stammende Nachricht, daß der weltberühmte Mcnaaeriebesitzcr Kreutzberg von allen Mitteln entblößt im Krankenhaus zu Landshut krank liege, ist unrichtig, da Kreutzberg, wie der Augsb. Abcndztg." berichtet wird, schon im Jahre 1874 in Leipzig gestorben ist -

München, 22. Okt. Wie verlautet, würde auch Bayern die Beförderung von Postkarten mit nicht bayerischen Marken unter Vorbehalt der Gegenseitigkeit übernehmen.

Frankfurt, 23. Oktober. Heute Morgen brach ein junger Mann auf dem Garküchenplatz zusammen. Die sich ansammclnde Menge glaubte, der Mann leide an Krämpfen. Doch sic täuschte sich; der Mensch war aus Hunger, wie nach­her konstatirt wurde, zusammengesunken.

DieFrkf. Ztg." schreibt:Wozu sich noch Illusionen machen, denen in wenigen Tagen bittere Enttäuschung folgen muß? Wer in den Kampf geht, muß auch auf Niederlagen gefaßt sein; jene ersten Bulletins, die den bösen Ausgang von Schlachten zu vertuschen und abzuschwächen suchen, erfreuen sich in der Geschichte keines guten Rufes. So sei es denn gesagt: was am Samstag Vermuthung war, ist jetzt Wirklichkeit; die Regierung hat bei den Wahlen gesiegt und der Angriff der Opposition war nicht nur vergeblich, sondern hat derselben auch noch Verluste eingebracht, deren Liste vielleicht am Donnerstag noch größer sein wird, als man heute annimmt."

Berlin, 23. Okt. Von offiziöser Seite wird auf die erneute Deutschenhetze in Frankreich als auf ein Resultat der Bemühungen Gambetta's hinge­wiesen. Sollte es, bemerkt die Kreuzzeitung, zu einer ernsten Auffassung dieser Dinge kommen, so möge es Frankreich seinem Gambetta danken.

Berlin, 24. Okt. Der Theologe Dr. Adolf Sydow ist gestern gestorben. (Er ist namentlich bekannt geworden durch die disziplinarische Maß­regelung, die ihm wegen freisinniger Aeußerungen zu Theil geworden ist.)

Bismarck kann sehr artig sein. Als Oester­reichs Regierung ihm anzeigte, Wien werde stark befestigt werden, aber diese Werke seien in keinem Falle gegen Preußen gerichtet, (dessen Heere XL. 1866 ziemlich nahe vor Wien standen), da schrieb er sofort zurück: Die Belagerung Wiens durch ein deutsches Heer ist das unwahrscheinlichste Ding von der Welt; im Gegentheil, wenn Wien einmal von andern Truppen belagert würde, dann würden diese Andern" es auch mit deutschen Truppen zu thun haben. In Berlin, schloß er, freue man sich über alles, was die Militärmacht Oesterreichs stärke.

Die Ernennung des Grafen Hatzfeld zum auswärt. Staatssekretär des deutschen Reiches so schreibt man der demokr.N. Z. Z." von Ber­lin zeigt den Fürsten Bismarck von einer neuen Charakterseite. Der Reichskanzler hat sich durch diese Ernennung sozusagen seinen Nachfolger in dem Manne hingestellt, den er in seiner kräftigen Sprache einmal alsden besten Gaul seines Stalles" bezeichnete. Weder Privatpersonen noch Minister lieben es gemeiniglich, ihre Erben täglich vor Augen zu haben, aber die Einsicht und der Patriotismus des großen Kanzlers stehen hoch genug, um einen vulgären Widerwillen den Sorgen um die Dauer­haftigkeit seines Werkes zu opfern.

Ein sonderbares H cirath sgcsuch bringt der Hannovcr'sche Kurier":Ein junger Ockonom wünscht, eine seinem Vermögen entsprechende Landwirthschaft cinzuhcirathen. Boden mit Zuckerrübenkultur wird bevorzugt."

Hamburg, 16. Oktbr. Zu manchen Eigen- thümlichkeiten, die sich Hamburg noch aus früherer Zeit bewahrt hat, gehört auch die Stelle eines be­soldeten Nachrichters mit 3168 -M Gehalt. Die­ser Mann, der in den letzten Jahren drei Mal an der Guillotine in Function trat, hat auch noch das einträgliche Geschäft eines Frohns, dem das gefallene Vieh zufällt. Die Einnahmen des Mannes stellten sich angeblich auf jährlich ca. 21,000 v/L Jetzt ist dem Scharfrichter nach einer disciplinarischen Unter­suchung seine einträgliche Stelle zum 1. Jan. k. I. gekündigt worden.

Einem Mädchen in Calbe in der Altmark war von einer Zigeunerin wahrgesagt worden, es werde in einem halben Jahre sterben. Es war jung und blühend, wurde aber seitdem tiefsinnig und zehrte ab und ehe noch der Tag kam, legte es Hand an sich. Oesterreich-Ungarn.

Prag, 22. Oktober. Die siebzehnjährige Tochter des Hausbesitzers Schütz stürzte sich heute um 7 Uhr früh aus ihrem im dritten Stocke befindlichen Schlafzimmer im Nacht­kleide auf die Gasse humd, wo die Leiche zerschmettert liegen blieb. Das besonders schöne Mädchen, das einzige Kind der trostlosen Eltern, war mit ihrer Mutter noch gestern Abends

im Theater. Aus dem Theater zurückgekehrt, soll sie ein Schreiben ihres Geliebte», den zu heirathen die reichen Eltern nicht gestatten wollten, vorgefundcn haben, worauf sic den Entschluß faßte, zu sterben. Der Fall erregt große Theil- nahme, da die angesehene Familie hier allgemein beliebt ist.

Pest, 22. Okt. Wie dieN. fr. Pr." mel­det, verurtheilte das Kriegsgericht den verurtheilten Attentäter Oberdank zum Tode durch den Strang. Oberdank nannte die Mitglieder der Liga, welcher er in Rom angehörte und die ihm die Ausführung des Attentats übertrug.

Salzburg, 22. Okt. Oberhalb Bischofshofen im Salzthaler Tunnel rissen sich heute Morgen 20 Waggons los, welche mit ungeheurer Geschwindigkeit über das Gefälle durch die Station Bischofshofen gegen St. Johann zurückrollten, woselbst mehrere Waggons in den -Lalzafluß stürzten. Ein Zugbe­gleiter wurde verwundet, der Bahnverkehr ist unter­brochen.

Belgien und Holland.

In Brüssel hat in den letzten Tagen die in­ternationale Schiedsgerichts- und Friedens- Konferenz getagt und verschiedene Resolutionen, denen eine praktische Bedeutung freilich vorläufig kaum beizumeffen ist, angenommen. Von Deutschland be- theiligtc sich namentlich der Reichstagsabgeordnete v. Bühler an der Debatte, zuletzt auch noch der erst später eingetroffene Dr. Lasker. In der letzten Sitzung wurde u. A. auch eine Zuschrift des zu der Konferenz eingeladenen Professors v. Holzcndorf in München verlesen, deren Inhalt sehr interessant und beachtenswerth sein soll.

Frankreich.

Belfort, 23. Okt. Das Haus Japy Frores in Beaucourt hat von Paris einen Drohbrief des Dynamitkomite's" erhalten, daß man ihre Fabriken in Brand stecken und sie selber todtschlagen würde, wenn sie nicht binnen 14 Tagen den Arbeitslohn um 30 Prozent erhöhten.

Paris, 21. Okt. Zu Montceau-les-Mines, obgleich die Ruhe hergestellt ist, dauern die Verhaf­tungen fort. Von dort hier angelangte junge Leute werden polizeilich streng überwacht. Ein Sekretär der revolutionärenBataille" undCitoyen" wurde heute hier verhaftet. In Saint?Etienne wurden mehrere notorische Radikale verhaftet.

Paris, 22. Okt. Die am L-amstag verhafte­ten Anarchisten sind bereits wieder freigelassen wor­den. In Marseille und Montpellier fanden neue große royalistische Demonstrationen statt. (Fr. I.)

Man befürchtet, daß bis Montag sämmtliche Branchen der Tischlerei und Tapeziererei des Fau- bourg Saint-Antoin am Strike betheiligt sein wer­den. 20,000 Arbeiter würden dann beschäftigungs­los sein. (St.-A.)

Nach einer Pariser Meldung nimmt der Streik der Möbelarbeiter zu. 20,000 Arbeiter streiken. In Lyon fanden mehrfache Ruhestörungen statt. Die Polizei schritt ein u. nahm zahlreiche Verhaftungen vor.

General Jgnatieff besuchte während seines Aufenthaltes in Paris Grevy, Duclerc, Gambetta und andere Republikaner, denen er aufzubinden suchte, baß Bismarck mit der Absicht umgehe, Luxemburg zu Deutschland zu schlagen. Jgnatieff bot Alles auf, um den Franzosen ein Zusammen­gehen mit Rußland mundgerecht zu machen. Das Gerücht, daß er nächstens ans Ruder kommen werde, entstand dadurch, daß er verschiedenen französischen politischen Persönlichkeiten die Versicherung ertheilte, der Zar habe den festen Vorsatz, ihn nach Ablauf des Jahres 1882 an die Spitze Rußlands zu stellen.

Serbien.

Belgrad, 23. Okt. Als der König heute Morgen 11 Uhr die Kathedrale verließ, feuerte eine Frau Namens Helene Markovich einen Revolver­schuß gegen ihn ab, der aber fehlging; als sie einen zweiten Schuß abgeben wollte, fiel ihr der Adjutant in den Arm und sie wurde unter ungeheurem Volks­andrang festgenommen. Die Ruhe blieb ungestört.

Belgrad, 24. Okt. Der König und die Kö­nigin, von der Bevölkerung jubelnd begrüßt, begaben sich um 11 Uhr in die Metropolkirche, wo ein Te- deum für die Errettung des Königs abgehalten wurde. Von mehreren Monarchen und aus allen Schichten der Bevölkerung sind Gratulationen ein­getroffen. (Fr. I.)

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 16. Oktbr. Die Auswanderung hat in diesem Jahre großen Umfang angenommen. Im ganzen haben in den ersten acht Monaten dieses j

Jahres 42,706 Personen Schweden verlassen, wo­von 34,029 allein direkt über Gothenburg nach Ame­rika gingen.

England.

London, 22. Oktober. Ein Theil der aus Egypten zurückkehrenden Marinesoldaten ist gestern in Plymouth eingetroffen. Bei dem Einlaufen wur­den dieselben von den Mannschaften der hier vor Anker liegenden deutschen Kriegsschiffe begrüßt. Herbert Gladstone hielt gestern in einer Versammlung in Leeds eine Ansprache, in welcher er für die Po­litik der Regierung in Betreff Egyptens eintrat. Was die Kriegskosten angehe, so glaube er, daß Egypten dieselben nicht tragen wolle, und er halte es für die beste und weiseste Politik, daß England den größten Theil der Kriegskosten bezahle.

Rußland.

Petersburg, 18. Okt. Der Winter rückt immer näher. Aus verschiedenen Nachbargouverne­ments werden bereits bis zu 14 Grad Kälte gemel­det und dieNowoje Wremja" behauptete gestern, wir gingen einem harten Winter entgegen, weil sich in der nächsten Umgegend Petersburgs jetzt schon eine Menge Bären gezeigt Hütten. In Petersburg schwankt das Thermometer beständig zwischen Null und 6 Grad Kälte.

Petersburg, 21. Okt. Seit mehreren Tagen wüthen in der Umgegend von Petersburg ungeheure Waldbrände. Bei Pawolwsk und den Dörfern Kolpino, Stepanowska und Pod- berese, bei Gatschiua, längs der Warschauer Bahn Wischen Pljusse und Pleskau und theilweise auch längs der Moskauer Bahn steht der Wald in Flammen. Zur Unterdrückung des Feuers sind Tausende von Menschen aufgcboten. Der Schaden wird sehr beträchtlich sein. Ob das Feuer in böser Absicht angelegt worden oder ob es seine Entstehung, wie in den meisten Fällen, einem Zufall oder Leichtsinn verdankt, war nicht sestzuslellen.

Amerika.

Der deutsche Korresp. in Baltimore berichtet unter dem 26. Septbr.: Von dem Wunsche beseelt, den hagelbcschädigten Landsleuten in Württem­berg zu helfen, berief eine Anzahl unserer bekanntesten Mitbürger, Kinder des Schwabenlandes, eine Ver­sammlung auf gestern Abend nach Raine's Halle. Es fanden sich viele wackere Leute zusammen, und unter ihnen gerade die, die am besten im Stande sind, die gute Sache dem Publikum ans Herz zu le­gen und die nothwendige Sammlung mit Eifer und Erfolg zu betreiben. Die Besprechung endigte damit, daß für alle Stadttheile Konnte» ernannt wurden, die sofort an die Arbeit der Sammlung gehen sollen.

Die chemische Untersuchung des Blumenstraußes, welcher dem Präsidcntcnmörder Guiteau am Tage vor sei­ner Hinrichtung von seiner Schwester, Frau Scoville, über­mittelt werden sollte, aber als verdächtig angehaltcn worden war, hat ergeben, daß eine große halbgeöffnete Rosenknospe desselben mehr als 5 Gran weißen Arsenik enthielt. Distrikts­anwalt Corkhill sucht jetzt die Person ausfindig zu machen, welche das Gist in dem Strauße verborgen, um dieselbe in An­klagezustand zu versetzen.

Handel H- Verkehr.

IV. 6. Stuttgart, 23. Okt. Die allgemeine Wein­lese hat heute auf hiesiger Gemarkung ihren Anfang genom­men und wurde durch die Wcinbergschützeu von den Bergen herab angeschossen. Man macht sich indes; allgemein im Lande darauf gefaßt, daß cs dieses Jahr gut sei, italienische oder ungarische Weine als sog. Vorschnittweine zu Hilfe zu nehmen. In Beziehung auf ungarische Weine gibt sich bei Aug. Kirchner in Illingen Gelegenheit, gute Naturweiue zu ganz billigen Preisen und selbst in kleineren Quantitäten zur Probe zu erwerben.

IV. 0. Stuttgart, 23. Okt. (Mehl- und Produk­tenbörse.) Auch in der vorigen Woche ist in den Geschäften keine Besserung eiugetretcn und ist der Verkehr in Mehl aber­mals ziemlich beschränkt geblieben. Aus den Berichten der Getrcideschrannen sind, wie schon einige Wochen, keine Preis­schwankungen ersichtlich; die Mchlpreise haben übrigens keine wesentliche Acnderuug erfahren. An heutiger Börse wurden 860 Säcke inländischen Mehls als verkauft zur Anzeige ge­bracht und zwar zu folgenden Preisen: Nr. 0: 4L 36 bis Fl 36.50, Nr. 1: F 33.50 bis 4L 34, Nr. 2: 4L 31.50 bis 32, Nr. 3: 4L 29.50-30.50, Nr. 4: F, 24 bis 4L 24.50. Außerdem 675 Sack ausländisches Mehl (österreichisch-ungarisch) als verkauft zur Anzeige.

Stuttgart, 23. Okt. sPreisnotirungen der Landes- produkteubörse.f Wir notiren per 100 Kilogramm: Waizen, bayr. F 191/2 bis 4L 20, ungarischer Fl 22ch^-- 23yL, russi­scher 4L 21^222Y4, Kernen 4L 21ch^ bis 4L 22, Roggen, Ungar, -kL Illyz, Gerste, fränk. 4L 171/2, Hafer 4L 1314.40.

Tübingen, 20. Oktbr. Mktualienpreise.s 8 Pfund Kernenbrod 1 4L 28 4, 8 Pfd. Schwarzbrot» 1 Fl 12 4, 1 Paar Wecken 90 Gramm 6 4,1 Psd. Mastochsenfleisch 60 4, Rindfleisch 54 4, Kuhflcisch 50 4, Kalbfleisch 50 4, Hammel­fleisch 60 4, Schweinefleisch mit Speck 60 4, ohne Speck 56 Pfg., 1 Pfd. Butter 1 4L 5 4, 2 Stück Eier 15 4, 1 Pfund Rindschmalz 1 4L 20 4, Schweineschmalz 90 4, 1 Ctr. Kar­toffeln 3 F 80 4, 1 Ctr. Heu 3 Fl, 1 Bund Stroh 36 4.

Eßlingen, 22. Okt. Aus dem gestrigen Wochcnmarkt kostete der Cir. Acpfel 8 Fl und 100 Krantköpfe 5 9 4L Ausländisches Obst wurde auf dem Bahnhof zu 6 4L 60 4 bis 6 4L 70 4 per Ctr. abgegeben.