undzwanzigste Kind angemeldet hat. Hierbei hob er mit besonderem Sclbstbewußtsein hervor, daß die weitaus meisten dieser seiner 26 KinderJungens" seien. Bei sei­ner Verabschiedung machte der reichgesegnete und dabei urfidele Schneidermeister die Bemerkung, daß er wohl noch nicht das letzte Mal zu einer Geburtsanmcldung auf dem Standesamte gewesen sein dürste, daß vielmehrdas halbe Schock" sehr leicht voll werden könnte. Jener ehrsame Schuhmachermeister aber, der sich neulich wie wir damals mitthcilten schon etwas Besonderes darauf zu Gute that, als er sein 21. Kind meldete, muß zugcstehen, daß ihm dieser Schneidermeister doch weitüber" ist. (Bert. Neueste Nachr.)

Zum Nachfolger des Grafen Hatzfeldt in Kon­stantinopel ist der bisherige Gesandte in Athen, v. Radowitz, ernannt worden. Dem Vernehmen nach tritt an die Stelle Radowitz's in Athen der bis­herige preußische Gesandte in Weinmar, v. d. Brin- cken. Für den Gesandtschastsposten im Haag ist der bisherige Gesandte in Darmstadt, Hr. v. Alvens- leben, für den Gesandtschaftsposten in Bern der bis­herige Gesandte in Stuttgart, Herr v. Bülow, in Aussicht genommen. (W. L.)

Geuthin, 8. Okt. In dem Dorfe Schlagenthin ließ der Lehrer ein ziemlich erwachsenes Mädchen zur Strafe meh­rere Male vortrctcn und etwas an die Wandtafel schreiben. Da das Mädchen aber gleichgiltig gegen die Strafe war, er­hielt cs einige Streiche auf die Hand. Kaum hatte cs seinen Platz wieder eingenommen, als es todt umfiel. Wie sich nach­her herausstcllte, waren bei dem vollblütigen Mädchen Blutadern gesprungen und ein Herzschlag eingctreten.

Bremerhaven, 14. Oktbr. Auf dem Lloyd- LampferFrankfurt" brach heute Abend um 6 Uhr bei der Hinteren Luke Feuer aus. Alle Leute sind gerettet. Der Schiffskörper ist durch das Feuer, die Ladung durch das eingedrungene Wasser stark be­schädigt. Die Schiffe im Hafen sind gegen Feuer­schaden versichert.

Oesterreich-Ungarn.

Wien soll einen kostbaren großen Gürtel be­kommen von Stein. Die Stadt soll mit einem Worte auf beiden Usern der Donau befestigt werden gegen feindliche Angriffe der Russen und Italiener. Die letzter» sind nicht genannt, aber gemeint, nämlich in einer Flugschrift, die gleichsam amtlich aus dem Kriegsministerium hervorgegangen ist. Man stehe, liest man in derselben, mit seinen Nachbarn zwar dermalen auf gutem Fuße, aber politische Freund­schaft sei hinfällig u. s. w., kurz, die Befestigung sei unentbehrlich, sobald man Geld übrig habe.

Prag, 16. Okt. Gestern erklärten die deut­schen Abgeordneten der Josephstadt, daß sie sich nun­mehr durch die letzte Rede des Bürgermeisters voll­ständig beruhigt fühlen und jedes Mißverständnis beseitigt sei. (Fr. I.)

Pilsen, 15. Okt. Wie ein hiesiges Czechen- blatt meldet, werden neucstens im ganzen Rotytzaner Bezirke czechische anti-semitische Plakate verbreitet, welche die Bevölkerung ermahnen, jeden geschäftlichen und privaten Verkehr mit den Juden abzubrechen.

Frankreich-

Paris, 14. Okt. Die Regierung beabsichtigt, gegen die Royalisten einzuschreiten. Gambetta wird an Stelle des verstorbenen Admirals Pothuau Senator auf Lebenszeit und nachher wahrscheinlich Senatspräsident werden. (St.-A.)

Paris, 16. Okt. Dem royälistischen Bankett im Salon äos käinilles der Rue Saint-Mandö wohn­ten gestern zweitausend Personen bei. Unter den Ausschmückungsgegenständen sigurirte die Büste des Grafen Chambord. Beim Dessert wurden heftige Reden gegen die Republik gehalten. Chesnay sagte, die Republik habe das durch die Monarchie gewon­nene Elsaß-Lothringen verloren; die Monarchie allein werde eine feste Polilik bringen. Zum Schluß wurde eine Adresse an den Grafen Chambord unterzeichnet.

Der Gaulois meldet: Man hat hier in Paris einen nihilistischen Zweig verein entdeckt, der seine Sitzungen bei dem Popen der griechischen Kirche abhielt. Tie politische Polizei besitzt eine vollstän­dige Liste der Mitglieder dieser Zusammenkünfte und hat eine Abschrift davon an die hiesige russische Bot­schaft mitgcthcilt, die ihrerseits Instructionen in Pe­tersburg einholte. (Fr. I.)

England.

London, 16. Okt. Der Sultan soll sehr er­bittert gegen den Ähedive sein und Arabi's Verur- theilnng zunr Tode verhindern wollen. (F. I.)

Rothschilds Großmuth. Den englischen Trnppen in Egypten ist ein hübsches Präsent gemacht worden, welches von ihnen mit großem Tank anfgenommcn wnrde. Baron Nathanacl Rothschild, Ehcf des Londoner Hauses, hat für die englischen Truppen in Egypten fünfzehn TonS Tabak und sünfzehnlausend Pfeifen gespendet, welche bereits an die Sol­daten vertheilt wurden.

Türkei.

Rustschuk, 14. Okt. Der König von Ser­bien wurde bei seiner Ankunft am Landungsplätze von dem Fürsten von Bulgarien empfangen und auf's Herzlichste begrüßt. Fürst Alexander stellte alsdann dem Könige die Minister, das diplomatische Corps, die Civil- und Militärbehörden und die anwesenden Vertreter der Geistlichkeit vor. Nachdem dem Könige Salz und Brod dargeboten war, hielt der Metro­polit von Rustschuk eine Ansprache an den König u. gab darin den aufrichtigen Gefühlen der Brüderlich­keit, von denen die beiden südslavischen Nationen beseelt seien, Ausdruck. Der König erwiderte im gleichen Sinne. Die Stadt ist festlich geschmückt. Egypten.

Der Korrespondent derDaily News" berich­tet aus Kairo:Ein leitender Minister, den ich heute gesprochen habe, hat mir erklärt, weder er noch seine Kollegen könnten im Lande bleiben, wenn Arabi und die anderen Hauptrebellen nicht hingerichtet würden; es könnte bewiesen werden, daß Arabi auf dem Bahnhofe von Rosette stand, als die Truppen mit Beute aus Alexandrien beladen vorüberzogen; auch habe er die Verbrennung von Kairo befohlen."

Als Oberst Knox die^ Citadelle von Kairo untersuchen ließ, fanden die Engländer drei Kerker voll Opfer des egyptischen Commandeurs (Bimbaschi), eines Anhängers von Arabi Pascha. In dem einen Kerker fanden sich Europäer meist Malteser welche einen schrecklichen Anblick boten. Einer der­selben war durch erhaltene Bastonade so zugcrichtet, daß die Gestalt seiner Füße nicht mehr zu erkennen war. Ein anderer zeigte den Rücken von Messer­schnitten zerfleischt, ein Dritter hatte gebrochene Füße. In einem einzigen Kerker ohne Dach, voll Unrath und Pestilenz, waren 250 Unglückliche so eng zusam- mengcdrängt, daß die eine Hälfte die andere ablösen mußte, um sich niedersetzen zu können. Einem Mal­teser hatte der Bimbaschi täglich auf die Fußsohlen sechzig Streiche mit einer Drahtpeitsche geben lassen; einem Araber ließ er 1200 Streiche geben. Der Mißhandlung entrann nur, wer den Bimbaschi be­stach. Oberst Knox ließ den Bimbaschi in Ketten legen und mit Handschellen im ganzen Glanze seiner Uniform mit Räubern u. Spitzbuben zusammensperren.

Amerika.

Washington, 13. Okt. Aus dem Museum der militärischen Medizinalbehörde dahier ist der Schädel Guiteaus, des Mörders des Präsidenten Garsield, der dort ausbewahrt wurde, gestohlen worden. Man hat keine Spur von dem Diebe finden können.

Laut Mittheilungen ans Newyork hat der Redakteur des Postdespatch in St. Louis den Oberst Stayback auf dem Redaktionsbureau erschossen, weil letzterer ihn wegen eines Artikels angreiscn wollte. Unter den russischen Juden in Newyork, 600 an der Zahl, ist ein Tumult ausgebrochen, angeblich we­gen schlechter Behandlung. - (Fr. I.)

Die Buchhandlungssirma E. Steiger in New- Pork hat es unternommen, eine Agitation im Gro­ßen einzulciten, um den Einfuhrzoll auf Bücher zu Fall zu bringen. Das Land der absoluten Frei­heit nämlich versteuert alle Bücher im Preise von über 50 Cts. mit 25 Procent vom Wertye. Australien.

lieber eine meteorologische Merkwürdig­keit wird aus Tvowoomba, in Nordaustralien, 5. August geschrieben: Inmitten unserer Orangenhaine und tropischen Pflanzenwelt wurden wir am Freitag voriger Woche durch einen Schneefall nicht wenig überrascht. Namentlich war cs die Jugend, die mit erstaunter Miene einmal wirklich richtigen Schnee sehen und fühlen konnte, der ihr bislang nur aus Erzählungen, Bilderbüchern oder vom Hörensagen bekannt war. Es ist dies der erste hier erlebte Schncefaü. Von Jahr zu Jahr sind die Winter hier kalter geworden, vielleicht ist es uns im Laufe der Zeit noch einmal vergönnt, Schlittschuhe zu laufen oder in Schütten die Gegend zu durchjagen. Dem Weinbau wird dies nicht von Schaden sein. Auch von Westbrvock, Greenmount, Warwick und Stanthorpe hören wir, daß es dort geschneit hat.

Handel S Nrrkehr.

Stuttgart, 16. Okt. fLandesprodukicnbörse.j Unser Geschäft war heute ziemlich belangreich bei festen Preisen. Wir notireu per 100 Kilogr.: Waize», bayerischer 20 Mark, ungarischer 23 M. 25 Pfg., russischer 22-23 M., Kernen 21 Mark, Roggen, bäurischer 16 M. 75 Pfg., Gerste, ungarische 20 M. 50 Pfg. bis 2l M., Haber 13-14 Mk. (Mchl- b örse.) Au heutiger Börse sind als verkauft zur Anzeige ge­

kommen: 435 Säcke inländisches Mehl zu folgenden Preisen: Nr. 0: 36 M., Nr. I: 34 M. bis 34 M. 50 Pfg., Nr. 2: 32 M. bis 32 M. 50 Pfg., Nr. 3: 80-31 M., Nr. 4: 25 M. bis 25 M. 50 Pfg. Ferner sind 625 Säcke ausländisches Mehl als verkauft angezeigt. (Sch. B.)

Stuttgart, 17. Okt. (Kartoffel-, Obst- und Krautmarkt.f Lconhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln L 3 nL 60 bis 4 .kt 50 per Ztr. Wilhclmsplatz: 2000 Säcke Mostobst g, 6 50 ) bis 7 80 per Ztr. Markt­

platz: 6000 Stück Filderkraut ü 8 bis 12 nil per 100 Stück.

Eßlingen, 14. Oktbr. (Obst.) Daß der Verkehr in Obst seinem Ende zugeht, zeigt der heutige Wochenmarkt, in­dem keine 10 Wagen zugcführt waren. Der Zentner Acpfcl, lauter schönes frisches Obst, kostete 8 M. bis 8 M. 20 Pfg. Obstpreise auf dem Bahnhof: Schweizcrobst (Acpfcl) kosteten 7 Mk. pr. Ztr.

Stuttgart, 17. Okt. Die heute früh in der Gewerbe- Halle begonnene Ledcrmcssc ist bis jetzt mit ca. 1000 Zentnern befahren. Der Verkauf ist ein lebhafter, die Preise zufrieden­stellende.

Stuttgart, 14. Okt. Der Stand unserer Weinberge ist nunmehr ein weit günstigerer als noch vor 8 Tagen für möglich gehalten wurde, Dank der guten Witterung seit dem 1. ds. Mts. Während man bisher nur schwache Hoffnung hatte, daß die Trauben überhaupt reif würden und gekeltert werden könnten, ist heute der ganze Ertrag gesichert. Die Frühtrauben, als Portugieser, schwarzer Rießling u. A. können jetzt schon verwendet werden und geben ein brauchbares Ge­tränk, das dem des Vorjahres kaum nachstehen wird. Die anderen Traubcnsvrten sind soweit vorangeschrilten, insbesondere in der letzten Zeit, daß daraus ein trinkbarer Wein erzielt werden wird. Vornehmlich ist dies mit dem in unseren Halden stark verbreiteten Trollingcr der Fall. So lange übrigens nicht das Wetter zur Lese drängt, wird so lange als möglich mit dem Herbsten zugewartct. (N. Hcilbr. Tcigbl.)

Reutlingen, 16. Okt.Die Keltern bleiben diesen Herbst geschlossen", diese Anzeige, welche vor einigen Tagen im Amtsblatt zu lesen war, spricht deutlicher als der längste Herbstbericht. Die Lese hat begonnen, indem viele Weinbergbesitzcr das Wenige, das da und dort zu holen ist, einheimsen, ehe cs den Vögeln oder dem Ungeziefer zur Beute wird. Meistens wird das ganze Ergebnis; unter den Most verwendet.

Künzelsau, 16 Okt. Von Montag den 21. Oktober an kan» neuer Wein gefaßt werden. Der ganze Ertrag ist auf 2000 Eimer geschätzt. Qualität gleich der von 1880.

sW eina n ssi ch t e n.j Vom Rhci n meldet die K. Z.: Die Nachrichten lauten mehr oder minder betrübend. Im Rhcingan sind die Herbstaussichtcn trostlos; der Schluß der Weinberge ist erfolgt, obwohl die Trauben noch sehr zurück u. die Wcinbergsarbeitcn noch nicht fertig sind. Die Rohfäule nimmt vielwärls stark überhand und vermindert die Hoffnungen von Tag zu Tag. Man stellt die Qualität des Jahrgangs 1882 den schlechtesten des Jahrhunderts an die Seite. Das seit einigen Tagen eingetretene trockene warme Wetter kommt leider zu spät und kann nur hie und da vielleicht noch etwas bessern. Bon der unteren Mosel lauten die Berichte ebenso trostlos. Nicht viel besser sieht es an der oberen Mosel aus.

Nach einem Bericht, welchen dieNiirnb. Hopfenzcitung" aus Tcttnang von F. W. erhielt, verkaufte der Einsender, wel­cher bekanntlich das größte Hvpfengnt dort besitzt, von engli­schen Hopsen einige Zentner zu 430 M. per Zentner, dann 10 Zentner zu 330 M., 10 Zentner zu 320 M. und 10 Zentner etwas geringere zu 290 M. Kaltenberg ergab einen Brut­toertrag von 60,000 M.

(Viehpulver.) Mit diesem wird vielfacher Schwindel getrieben und erlauben wir uns daher, das landwirthschaftliche Publikum vor dem Ankauf solcher, namentlich durch Hausircr angcprieseueu Viehpulvcr zu warnen. So wird in neuerer Zeit von einem solchen ein Viehpulvcr empfohlen, das ohne alle Wirkung ist, ans Kleie, Ghps und etwas Bockshorn besteht und während cs kaum ein paar Pfennig wcrth ist, zu 20 bis 30 ^ per halb Pfund verkauft wird.

Der Preis des Kaffee's, welcher sonst im Herbst zu steigen Pflegt, ist im Herabgchen begriffen. Der Kaffee stellt sich bereits 20pCt. billiger als um dieselbe Zeit im Vor­jahre. Auch auf diesem Gebiete ist nämlich eine Ucberpro- duktion, namentlich in Brasilien, eingelrcten, und bereits ver­lautet, daß die dortigen Pflanzer beabsichtigen, den Kaffeebau cinzuschränkeu.

Gisela.

(Fortsetzung.)

Nachdem Baron Curt vom Inhalte dieses Brie­fes Kennlniß genommen hatte, schrack auch er wie sein Vater und tief im Innern erbitternd zusammen, denn der junge Aristokrat erkannte jetzt vollständig die Macht des plebejischen Geldes, welche erdrückende Macht der Banqnier Nepomuck gegen die adelstolze Familie der Srvobadas, die den Banqnier und seine Tochter Gi­sela verächtlich von sich geschleudert hatte, als Trumpf ausspielte. Lange, peinliche Minuten verflossen in dem Zimmer, wo die beiden Männer rathlos beisammen sa­ßen. Es schien förmlich, als wenn diese kräftigen Männergestalten von einer unsichtbaren Gewalt kör­perlich und geistig gelähmt morden wären, so tief drückte sie das Bewußtsein des nahenden Unglücks darnieder. Denn was ist ein Angehöriger des glanz­vollsten Adelstandes, wenn er sein Vermögen verloren hat und sich nicht im Besitz einer hinreichenden Staats­stellung befindet? Ein furchtbarer Zwiespalt zwischen Rang und Vermögen, Stolz und Ohnmacht, Wollen und Können tritt ein und es ist den meisten verarm­ten Adeligen unmöglich, auch wenn sie einen starken Charakter haben, diese Gegensätze auszugleichen. Diese

»