sich in das Haus des Colporteur Schlaich, in welches sie durch ein offenstehendes Küchenfenster einstiegen. Ein Füßchen mit etwas Most fiel ihnen hier zur Beute, einen Fensterladen zerschlugen sie in nächster Nähe des Hauses an einem Baum. Eine Stunde früher, um 12>/2 Uhr, stiegen 2 junge Bursche bei Bäckermeister Seeg er durch ein Fenster in die Magdkammer, wurden aber auf die Hilferufe der bereits im Bette sich befindlichen Magd, durch den Hausbesitzer verjagt. Ein Diebstahl war hier nicht beabsichtigt. Diese beiden 18 und 20 Jahre alten Bürschchen. Wießner und Hajo, sind am andern Morgen heimlich abgereist. Inwieweit dieselben mit den ersteren Fällen in Beziehung stehen, ist noch unbekannt. Man vermutet, daß denselben auch die Zerstörungen im Stadtgarten zuzuschreiben sein werden. (S. den Bericht „Au^ ..m Verschönerungsverein" in heutiger Nummer).
sAmtliches.) Von der evangelischen Oberschulbehörde wurde die Schulstelle in Nerenstetten, Bez. Langenau, dem Unterlehrer Notier in Altbn.r", Bez. Calw, übertragen.
Stuttgart, 20. Febr. Bei dem herrlichen trockenen Wetter ist es eine Lust, hinauszueilen aus dem Weichbilde der Stadt, die umliegenden Höhen „!' ersteigen und in Wald und Flur das Erwachen der Natur aus dem Winterschlafs in den ersten Anfängen zu beobachten. Die ersten Amseln haben sich ja schon vor geraumer Zeit hören lasten. Nun sind auch des Frühlings Fanfarenmcister, die Staren, angekommen. Aus den Höhen des Frauenkopfes heben am Waldrande die ersten Schneeglöckchen schüchtern ihre weißen Blütenkelche empor und die Palmkätzchen zieren die blätterlosen winter- starren Sträucher. Noch hat es voraussichtlich gute Weile, bis der Lenz seinen Einzug hält in Flur und Au, doch ist das Eis voraussichtlich für immer gebrochen durch die täglich kräftiger wirkenden Strahlen der-alles belebenden Sonne.
Stuttgart, 20. Febr. In der letzten Neujahrsnacht wurde zu Bittenfeld, OA. Waiblingen, bei dem Anschießen des Neujahrs durch einige Bauernbursche der 19jährige Bauernsohn Jakob B. in den Nacken geschossen, was eine Stunde später seinen Tod zur Folge hatte. In der Voruntersuchung war von den beteiligten 10 Burschen der Bauernsohn F. Luit har dt als Thäter genannt worden. In der gestrigen Hauptverhandlung wollten die Zeug, 'chts genaues mehr wissen. Luithardt leugnete, überhaupt geschossen zu h sce..- P,'icle war auch laut Zeugnis des Polizeidieners nach dem Unglücksschusse noch geladen vorgesunden worden. Der Angeklagte hat den zu Tod Verwundeten heimbringen helfen, während die anderen Bursche fortgelaufen sind. Luithardt konnte daher nur wegen Uebertretung des Schießverbots zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt werden, welche das Gericht als durch die Untersuchungshaft abgebüßt betrachtete.
Reutlinger Alb, 17. Februar. Die „Schwarzw. Kreisztg." schreib': Immer noch haben wir überall Schnee und besonders in den Waldungen liegt er tief. Dies ist die Ursache, daß Heuer so viele Rehe infolge von Futtermangel verenden. Dem Oberförster Seitz auf Lichtenstein wurden von dem Forstwächter in Undingen 14, von dem in Engstingen 9 auf diese Art unigekommene Rehe gebracht. Außer diesen kamen noch viele um und .. .d u vo.. d.n Füchsen aufgesresten, denn überall findet man Ueberreste von Rehen. Die verendeten Tiere sind meist jährige, welche die Strapazen des Winters noch nicht ertragen können.
Laupheim, 19. Febr. Ein angesehener hiesiger Bürger, Landwirt, früher langjähriger Gemeindcrat, der in guten Verhältnissen lebte, gab sich heute durch Erhängen den Tod. Tiefe Schwermut trieb den Unglücklichen gü'.n Selbstmord; ein anderes Motiv ist ausgeschlossen. Der Selbst- Mörder stand im 73. Lebensjahr, er und seine Familie werden allgemein bedauert.
Riedlingen, 19. Febr. Heute früh 3 Uhr ist Oberamtswundarzt Dr. I. G. Aberle an einem Schlaganfall im Alter von 71 Jahren gestorben; derselbe war ein berühmter Arzt und namentlich als Wundarzt gesucht; über 40 Jahre bekleidete er dahier das Amt des Oberamtswundarztes.
heiteren, lebensfrohen und doch gründlich gebildeten jungen Mann längst gekannt, und es war keine bloße Höflichkeitsphrase, als man ihn bat, ja recht bald und oft wiederzukommen.
„Noch ein Grund mehr für Tich zum Hierbleiben, Vater," sagte Andreas, als die Thür sich hinter dem Künstler geschlossen hatte, „denn es ist hier sehr die Frage, ob sich in Deutschland eine so günstige Gelegenheit zur Ausbildung Fritzchens fände, als sie uns hier geboten wird."
„Ja, mein Sohn!" erwiderte der Vater ernst, „der liebe Gott hat Alles wohl gemacht, und ich fange an zu glauben, daß man auch hier in Amerika recht froh und gemütlich leben kann. Sehe ich doch, daß es auch hier Menschen giebt, die das Gebot der Nächstenliebe nicht verlernt haben, die Gefühl für das Edle und Schöne, Achtung vor der heiligen Kunst besitzen. Ja. es lebt sich überall schön, wo neben weisem Genuß des Lebens die Bildung des Herzens und Geistes nicht vernachlässigt wird."
Zwölftes Kapitel.
Beinahe ein Vierteljahr war seit jenem, für die Borrmann'sche Familie so segenbringend ausgefallenen Weihnachtsfeste vergangen. Schon begannen die kalten Tage den wärmeren Strahlen der Frühlingssonne zu weichen. Die Knospen an den Bäumen entfalteten sich und das junge Grün der Saaten überwucherte in üppiger Fülle den vom Winterfrost befreiten Erdboden. Andreas Borrmann erfreute sich fortgesetzt der Zufriedenheit seines Prinzipals in demselben Grade, wie ihm die Achtung und Freundschaft seiner Collegen entgegen kamen. Auch der alte Borrmann versah die ihm übertragenen Geschäfte mit Pünktlichkeit und unverdrossenem Fleiße und hatte sich der besonderen Gunst des Chefs zu erfreuen. Eines Mittags aber kam er mit nachdenklicherer Stirn, als sonst nach Hause, und als die Familie sich zu Tisch gesetzt hatte, unterbrach er plötzlich mit der Frage die fröhliche Unterhaltung der Seinen:
KcrnöeL L WerrkeHv.
Preise auf dem Stuttgarter Wochenmarkt vom 20. Februar.
(s Kilo süße Butter
1 20
(s Kilo Schaffleisch
-/L — 70
('s Kilo saure Butter
1 —
1 Gans
—
(s Kilo Rindschmalz
1 30
1 Ente
2 40
Kilo Schweineschmalz
— 70
1 Huhn
1 30
1 Liter Milch
— 16
1 Taube
— 45
10 frische Eier
— 70
50 Kilo Kartoffeln
1 40 bis 1 80
10 Kalkeier
— 60
50 Kilo Welschkorn
9 —
('s Kilo Weißbrot
— 13
50 Kilo Wicken
11 —
V- Kilo Halbweißbrot
— 12
50 Kilo Haber
6 40 bis 7 —
Kilo Hausbrot
— 10
50 Kilo Gerste
9 — bis-
1 Paar Wecken wiegen 80—120 Gramm.
50 Kilo Heu
4 30 bis 4 80
1 Kilo Mehl Nro. 0 21; Nro. 1
19 H
50 Kilo Stroh
2 80 bis 3 —
(- Kilo Kartoffeln
— 3
1 Ranmeter Buchenholz
11 50
V- Kilo Erbsen
— 18
1 Raumeter Birkenholz
10 —
Kilo Linsen
— 25
1 Raumeter Tannenholz
8 50
('s Kilo Bohnen
— 18
Preise in der Markthalle:
(s Kilo Ochsenfleisch
— 66
(- Kilo Rindfleisch
— 50
('- Kilo Rindfleisch
— 55
(- Kilo Schweinefleisch
- 60
('s Kilo Schweinefleisch
— 66
(- Kilo Kalbfleisch
— 54
('s Kilo Kalbfleisch
— 60
(- Kilo Hammelfleisch
— 60
Hettbronn,
18. Febr.
(Ledermarkt). Im Allgemeinen waren
die Zufuhren sehr belangreich, und ist es nur dem günstigen Trockenwetter der letzten Zeit zuzuschreiben, daß unser Markt vor einer Ueberführung bewahrt wurde, doch ist das große zugeführte Quantum bis auf Weniges verkauft worden. Oberleder war hauptsächlich in Mittelsorten stark vertreten und wurden für leichte Wildoberleder und Schmalleder die seitherigen festen Preise bezahlt, während geringere Wildoberledersorten etwas billiger abgegeben werden mußten. Sohlleder in schwerer Waare beliebt, leichtere Sorten einige Pfennige per Pfund billiger, wozu namentlich der bereits begonnene Preis-Rückgang des Rohmaterials beigetragen haben mag. Kalbleder in paffenden Gewichten und reiner Waare gesucht, in untergeordneten Sortimenten war der Ankauf etwas schleppend. Zeug- und Vacheleder, wovon ersteres schwach vertreten, ohne wesentliche Veränderung. Das zugeführte Schafleder bot diesesmal eine reiche Auswahl in schöner Heller Sattlerwaare, welche sich im Preise gut behauptete. Es wurden verkauft und amtlich vermögen: Wild- und Schmalleder 143607 Pfd., Sohlleder 22999 Pfd., Zeugleder 12017 Pfd., Kalbleder 11782 Pfd. mit einem Gesamt-Umsatze von ca. 327000 ^ Der nächste Ledermarkt findet Mittwoch den 3l. März ds. Js. hier statt.
LitLevcrviscHes.
Illustrierte Geschichte von Württcmöerg. (40 Lieferungen ä 40 Pfennig.) In Emil Hänselmanns Verlag in Stuttgart ist soeben die erste Lieferung dieses hochpatriotischen Werkes erschienen, welches mit gediegener Darstellung doch zugleich einen volkstümlichen und für alle Stände passenden Charakter verbinden wird und ganz dazu angethan ist, unsere schwäbische Heimat in ihrer geschichtlichen Entwicklung bis auf die Gegenwart einem weiteren Leserkreise, insbesondere auch unsern Landsleuten jenseits des Oceans bekannt und lieb zu machen. Das Werk, welches in 40 Lieferungen ä 40 Pf. (in Anbetracht der prachtvollen Ausstattung ein ungemein billiger Preis) erscheinen wird, ist von den ersten württembergischen Geschichtskennern geschrieben; es bedarf hier nur eines Hinweises auf die Namen der Mitarbeiter: Prof. Dr. Dürr (Heilbronn), Bibliolheksekretär Theodor Ebner (Stuttgart), Prof. Dr. Egelhaaf (Stuttgart), Universitätsbibliothekar Dr. Geiger (Tübingen), Diakonus A. Klemm (Geislingen), Diakonus Paul Lang (Ludwigsburg), Diakonus A. Landenberger (Urach), Diakonus Karl Weitbrecht (Schwaigern) und Pfarrer Dr. Weitbrecht (Mähringen). Die gediegene künstlerische Ausstattung steht unter der bewährten Leitung des Kunstmalers Max Bach und besteht größtenteils in der Reproduktion anerkannt gediegener Illustrationen. In gerechter Würdigung der weitgehenden Bedeutung dieser Schrift für ganz Schwaben, hat Se. Majestät der König die Widmung huldvollst entgegengenommen und dem Verleger mittelst Kabinettschreibens seine allerhöchste Anerkennung aussprechen lassen. Beginnend mit der Schilderung aus der Vorzeit, führt uns die „Illustrierte Geschichte von Württemberg" die Glanzperiode der schwäbischen Kaiser und die Zeit vor, in der sich unser Land durch Wirren und Kämpfe hindurch unter mächtigen Grafen und Herzögen seine Selbständigkeit gründete und sicherte, bis auf die jüngste Vergangenheit und Gegenwart. Das Werk soll Allen etwas bieten und haben Herausgeber und Verleger weder Mühe noch Kosten gescheut, um dasselbe zu dem zu machen, was es werden möchte, zu einem Liebling bei Alt und Jung, Hoch
„Wie wär's Kinder, wenn wir einmal unsere Farm besuchten?"
„Ich habe auch schon daran gedacht, Vater!" nahm Andreas das Wort. „Wir haben nicht nötig, unser Besitztum dem schurkischen Hinterwäldler so ohne weiteres zu überlassen. Wir sind, gottlob, in der Lage, ihm sein Sündengeld bei Heller und Pfennig auszuzahlen, und wehe ihm, wenn er Einwendungen macht. Das Recht ist auf unserer Seite, und wenn er nicht gutwillig herausgiebt, was er widerrechtlich an sich gebracht, so denk' ich, wir machen eine Klage gegen ihn anhängig. Master Wienbold ist ein tüchtiger und zuverläßiger Rechtsanwalt, der die Prozesse unseres Prinzipals mit Eifer und Pflichttreue leitet."
„Das hat mir Mr. Trolope auch gesagt," erwiderte der Vater, „und ich halte es für meine Pflicht, die Sache weiter zu verfolgen, damit der unredliche Mensch, der Wilm, nicht noch andere arme Einwanderer unglücklich macht. Die Fälle, in denen bedauernswerte Einwanderer von solchen nichtswürdigen Spekulanten vollständig bis aufs Hemde geplündert werden, nehmen in erschreckender Weise überhand, und es ist daher Schuldigkeit eines jeden Menschenfreundes, einem solchen verwerflichen Treiben entgegenzuarbeiten."
So wurde denn die Reise, ungeachtet Frau Borrmann Manches dagegen einzuwenden hatte, beschlossen. Der Prinzipal der Beiden erklärte sich gern bereit, einen mehrtägigen Urlaub zu erteilen, und wenige Tage später befanden sich Vater und Sohn auf der Newyorker Centraleisenbahn, mit Windesschnelle den westlichen Landesteilen entgegeneilend.
Ohne ein bemerkenswertes Abenteuer erreichten sie die Gegend, in welcher der Deutsche so manche Trübsal und Unbill hatte erleiden müssen; aber vergebens sah er sich nach dem Wohnhause des Farmers um. Ein wüster Trümmerhaufen, aus welchem die Brandmauer unheilverkündend hervorsah, war Alles, was die Wanderer vorfanden.
Schluß folgt.