wir in einigen Monaten einem Schauspiele ohne Gleichen in der Geschichte beiwohnen. Wir werden aus den Weiten des Himmels den unglücklichen Ko­meten zurückkommen sehen. Er wird mit täglich wachsender Geschwindigkeit herannahen, ohne darauf zu achten, die Planetenbahnen durchschneiden, seinen Flug verdoppeln, verdreifachen, verzehnfachen, in ge­rader Linie auf die Sonne zueilen und sich mit sol­cher Heftigkeit auf dieselbe stürzen, daß seine Schnel­ligkeit in dem Augenblicke vor seinem Sturze 600,000 Dieter überschreiten wird.

Wir werden bald wissen. ob uns wirklich die Natur dieses pr ächtige Schauspiel bieten wird.

In den Winterabendschulcii pro 1881/82 haben sich u.

a. folgende Lehrer durch ihren Fleiß und ihre Leistungen aus­gezeichnet und werden mit einer Prämie bedacht: Braun in Schönbronn, Fließ in Gechingen, Haller in Rohrdorf, Schi mpfs in K uppingcn. _

Tages-Neirigkeiterr.

Deutsches Reich.

Horb, 12. Nov. Auch in unserem Bezirke hat die Agitation gegen die Hausirer begonnen. Die Eingabe, die in einer Versammtung aufgelegt war, wurde von den Anwesenden, unter denen sich viele hiesige Geschäftsleute befanden, sofort unter­zeichnet und cirkulirt nunmehr auch bei den übrigen Geschäftsleuten.

Rottenburg, 12. Nov. Letzten Freitag, Abends 6 Uhr. kam der Leichnam des in Mühringen durch Mörderhand gestorbenen Kaufmanns Franz Josef Buß auf dem Leichenwagen hierher. Eine große Volksmenge war in der Nähe der Wohnung zusammengeströmt; kein Auge blieb thränenleer, als die junge Wittwe beim Anblick des Sargs in un­endlichen Jammer ausbrach. Heute wurde nun die irdische Hülle des Verblichenen zu Grabe getragen. Der lange Leichenkondukt konnte sich durch die Spa­liere der vielen Zuschauer, welche auch von auswärts hieher gekommen waren, nur langsam dahinwälzen. Denselben eröffnete die Musik mit den Klängen des Beethoven'schen Trauermarsches: hierauf folgte die Feuerwehr in oorpors, dann der mit Blumen und Kränzen überreich verzierte Sarg; hinter demselben gingen die leidtragenden Verwandten, dann die staat­lichen und städtischen Beamten, die Geistlichkeit, der Liederkranz und Gesellenverein, deren Mitglied der Verstorbene war, mit umflorter Fahne und eine solche Menge Leidtragender von hier und auswärts, daß in Rottenburg wohl selten ein ähnlicher Leichen­zug gesehen wurde.

Die in mehreren Blättern verbreitete Nachricht, daß der Mörder des Kaufmann Buß von Rotten­burg ermittelt und eingeliefert worden, hat sich bis heute nicht bestätigt.

Stuttgart, 11. Nov. Die neueste Nummer des Re­gierungsblattes enthält eine Ministerialverfiigung, betr. die Voll­ziehung eines abgeänderten Landtagswahlgcsetzes. Die nach diesem Gesetz jetzt giltige Wahlordnung besteht in folgen­dem: 1) es wird nicht mehr bloß in ein paar größeren Orten gewählt, sondern in jeder einzelnen Gemeinde; 2) wird die Wahl dadurch im ganzen Lande an einem Tage abgemacht; 3) brauchen nicht mehr wie bisher über die Hälfte der Wähler abzustimmen, damit die Wahl überhaupt giltig ist, sondern wer eben die Mehrheit hat und wenn nur 10 im Ganzen abstimmen, ist gewählt; 4) fallen dadurch die Ergänzuiigswahlen sammt dem Zwanziger für denPresser" dazu weg; b) die Wahl wird 30 Tage vor dem Wahltage ausgeschrieben; 6) die Mahlzeit ist im ganzen Lande pünktlich 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Abends; 7) die Wahlzettel müssen weißes Papier haben und so gefaltet sein, daß der Name nach innen ist u. diirseu kein sonstiges Merkmal haben; 8) im Wahllokal darf keine Ansprache re. an die Wähler erfolgen; die Wahlkommissivn muß durchaus unparteiisch sein; 9) wer Unfug treibt im Wahllokal wird mit Arrest bis zu zwei Tagen oder Geldstrafe bis 12 -Hi bestraft; 10) jeder Wähler kann sich über die Wahlzeit so lange im Lokal aufhalten und zusehen, als er will; die Wahl ist also öffentlich; II) nach der Wahl werden die Zettel sogleich von der Kommission gezählt, »wobei jeder Wähler wiederum anwesend sein darf; 12) daun werden die Zettel u. s. w. alles wohlvcr- sicgclt ans Obcramt cingeschickt. Die Wahl geht also im wesent­lichen ganz nach dem bei den Reichstagswahlen gütigen Modus vor sich. (Tüb. Chr.)

Stuttgart, 11. Novbr. Der neuernannte Leibarzt Ihrer Maj. der Königin, der bekannte Homöopath Oberamtsarzt Rapp aus Rottweil, trifft heute hier ein, um seine neue Stellung anzutreten. Seine Wohnung hat er in der Göthestraße genommen.

Dir Leiche eines Selbstmörders sollte dieser Tage durch einen Eßlinger Fuhrmann von Eßlingen nach Tübingen ge­bracht werden. Wie nun erzählt wird, ist das Fuhrwerk am Sonntag Morgen zwischen Nürtingen und Metzingen an der aiigcschwolleuen Aich stehend ohne den Fuhrmann augctrossen worden, so daß anzunehmen ist, derselbe sei in trunkenem Zu­stand ein Raub des Wassers geworden. Am letzten Montag fand man den Leichnam des Fuhrmanns (Heigis ist sein Name) bei der Einmündung der Aich in den Neckar. Der Verun­glückte soll 82 Jahre alt sein.

In Reutlingen wurde zwei Milchhändlern ihr Vor­rath von ca. 120 Liter wegen Verdünnung mit Wasser konfiS- zirt und Untersuchung wegen Milchfälschung eingeleitet.

Im Bezirk Crailsheim haben die Demokraten den R.-A. Payer II als Landstandskandidaten sich erbeten. Derselbe hat natürlich die Bitte nicht abgeschlagen.

Brandfälle: In Oberkochen (Aalen) am 11. Novbr., Nachts 0 Uhr, ein Wohnhaus sammt Scheuer eines StraßenwärterS; in Wahlheim (Besigheim) am 13. Novbr., Morgens 1 Uhr, das dortige Armenhaus; in Zaberfeld (Brackenheim) am 10. Nov. Morgens ein Wohnhaus; in Eber­st ad t (Weinsberg) am 13. Nov. eine Doppelscheuer; in Hatzenthurm, Gemeinde Wolpertswende (Ra­vensburg), am 12. Novbr. ein Wohnhaus; in Hin­term os, Gemeinde Schlier (Ravensburg), am 13. Nov. ein Wohnhaus sammt Scheuer.

Backnang, 11. Nov. Gestern gegen Abend war ein in Unterschönthal dienendes Mädchen von 19 Jahren von Backnang her auf dem Heimweg be­griffen, als zwei ihr unbekannte Bursche, die ihr schon von der Stadt aus nachgegangen waren, sie auf der Straße plötzlich übersielen. In Folge ihres Ho­rnsens und da Leute sich in der Nähe zeigten, muß­ten die Bursche jedoch ihre unsittliche Absicht aufgeben und das Weite suchen; das Mädchen aber sank, zu Hause angekommen, ohnmächtig zusammen und soll bis zur Stunde bewußtlos sein. Der energischen Fahndung der Landjägermannschaft gelang es, die Thäter zu ermitteln, und es sind dieselben, zwei Arbeiter in einer hiesigen Fabrik, bereits zur Haft gebracht. (St.-A.)

Das von dem Lahrer hinkenden Boten ange­regte Reichs-Waisenhaus, für welches 7261 Fechtschulen mit 200 380 Mitgliedern bis jetzt etwa 43 000 -,/L gesammelt haben, soll nunmehr errichtet werden, da es gelungen ist, in unmittelbarer Nähe der Stadt Lahr ein herrlich gelegenes Gut mit 5 Morgen Park und 8 Morgen Weinberg, Aeckern u. Wiesen um 40 000 okL anzukaufen.

München, 11. Nov. Die Vollendungsarbei­ten an der Germania-Statue für den Nieder­wald, welche in der hiesigen Erzgießecei etwa 50 Mann beschäftigen, gehen jetzt ihrem Ende entgegen. Schon ist der riesige Kopf der gegen 900 Zentner schweren Figur blank und fertig, deßgleichen der mäch­tige Arm, auf dessen Fingerspitzen die Kaiserkrone ruht. An dem anderen Arm mit dem schwertgriff in der Hand, der kolossalen Schulter und dem Unge­heuern Panzerbruststück mit dem Reichsadler darauf putzen und fegen noch mehrere Arbeiter, daß die Bronzespäne nur so herumfliegen. Das größte etwa 300 Zentner schwere Stück, der Thron mit dem dar­über herabfallenden Mantelstück, liegt noch^in der weiten, ausgemauerten Gießgrube. Auch die schwert- klinge mit einem Eichcnkranz umwunden, braucht nur noch eingesetzt zu werden. Ein wahres Kunstwerk ist ein Thcil des Kettenpanzers mit völlig frei lie­gendem Ringgeflecht.

sDie Elektrizität in der Büchse.) In einem Vorträge, welchen der Hofrath Brunner von Wattenwyl in Wien über die Elcktrizitätsausstcllung in München hielt, setzte dieser bekannte Fachmann die Vortheile der Edison'fchen Glüh­lichtlampe für die künftige Beleuchtung des Wohnhauses aus­einander. Es gebe nur noch eine Schwierigkeit für die Anwen­dung des elektrischen Lichtes im Hause, die noch climinirt wer­den müsse. Diese Schwierigkeit liegt in dem Abgänge jenes Apparates, der beim Gas als Gasometer sungirt und welcher die Ansammlung und Aufspeicherung des Leuchtstoffes ermög­licht, der nicht sofort zur Verwendung gelangt. Durch das Abdrehen des elektrischen Lichtes wird nicht auch die dynamo- elektiische Maschine zum Stillstand gebracht, und wir verlieren die weiter erzeugte Kraft unwiederbringlich, ja wir müssen die nicht verwendete Elektrizität zerstören, damit sie keinen Schaden anrichtc. Die elektrische Beleuchtung wird also erst dann für Privathüuscr vollkommen anwendbar sein, wenn man für die Elektrizität einen dem Gasometer entsprechenden Apparat ge­sunden haben wird.Wir sind auch" fuhr der Vortragende fortauf dem Punkte, einen solchen zu finden und zwar durch die merkwürdige Vorrichtung der sekundären Batterie, in welcher Elektrizität nach Belieben accumulirt und wieder abgegeben werden kann, und ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich sage, daß man binnen einem Jahr die für das Haus nöthige Elektrizität in Büchsen kaufen, dieselben in einem Win­kel des Hauses aufstellen, mit den Leitungsdrähten des Be­leuchtungsapparates in Verbindung setzen und, wenn der Vvr- ralh an Elektrizität anfgczehrt ist, neu füllen lassen wird." Diese zuversichtliche Prophezeiung wurde vom Publikum mit lebhaftem Erstaunen ausgenommen.

Mainz, 7. Nov. Immer umfangreicher wird die Militärdefreiungsaffaire; ans Darmstadt, Wiesbaden, Frankflirt ic. werden Verhaftungen ge­meldet, die mit dieser Angelegenheit in Verbindung stehen. Dem Vernehmen derGermania" nach hat allein ein Kaufmann in Straßburg dem Konsortium I 12,000 Franken dafür bezahlt, daß es seine beiden

Söhne vom Militärdienst frei machte. Nicht allein ist von allen Ettern, die sich für ihre Söhne an dem Schwindel betheiligten, das Geld verloren, sondern die jungen Leute, welche früher einjährig hätten die­nen können, werden jetzt vier Jahre eingezogen. Wie man hört, hat ein junger Mann in Mühlhausen die sauberen Herren angezeigt; er hatte den Wucherern 1000 Mark geboten, wenn sie auch ihn freibrächten. Die wollten sich auf sein Gebot nicht einlasscn, son­dern wollten aus besonderen Gründen das Geschäft für 2000 Mark, den billigsten Preis, besorgen. Der junge Mann erklärte ihnen, diese Summe sei für ihn unerschwinglich und drohte schließlich mit Denun­ziation, die er auch wirklich ausführte.

Reiche Bauern hat die sogenannteMagdeburger Börde", d. h. die Gegend bei Magdeburg aufzuwcisen; diesel­ben verdanken ihren Reichthum besonders dem Anbau der Zu­ckerrübe. Es gibt dortZuckcrbauern", die ein Vermögen von Hunderttausenden, ja von einer Million und darüber haben. Bekam doch die Tochter eines solchen Bauern als Heiralhsgut 800,000 -Hl mit. Berheiratbete Töchter erhallen nicht selten noch zu Lebzeiten ihrer Eltern jährlich bis zu 10,000 -HlNa­delgelder." Es gibt dort Zuckerfabriken, welche eine zum An­bau der Zuckerrübe verwendete Grundfläche von 10,000 Mor­gen besitzen und täglich 5600 Arbeiter beschäftigen. Aber die Klage geht, daß der eigentliche solide Bauernstand doch immcrmehr verschwinde. Zum Theil wird aus den Bauernhö­fen unsinniger Luxus getrieben. Fenstcrvorhäuge das Paar zu 300 -Hl, zieren die Zimmer, zu deren Bemalung der Maler Monate verwendete; Teppiche liegen aus den Fußböden, Mö­bel stehen an den Wänden, so kostbar, wie oft kaum in einem gräflichen Schloß. Aber die guten einfachen Sitten sind immer seltener und es zeigt sich auch in derMagdeburger Börde", daß Geld und Glück zweierlei Dinge sind.

Breslau, 10. Nov. Der wegen Brandstiftung zu drei Jahren Zuchthaus verurtheilte Auszügler I. Chwiendarz aus Siegsricdsdorf bei Glciwitz wurde, nachdem er ein Jahr un­schuldig im Gefängnis; zugebracht, nach Wiederaufnahme des Verfahrens frei gesprochen.

Berlin, 13. Nov. DieKrcuzzeilung" er­fährt, die Thronrede werde kuczgefaßt auf die Ver­hältnisse und namentlich auf die Belebung des Ver­kehrs Hinweisen, das Defizit von 30 Millionen er­wähnen, welches gegenüber der Gesammtlage kaum in's Gewicht falle und die entschiedene Absicht der Aufhebung der vier untersten Stufen der Klassen­steuer ankündigen. Der frühere Oberpräsident von Pommern, Senfft von Pilsach, ist heute gestorben.

Berlin, 14. Nov. Der Eröffnung des Land­tags im Weißen Saale wohnten etwa zweihundert­fünfzig Abgeordnete und Herrenhausmitglieder bei. In der Diplomatenloge befanden sich der Botschafter der Türkei, der Militärbevollmächtigte Rußlands, die Gesandten der Schweiz, Dänemarks und Japans» sowie mehrere Attaches. Nachdem die Minister zur Linken des Thrones Aufstellung genommen hatten, erschien der Kaiser, gefolgt von dem Kronprinzen, Prinzen Wilhelm, Friedrich Karl, Leopold Albrecht. Der Präsident des Herrenhauses brachte ein dreifa­ches Hoch auf den Kaiser aus. Der Kaiser bestieg hierauf den Thron und verlas die Thronrede, welche namentlich bei den Stellen über die Aufhebung der vier untersten Stufen der Classensteuer und den Be­ziehungen zu dem Auslaude beifällig ausgenommen wurde. Puttkamer erklärte die Session für eröffnet. Alterspräsident Bockum-Dolffs bringt ein dreifaches Hoch auf den Kaiser aus.

Die Etats für die Verwaltungen des Reichs- Heeres auf 1883/84 enthalten nur geringe Mehr- sorderungen gegen das Vorjahr. Die fortdauernden Ausgaben betragen zusammen 300 223 914 und die einmaligen Ausgaben 8 393 021 ^, das ergibt gegen das Vorjahr ein Mehr von 859 131 bei den fortdauernden und von 2 242 837 bei den einmaligen Ausgaben. Auf Preußen und die ihm unterstehenden Contingente entfallen von den fort­dauernden Ausgaben 264 302 915 (900 041

mehr), auf Sachsen 21 450 937 ^ (85 483 vkL mehr) und auf Württemberg 14 470 062 (126 393 ^

weniger), von den einmaligen Ausgaben auf Preu­ßen 7 351 224 (2 970 196 mehr), auf -Sach­sen 447 000 (525 361 weniger) und auf

Württemberg 594 797 (201 998 ^ weniger.)

Das Mehr an fortdauernden Ausgaben fällt vorzugs­weise auf das KapitelNaturalverpflegung."

Wie man lautD. M.-Bl." in Berliner gou- vernemcntalen Kreisen wissen will, ständen für die neue Session des preußischen Landtages, gegen alle Erwartungen, sehr bedeutungsvolle Vorlagen kirchenpolitifcher Natur in Aussicht. ^ scheint, daß Fürst Bismarck gesonnen ist, in das Verhält- uiß zur Kurie jetzt endlich volle Klarheit zu bringen, nachdem sich die diskretionären Vollmachten in ihrer bisherigen Ausdehnung und Anwendung dazu nicht