Lust zu haben, sich mit diesen Worten zufrieden geben zu wollen. Sie legte aufs Neue ihren Arm schmei­chelnd um den Hals des Bruders und sagte mit ern­ster Stimme:

Es ist wohl mehr als das, was Du mir mit­theilst und was Dich und Papa und Mama bedrückt. Ich war im Corridor, als ihr Drei im Zimmer wä­ret und hörte da den NamenBanquier Nepomuck" mehrmals von der zürnenden Stimme der Mama nen­nen. Was will denn dieser Banquier Nepomuck noch von uns? Er ist uns gewiß recht böse, daß Du seine Tochter nicht als Deine Gemahlin anerkennen willst."

Diese Worte aus dem kindlichen Gemüth der Schwester berührten den Baron Curt recht seltsam und anstatt die Antwort zu geben, daß sic in dieser Sache nicht mitreden dürfe, blieb er stumm und ver­legen.

Die von treuherzigen Gründen bewegte jugend­liche Baroneß begnügte sich indessen mit einer solchen stummen Erledigung der Angelegenheit nicht und sie fragte weiter:

Lieber Curt, hassest Du denn die Dame, welche Deine Frau wurde, sehr, so sehr, daß Du ihr nie ver­geben kannst? Ich habe Dich, den Papa und die Mama so oft davon reden hören, Daß Du von Dei­ner Frau beleidigt und an der Ehre gekränkt worden wärest, aber von der bösen That, dem Verbrechen, was die Dir angetraute Dame begangen haben soll, habe ich niemals eine Erklärung gehört und die Ge­schichte fängt gerade jetzt an, recht unheimlich zu wer­den. Ihr seid Alle in Sorge und Trübsal wegen Dinge, die mit der Familie Nepomuck Zusammenhän­gen und ich soll wie ein Kind von Allem nichts wis­sen, nichts hören; aber wie kann ich noch glücklich und zufrieden sein, wenn es meine Eltern und mein Bru­der, bei denen ich lebe, nicht mehr sind? Sprich, Curt, ich will die näheren Gründe, die Aufklärung in dieser sorgenvollen Sache kennen lernen, ich will Dich und die Eltern trösten, aber sagt mir, was Euch fehlt."

Die Augen des Baron Curt umflorten sich, aber keiner Antwort auf das treuherzige, naive Ge­plauder seiner Schwester mächtig, vermochte er nur, seiner Schwester einen zärtlichen Kuß auf die Stirn zu drücken, denn diese Unschuld und das mehr als je gcoffenbarte kindliche Gemüth derselben hatte den Baron Curt tief gerührt.

Nun, willst Du mir noch immer keine Ant­wort geben, Curt?" fuhr die junge Baroneß fort. Nenne mir das Verbrechen, was Deine Frau an Dir begangen hat, ich will es wissen und will dieses Weib mit hassen und verachten, wie sie es verdient. Curt, Du sprichst noch immer nicht, Du behandelst mich, wie ein albernes Kind, wozu Du kein Recht hast. Wenn ich auch noch nicht die Erfahrungen der großen Welt besitze, so habe ich doch ein mitfühlendes Herz, welches mir meine Verhaltungsmaßregeln vor­schreibt. Ich will es nun endlich wissen, dieses Ver­gehen, dieses Verbrechen, was uns mit der Familie Nepomuck und Dich mit Deiner Frau entzweit hat. Wenn man erst dazu sich entschlossen har, mit einer Familie ein derartiges Freundschafts- und Verwandt­schaftsband anzuknüpsen, so kann man dasselbe unmög­lich ohne die zwingendsten Gründe wieder lösen wol­len, denn das Schicksal schneidet tief in das Lebeus- glück sich trennender Ehegatten ein, das weiß ich auch, das begreife ich vollständig. Die Dir angetraute Frau muß daher ein schweres Verbrechen begangen haben, wenn Du Dich von derselben trennen willst.

. Du antwortest mir noch immer nicht,

Curt! Dies ist kein Trost für mich, sondern Du weckst auf diese Weise nur Zweifel und Mißtrauen gegen Deine eigene Sache. Oder bereuest Du Deine Hand­lungsweise gegen Deine Frau?! Lieber Curt, ge­stehe es mir, gestehe es Deiner Schwester ein, wenn Du es unfern Eltern nicht sagen magst! Ich will der Friedensbote sein, ich werde sorteilen und Deine Gemahlin aussuchen, ich will ihr mit den glaubwürdig­sten Worten mittheilen, daß Du ihr vergeben hast, ich würde glücklich sein, wenn ich dies für Euch beide thun könnte, denn siehe, Curt, es ist so hold, so lieb, sich versöhnt zu haben und einig zu sein, das jagt allen Kummer von Deiner Stirn und macht uns Alle glücklich."

Hatten die vorhergehenden Worte der Schwe­ster schon eine große Wirkung aus das Gemüth des Baron Curt ansgeübt, so thaten es die letzteren noch mehr, denn so treuherzig, so natürlich hatte noch Nie­mand zu ihm gesprochen, wie seine Schwester und er erkannte zum ersten Male, daß er den über ihn und seine Familie hereingebrochenen Verhältnissen eine fal­sche Anschauung entgegen getragen hatte, ja er sah ein, daß er trotz aller persönlichen Ehrliebe sich nicht so

gegen Gisela Nepomuck betragen hatte, wie es das rein menschliche, erhabene Empfinden vorschrieb, denn groß geworden in den Kreisen des guten Tons und der prunkenden Ehrenhaftigkeit, wie solche die große Welt will, hatte er auch sein ganzes Verhältnis; zu Gisela und deren Vater, dem Banquier Nepomuck, auf diese Waagschale gelegt und mit diesem Maße ge­messen und hier kamen doch ganz andere Umstände und Beweggründe in Betracht, Umstände und Beweg­gründe, die ihre Ursache in der geheiligten Institution der Ehe hatten, welche alle Bedenken, die er gegen die Absichten der Familie Nepomuck haben konnte, be­seitigen mußte. Der Geist des Baron Curt arbeitete sich, veranlaßt durch die natürlichen Ergüsse eines un­schuldigen Mädchcnherzens, durch ein Labyrinth von Vorurtheilen und unbegründeten Voraussetzungen durch, dieser stolze Geist, der krystallisirt war unter dem aristokratischen Klima, sah ein, daß gar so erhaben und gar so stolz unnatürlich machen mußte und auch zu Ungerechtigkeiten führen konnte, dieser stolze Geist des Baron Curt war durch die herzigen Worte der Schwester bewogen worden, herabzusteigen von seiner unnahbaren Warte und einzukehren in das eigene Herz, um hier wieder in Einklang mit dem ganzen Menschen gebracht zu werden.

Der Baron Curt fand nun auch endlich die rechte Antwort für die wohlmeinenden Fragen und Wünsche seiner Schwester. Er schloß dieselbe stürmisch in seine Arme und erklärte der verwundert und freu­dig lächelnd dreinschauenden Schwester, daß sie sein guter Engel sei und daß sie ihn aus gute Gedanken gebracht habe. Es wäre indessen nicht möglich, ihr schon jetzt sein Herz auszuschülten, da die Wandlung in demselben eine so ungeahnte» plötzliche und über alle Maßen vollständige und bedeutsame sei, daß er entsprechende Aufklärungen erst genügend sammeln und sichten müßte.

Das gute Herz der Baroneß Gertrud war bei diesem Erfolge ihrer Beredtsamkeit vorläufig schon vollständig befriedigt und sie erklärte mit lächelnder Miene, daß er seine Antwort und Erklärung bald be­reit halten sollte, denn sie werde in einer Stunde kom­men und sich dieselbe holen.

(Fortsetzung folgt.)

Revier Hofstett.

Im Mmisfimsinegt

wird vergeben der Bau des Weges in einer Länge von 780 in durch die Schimpfen grundwiesen bis zum Kälber­thalweg im Gesammtkosten-Uebcrschlag von 5000 vlL

Vorgesehen sind für Erd- und Chaussirungsarbciten 4020 cM, für Maurer- u. Steinhanerarbeiten 860 ^ und für Schmiede-Arbeiten 120 cM

Kostenüberschlag, Plan und Bedin­gungen liegen beim Forstbauamt in der Kälbcrmühle auf.

Nur tüchtige und kautionsfähige Be­werber werden berücksichtigt.

Die versiegelten Offerte sind zu be­zeichnen: Offert auf den Schimpfen- grund-Wcgbau.

Eröffnung findet am 28. d., Vorm. 10 Uhr, in der Kälbcrmühle statt.

KLadtgomerttde Uagald.

Wiederholter

Stammholz-Berkaus

T/ Das am 21.

Oktbr. versteigerte nem- lich:

25 Stück Nadel-Langholz II., III., IV. und V. Classe,

6 Stück Nadel-Sägholz I., II. und III. Classe,

wird unter den bisherigen Verkaufsbe- dingungen im Snimiifstonsmeg wie­derholt ausgeboten.

Ein Auszug aus dem Scheidstamm­holz - Register sowie die Verkaufs be­

AmtNche und M'rwut-HZekunntrnuchungsn.

Nagold.

' KMs-Kktti«.

dingungen wären bei der Stadtförsterei einzuverlangen.

Die mit der Aufschrift:Offert auf das Scheidstammholz" in Prozenten der laufenden Revierpreise vom Forstbezirk Wildberg im Lauf dieser Woche bei der Stadtpflege versiegelt einzureichen­den Offerte werden am

Montag den 30. Oktbr. d. I., Morgens 8Us Uhr,

in der Gemeinderaths-Sitzung eröffnet, wobei die Kaufsliebhaber anwohncn und sofort auch die gemeiuderäthliche Ent­scheidung vernehmen können.

Gemeinderath.

G ü l t l i n g e n.

Schasiveide-

Berßachtung.

Die hiesige Schafweide,wel­che im Vorsom­mer 550 und im Nachsommer 600 Stück ew

nährt, wird am

Mittwoch den 25. d. Mts.. Vormittags 11 Uhr,

auf hiesigem Rathhause verpachtet, wozu Liebhaber freundlich eingeladen werden.

Den 18. Oktober 1882.

Schultheißenamt.

_ Wurst.

Stadtgemeinde Uagotd.

Der Srmhch-VklkMf

vom 21. Oktober ist genehmigt.

Gemeinderath.

Am Samstag de« 28. d. Mts.

(Simon und Judas-Feiertag), Nachmittags 1 Uhr, findet im Gasthaus zur Krone in Ggenhairfen eine öffentliche Sitzung des Ausschusses des landwirthschaftlicheu Bezirks-Vereins statt, wozu nicht blos die Mitglieder des Ausschusses, sondern auch des Vereins, sowie andere Freunde der Sache eingeladen werden.

Nach Erledigung der laufenden Ge­schäfte wird Vortrag gehalten werden: vom Vorstand über das Gesetz, be­treffend die Farrenhaltung, vom 16. Juni 1882;

von Hrn. Pfarrer.Hahn in Bösin­gen über Darlchenskassenvereine. Den 21. Oktober 1882.

Vorstand des landw. Bezirks-Vereins: Güntne r.

W i l d b e r g.

785 Mark Pfleggeld

können sogleich auf lange Dauer gegen Sicherheit ausgeliehen werden.

I. Freihofer, Maurer- u. Steinhauermstr. Nagold.

Roßhäute

kauft fortwährend

Carl Schwarzkops, Gerberstraße.

looocg

Nagold.

Bei kommender Verbrauchszeit em­pfehle ich mein gut sortirtes Lager von

Wollwareu

neuesten Dessins, ebenso extra schöne wollene Damenwesten, schon für Kinder von 6 Jahren an; ferner eine große Auswahl Unterhosen für Kinder von 50 L an, weiß und farbig, alle Sor­ten wollenes Strickgarn und Strümpfe, alles zu ausnahmsweise billigen Preisen.

Christian Raaf.

Pfrondor f.

Farreu-Verkaus.

Samstag den 28. Okt., Mittags 1 Uhr,

^ll^-Z-^-verkarife ich einen 1jährigen schönen Simmenthaler-Farren.

Andreas Renz.

Wein-Empfehlung.

- - Meine alten Weine sowohl auch neue EH Pfälzer empfehle DMAK ich zur ger. Ab- nähme von 20 " Liter an bestens.

Friede. Gänßle z. Rose. Nagold.

Trubsäüe

bester Qualität in verschiedenen Größen billigst bei

r