Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Samstag den 28. Mtobcr.

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1882 .

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November L Dezember

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Exped. des Gesellschafters.

Gestorben: Zu BcrneckFrau StadtschulthcistBrenncr.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Altenstaig Stadt, 25. Oktbr. Letzten Samstag wurde in der Traube hier die General­versammlung des hiesigen Viehversicherungs­vereins Pro 1881/82 abgehalten. Von 83 Vereins­mitgliedern waren etwa 48 anwesend. Aus dem Rechenschaftsbericht des Vorstands Hrn. Holzhändler Maier hier entnehmen wir in Kürze folgende No­tizen: Versichert waren am Tage der Generalver­sammlung 203 Stücke Vieh mit einer Versicherungs­summe von 43,935 c/lL, so daß das Stück Vieh im Durchschnitt auf 216 c-U steht (was nebenbei gesagt ein gutes Licht auf den hiesigen Viehstand wirft). Fälle, in welchen der Verein eiutreten mußte, waren es 7 mit einer Entschädigungssumme von 326 Mark 34 Pfg., inclusive Schätzer- und Metzgerlohn, so daß jedem einzelnen Mitgliede 50°/» von der ein­gezahlten Prämie wieder vergütet werden konnte. Dieses Geld wurde sofort ausbezahlt. Verwaltungs­kosten sind keine angercchnet, da dies Ehrensache der Betheiligten ist. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl wurde der seitheitherige Ausschuß beibehalten. Einsender möchte diesen nützlichen Verein allen Vieh­besitzern auf das Wärmste empfehlen, der Verein arbeitet ohne weitläufigen Apparat und fordert von seinen Mitgliedern wenn nicht gerade Extrafälle eintreten im Hinblick auf seine Leistung ein verhält- nißmäßig nur geringes Opfer.

K. sin gen, 26. Okt. Bei der am letzten Sonntag in Haiterbach abgehaltenen Feuerwehr­probe der Feuerwehren Altenstaig, Bösingen, Haiter­bach und Nagold verunglückten 2 Mitglieder der hiesigen Feuerwehr durch herabfallende Ziegel. Der eine wurde nicht unbedeutend an der Wade, wodurch eine voraussichtlich 14tägige Arbeitsunfähigkeit verur­sacht wird, verletzt, der andere erhielt eine leichte Verletzung der rechten Hand. Heute fiel ein or­dentlicher 19jähriger Jüngling von hier beim Tan­nenzapfenbrechen so unglücklich von einer Tanne, daß er während des Transports in den Ort den Geist aufgab. Wiederum eine ernste Mahnung zur Vorsicht bei diesem ziemlich gefährlichen Geschäft.

Rottweil, 23. Oktbr. Herr Oberamtsarzt Professor Dr. Rapp hier, dessen Ruf weit über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes hinausreicht, wurde, nachdem er schon mehrere Jahre als konsul- tirender Arzt Ihrer Majestät der Königin eine hervorragende Rolle gespielt, zum Leibarzt der Königin ernannt und wird in 14 Tagen Rottweil verlassen. Mit seinem Wegzuge erleidet die Stadt einen schweren Verlust. (N. T.)

Gmünd, 21. Oktbr. Der Geschäftsgang bei uns ist ein wirklich günstiger. Namentlich ist wieder der deutsche Markt besser geworden und die Export­geschäfte haben belangreiche Bestellungen. In fast allen Geschäften ist die Arbeitszeit verlängert, bis Nachts 10 Uhr sitzen die thätigsn Goldschmiede am Brett. Die Fabrikanten klagen indeß über das lange Kreditiren und die kurze Lieferungsfrist, welche bei Bestellungen Platz gegriffen.

Leutkirch, 20. Okt. Es cirkulirt hier gegen­wärtig eine Petition, betr. höhere Besteuerung der Hausirer. Sämmtliche Kauf- und Geschäftsleute haben dieselbe unterzeichnet und sie wird demnächst an den Reichstag abgesandt werden.

Brandfälle: In Stärkenhäusle, Gem. Gaisbeuren (Waldsee) am 24. Okt., Morgens 3 Uhr, ein der Staats-Finanzverwaltung gehöriges Wohn­haus samt Scheuer; in Spaichingen am 24. Okt., Nachts IVz Uhr, das Wohn- und Oekonomiege- bäude des Schlossers Th. Grimm.

In Ansbach schlagen die Lcnte die Hände über dem Kopf vor Verwunderung zusammen, daß ein Volksschul­te hr er das Examen milgemacht hat, der ein Vermögen von 100,000 besitzt. Was ist denn so Wunderbares dabei? Haben ja doch die meisten Lehrer ein gutes und sicheres Ein­kommen.

DieKarlsr. Ztg." erhält von fachmännischer Seite eine Zuschrift, welche übertreibenden Meldungen bezüglich des Gewichts des heurigen Weinmostcs entgegentritt und konstatirt, daß das durchschnittliche heurige Mostgewicht am Kaiserstuhl und im bad. Oberland zwischen 6070« betrage; wer mehr herausbrivge, müsse besonders von der Mostwaage begünstigt sein; es sei denn, daß es sich um ganz bevorzugte Lagen handle.

Kenzingen (Baden), 23. Okt. Ein Privat­telegramm desBad. Beob." meldet: Ein großer Brand wüthet hier seit 8 Uhr. Acht Wohnungen und drei Scheuern sind abgebrannt, drei beschädigt.

Wiesbaden, 21. Okt. Dem Vernehmen nach wird die Kaiserin Eugenie hier ihren Winteraufent­halt nehmen, um die Bäder zu gebrauchen.

Berlin, 25. Okt. Die Zahl der Konservati­ven, welche in der vorigen Legislaturperiode 100 Mitglieder betrug, wird sich nach neueren Rechnun­gen auf gegen 122 Mitglieder stellen; rechnet man dazu 98 vom Centrum, die vier Minister und noch einigeWilde", so ergibt sich die Ziffer 230, also 13 Stimmen über die absolute Majorität. Die bei­den Fraktionen können daher auch das neue Präsi­dium unter sich feststellen.

In Berlin bereitet man sich vor, den auf den 10. November fallenden 400jährigen Geburtstag Martin Luthers in angemessener Weise zu begehen. Der Magistrat beabsichtigt, die Feier auch auf die Kreise der Bürgerschaft möglichst auszudehnen.

Wieder ein Komet. In der Nacht znm Montag, gegen 1 Uhr Morgens, wurde im Osten Berlins ein Komet beobachtet, dessen Kopf meist ausfallend glänzend war, wogegen der Schweif sich weithin in bedeutender Helle ausdehnte.' Bis Ende dieses Monats wird dieser Komet noch dem bloßen Auge sichtbar bleiben, allerdings wird Derjenige, der ihn sehen will, schon sehr früh ans den Federn oder was dasselbe besagt spät zu Bette gehen müssen, da der Komet zwischen 3 und 4 Uhr in vollem Glanze in die Erscheinung tritt. Gegenwär­tig ist man allcrwärts in den Sternwarten mit der Beobach­tung des interessanten Sternes beschäftigt. Die Berechnung seiner Bahn hat bisher die überaus auffällige Thatsache er­geben, daß seine Umlaufszeit-etwa sieben bis acht Jahre be­tragen dürfte. Im Allgemeinen nehmen sich bekanntlich die Kometen mehr Zeit dazu, einige unter ihnen brauchen sogar mehrere Jahrhunderte zu ihrer Rundreise.

Windthorst, der Feldherr des Centrums, hatte seinen Mannen für den Wahlkampf den Befehl gegeben, überall, wo sie nicht selber siegen könnten, zunächst die Nationalliberalen und Freiconservariven zu bekämpfen und dann in erster Linie für einen gläubigen Conservativen oder, wenn sich das nicht mache, für einen Fortschrittsmann zu stimmen.

Die Nachrichten über den Rücktritt des Für­sten von Hohenlohe-Schillingsfürst von seinem Posten in Paris erweisen sich als unzutreffend , da­gegen wird der längere Urlaub des diesseitigen Bot­schafters Generals von Schweinitz in St. Peters­burg als ein Uebergang auf einen anderen Posten, um den er nachgesucht haben soll, gedeutet.

Eine Depesche desNordd. Lloyd" bestätigt, daß der Typhon (Wirbelsturm) am 20. Okt. Manilla heimsuchte und großen Schaden in der Stadt ver­ursachte. Zehn Schiffe, darunter die deutschen SchiffeSalisbury" undSchiffswerft", das nor­wegischeSoflid" und das schwedische SchiffAn- toniette" wurden ans Land getrieben. Sechs andere Schiffe, darunter die deutschenKomet" undPrä­sident Simson" wurden stark beschädigt.

An dem Umstand, daß die liberalen Parteien in den Städten gesiegt haben, die ländlichen Wahlen aber fast durchweg konservativ ausgefallen sind, knüpft dieNat.-Lib. Corr." die Betrachtung:Es wäre leichtfertig, wenn man sich über die konserva­tiven ländlichen Wahlen einfach damit trösten wollte, daß auf dem Lande der Einfluß der Landräthe, der abhängigen lokalen Behörden und Autoritäten, der meist konservativen Gutsbesitzer ausschlaggebend ist. Das fällt gewiß sehr ins Gewicht, aber unseres Erachtens müßten die Ergebnisse der jüngsten Wahlen doch auch dem Liberalismus die Pflicht der Prüfung auferlegen, ob er nicht in der That über ländliche Interessen und Bedürfnisse oft zu leicht weg­gegangen ist. Wenn die Entwicklung so weiter­geht, könnte es dahin kommen, daß die liberale Ge­sinnung ausschließlich auf die Städte beschränkt würde, das Landvolk vollständig den Konservativen anheimfiele. Im Kampf zwischen Stadt und Land wäre aber das letztere weit überlegen." (St.-A.)

Bonn, 24. Okt. Der durch seine Lehrbücher bekannte Gymnasialprofessor Wilhelm Pütz, welcher seine letzten Lebensjahre in Köln verlebte, hatte in seinem Testamente einen großen Theil seines Ver­mögens der hiesigen königlichen Universitätsbibliothek vermacht. Ein Kapital von 15,000 c/L war von ihm dazu ausgesetzt, zur Anschaffung historischer und geo­graphischer Werke verwandt zu werden; von einem noch größeren Kapital, das sich gegenwärtig auf nahe an 70,000 beläuft, wurde bestimmt, daß dessen Zinsen zu gleichem Zwecke dienen sollten.

Emden, 19. Oktbr. In Sachen der Ermor­dung des Superintendenten Leding wird jetzt die Verhaftung der Tochter des Ermordeten gemeldet. Man scheint dieselbe also für die Thäterin zu halten.

Aus Thüringen, 24. Okt. In verwichener Nacht ist heute der bekannte thüringische Kurort Ilmenau von einer großen Feuersbrunst heimgesucht worden; es sind 12 Scheunen und 3 Wohnhäuser abgebrannt. (Heilbr. Tgbl.)

Schweiz.

Ueber vier schweizerische Städte: Winterthur, Baden, Zofingen und Lenzberg ist der Concurs verhängt worden. Sie hatten s. Z. Garantie für die Obligationen der schweizerischen Nationalbahn übernommen und diese hat banke­rott gemacht. In Winterthur wurde z. B. die Versteigerung des Wasser- und Gaswerkes, sowie der Weine des einst so be­rühmten Herren- oder Rathskellers ausgeschrieben. Auch das übrige Eigcnthum der Stadt soll zur Versteigerung gelangen.

Frankreich.

Paris, 24. Oktbr. Seit 48 Stunden ist in Montceau-les-Mirws Alles ruhig. Es heißt, man habe Beweise erlangt von dem Bestand eines inter­nationalen Geheimbundes mit dem Sitz in Genf, der sich Zwecks Zerstörung alles Eigenthums gebildet. Zahlreiche aufgefundene Correspondenzen hätten die fortgesetzte Verbindung der französischen Mitglieder mit dem Directionscomite in Genf, wor­unter sich mehrere russische Nihilisten befinden, dar­gelegt. (Fr. I.)

Paris, 25. Okt. (Fr. I.) Abendblätter be­zeichnen die Unterdrückung des Prozesses von Mont-