Bilder der Zukunft zogen nun jetzt an der Seele des Baron Andreas und Curt von Swobada vorüber und während dem Oberhaupte der Familie, Baron Andreas, neben dem persönlichen Unglücke noch dasjenige, was seine gesummte Familie betreffen mußte, an der Seele nagte, breitete sich vor dem Sohne Baron Curt, welcher sich doch eben noch mit so großen Hoffnungen trug, eine ganz dunkle Zukunft aus.
„Weißt Du noch einen rettenden Ausweg aus dieser Calamität, Curt?" wandte sich der Baron Andreas an den schwer getroffenen Sohn.
„Ich weiß nur den, welchen mir die Verzweiflung eingiebt. Wir wollen Alle sammt und sonders nach dem Auslande gehen. Eine Summe, welche das Reisegeld und die ersten Unterhaltungskosten deckt, besitzen wir ja noch und wenn die Koffer gepackt sind und Alles zur Abreise fertig ist, dann schreiben wir an den Banquier Nepomuck einen Brief, daß er kommen kann, um unser bisheriges Besitzthum in Empfang zu nehmen zur Deckung seiner Ansprüche an uns. Auf diese Weise wenden wir als ehrliche Leute dem Vaterlande den Rücken."
„Und wohin wollen wir uns wenden, was soll unser neues Vaterland werden, Curt?"
„Nun, das Land, das so viele Unglückliche und Enttäuschte aufsuchen, Amerika!"
„Das wird ein fürchterliches Loos für uns werden, Curt! Unbekannt mit Land und Leuten, unbekannt mit Sitten und Bräuchen, zunächst also auch unfähig, dort sich einem neuen Berufe mit irgend welcher Aussicht aus Erfolg zu widmen! Was kann da erst aus uns werden! Denke an Deine Mutter, an Deine Schwester, Curt! Ich komme daher zu dem Schluffe, daß wir im Vaterlande bleiben und in einer möglichst annehmbaren Form uns eine andere Existenz bereiten. Der Staat, in dessen Heere wir jahrelang treu gedient haben, wird uns seine Hülfe durch Anstellung im Civildienst nicht ganz versagen, ferner haben wir doch auch noch einflußreiche Freunde und Verwandte und dann läuft die Liquidation unseres Vermögens vielleicht auch nicht so schlimm ab. Wir haben einen sehr schönen Besitz an Grund und Boden, es werden sich mehr Liebhaber dafür finden und füglich dürfte die Kaufsumme unsere Schulden um ein anständiges Sümmchen übersteigen. Freilich ist es hart, das Erbe seiner Väter um diesen Preis und unter diesen Umständen verlieren zu müssen, aber in das Unabänderliche müssen wir uns dennoch fügen," schloß der Baron Andreas, indem eine Thräne in seinen Augen erglänzte.
Baron Curt dachte in tiefem Sinnen über die Worte seines Vaters nach und sein längeres Schweigen ließ errathen, daß er dem väterlichen Rathe zustimmte. Negunslos saßen die beiden Männer noch eine Zeit lang in dem Zimmer und suchten sich in die Situation der verhängnißvollen Zukunft zurecht zu finden. Dabei geschah es, daß sie die Zeit übersahen, wo sich die Familie in dem Speisesaale versammelte, um das Diner einzunehmen. Ganz leise öffnete sich da die Thüre, und ein reizender Mädchenkopf, den eine Fülle dunkler Locken zierte, lugte in das Zimmer. Schelmisch und kindlich glücklich flogen die Blicke des Mädchens über die beiden Männergestalten, die es offenbar suchte, hin, aber eine Secunde später verdüsterten sich die Blicke des holden Mädchens, denn es hatte offenbar die Situation erkannt, in welcher sich die beiden Männer befanden und unbemerkt zog es sich wieder zurück.
Die Umschau des jungen Mädchens war aber offenbar nicht ohne Wirkung geblieben, denn wenige Minuten später trat die Baroneß von Swobada in das Zimmer und ließ ihre majestätischen Augen prüfend über ihren Gemahl und ihren Sohn gleiten. Beide Männer blickten instinktiv empor und zeigten eine gewisse Verlegenheit beim Anblick der Dame des Hauses. Eben wollte ihr Gemahl Baron Andreas eine wahrscheinlich beruhigende Mittheilung machen, als die Baroneß sich bereits selbst einen Weg zur Erkenntniß bahnte und mit halb besorgter Stimme die Konversation begann.
„Was ist hier vorgegangen? Ihr seht Beide so verstört aus!" redete sie ihren Gemahl und ihren Sohn an.
„Ach," entgegnete Baron Curt," „der Scheidungsprozeß zwischen mir und der Gisela Nepomuck hat manches Unangenehme im Gefolge und es ergiebt sich daraus manche Verlegenheit für mich."
„Du wirst dies Alles mannhaft und wie ein echter Edelmann ertragen, Curt. Es muß sein, es ist eine zwingende Nothwendigkeit, diese unrühmliche
Verbindung wieder zu lösen," entgegnete gebieterisch die Baroneß von Swobada. „Doch laßt mich auch die eingegangenen Briefe lesen, mich interessirt diese Angelegenheit in erster Linie und ich muß wissen, wie und wann man endlich die malcontente Schwiegertochter los wird."
Bei diesen Worten griff die Baroneß nach den auf dem Tische liegenden Briefen, der Baron Curt machte eine Bewegung mit der Hand, als wollte er ihr es wehren, aber einseheno, daß dies vergeblich sein würde, überließ er die Briefe den Blicken seiner Mutter. Diese las zunächst den Brief des Rechtsanwaltes, daß der bekannte Scheidungsprozeß im Gange sei und gute Aussicht auf ein rasches Ende habe.
„Das ist recht erfreulich!" bemerkte die Baroneß und hob sich den Brief des Banquier Nepomuck vor die Augen. Mit sichtbarer Angst folgten ihren Gesichtszügen der Gemahl und Sohn. Das Gesicht der Baroneß röthete sich, als sie den Brief zn lesen begann und als sie geendigt hatte, war sie einer Ohnmacht nahe und erklärte, die Hände ringend:
„Das ist zu viel, das ist niederträchtig von diesem Menschen! Er hat es aus unfern Ruin abgesehen und er, der früher mit Entzücken seine Tochter Baroneß Swobada nennen hörte, wirft uns die erkaufte Verwandtschaft, die wir ihm streitig machen wollen, selbst vor die Füße. Das ist kein Mensch mehr, dieser Banquier Nepomuck, er ist ein Teufel, ein Vampyr!"
„Wir müssen dies mit Geduld und Ergebung ertragen, meine Liebe!" entgegnete der Baron Andreas.
„Ertragen? Mit Geduld und Ergebung?" rief mit gellender Stimme die Baroneß, in welcher der Rachegeist aufgelodert war.
Mit einer seltenen Ruhe nahm der Baron Andreas diese Auslassungen hin und antwortete seiner Gemahlin unter Achselzucken:
„Innerhalb der Grenzen der Gesetze und des Rechts giebt es kein Mittel, uns dem Willen des Banquier Nepomuck zu entziehen. Unser Lebensloos ist seinem Gelbe verfallen!"
Die Baroneß von Swobada war klug genug, um diese Worte ihres Gemahls und die ganze Sachlage in ihrer ganzen Schwere zu erfassen. Sie wand sich wie von einer ungeheuren Last bedrückt und sank ihrem Sohne, der in sichtbarer Angst der peinlichen Scene beiwohnte, in die Arme.
Der Baron Curt legte seine Mutter sanft auf ein in der Nähe stehendes Sopha nieder und flüsterte ihr Worte des Trostes und der Liebe zu. Was konnten aber hier Worte nützen und helfen, die stolze Baroneß wußte nun, daß ihr Rang und ihre hohe Geburt sammt derjenigen ihrer ganzen Familie ohnmächtig war gegenüber dem bürgerlichen, noch vor wenigen Wochen verachteten Banquier, der jetzt mit seinem Geld das Schicksal der Familie Swobada am Gängelbande hielt. Trübe, bittere Minuten des Schmerzes, der Enttäuschung flössen dahin, aber kein Wort der Reue oder des Vorwurfs kam über die Lippen des Baron Andreas oder seiner Gemahlin bezüglich der Haltung, die sie und ihr Sohn, Baron Curt, der Familie Nepomuck gegenüber eingenommen hatten, denn sie waren vollständig von der Würde ihres Standes eingenommen und die Beleidigung, mochte es nun eine wirkliche oder eine eingebildete gewesen sein, welche ihnen von Seiten der Familie Nepomuck zu Theil geworden war, ließ ihnen ihre Handlungsweise als cor- rect und die ungeahnten Folgen derselben als unverdient erscheinen.
Ob es im Herzen des Baron Curt auch so aussah, ob er dieselben Gesinnungen und Gedanken, wie seine Eltern hegte, konnte im Allgemeinen nicht zweifelhaft erscheinen. Energie und Ritterlichkeit zeigte auch in dieser trübseligen Stmmung noch sein edles Antlitz und in der sicheren Voraussicht, in wenigen Monaten sich und seine Familie verarmt, ja vielleicht an den Bettelstab gebracht zu sehen, zeigte er doch noch Muth in seinen Mienen.
Die Anwesenheit des Baron Curt in dem Zimmer, wo sich der Baron Andreas und die Baroneß befanden, wurde bald überflüssig, da sich die letzteren in dumpfem Schmerze zurückzogen. Es war erklärlich, daß Baron Curt, der junge, thatkräftige Cavalier, nicht in gleichem Maße dem Schmerze sich hingab, wie seine Eltern, er zog sich daher auch nicht in ein stilles Stübchen zurück, sondern ging die Treppenstufen hinab und lenkte seine Schritte ins Freie, um dort aufzuathmen, seine geistigen Kräfte zn sammeln und Pläne für die Zukunst zu entwerfen. (Forts, s.)
Allerlei.
— Soll man rechts oder links schlafen? Dr. Hufeland (in seiner Kunst, das menschliche Leben zu verlängern) empfiehlt, sich auf die rechte Seite beim Schlafen zu legen, denn liegt man auf der linken Seite, so muthet man dem Herzen eine größere Anstrengung zu, als wenn man rcchterseits liegt, weil diejenige Seite, auf welcher man liegt, mehr zusammengepreßt wird, als die andere. In späteren Jahren entsteht bei den Schläfern linkerseits leicht Herzgespann, Herzklopfen, selbst Herzbeutelwassersucht.
— Ein Kreisarzt wollte eine statistische Tabelle über die Sterblichkeit aufstellen und schrieb an die Schulzen des Kreises, sie möchten ihm mittheilen, „wie viele Personen jährlich in ihrem Orte sterben möchten." Ein Schulz schrieb sofort zurück: „In unserer Gemeinde mag Niemand sterben." Der Arzt fragte darauf zum zweiten Male an, „wie viele denn durchschnittlich im Jahre sterben könnten," und erhielt alsbald zur Antwort: „Hierorts können Alle sterben." Noch einmal setzte der Doctor an und bat, ihm mitzutheilen, „wie viele Personen etwa in einem Jahre in jener Gemeinde sterben dürften." Hierauf kam als Antwort der Bescheid: „Sterben darf hier, wer will und muß, denn der unterfertigte Ortsvor- steher kann es Niemandem verbieten."
— Gut und doch falsch gerathen. In einer Gesellschaft, die Stanislaus gab, brachte einer der Anwesenden einen Toast auf den Gastgeber aus und kleidete diesen in die Form einer Charade: „Das erste gebietet Stillschweigen, das zweite ist ein Getränk, das dritte ist ein Thier, welches sticht. Das Ganze lebe hoch!" Während nun alles Stanislaus rief, ertönte am Ende der Tafel der laute Ruf: Schweinigel, Schweinigel! Als man den Betreffenden erstaunt fragte, wie er zu diesem Ruf käme, sagte er verlegen: Das erste gebietet doch Stillschweigen: Sch; das zweite ist ein Getränk: Wein; das dritte ist ein Thier, welches sticht: Igel; das Ganze also Schwein- Igel.
— Ucbersliissig. Bauer: „Herr Pfarrer, wollen Sic net um a' gnt's Wetter bet'n lass'n? Der Rathhauser Pfarrer hat auch d'rum beten lassen?" — Pfarrer: Braucht's nicht, — wenn die Rathhauser gnt's Wetter krieg'u, hab'u wir's auch!"
— „Was ist Schierling?" fragte der Lehrer. — „Eine giftige Pflanze," antwortete der Schüler. — „Woran erkennt man sie?" — „Man ißt sic ans und wenn man daran stirbt, dann wars Schierling."
Die landwirthschaftliche Winterschule in Reutlingen
wird anfangs November d. I. ihren XIII, Kurs eröffnen. Ihre bisherigen günstigen Resultate sind sowohl von Seiten der Eltern einer Anzahl früherer Schüler, als auch durch die Königl, Centralstelle für die Landwirthschaft, deren Aufsicht dieselbe unterstellt ist, anerkannt worden. Auch in Zukunft wird sic dem vorliegenden Bediirfniß nach besserer Ausbildung der bäuerlichen Jugend entsprechen, indem sie jungen Land- wirthcn, welche nicht in der Lage sind, sich diese ans andern, namentlich längere Zeit in Anspruch nehmenden Anstalten zn erwerben, Gelegenheit bietet, sich das für einen rationellen Betrieb ihres Gewerbes unentbehrliche Maß von allgemeinen und Fach-Kenntnissen anzueignen in der Jahreszeit, in welcher ihre Arbeitskraft zn Hause am leichtesten entbehrt werden kann. Das vorgestcckte Ziel wird angcstrebt durch einen gründlichen Unterricht in den nachstehenden Fächern: Deutsche Sprache, Rechnen, Geometrie und Fcldmcssen, Zeichnen, Physik und Chemie, Erdkunde, Thierknnde, Acker- und Pflanzen-Bau, Thicrzncht, Betriebslehre und Buchführung. Für den Unterricht in den grundlegenden Fächern stehen uns tüchtige Kräfte der Realanstalt und Volksschule, der hiesige OjA.-Geometer und OsA.-Thicrarzt zur Seite. Der landwirthschaftliche Unterricht wird von dem Landwirthschaftslchrer ertheilt. Der Aufwand für Kost und Logis, deren Vermittlung in guten Familien die Schülkommission übernimmt, beläuft sich je nach den Ansprüchen auf monatlich 30—40 .ttl Das Schulgeld ist auf 17 ^ 15 sür einen Wintcrkurs festgesetzt, wird aber von unserer Seite unbemittelten Schülern auf Ansuchen erlassen. Mehrere laud- wirthschaftlichc Vereine haben überdies Schülern ihres Bezirks durch Stipendien den Besuch erleichtert. Zur Erthcilnng weiterer Auskunft sind die Unterzeichneten, au welche auch die Anmeldungen von Schülern unter Nachweis der elterlichen Einwilligung und Anschluß der Schulzeugnisse bis spätestens 1. November gerichtet werden wollen, bereit.
Reutlingen, im September 1882.
Stadtschultheiß B e n z, Landwirthschaftslehrer Clansnizcr, Vorstand der Schulkommission. Vorstand der Schule.
Die rauhe Winterszeit naht mit Riesenschritten und da und dort wird sich bald das Bedürfnis; nach einem practischen Ofen geltend machen. Als einen solchen können wir „Rteger's Uatent-Gferr" bezeichnen, welcher zweckmäßig und für jede Haushaltung passend construirt ist und dabei den geringsten Brennmaterialienverbrauch beansprucht. Wir verweisen im Uebrigen auf die in unserem Blatt von Zeit zu Zeit erscheinende Annonce.