Haben. Die Träger müssen übrigens nicht blos das „Geld" tragen, sondern auch, weil es keine Wirths- häuser gibt, Zelte und alles Haus- und Küchenge- räthe und weil es keine Kaufläden gibt, auch alles, was man unterwegs etwa brauchen könnte und was man jedenfalls und gewiß brauchen wird. So wundern wir uns nicht, wenn ein Afrika-Reisender neuerer Zeit, Namens Buchholz, uns (s. Ausland, Oktbr. 1882) vorrechnet, was wir mitnehmen müssen, wenn wir einmal so ein kleines Reischen im mittleren Afrika machen wollten. Zuerst also „Geld": Davon braucht er, da er etwa 100 Träger mitnehmen wollte: 800 Stück (L 14 Meter) Zeug von dünnem Gewebe und verschiedenen Farben, 50 Stück (L 28 Meter) weißen, ungebleichten Kattun, 16 Stück (ü 24 Meter) Zitz, 300 Meter rothen und blauen Flanell, 7 Dutzend roth u. gelb geblümte Schnupf- tüchter, 24 baumwollene möglichst bunte Bettdecken. Dazu kommen weiter 10 Centner große weiße Glasperlen, 3^2 Ctr. große rothe und 3 Ctr. kleine verschiedenfarbige. Die Perlen bilden sozusagen das kleine Geld in jenen Gegenden, etwa 20—25 an einer Schnur aufgefaßt, haben einen Geldwerth, der genügt, zu Anschaffung der nöthigen Lebensmittel für zwei Tage.
Außer diesen gewöhnlichen Perlen muß man aber auch noch einige Packete feinerer, schönerer, besonders geschliffener Perlen mitnehmen. Diese dienen zu Geschenken für die Häuptlinge.
Die Ausrüstung unseres Reisenden ist aber noch nicht fertig. Er nimmt weiter mit: 2 Centner sogenannter Kaurimuscheln, die bei anderen Negerstämmen statt der Perlen angenommen werden. Einen halben Centner Messingdraht von Bleistiftdicke, und ebenso ^2 Centner dünneren Draht, der auch sehr beliebt ist; 7 Centner Pulver in kleinen Füßchen, 2 Ctr. Salz, 1 Centner Tabak, 8 große Korbflaschen Schnaps (a 20 Liter), 36 Sonnenschirmchen, 24 kleine Glöckchen, 24 irdene Kaffeekannen, 24 Teller, 48 kleine Spiegelchen, 1 Dutzend messingene Armspangen, innen hohl und mit Schrotkörnern versehen, damit sie tüchtig klappern, 70 Packete gelbe Tapeziernägel, die als Schmuck sehr beliebt sind. Dann eine Menge Packete mit Nähfaden, Nähnadeln, Angelhacken, Taschenmessern u. dergl.
Dies das Geld! Nun aber kommt erst der Proviant; dazu gehört 1 Centner Waizenmehl zu Brod für den Reisenden selbst, ^2 Ctr. Zwieback, Ctr. Bisquit in Blech-Büchsen, */4 Ctr. Mac- caroni; 70 Psund Reis, 60 Pfd. Zucker, 12 Kapseln voll Butter (ä, 1 Pfund), 75 Pfund geräucherten Speck, 24 Büchsen amerikanisches Fleisch (ü 2 Pfund), 60 Pfund Stockfisch in Büchsen, (was die in jenen Gegenden sich aufhaltenden Portugiesen besonders gern essen), 6 Büchsen mit gepreßten Gemüsen, ebensoviele mit eingekochten Suppen, 2 Schinken (die aber sehr trocken und schlecht wurden), 6 runde holländische Käse, 12 deutsche Erbswürste. Dieses bekanntlich für das deutsche Heer eingeführte Nahrungsmittel kann der Afrikareisende nicht genug loben; es blieb auf der ganzen Reise gut, hielt sich länger als alles andere. Weiter sind nöthig 24 Töpfe Fleischextract, 5 Pfund Thee, 40 Pfd. Caffee, 20 Pfd. Chocolade, dann etliche Flaschen Rothwein, Cognac, Essig, Oel, 6 Flaschen feines Tafelsalz, 4 Flaschen Pfeffer, Senimehl u. dergl. (Forts, folgt.)
Tages-Neuigkeiten.
' Deutsches Reich.
Altenstaig Stadt, 2. Jan. In h. Gemeinde wurden im verflossenen Jahre 73 Kinder geboren, von welchen 70 getauft wurden, gestorben sind 46 Personen, kvnfirmirt wurden 29 Knaben und 16 Mädchen, das Nachtmahl haben genossen 1099 Kommunikanten, Ehen wurden geschlossen 14, kirchlich getraut 14. Die Gesammtzahl der Bevölkerung beträgt 2169, worunter 409 Kinder im Alter von 6—14 Jahren. Am Abend des Stefanfeiertags fand in der h. Kirche, in der ein großer, in herrlichem Lichterschmuck prangender Christbaum aufgestellt war, die Christbescheerung der freiwilligen Kinder-Sonntags- schule statt, mit welcher ein schöner, auch von Erwachsenen besuchter liturgischer Gottesdienst verbunden war. Am nächsten Tage wurden den Kindern durch ihre Lehrerinnen passende Gaben überreicht. Einige Tage vorher hatte die Christbescheerung der Kleinkinderschule stattgefunden. — Am Neujahrabend fand im Saale zur Traube die Christbaumfeier des Turnvereins bei zahlreicher Betheiligung statt. Die
Gabenverlosung wurde eingeleitet durch einen Chor des Liederkranzes, später folgten Deklamationen und Tanzunterhaltung. — Den 12. und 13. Jan. wird H. Professor Schmid von Reutlingen die h. Zeichenschulen visitiren. — Unsre Ergänzungswahl zum Bürgerausschuß bedurfte diesmal einer Nachwahl.
Wildberg, 2. Jan. Wegen des Hochwassers während der Christfeiertage mußten unsere Weihnachtskränzchen verschoben werden. So hielt der Turnverein unter sehr zahlreicher Betheiligung seine Christbaumfeier am Sylvesteradend im Hirsch. Das reichhaltige Programm, enthaltend Klaviervorträge, Soli, Männerchöre, vom Liederkranz des Turnvereins gesungen, Duett u. s. w. wurde gut durchgeführt. Am meisten Anklang fand das Duett „Müller und Schneider" und das Doppelquartett: „Nur nicht ängstlich", welche Stücke sehr gut vorgetragen wurden. Nachher fand die Lotterie statt, und wurde der Reingewinn für die lieberschwemmten der Rheinlande bestimmt. — Am Neujahrabend hielt der Leseverein fein Weihnachtskränzchen. Dasselbe wurde eröffnet durch gelungene 4händige Klavierstücke, welche von hiesigen Fräulein gespielt wurden. Ein Duett, „der goldene Hochzeitsmorgen", von Frau Holder und Hrn. Apotheker Nörpel gut und pünktlich vorgetragen, fand allgemeinen Beifall. Nach diesem fand die Verloosung statt, welche manchen Spaß bereitete. Die späteren Stunden verliefen in heiterer Stimmung, und können diese beiden Kränzchen als sehr gelungene bezeichnet werden.
In Vollmaringen, OA. Horb„ siel am Sylvesterabend das 5jährige Töchterchen des Peter Fischer in der Branntweinbrennerei in ein Ständchen mit kochendem Wasser, wobei sich das Kind derart an den Füßen und dem Körper verbrannte, daß cs unter den schrecklichsten Schmerzen nach einigen Stunden seinen Geist ausgab.
Grünmetrstetten, 3. Jan. Gestern spielten einige Knaben an dem stark angeschwollenen, durch das hiesige Dorf fließenden Bach, wobei ein 5jähr. Junge hineinfiel und ertrank.
Horb, 3. Jan. Einem 18jährigen Burschen in Bildechingen ging beim Neujahrsnachtschießen die Pistole unversehens los und riß ihm die rechte Hand gänzlich weg.
Herrenberg, 3. Jan. Unsere gestern stattgefundene Stichwahl steht wohl als einzige da, und zwar sowohl in Beziehung auf ihren Verlauf, wie in Bezug auf ihr Ergebniß. Selten ist eine Wahl mit solcher Erbitterung der Wähler vorbereitet und auch ausgeführt worden, wie diese und zwar — zwischen zwei Kandidaten gleicher Richtung. Hätte Renschler, und durch ihn ein großer Theil feiner Wähler sich nicht zur Morlok'schen Partei gewendet, es hätte die Schurer'sche Partei den Sieg davongetragen. Nun aber hat die Morlok'sche Partei, wie schon gemeldet, genau so viel Stimmen wie die Schurer'sche. Zunächst haben wir die endgiltige Entscheidung der Wahlkommission abzuwarten, da aus einem Orte 3 ungiltige Stimmen eingelaufen sind. — Die Thailfinger glaubten, sie seien ihres Sieges gewiß, weßhalb sie heute Mittag um IIV 2 Uhr durch die vor einigen Tagen unter lautem Hur- rahrufen einer Probe unterworfenen Böller den Sieg weithin durch das Gäu verkündigen zu müssen glaubten. (W. L.)
Herrenberg, 4. Jan. Nachdem heute die Oberamtswahlkommission bis 5 Uhr Abends getagt, ist nunmehr das Ergebniß der Stichwahl wie folgt festgestellt worden: Oberbauralh v. Morlok ist gewählt mit einer Mehrheit von 2 Stimmen. Bei der vorläufigen Zählung waren in Haslach 3 Zettel für ungiltig erklärt worden, weil auf denselben Nensch- ler gedruckt stand, aber durchstrichen war und darüber Oberbauralh v. Morlok, Stuttgart, korrigirt war. Diese Zettel, die äußerlich keinen Fehler haben, sind nunmehr von der Oberamtswahlkommisston, wie dies ganz in der Ordnung, (?) für giltig erklärt worden.
Nach dem „Deulsch. Volksbl." sind im abgelaufenen Jahre in der Diözese Rvttenburg nur 19 Geistliche im Alter von 51 — 85 Jahren gestorben; 10 derselben haben das 70te Lebensjahr überschritten. Seit 3 Jahren ist kein unständiger Geistlicher, seit 2 Jahren keiner unter 40 Jahren gestorben.
In Stierhäusle bei Wildbald wurden 3 Familienväter und 2 Söhne derselben wegen Verdachts der Wilderei verhaftet.
In Tübingen ist Prof. v. Weber mit 1829 Stimmen gewählt, Oberamtsbaumeister Rickert erhielt 1529 Stimmen.
Dem Ober-Amtmann Schnitzler in Riedlingen ist der „R. Z." zufolge ein anonymes Schreiben folgenden In
halts zngegangen: „In Folge bei einer Wählcrversammlung wurde fest beschlossen, daß ein Attentat VIII hundert Mark bekommt, der den Oberamtmann Schnitzler wegen seiner Ge- waltthätigkeit ums Leben bringt. 2 Unternehmer sind ausgestellt. In nächster Zeit ausgcführt pcriat-pcriat. Ein Niedermacher ist aufgestellt."
Am 30. Dezember v. I. starb in Feldkirch (Vorarlberg) vr. Florian Rieß, 8.1., der erste Redakteur der drei katholischen Preßorgane Württembergs „Deutsches Volksblatt", „Katholisches Sonntagsblatt" und „Stuttgarter kalh. Volks- nnd Hauskalendcr".
Am 10. Januar findet im deutschen Reiche eine Viehzählung statt. Die Bedeutung derselben reicht über die Landwirthschaft weit hinaus. Die Viehstatistik hat ein allgemein wirthschaftliches Interesse, das engere und weitere Kreise, den Staat und die Gemeinden in gleicher Weise angeht. Jedermann ist daher berufen, durch genaue Beachtung der für die Erhebung erlassenen Vorschriften an seinem Theile zum Gelingen des Ganzen beizutragen. Das Aufnahmeverfahren ist gegen die letzte Viehzählung insofern geändert worden, als Zählkarten an die stelle der Listen getreten sind; dasselbe hat weiter eine wesentliche Vereinfachung dadurch erfahren, als diesmal nicht für jede Haushaltung, sondern nur für jedes Haus nebst den dazu gehörigen Nebengebäuden (Gehöft, Anwesen) mit Viehhaltung eine Zählkarte vom Besitzer oder Verwalter desselben auszufüllen ist. In diese Karte sind sämmtliche am 10. Januar 1883 auf dem Gehöfte in Fütterung stehenden Viehstücke, gleichgültig, wer Eigenthümer derselben ist und welcher Haushaltung sie angehören, in einer Summe einzutragen. Die vorübergehend (auf Reisen, Fuhren u. s. w.) vom Gehöfte abwesenden Thiere sind dabei mit aufzuzeichnen, vorübergehend anwesende Viehstücke aber unberücksichtigt zu lassen. Ueber einige weitere Einzelheiten geben die der Fragekarte beigefügten Bemerkungen in so klarer und einfacher Weise Aufschluß, daß sie einer weiteren Erläuterung schwerlich bedürfen. Freiwillige Zähler in ehrenamtlicher Stellung werden spätestens bis zum 9. Januar in jedes Haus (Gehöft) eine Zählkarte bringen und dieselbe am 11. Januar wieder abholen. Die Arbeit für die bevorstehende Zählung ist demnach für den Einzelnen eine sehr geringe, das Ergebniß derselben aber bei gewissenhafter Ausführung für die Gesammtheit von größter Bedeutung. Möge daher Jeder am Zählungstage nach besten Kräften seine Schuldigkeit thun!
Gegen die Einführung obligatorischer Arbeitsbücher wird von Arbeiterversammlungen aller Art Sturm gelaufen.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 4. Jan. Dem kurzen Fallen des Wassers im Donaustrome folgte gestern Abend alsbald wieder ein rapides Steigen, so daß um Mitternacht zahlreiche niedriggelegene Ortstheile überschwemmt wurden, so die Brigittenau, Roßau, Heiligenstadt, deßgleichen Theile des Praters.
Frankreich.
Paris, 4. Jan. Da der Vater Gambetta's auf der Beerdigung der Leiche in Nizza in der Familiengruft besteht, wird die Leiche nach dem feierlichen Leichenbegängniß in Paris nach Nizza übergeführt. Das Leichenbegängniß ist auf Sonnabend Vormittag 10 Uhr verschoben.
Paris, 4. Jan. Aus Macon wird gemeldet, daß Saone und Doubs ausgetreten und mehrere Dörfer unter Wasser gesetzt seien. In Longepierre am Doubs sind 32 Häuser eingestürzt. In Charlons und Macon sind zahlreiche Straßen überschwemmt, die Magazine geschlossen.
Ueber Gambetta's letzte Stunden wird u. A. berichtet: „Um 1 Uhr Morgens war das Haus Gambetta's von Freunden und Theilnehmenden angefüllt, welchen die Herren Spuüer und Etienne nur mittheilen konnten, daß der ehemalige Konseilspräsi- dent fünf Minuten vor Mitternacht seinen Geist ausgehaucht hatte. Wenige Minuten vor seinem Verscheiden öffnete er noch einmal die Augen und ließ den Blick Herumschweifen; dann schloß er sie und hörte bald zu athmen auf. Die Doktoren Fienzal und Paul Bert untersuchten den Puls, legten den Finger abwechselnd auf seine Brust, sahen sich dann an und sagten: „Es ist vorüber." Madame L. Leon that einen lauten Aufschrei, warf sich auf das Bett und küßte den Verblichenen. Der Ausdruck des Antlitzes war ruhig, der Mund schien zu lächeln, die Gesichtsfarbe hingegen war die eines Menschen, der entsetzlich gelitten hat, fahl, ins Grünliche spielend. Madame L. Leon wollte das Sterbegemach nicht