lehr spärliche. Nur etwa 30 Equipagen standen auf dem Wasen, während ihre Zahl sonst sich auf weit über 100 zu belaufen Pflegt. Regen, Sturm und ein unbegründlicher Schmutz hatten das Publikum zurückgehaltcn. (T. Chr.)

Stuttgart, 29. Sept. Das griechische Kö­nigspaar ist hier eingetroffen. (Fr. I.)

Stuttgart, 29. Sept. Die Regulirung des Nesenbaches in dem unteren Stadttheile nach dem Plane des Stadtbaurath Kaiser, welcher einen Kostenaufwand von etwa 80,000 erfordert, dürfte demnächst in Angriff genommen werden, nachdem das Kgl. Ministerium des Innern hiezu 2530,000 ebenso Se. Majestät der König hiezu 2500 ^ be­willigt hat. Von der Bau- und Gartendirektion soll das nöthige Terrain hierzu unentgeltlich hergegeben werden. (Heilbr. T.)

Stuttgart. Als gestern Abend das Orpheum bereits geschlossen war, machten zwei erst Nachmittags um vier Uhr aus dem Zuchthaus entlassene Sträflinge in dasselbe einen Ein­bruch. Zufällig waren aber die Kajsirc noch mit Zählen der Gelder beschäftigt. Als sich die Diebe entdeckt sahen, stellten sie sich besoffen, wurden aber sofort dingfest gemacht. (W. L.)

Niedlingen, 27. Sept. Unsere Bauern be­klagen sich sehr über die Bierbrauer, daß diese ihre Gerste aus Ungarn beziehen; sie erörtern, ein solches Gebräu, wie es jene liefern, könnte man auch aus ihrer etwas leichteren Gerste brauen. (N. T.)

Göppingen, 27. Sept. Heute früh wurde in dem benachbarten Ort Bartenbach der 38jährige Bierbrauereibcsiper zum Lamm in seiner Brauerei erhängt gefunden. Das Sauer­werden seines Biervorrathcs soll ihn zu diesem Schritt veran­laßt haben, trotzdem seine Vermögensverhältnisse im Uebrigen die besten sein sollen.

Aus dem Brcnzthalc. Bor einigen Tagen kam auf einen abgelegenen Hof unseres Thalcs ein Leinwandhändler mit Dinaren stark beladen und bot einenstarken Drillich" zu billigen Preisen an, da er wegen einer starken Zollstrase Geld haben müsse. Während des Handelns trat ein vornehmer Herr in die Stube, erkundigte sich nach dem Weg, hörte den Han­del, besah die Waare und sagte zu der Bäuerin: cs sei ein schweres Zeichen der Zeit, das; man solche gute Waare zu solch' niederen Preisen verkaufe. Er selbst sei Kaufmann. Er be­stellte gleich mehrere Stücke dieses Drilliches, gab dem Händ­ler seine Adresse und ging fort. Durch dieses verlockt, rief die Bäuerin ihre Nachbarin: beide Frauen kauften, bezahlten, der Händler ging fort und als die Weiber das Gekaufte ins Was­ser tauchten, löste sich das Gewebe auf.

Am Vormittag des 25. d. schickte Berth. Reuter von Bittelbrunn seine lljährigc Tochter mit deren 3jährigcm Schwesterlein zum Kartoffclausgrabcn. Während die ältere Schwester eben mit gehobenem Karst einen Hieb ausführtc, sprang ihr die Kleine unvorsichtiger Weise unter die Hände und wurde von den beiden Zinken des Karstes so unglücklich in den Kopf getroffen, daß der Tod albald cintrat.

In Obereisisheim hat der ledige Oekonom Gurr während der Arbeit auf dem Felde in Folge eines Wortwechsels seinen Vater mit dem Karst tvdt- geschlagen. Derselbe befindet sich in Haft.

Freiburg, 28. Sept. Wie ein hiesiges Blatt mittheilt, ist wegen des Hugstetter Eisenbahn-Unsalles gegen den Bahnamtsvorstand und den Zugführer eine Untersuchung eingeleitet worden. (Fr. I.)

Ladenburg, 30. Septbr. Bei einem Güter­zuge sind heute Nacht einige Wagen entgleist, wodurch auch der übrige Verkehr auf der Durchgangsstrecke nach Stuttgart einige Stunden unterbrochen worden ist. Ein weiterer Unfall ist nicht zu beklagen.

In Bayern hat die Zahl der Katholiken seit 1840 um 2 pro Mille abgenommen, während die protestantische Bevölkerung eine Zunahme von 6 pro Mille aufweist.

Wie wir erfahren, wird die Fabrikation ameri­kanischer Papierfässer in nächster Zeit in der Pfalz in großartigem Maßstabe begonnen werden.

Diedeutsche Pariser Zeitung", das Organ der deutschen Kolonie in Paris, muß jetzt in Frank­furt gedruckt werden, weil sie in Paris keinen Dru­cker mehr fand.

Mainz, 27. Sept. Seit einigen Tagen tref­fen hier viele Amerika müde ein; die Leute haben erst vor einem Fahre die Reise nach derNeuen Welt" angetreten, aber an Erfahrung reich und arm an Geld kehren diese Leute wieder in ihre Heimath zurück. Tausende, so erzählen die Leute, bereuen den Schritt, den sie gethau und ibre Heimath verlassen zu haben, das Elend in Amerika, besonders in den Haupt­städten, sei unter den Eingewanderten entsetzlich, da nirgends Arbeit zu finden sei; glücklich sei Derjenige, der noch so viel Geld habe, um wieder seine Heimath erreichen zu können.

Mainz, 28. Sept. Ein Thicrquäter, welcher hier im Gartenseld einen Hund lebendig begrub, ist durch Strafmandat zu acht Tagen Gefängnis; veruriheiit worden. (Biel za wenig.)

Königsberg, 27. Sept. (Vierlinge.) Za dem in der Sackheimcr Kirche stattgesandeiicn Tausa'l der von einer

hiesigen Arbeiterfrau vor wenigen Tagen geborenen Vierlinge (2 Knaben und 2 Mädchen) hatten sich in Folge einer Anregung seitens der Redaktion derKgsb. Hart. Ztg." 124 Taufzeugen an der Spitze die Frau Oberpräsident v. Schlicckmann cingefunden, welche sich sämmtlich in das Kirchen-Taufregister eimragen ließen. Die vier kleinen Geschwister erfreuen sich des besten Wohlseins.

Berlin, 26. Sept. Der deutsche Botschafter am englichen Hofe, Graf Münster, welcher seit eini­ger Zeit auf Urlaub in Deutschland weilt, ist am Sonntag zum Fürsten Bismarck nach Varzin gereist. Es liegt auf der Hand, daß diese Reise den Zweck hat, dem Vertreter Deutschlands Weisungen über die Auffassung der Dinge in Egypten zu verschaffen und eine vollständige Uebereinstimmung der Anschauungen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Münster für die demnächst zu erwartenden Verhand­lungen über die Zukunft Egyptens herzustellen. Denn daß England die europäischen Mächte über diesen Punkt nicht ungefragt lassen wird, war von vorn­herein trotz aller großsprecherischen, das Gegentheil verkündenden Artikel der englischen Presse anzuneh­men, und wenn hierüber noch Zweifel vorhanden gewesen wären, so sind dieselben durch neuere Er­klärungen des englischen Kabinets, die einen sehr be­ruhigenden Karakter tragen und den Anschauungen der europäischen Mächte sehr entgegenkommen, wider­legt worden. Uebrigens dürfte auch der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohenlohe, demnächst zur Instruktion nach Varzin reisen: es liegt auf der Hand, daß die Stellung Deutschlands Frankreich ge­genüber in den bevorstehenden Verhandlungen eine besonders schwierige sein wird, da man ja in Paris von besonderem Mißtrauen gegen Deutschland ge­plagt ist. Daß Deutschland an England Vorschläge gerichtet habe, welche den Zweck hätten, gewisserma­ßen den Einfluß Frankreichs zu verdrängen und eine Lösung der egyptischen Frage ohne Frankreich her- beizuführcn, ist vollständig unbegründet und wohl nur eine von dem Mißtrauen und der Eifersucht Frankreichs Angegebenen Vermuthuug.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 27. Sept. Der König und die Köni­gin von Sachsen sind mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen heute Vormittag hier eingetroffen und vom Kaiser am Bahnhofe empfangen worden. Der Empfang war sehr herzlich; der Kaiser küßte der Königin die Hand und begrüßte den König und den Prinzen Wilhelm von Preußen mit wiederholten Um­armungen. Die Abfahrt von Schönbrunn zu den bei Nenberg abzuhaltendcn Jagden ist auf heute Nachmittag 2 Uhr festgesetzt.

Wien, 29. Sept. Aus Preßburg liegen tele­graphische Nachrichten über dort veranstaltete Juden­krawalle vor. Juden sollen persönlich insulirt und jüdische Häuser ausgeplündert worden sein, darunter auch ein Brauhaus. Das Militär mußte einschreiten.

Wien, 29. Sept. Die Aufregung und Angst in Preßburg sind im Steigen. 500 Juden flüchteten nach Pest und Wien, ihre Häuser aufsichtslos zurück­lassend. Die Straßen sind wie ausgcstorbeu. Es wird eine Wiederholung der Excesse befürchtet. Der Aschalkup-Markt wurde sistirt. Erschütternde und ergreifende Details erzählte mir ein Augenzeuge. Eine christliche Erzieherin, Kamilla Nowack, in einem jüdischen Haus trat dem anstürmenden Pöbel mit dem Ausruf entgegen: Gut Freund, Eljeu Jstvczi. Darauf zog der Pöbel ab und glaubte, es sei ein Christenhaus. Hierauf brachte die beherzte Erzieherin das tvdtkranke Jndenkind, es als ihr eigenes aus- gcbend, nach dem Spital. Der Stadtarchivar Batka erstieg mitten im Tumult die oberste Stufe der Kreuzpaterkirche und mit weithinschallcnder Stimme rief er: Ich flehe euch an angesichts der Kirche, geht auseinander. Ich bin ein Christ, wollt ihr ein Opfer, schlagt mich nieder. Die Menge wich aus­einander. Allgemein beklagt wird das verspätete Einschreiten des Militärs gegen die Zusammenrot­tungen, Dank der Wachsamkeit des Militärs, ist die Ruhe heute ungestört. (Fr. I.)

Der Kaiser von Oesterreich hat für die lieber- schwemmten in Tirol und Kärnten 700 000 Gulden aus Staatsmitteln angewiesen und weitere Hülfe bei Bedarf in Aussicht gestellt.

Budapest, 30. S ept. (Fr. I.) Die Excesse gegen die Juden in Preßburg waren abgekartet, Simonyi, welcher den Dresdener Antisemiten-Congreß besuchte, hetzte das Volk auf und sammelte zu diesem Zwecke Geld. Es ist evident, daß das ungarische Volk nicht unter den Excedenten war, als derZKampf

zwischen den Juden und dem Pöbel begann. Mehrere Juden wurden verwundet und viele Verhaftungen wurden vorgenommen; die Verhafteten sind meist Ar­beiter. Ganze jüdische Familien sind abgereist. In der liberalen Partei hat der Vorfall große Aufregung verursacht. Es verlautet, daß, falls die Tumulte sich heute wiederholen, über Preßburg der Ausnahmezu­stand verhängt werden würde. Das Militär wird heute verstärkt, da man für Samstag Aergeres erwartet.

Preßburg, 30. Septbr. (Fr. I.) Es ist zweifellos, daß die Excesse rou langer Hand vorbe­reitet waren und daß förmliche Conscriptionslisten der zu beraubenden Häuser jüdischer Kaufleute angefertigt und von unbekannter Hand ausgegeben wurden. Am schlimmsten sieht es in Blumenthal und im Schloß­bergergrund aus. Das Kohnsche Spezereigeschäft ist total zerstört und geplündert, die Fensterkreuze sind zersplittert, die Spiritusvorräthe ausgetrnnken und ausgeronnen, die Waarenballen zerschnitten, Kaffee u. Thee wurde in den Koth zerstreut! Die Patrouillen sind vollkommen machtlos, weil sie von den Excedenten getäuscht und umgangen werden. Es herrscht allge­meine Befürchtung, daß die Excesse heute noch größere Dimensionen annchmen.

Italien.

DieItalic" meldet ein schreckliches Unglück, das sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Septbr. zu Cavaller Mag­giore in Piemont zngetragen hat. Man fand dort 12 junge Mädchen, die bei der Seidenspinnerei beschäftigt waren, an Erstickung gestorben, weil sie in ihrem Zimmer eine halbabge- drchte Petroleumlampe halten brennen lassen. Die Flamme theittc sich der Flüssigkeit im Innern des Metall-Rezipienten- mit und verzehrte langsam das Ozigen, wodurch die Erstickung herbeigeführt wurde. Man fand am Morgen die Leichen mit allen Zeichen deS fürchterlichen Todcskampjes, den die Unglück- liehen ansgcstanden hatten. Eines der Mädchen sollte am Sonntag heiraihen, aber der herbeigeholtc Bräutigam fand nun­mehr ihre Leiche. Am 23. Sept. sand die Beerdigung der Un­glücklichen unter Begleitung des Präfekten, des Bürgermeisters, aller Behörden des Distrikts, sämmtlichcr Arbeiterinnen der Seidenspinnerei und vieler Verwandten der Opfer statt.

Rußland.

Scbastopol, 30. Sept. Heute Vormittag explodirte auf dem Popowka-SchiffNowgorod" eine Sccmine, wodurch dem Vernehmen nach zwei Officiere, vier Matrosen, ein Beamter und acht Sol­daten verwundet wurden.

Frankreich.

Paris, 27. Sept. Die gambettistischeRop. frantz." gibt dem Kricgsminister die Weisung, jetzt, da die militärische Wiedergeburt Frankreichs, vom materiellen Standpunkte aus betrachtet,so vollstän­dig wie möglich sei", müsse auch das Personal zu dieser Stufe gebracht werden; das Parlament werde in nächster Session die Gesetze über Rckrutiruug, Be­förderung, die Cadres und Effektivbestäude vervoll­ständigen; dann aber sei es au der Zeit, die Haupt­sache cinzuüben, die Mobilmachung, damit der Feind nicht zur Ergreifung der Initiative gelange; die rasche Mobilmachung einzuüben, sei eine Lebensfrage und sie müsse zunächst mit der aktiven Armee begin­nen, die Territorialarmee, die sich hinter dieser sammle, brauche noch nicht an der Hebung berheiligt zu wer­den. Der Kostenpunkt sei unerheblich: die großen Manöver eines Armeekorps kosten etwa 600,000 Fr., die Mobilmachung werde höchstens 1,700,000 Fr. kosten, und wenn Manöver und Mobilmachung zu­sammenfielen, nur 2Vz Millionen für zwei Armee­korps erfordern; Frankreich müsse die Gewißheit ha­ben, daß im Kriegsfälle die Mobilmachung sich glatt vollziehe, weil davon der Erfolg des Feldzuges abhünge.

Paris, 29. Sept. Der König von Griechen­land schloß eine Unterredung mit dem Redacteur des Gaulois angeblich mit folgenden Worten: Die Pforte ist altersschwach und in ihren Grundvesten erschüt­tert; ich glaube, ihr Schicksal wird in Zukunft von England abhängen. Der Gaulois ist der Ansicht, ein englisch-griechisches Bündnis; sei bereits Thatsache.

Ein Perpetuum mobile. Nach dem Berichte eines französischen Blattes wäre es einem Uhrmacher im Canton Wallis gelungen, einPerpetuum mobile" oder wenigstens etwas Aehnliches zu erfinden. Die­ser brave Handwerker, der bereits 80 Jahre zählt und in der Gemeinde Poudry wohnt, hat vor vier Jahren zwei von ihm angefertigte und mit einem von ihm erfundenen Apparat in Bewegung gesetzte Holzkisten eingeschlossen, im Gemeindeamt«: deponirt und daselbst mit dem Amtssiegel die Kisten versiegeln lassen. Vor wenigen Tagen wurden nun, nachdem vorher offiziell constatirt worden war, daß die Sie­gel unverletzt seien, die beiden Kisten geöffnet, und

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