Stuppel A.'V. in Gegenwart der bürgerlichen Colle- gien, des Bauunternehmers (Hr. Klägers und des städtischen Bauführers (Hr. Metz) statt. Dem Ver­nehmen nach haben sich die Sachverständigen in an­erkennender Weise über das Geschäft ausgesprochen. Besonders erfreulich ist es, daß auch der letzte Stein des Anstoßes (der sogenannte Coxellenstich) Dank der liberalen Unterstützung von Seite des Staats und der Oberamtskorporation gefallen ist und nun die Thalstraße als ein wohlgelungenes Werk zu Nutz und Frommen der Menschen- und Thier­welt bezeichnet werden darf.

* Auf eine schauderhafte Weise suchte am letz- ten Freitag ein 17jähriger, von Salzstetten gebürti­ger Brauerbursche des Ochsenwirths in Ergenzin- gen sich das Leben zu nehmen, indem er vor den Augen seines Prinzipals mit den Worten: Nun adieu, Herr! in die siedende Braupfaune sprang. Durch die her­beigerufene Hilfe zog ihn der Postfahrtunternehmer Gapp mit Anstrengung und der Gefahr, selbst an den Händen verbrannt zu werden, noch lebend aus der siedenden Masse. Nach Empfang der Sterb- sacramente starb der Unglückliche Nachts 10 Uhr, also 4 Stunden nach dem verzweiflungsvollen Sprung in die Braupfanne. Als Motiv der grauenhaften That ist allzugroße Empfindlichkeit anzunehmen, in­dem Herr Ochseuwirth ihn wegen eines Geschäfts­fehlers stark tadelte. Noch schrieb er vor der Aus­führung seines entsetzlichen Entschlusses einen Brief an seine Eltern, worin er ihnen erklärte, daß sie beim Empfang desselben ihn nicht mehr unter den Le­benden finden werden. Daß Hr. Ochsenwirth in E. durch diesen Selbstmordversuch um den Biersud ge­schädigt wurde, ist selbstverständlich. Vor 8 Ta­gen wurden dem Hausknecht des Gasthofes zur Sonne hier (Nagold) aus seinem Parterre-Schlaf­zimmer 110 c/kL gestohlen, wovon 100 ^ einem Postillon gehörten, die er dem Bestohlenen zur Auf­bewahrung übergeben. Da ähnliche Diebstähle in ganz kurzer Zeit sich dorr wiederholten, so glaubt man allgemein, daß auch dieser letztere von der glei­chen, bis zur Stunde aber noch unbekannten Per­sönlichkeit vollführt wurde.

Die im vorigen Jahre eröffnete Haushal­tungs-Schule in Herrenberg nimmt einen erfreu­lichen Aufschwung. An dem kürzlich begonnenen Win­terkurs haben sich 22 Schülerinnen betheiligt. Die Haushaltungsschnle befindet sich in dem ehemaligen Kamcralamtsgebäude, welches nunmehr die Stadt er­worben hat.

Stuttgart, 16. Nov. Heute starb hier der weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus bekannte Orgelbauer Weigle, aus dessen Geschäft zur Zeit wieder ein großartiges Orgelwerk sür die Hospiralkirche hervorgeht. (H. T.)

Stuttgart, 17. Novbr. Heute wurde dem neuernannten Regierungsdirektor v. Luz in Reut­lingen, Mitgründer und seitherigem Vorstände des Württembergischen Kunstgewerbevereins, von Seiten des letzteren eine Dankadresse übersandt. (N. T.)

Stuttgart, 17. Nov. Die Petition der vereinigten Gewerkschaften Stuttgarts betreffend Einführung eines gesetzli­chen Normalarbeitstages von neun Stunden hat bereits weit über 3000 Unterschriften erhalten.

Stuttgart. Nach den statistischen Angaben der Blätter für Ärmenwesen" betrug der Aufwand sür Unter­stützungen von Vaganten durch Naturalverpflegung und OriS- aeschcnke in allen vier Kreisen 1890/81 bei 716 843 Unterstütz­ten 127 123.65 Mark, 1881/82 bei 1 441 697 Unterstützten 329 811.90 (St.-A)

Bei Stuttgart hat sich der 36jährige Arbeiter Emcrich von Chemnitz vom Zug überfahren lassen. Bon seiner Frau wird als Motiv zur That angegeben, daß er wegen seiner so­zialdemokratischen Gesinnung nirgends mehr Arbeit erhalten habe.

Die Landesversammlung der konservati­ven Partei .Württembergs erläßt unter'm 15. November folgenden Wahlaufruf: Die Wahlen für den württembergischen Landtag stehen binnen Kurzem bevor. Die demokratische Partei, durch ihre Erfolge bei den Reichstagswahlen siegestrunken gemacht, setzt von neuem alle Mittel öer Agitation in Bewegung. Ihr gegenüber darf kein aufrichtiger Freund unseres württembergischen Volkes und Heimathlandes die Hände in den Schooß legen. Die höchsten Güter unseres Volkes stehen auf dem Spiel. Wenn die demokratische Partei die Mehrheit im Landtage er­ringt, soll unsere jetzige Regierung gestürzt, un- scrm in Ehrfurcht geliebten Könige ein demokratisches Ministerium abgetrotzt werden. Die demokratischen Abgeordneten, also zum Theil dieselben Männer, welche 1870 zu Gunsten der Franzosen neutral blei­ben wollten, 1871 gegen die Errichtung des deutschen Reiches gestimmt haben, würden unfern Bevoll­

mächtigten beim Bundesrathe die Abstimmungen vor­schreiben. Eine Losreißung-Württembergs von den anderen deutschen Volksstämmen, die Vernich­tung unserer Selbstständigkeit bei dem ersten uns treffenden Kriege wären die unabweislichen Fol­gen einer solchen Sonderpolitik. Die Absicht der sogenannten Volkspartei, unser Volk gegen alle Ein­richtungen, welche bisher uns den Frieden nach außen und die Ruhe und Ordnung nach innen sicherten, aufzuhetzen, liegt nach deren ganzen bis­herigen Verhalten für jeden Einsichtigen klar am Tage. Die Zahl der Wahlen, für Staat und Gemeinde sollen noch vermehrt und das Wahlge­schäft sogar auf die Sonntage verlegt werden. Unser zukünftiger Landtag müßte, wenn es nach dem Willen der Volkspartei ginge, ein Hemmschuh sür jeden gesunden Fortschritt auf dem Gebiete der so­zialen Reform werden. Keine Hilfe für die Bauern aus den ihnen vom rücksichtslosen Wucher und großartiger Güterschlächterei auferlegten Drang­salen ! Keine Maßregeln zur Erhaltung des ehrlichen soliden Handwerks gegenüber der ihm durch Pfuscher­und Hausirsreiheit drohenden Vernichtung! Keine genügende Fürsorge für den Arbeiter in Fabrik, Werkstatt und Feld! Dagegen Vernichtung der reli­giösen Erziehung unseres Volkes durch Umwandlung unserer konfessionellen Volksschulen in religionslose, Abschaffung aller indirekten Steuern und hiegegen als nothwendige Folge furchtbare Erhöhung der direkten Steuern auf Grundeigenthum, Gewerbe und Gebäude, wobei der kleine Geschäftsmann, der Handwerker und, wie seither in erster Reihe der Bauer die schwersten Lasten aufgcbürdet erhielte, weil er nichts von seinem Einkommen verheimlichen kann. Das Alles haben wir von einem demokra­tischen Regiment in Württemberg zu erwarten. Wir dagegen wollen Württembergs Selbstständigkeit sichern durch treues Festhalten an dem mächtigen deutschen Reich, durch Wahrung unserer gewährleiste­ten Rechte und durch weise Sparsamkeit in der Re­gelung unseres Landeshaushaltes. Wir wollen uns den Frieden erhallen und die gesicherte Freiheit aller guten Menschen, indem wir sesthalten an dem, was bewährt ist, sesthalten vor Allem an einer christlichen Erziehung unseres Volkes und an der Achtung vor König und Obrigkeit. Den Bauernstand wollen wir befreien von seinen wucherischen Drängern, den Ge­werbestand von der pfuscherischen und hausirenden, übermächtigen und betrügerischen Konkurrenz, den Arbeiterstand in Stadt und Land von der bangen Sorge um eine gesicherte Existenz in den Tagen der Erwerbsunfähigkeit u. Verdienstlostgkeit. Wir wollen endlich eine Berfassungsrevision, welche auf Grund­lage des Zweikammersystems den wahren Interessen des Volkswohls förderlich ist. Die große Mehrheit unseres Volkes bedarf dringend einer Besserung ihrer Erwerbsverhältnisse. Nicht mit Freiheitsver- sprechungen, sondern nur mit angestrengter Arbeit zur Erreichung von Wohl fahrtseinrichtun gen, nicht mit Versprechungen auf Steuernachläffe und große Ersparnisse, die ja doch nicht gehalten werden können, sondern durch eine gerechte Vertheilung der Steuerlast und durch selbstlose Fürsorge für die nothleidenden gedrückten Stände unseres gesumm­ten Volkes können bessere Verhältnisse wieder herbei­geführt und das hohe Gut des Friedens im Innern wie nach Außen erhalten werden. Darum unverzagt an die Arbeit der Wahl! Mit Gott für König und Vaterland!

Alpirsbach, 16. Nov. Heute früh wurden bei Rö­thenbach die Leichen eines in Schiltach ansäßigen, in den fünf­ziger Jahren stehenden Ehepaares aus der ziemlich hochgehcn- den Kinzig hcrausgezogen. Das Ehepaar, das sich von der Anseriigung und dem Verkauf von Besen nährte, hatte gestern seine Waare hier zum Verkauf gebracht und sich noch spät Abends trotz der starken Dunkelheit und die Mahnungen zum Uebcrnachten dahier mißachtend aus den Heimweg gemacht. In der Nähe der sog. Erlcnmühle in Röthenbach scheinen die Ver­unglückten von der Straße ab sammt ihrem Karren in die Kinzig gcrathc» zu sein. Der Leichnam der Frau hatte noch den Strick des Karrens um die Hand gewunden.

Sersheim, OA. Baihingen, 16. Nov. Heute Mittag wurde hier der 41 Jahre alte Bahnwärter Andreas Geiger, welcher am 13. d. M., Nachts, bei Benützung eines Nollkar- rens auf der Eisenbahnlinie von einem Zug überrascht und getödtet worden ist, zu Grabe getragen. Derselbe hinterlätzt eine Wittwe und 6 unmündige Waisen.

Rottwell, 16. Nob. Heute Vormittag trat ein Handwerksbursche in den Laden der Modistin Frl. Bamberg hier und bettelte. Nachdem er einige Pfennige aus der Ladenkassr erhalten hatte, schlug er jene mit seinem Knittelstock auf den Kopf, so daß

sie lautlos niedersank, beraubte sodann die Ladenkasse, welche etwas über 3 vkL enthalten haben soll und machte sich flüchtig. Erst nach längerer Zeit erwachte Frl. Bamberg aus ihrer Betäubung und entdeckte nun den Raub. Die Fahndungsmannschaft ist nach allen Seiten hin thätig.

(Brand in Reutlingen.) Wie wir hören, ist in Reutlingen gestern Nachts nach V-9 Uhr im Hause eines Küblers in der Weingärtnerstraße Feuer ausgebrochcn, welches trotz angestrengtester Bemüh­ungen der Feuerwehr vier Häuser in Asche legte. Leider sind dabei durch den Einsturz von Mauerwerk zwei Feuerwehrmänner verunglückt, indem der eine sofort todt war u. der andere an den erlittenen Verletzungen nach einigen Stunden starb. (T. Ehr.)

Heilbronn. In der Nacht vom 2S./26. Dez. 1877 ist hier das an der hohen Straße gelegene Wohnhaus der Fricd-- rike Bcitinger mit ungemeiner Schnelligkeit abgebrannt und haben bei diesem Brande 5 Bewohner des Hauses in den Flammen den Tod gesunden. Auch dieser Brand war, wie eine größere Zahl anderer um jene Zeit hier entstandener, unter der Treppe ausgebrochcn und hatte durch die Entzün­dung der unter der Treppe gelagerten Holzvorräthe die Hilfe­leistung außerordentlich erschwert. Der Verdacht der Brand­stiftung war sehr dringend. In der Zeit vorher batte in Tübingen eine ganze Reihe von Bränden stattgesunden und, da man keinerlei Anhaltspunkte sür die Verübung und den Thäter beibringcn konnte, dort eine wahre Panik hcrvorge- rufen. Wie sich später heransstellte, waren nicht lange vorher auch in Braunschweig 66 Brände ansgebrochen, deren Ent­stehung nicht aufgeklärt werden konnte: einen Thäter zu ent­decken, war auch dort nicht gelungen. Dagegen war ausge­fallen, daß an sämmtlichen genannten Orten zur Zeit der Brandfälle ein Zimmcrmalcr Albert Barth von Tübingen ortsanwescnd war und nach dessen jeweiliger Abreise von dem betreffenden Orte auch die Brände aufhörten. Neuester Zeit haben sich nun gegen diesen Barth derartig belastende Ber- dachtsgründe ergeben, daß dessen Verhaftung angeordnct wor­den ist. Derselbe wurde gestern in das landgerichtliche Gcsäng- niß hier eingeliefcrt und sieht man dem Ergebnisse der Unter­suchung mit Spannung entgegen. (St.-Anz.)

Brandfälle: In Saulgau am 16. Nov., Morgens */-3 Uhr, ein in der unteren Stadt gelege­nes ca. 70 Fuß langes Wohn- u. Oekonomiegebäude.

DerHeilbr. Nztg." wird aus Ulm vom 15. geschrie­ben : Wie gut angebracht hier und da bei gewissen Individuen die Anwendung des Stockes wäre, davon konnte man sich heute früh wieder auf dem hiesigen Bahnhose überzeugen. Mit dem Oberländerzug mar von Ravensburg ein Stromer hichcr be- sördert worden, der über die Grenze nach Bayern vcrschubt werden sollte. Als der ihn begleitende Landjäger aber die Thürc des Gefangenenwagens öffnete, stand das betr. Jndivi- dium in Adamskostüm da, seine Kleider hatte er total zerris­sen. Der Landjäger mußte dem Lumpen nun wohl oder übel erst Kleider beschaffen. Die Entrüstung über dieses Subjekt wird noch größer, wenn man erfährt, daß dasselbe in Ravens­burg ebenfalls seine Kleidung zerrissen haben soll.

Karlsruhe, 16. Nov. Das frühere badische Bundesrathsmitglied, ehemaliger Justizminister v. Freydorf, ist gestern Abend am Herzschlag gestorben.

Freiburg, 15. Nov. Ein hiesiger Kaufmann hat 8 Gedichte von Schiller auf eine Postkarte aus freier Hand mit bloßem Auge in zwölf Stunden ge­schrieben. Es sind 6150 Worte, die in der Ausgabe von H. Kurz 29*/« gedruckte Seiten einnehmen. Die Karte ist von Schober in Karlsruhe in Licht­druck vervielfältigt worden. Ein Exemplar kostet 25 der Reinertrag ist für die Hagelbeschädigten in Waldkirch bei Freiburg bestimmt.

Würz bürg, 16. Nov. Die hiesigen Schlos­sermeister sind zu einer freiwilligen Innung zusam­mengetreten.

Coburg, 15. Nov. Am gestrigen Jahrmärkte hier glitt unweit der Post eine junge Dame aus und stürzte. Sie war ihres engen an den Knieen zusammcnbundenen Kleides und ihrer hohen Stelzenschuhe halber buchstäblich außer Stande, sich allein aufzuhelfcu. Eine herzuspringende Bauersfrau brachte sie wieder auf die Beine. Die unsinnige Mode ist wirklich ganz dazu angethan, Unfälle herbcizusührcn, nament­lich, wenn noch die Haare L In Wahnsinn über die Stirne in die Augen gekämmt sind, so daß die Damen das Ansehen eines Seidenpudels haben. Mein kleiner Junge sagte neulich, als er einer solchen aus einer Pension zurückgekehrten Dame mit Simpelfransen" ansichtig wurde:Mutter, mach' die Thüre zu, es kommen Zigeuner!" Schon Abracham a Sancta Clara, der Wiener Hofprcdiger voll Witz und Laune, predigte vor 200 Iahen gegen die unsinnigen Haarsrisuren von der KaiHel:, Die Mädchen scheu aus, als hätte sie der Teufel rückwärts durch eine Gartenhecke gezogen, wo lauter Dörncr darin sein."

Dresden, 12. Nov. Nach dem Vorbilde andcrerGroß- städtc hat man auch hier an den verkehrsreichen Punkten W är- mcstu b eu errichtet, in welchen allen, namentlich aber den viel, im Freien beschäftigten Passanten Aufenthalt und ein in Kaffee, Thee oder später auch in Warmbier bestehendes Getränk zum Preise von 2 Pfennig für die Tasse gewährt wird. Bei Mit­tellosen wird auch von Entrichtung dieses Betrages abgesehen. Die Leitung dieser der Trunksucht entgcgcnwirkcnden Anstalten ist in den Händen von Damen.

In Erfurt wurden Abends vor dem Löberr, thor in einem Kinderwagen drei schreiende Kinder im Alter von drei, vier und sechs Jahren aufgefmr- den und polizeilich in Verwahrung gebracht. Dgs