Cannstatt, 3. Okt. Heute früh 7 Uhr wurde durch Fischer Brähle unterhalb des Strauß'schen Schwimmbades der Leichnam des vor 14 Tagen er­trunkenen Lieutenants v. Marchthaler aufgefunden und in den hiesigen Spital verbracht. Die am Kopfe des Verunglückten vorhandenen Verletzungen lassen vermuthen, daß sein Tod nicht durch Ertrinken, son­dern durch das Anschlägen gegen die Brücke erfolgte. Der Leichnam war so verstellt, daß die Identität nur durch die Uniform, die Uhr und das Taschenbuch her­gestellt werden konnte. Ueber das Begräbniß D bis setzt noch nichts festgestellt, doch wird dasselbe vor­aussichtlich am Donnerstag in Eßlingen stattfinden.

Der Bahnhof in Cannstatt soll einem Umbau umerzogen werden.

Mühlacker, 30. Septbr. Heute Nachmittag 2 Uhr entgleiste durch einen Zusammenstoß eines Güterzugs und eines Rangirzugs gegen 10 Wagen und wurden bedeutend beschädigt. Ein Menschenleben ist nicht zu beklagen. (N. T.)

Ludwigsburg, 30. Sept. Se. königl. Ho­heit Prinz Wilhelm von Württemberg ist heute Mit­tag 1 Uhr mit dem Schnellzuge in Begleitung seiner kleinen Tochter wieder hier eingetroffen und hat auf Villa Marienwahl Wohnung genommen. (W. L.)

Tübingen, 3. Okt. (Schwurgericht.) In gestriger und heutiger Sitzung kam bei gedrängt vollem Zuhörerraum die Anklagefache gegen den 35 Jahre alten Schäftmachcr Johannes Knapp von Reutlingen wegen Mords und schweren Raubes, be­gangen in der Nacht vom 2526. April d. I. an den Johs. Schultheß'fchen Eheleuten in Küßnacht, zur Verhandlung. Die Anklage war durch den er­sten Staatsanwalt Herrn Malblanc, die Vertheidi- gung durch Hrn. R.-A. Wetzel II. vertreten. Der um Vs 1 Uhr heute Mittag verkündete Wahrspruch der Geschworenen lautete auf schuldig und das dem­gemäß gefällte Erkenntnis; auf Todesstrafe.

Oberndorf. (Zur Warnung für Vieh- Lesitzer.j In voriger Woche erkrankte einem hiesigen Bürger in Folge Verfütterung von überschwemmtem und schlammigem Gras und von Dreschabfüllen sein gesammter Viehstand an hartnäckiger Löserverstopfung, sowie Entzündung dieser Magenabtheilung und des Darmkanals und es mußten trotz aller angewendeten Mittel innerhalb weniger Tage 2 Kühe und 1 Rind geschlachtet werden. (Sch. B.)

Münsingen, 29. Sept. Heute Vormittag stürzte in Zwiefalten ein neu errichtetes Gebäude, während gerade die Maurer das Dach deckten, total zusammen, so daß es ein Wunder zu nennen ist, daß außer einem Armbruch nur kleinere Verwun­dungen vorgekommen sind. (N. T.)

Aus dem Bericht des LandtagZabgeordneten für Heilbronn, Oberbürgermeister Wüst, entnehmen wir, daß in Württemberg es 17 056 Hausner gibt, so daß auf 100 Einwohner 1 Hausirer und auf eine Gemeinde 10 kommen. Sie zahlen bei uns 12 s/L Steuern, während sie in Bayern 336 sIL zahlen.

In Ulm erschoß sich der junge Rechtsprakti­kant Pfaff aus Aerger über den Spott, den ihm eine schlechte Vertheidigung eines wegen Meineids angeklagten Soldaten eintrug.

Bei Ulm wurde am Freitag ein ungefähr 30 Jahre alter Manu erschossen aufgesunden. Die Kleidung war gut, in einer Tasche wurden über 200 gefunden, lieber das Herkommen des Aufgesundcnen ist noch nichts bekannt.

Bei Schaft) au sc» wurde am Samstag ein in den SOcrn stehender vcrhcir. vcrmöglicher Mann von da, Vater von 6 Kindern, erhängt gesunden.

Brand fälle: In der Vorstadt Berg bei Stuttgart am Sonntag den 1. Oktbr. in der Canal­straße der ganze Dachstock des Zimmermann Rein­hardt gehörenden Hauses.

In verschiedenen Gegenden unseres Landes wurde dieser Tage am östlichen Himmel ein präch­tiger Komet beobachtet. Auch in Marseille will derselbe gegen Südosten gesehen worden sein.

Lahr, 2. Okt. DerBad. Ldsztg." wird ge­meldet: In Friesen heim wurde gestern ein Fre­vel verübt, der leicht das schwerste Unglück hätte hcrbeisühren können. Wirth Köhler zur Bahnhof­restauration bemerkte beim Schließen des Hauses einen Menschen, welcher sich auf dem Bahnkörper zu schaffen machte: als er sich demselben näherte, entfloh der Bursche und Köhler sah nun, daß der­selbe mit einem Schraubenschlüssel ein Schienenstück bereits ganz loSgemacht, von einem zweiten aber mehrere Schrauben aufgedreht hatte. Offenbar ge­schah dies, um lei nächsten Schnellzug zur Ent­

gleisung zu bringen. Unterm heutigen wird dem genannten Blatt weiter gemeldet: Der Befchädiger der Eisenbahnstrecke Friesenheim wurde heute in der Person eines früheren Bahndieners Namens Urban Bürk entdeckt. Bürk wurde verhaftet.

München, 30. Septbr. Die Sammlung für den altkatholischen Kirchenbau ist mit zwei namhaften Posten eröffnet worden. Außer einem Beitrage von 6000 vkL wurde ein weiterer von 5000 Mark gezeichnet.

Berlin, 29. Septbr. DerNeichsanzeiger" meldet: Die Wahlmännerwahl ist auf den 19. Okt., die Abgeordnetenwahl auf den 26. Okt. festgesetzt.

Berlin, 29. Septbr. Interessant ist es, zu erfahren, daß das beim Bombardement in Ale­xandrien von dem englischen PanzerschiffInflexible" benutzte primatische Pulver deutsches Fabrikat aus einer Fabrik in Hamm a. d. Sieg war. Die Eng­länder haben dieses Pulver allgemein eingeführt.

Berlin, 30. Sept. DieNat.-Ztg." schreibt: Die schon vor einiger Zeit von uns gebrachte Mel­dung, daß der Geheime Legationsrath Lothar Bü­cher aus seiner bisherigen Stellung im auswärtigen Amte ausscheiden werde, bestätigt sich. Ueber die Gründe, welche in Herrn Bücher diesen Entschluß hervorgebracht haben, sind wir auf Muthmaßungen beschränkt. (Die Nachricht hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt.)

DieNorddeutsche Allgem. Zeitung" sagt, aus halbamtlichen Aeußerungen lasse sich schließen, daß die Regierung nicht beabsichtige, das Verwen­dungsgesetz dem Landtag wieder vorzulegen. Der eine Zweck desselben, gesetzlich festzustellen, daß die Verwendung der durch Neichssteuern (Monopol) zu erlangenden Einnahmen lediglich zur Ablösung von direkten Steuern stattfinden solle, bestehe vorläufig allerdings nicht mehr, da das Tabaksmonopol abge­lehnt sei und anderweitige Reichstagsvorlagen bezüg­lich indirekter Steuern für den Augenblick nicht in Aussicht ständen. Der andere Zweck des Verwen­dungsgesetzes, ein Zeugniß des preußischen Landtags über den Steuerdruck in Preußen herbeizuführen, bestehe aber in verstärktem Maße und es bleibe Pflicht der Regierung, über den guten Willen des Königs, den bedrückten Unterthanen zu helfen, keinen Zweifel aufkommen zu lassen, sich ein Bedürfniß- certifikat vom Landtage zu verschaffen und damit von Neuem die Reichssteuerquelle öffnen zu suchen. Stelle der Landtag das Bedürfniß in Abrede, so werde die Regierung die Steuerfrage in status guo liegen lassen müssen, bis die Ueberzeugung zu Tage trete, das; ein steuerlicher Nothstand vorhanden oder daß die Regierung bei Voraussetzung desselben im Jrrthum gewesen fei; im letzteren Falle liege für die Regierung überhaupt kein Grund vor, den Reichstag mit weiteren f>Lteueransprüchen zu belästigen. Es sei ein dringendes Bedürfniß der inneren Politik, daß der Landtag die Frage, ob Preußen neuer Einnah­men behufs der Steuerreform bedürfe, ohne Zeit­verlust mit Ja oder Nein beantworte.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 1. Okt. (Fr. I.) Die Presse erfährt aus St. Petersburg, daß eine nihilistische Procla- mation älteren Datums faisirt worden ist, worin erklärt worden, daß der Czar eine Reise nach Mos­kau ausführen werde, ohne daß ein Attentat versucht werden solle, weil die ihm gestattete Frist zur Um­kehr vom Absolutismus noch nicht abgetanst» ist.

Preß bürg, 30. Sept. Es hat sich heraus­gestellt, daß auch christliche Wohnungen geplündert wurden. Uebcrhaupt scheint die Agitation zur Ju- denhetze blos ein Vorwand zu fein und sich im Allgemeinen gegen die besitzende Klaffe zu richten. Der heutige Abend verlief, Dank den energischen Maßregeln der Regierung, ohne besondere Vorfälle.

Budapest, 2. Okt. Ministerpräsident Tisza richtete anläßlich der Preßburger Ereignisse einen- Erlaß an sümmtliche Municipien, falls irgendwo Judenhetzen sich zeigen, sollen sie die Agitation so­fort im Keime ersticken, die Agitatoren der Strenge des Gesetzes überliefern und die Anwendung der Brachialgewalt unterdrücken. Herr von Jekel Falnssh ist der organisirten antisemitischen Liga aus die Spur gekommen. Wohlhabende Preßburger und Wiener Bürger sind compcomittirt, die Ruhe noch immer nicht hcrgestcllt. Aus der Umgebung Preßburgs wird Schreckliches gemeldet. Die Schmoellnitzer Schwe- felgrnben geriethen in Brand. In Schlutschau liegt viel Schnee.

Italien.

Rom, 2. Okt. Die Ueberschwemmungen der Etsch sind fürchterlich. Die Bahnlinie Padua- Ferrara wurde neuerdings unterbrochen. Die Be­wohner flüchten. (N. T.)

Man meldet aus Rovigo (Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz): 12,000 Personen sind in Folge einer Ueberschwemmung obdachlos und kampiren größtentheils auf den Dämmen des Po, deren Durchbruch befürchtet wird. (N. T.)

Frankreick.

Paris, 1. Okt. Unsere Radikalen, besonders die Gruppe Clsmenceau, soll sich mit der Absicht tragen, wenn sie an's Ruder kommt, bei der Volks­vertretung die Abschaffung aller Adels- oder sonstigen mit einem Amt nicht zusammenhängenden Titel vor­zuschlagen. Auch Gambetta soll geneigt sein, diesen Brauch anderer Freistaaten nachzuahmen. Eine Reihe vornehmer Adelsfamilien will nun, wenn dieser Zwang eintritt, nach Oesterreich übersiedeln, wo man ihnen die volle Anerkennung von Rang und Stand zuge­sagt haben soll.

Im Museum von Grenoble wurde in der Nacht vom 25. auf den 26. Sept eine Collection goldener Medaillen im Werth von Fr. 800,000 ge­stohlen.

Der französische Kriegsminister General Billot hat den deutschen Offizieren, welche den französischen Manövern als Vertreter Deutschlands beigewohnt haben, Ordensauszeichnungen der Ehrenlegion überreicht.

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Egypten.

Die Ursachen der Explosionen auf dem Bahnhof in Kairo sind noch nicht ermittelt. Eine Untersuchung ist im Gange. Die Araber sahen un­zweifelhaft in dem Brande den Finger Allahs, freuen sich über die Zerstörung des Mundvorraths und Schießbedarfs und verheimlichen ihre Befriedigung so wenig, daß sie in den Straßen ausrnfen:Dies ist des Volkes Frendenfeucr, zu Ehren der ungläu­bigen Freunde des Khedive!"

Amerika.

New - Uork, 1. Okt. Nach weiterer Meldung haben bei dem'Untergänge des DampfersRobert Lee," welcher sich auf der Fahrt von Vieksburg nach New-Orleans befand, nur etwa zwanzig Personen den Tod gefunden.

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 2. Oktbr. sLandesproduktenbörsc.) Wir notiren per 100 Kilogramm: Walzen, bahr. 20.50, Ungar.

21.75 - 22.25, Gerste, Ungar. 20 20.15, Haber .L 13.50, Hopfen 270360 pr. 50 KZ).

Stuttgart, 2. Okt. (Mchlbörse.) An heutiger Börse sind 515 Sack heimisches Mehl als verknust angczeigt worden. Es stellten sich der Sack von 100 Ko ^Brutto für Netto bei Abnahme größerer Posten) von Nr. 0 ans 3637, Nr. 1 ans 34-36, Nr. 2 ans 32-34, Nr. 3 ans 3032, Nr. 4 auf 24,50 -26. Außerdem wurden 400 Sack ungari­sches Nicht als verkauft angczeigt.

Tübingen, 29. Sept. sVik tu allen preise.) 8 Psd. Kerncnbrod 1 28 -4, 8 Psd. Schwarzbrod 1 ^ 12 1

Paar Wecken 90 Gramm 6 -t, 1 Psd. Mastochscnfleisch 60 -4, Rindfleisch 54 Kuhflcisch 46 ^!, Kalbfleisch 50 (l, Hammel­fleisch 60 Schweinefleisch mit Speck 60 ohne Speck 56 1 Psd. Butter 95 -I, 2 Eier 1314 1 Psd. Rindschmalz

1 20 <4, Schweineschmalz 80 -j.

Ravensburg, 30. Septbr. fViktn alten Preise.) 1 Psd. Ochsenfleisch 60 -4, Rindfleisch 5054 -1, Kalbfleisch 54 jt, Hammelfleisch 5056 -4, Schweinefleisch 60 64 Baurcnbutter 8090 Banrcnschmalz 1 bis lkti 5 Schweineschmalz 8590 ^1.

Ulm, 30. Septbr. sViktnalienpreise.) Süße Butter 1.05, saure Butter 95 -!, Schweineschmalz 95 -l, Rindschmalz 1 10 10 Eier 60 -4. Stroh 1.601.70 pr. Ztr.

Tannenholz ^ 6 50, Buchenholz -Kl 9.50 pr. Rm. Kalbfleisch 4550 ^!, Rindfleisch 4652 Hammelfleisch 55 60 Schweinefleisch 60 65 Ochsenfleisch 6070 4 je per Pfund.

Tübingen, 2. Oktbr. Auf dem Obstmarkt waren heute etwa 7800 Säcke zugeführt, welche zu Preisen von 13 bis 18 ^kl für Birnen und von 15- 18 -kl für Aepfel raschen Absatz fanden. Auf dem Bahnhof ist Mostobst zu 8 ^ pr. Ctr. zu habe».

Reutlingen, 30. Sept. (Obstmarkt) Starke Zu­fuhren. Die Preise zogen theilwcise an und wurden für Bir­nen ^ I3i,'z, 1415, für Aepfel Url 1416 per Sack bezahlt. Auf dem Bahnhof waren 2 Waggons auswärtiges Obst, wel­ches zu 8 pr. Ctr. rasch abging. Anch Kartoffeln waren pr. Ctr. zu «4L 4.50 zu haben.

Herrcnberg, 28. Sept. Trotz der Ungunst der Wit­terung wird die Hopfenernte eifrig betrieben und die Hopsen häufig im geheizten Zimmer sorgfältig getrocknet. Heute wur­den hier anch einige Käufe abgeschlossen pr. Ztr. je zu 280 ^ und 5 ^ Leihkauf. In Gültstein wurden ein paar Bal­len verkauft per Ztr. zu 300 und 28 in den Kauf. In nächster Woche wird mehr trockene Waarc zu treffen und der Handel bald in voller Blüthe sein.

Rottcnbug, 30. Sept. (Hopfen.) Hier sind dieser Tage 305 »ik pr. Ctr. nebst 10 «Kl Trinkgeld für kleinere Par-

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