Berlin, 15. August. Der Kaiser wird den großen Kavalleriemanövern der Garde-Kavallerie- Division, welche zu Anfang nächsten Monats zwischen Berlin und Potsdam in einem Umfange stattfinden, wie seit sieben Jahren nicht mehr, persönlich bei­wohnen. (St.-A.)

Berlin, 16. Aug. Die Obduktion der fünf Leichen aus der Conradschen Mordaffaire ergab als Todesursache Erdrosselung, und zwar scheint die­selbe im Schlafe ohne eine vorhergegangene Narkose bewirkt worden zu sein. Ob die Frau sich selbst entleibt, oder ob auch sie im Schlafe überfallen, ließ sich nicht mit Bestimmtheit feststellen. Im klebrigen verweigert Conrad seit seiner Verhaftung sich beharr­lich, irgend welche Nahrung zu sich zu nehmen. Er hat im Gesängniß noch keinen Bissen genossen und lehnt Speise und Trank entschieden mit dem Bemer­ken ab:Was soll ich hier noch, ich habe auf der Welt nichts mehr zu suchen." Conrad ist demzufolge bereits so matt, daß er sich bei der Vorführung zum Untersuchungsrichter kaum aufrecht zu halten ver­mochte. Ferner wurde durch die Obduktion festge­stellt, daß Frau Conrad in etwa vierzehn Tagen einem Kinde weiblichen Geschlechts das Leben gege­ben haben würde. Die Obduktion der 4 Kinder er­gab keine besonderen Momente; es ist anzunehmen, daß der Mörder den schlafenden Kindern die Schnur um den Hals gelegt und sie noch lebend aufgehängt hat. (N. T.)

In Berlin wurde am 13. d. die Ausstel­lung der deutschen Buchbinder und Fachjge- nossen, in Verbindung mit dem Hl. Berbandstage der Fachgenossenschaft, durch den Präsidenten des Verbandes, Herrn Gustav Feilsche-Leipzig, eröffnet. 142 Aussteller aus 27 deutschen Städten und 3 Hauptstädten des Auslands Rom, London und Stockholm haben die Ausstellung beschickt; Ber­lin ist allein mit 87, Leipzig mit 18, Dresden mit 5 Firmen vertreten u. s. w. Die unteren Glashallen sind ausschließlich dem Betriebe und der Darstellungs- thätigkeit von fachgewerblichen Maschinen gewidmet, welche durch einen Gasmotor ihre Treibkraft erhalten. Im zweiten Saale zeigen sich die künstlerischen Lei­stungen des Gewerbes. Der ganze Raum ist fest­lich geschmückt. Die Wände sind mit Tafeln bedeckt, auf denen in Buntdruck zierliche Verse erscheinen, z. B.:

Im Kleister liegt unsere Stärke.

Der Einband ist oft Nichts als der Sarg für die todt- geborenen Geistcskindcr.

Der Einband ist das Kleid der Bücher; je weniger an­ziehend, desto schöner werden sic angezogen.

Nur kein Schandwerk In unserem Handwerk.

Herr v. Madai in Berlin hat am 12. August sein lOjähriges Amtsjubiläum als Polizeipräsident der Haupt- und Residenzstadt gefeiert. Man rühmt ihm nach, daß er die Stellung der Einwohner zur Polizei auf das Günstigste umgeschaffen habe, die Polizei sei populär geworden und nur von den Verbrechern ge­fürchtet. Das war nicht immer so.

Die Botschafter Graf Münster und v. K eu- dell werden sich zum Reichskanzler nach Varzin begeben.

Der frühere Gesandte v. Magnus ist in einer Görlitzer Irrenanstalt verstorben.

In Schlesien fängt die Geistlichkeit wieder an, Mischehen in den Weg zu treten. Eine evan­gelische Braut, die einen Katholiken heirathete, for­derte die evangelische Trauung neben der katholischen, welche der Bräutigam wünschte. Die katholische Geistlichkeit verweigerte dies mit der Erklärung, daß es zwar früher zulässig gewesen, nun aber wären in dieser Sache strengere Vorschriften von Rom ge­kommen; dabei fielen Drohungen, künftig würde die katholische Kirche nur Ehen, die in der katholischen Kirche getraut wären, für christliche ansehen, ja man würde alle Mischehen für unzulässig erklären rc. Der Bräutigam, welcher streng katholisch war, ging so weit, Dispens von dieser Maßregel beim Papst ein­zuholen; da derselbe nicht erlangt wurde, fand die Trauung nur in der evangelischen Kirche statt.

Die Zahl der Schiffsunfälle an der deut­schen Küste während des Jahres 1881 betrug 236. In 137 Fällen fand Strandung, in 9 Fällen Ken­terung, in 26 Fällen Zusammenstoß statt. 32 Schiffe sanken und außerdem erfolgten noch 32 andere Un­fälle. Da bei den 26 Zusammenstößen 52 Schiffe betheiligt waren, so betrug die Zahl der von Unfäl­len betroffenen Schiffe im Ganzen 262. Total ver­loren gingen 101 Schiffe und 89 Personen verloren

das Leben. Unter reu verunglückten Schiffen waren 174 deutsche.

OeAerreich-Unaar».

Pest, 16. Aug. Bei dem Grafen Julius Andrassy ist ein Einbruchdiebstahl verübt worden; eine sehr große Anzahl von Orden, Edelsteinen und Pretiosen von historischer Bedeutung fehlen.

Italien.

Neapel, 12. Aug. Gestern Nachts ist von hier eine Kompagnie Jäger nach Caprera abge­gangen, weil der Regierung zu Ohren gekommen ist, daß ein Handstreich gegen die Leiche Garibaldi's be­absichtigt ist. Mehrere Hundert garibaldinische Ve­teranen von Livorno, Florenz und Pisa sollen bereits einen Dampfer gemiethet haben und gestern nach Caprera abzufahren beabsichtigt haben, um auf eigene Faust den letzten Willen des Generals zu erfüllen und seinen Körper zu verbrennen. Die Be­hörden von Maddalena sind von dem Vorhaben in Kenntniß gesetzt worden, und der Marineministcr hat den KriegsdampferMurano" zur Verhinderung des­selben nach Caprera beordert.

Den Besuch des deutschen Kronprinzen in Monza begleitet die CrispischeReforma" mit fol­genden Bemerkungen:Wenn auch nur auf wenige Stunden als Gast in unserem Lande anwesend, em­pfange der deutsche Kronprinz, der seinen Aufenthalt nahe der italienischen Grenze nicht vorübergehen las­sen wollte, ohne unseren König zu begrüßen, den Ausdruck der aufrichtigsten Freundschaft seitens unse­res ganzen Volkes. Er repräsentirt in edelster Weise ein großes Geschlecht, ein großes Land; ein Geschlecht und ein Land, mit denen unsere Dynastie und unser Volk durch Band einer Freundschaft verbunden sind, welche, geboten durch den Verstand, gekittet durch das Blut, eine absolute Nothwendigkeit bleiben muß durch die Logik der Ereignisse. Möge in der jetzigen Umarmung des Königs und des Kronprinzen für immer auch die Umarmung der beiden Staaten ent­halten sein, im Interesse des Friedens und der Freiheit."

Schweiz.

Schon seit längerer Zeit werden englische Blät­ter, namentlich von Genf aus, mit Nachrichten über die Gotthardbahn versehen, die augenscheinlich den Zweck verfolgen, den Betrieb und Zustand der Bahn in ein ungünstiges Licht zu setzen, und deren Beweg­gründe vermuthlich in dem Gegentheil von Nachbar­freundlichkeit beruhen. So wissen englische und nach diesen amerikanische Zeitungen zu berichten, daß die Lüftung des Gotthardtunnels hinter den gehegten Erwartungen weit zurückbleibe, trotzdem gegenwärtig erst wenige Züge nach jeder Richtung verkehrten. Da die mangelhafte Lüftung bei weiterer Zunahme des Verkehrs sich noch verschlechtern würde, so habe die Bahnverwaltung die Anlage des kostspieligen dyna­mo-elektrischen Betriebes ins Auge gefaßt. Wie die Direktion der Gotthardbahn demZentralblatt für Bauverwaltung" mittheilt, sind diese Angaben nicht richtig; die Ventilationsverhältnisse im Gotthardtun­nel seien vielmehr außerordentlich günstig und die gegentheiligen Behauptungen der englischen Blätter vollkommen unbegründet. Offenbar hat eben der englische Pfeffersack keine Freude an der Verkehrser­leichterung zwischen Deutschland und Italien. Frankreich.

Paris, 17. Aug. General Ducrot ist gestorben.

England.

London, 15. Aug. Das JournalEl Je- waib" will wissen, Ara bi sei von der Pforte über die Proklamation und darüber vertraulich verstän­digt, daß er im Unterwerfungsfalle Verzeihung er­halte, andernfalls aber die strengsten Maßregeln zu gewärtigen habe. Die Sherifs hätten die Handlungen Arabis als gegen die Interessen des Islams gerichtet, verurtheilt.

London, 16. Aug. Aus Alexandrien wird von heute 11 Uhr Morgens gemeldet: Eine Abthei­lung berittener englischer Infanterie hatte ein Gefecht mit 500 Beduinen bei Mandara. Der Feind, wel­cher zurückgeschlagen wurde, verlor 5 Todte und 1 Gefangenen. General Wolseley erließ eine Procla- mation, in welcher er sagt, daß England die Auto­rität des Khedive Herstellen wolle. Den loyalen Unterthanen wird Schutz versprochen und alle Häupt­linge, welche der Rebellion feindlich sind, werden aufgefordert, ihn, den General, zu besuchen.

London, 16. Aug. Das Unterhaus lehnte das von Bartlett wegen der egyptischen Politik öe-

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Laufe der Debatte erklärte Sir CH. Dilke, die Be­ziehungen der Regierung zu Deutschland und Oester­reich seinen niemals freundschaftlicher gewesen als jetzt. Die Regierung beglückwünsche sich zu der Herz­lichkeit ihrer Beziehungen mit Deutschland, das die englische Politik aufs wärmste unterstützte, wofür ihm England die dankbarsteAnerkennungzolle. Es sei unwahr, daß er (Sir CH. Dilke) versucht habe, eine Allianz mit Frankreich ge gen Deutsch­land und Oesterreich zu bilden. (Dilke ist mit Gambetta befreuudet.) Auf Deutschlands Einfluß in Konstantinopel habe England keinen Grund eifer­süchtig zu sein: daß eine Union von vier Mächten gegen Englands Suezkanal-Politik bestehe, sei unbe­gründet. Es handle sich nur um temporäre Maß­regeln und hier habe England eingewilligt. (St.-A.)

Die englischen Blätter bringen spaltenlange Ar­tikel über den gewaltigen Eindruck, den der Einmarsch der englischen Garden in Alexandrien auf die Eingeborenen gemacht. Ein Korrespondent des Standard" meldet: Anfangs schienen die Araber die Scene mit grollender Gleichgültigkeit zu betrachten; allein als Compagnie um Compagnie vorübermar- schirte, waren sie außer Stande, ihre Gefühle des Erstaunens zu verbergen. Man hörte einen Mann seinen Nachbar in furchterfüllter Stimme fragen, wie viele Tausende eigentlich kämen, worauf der andere mit einem resignirten Blick nach dem Himmel erwi­derte:Allah nur weiß es!" Ein anderer rief aus: Alles ist verloren, der Islam ist gestürzt!" Ein' Grieche bemerkte in einem Tone des Erstaunens: Was, haben die Engländer wirklich auch Soldaten, nicht nur Schiffe und Geld?" Ein in der Nähe be­findlicher Offizier des Khedivs rief begeistert aus: Glaubt dieser Hund Arabi wirklich, daß er solche Soldaten wie diese bekämpfen kann?"

Türkei.

Nach derTimes" ist die nähere Umgebung des Sultans dem Arabi günstig. Sie sagt, daß der­selbe zwar wegen seines Ungehorsams strafbar, aber wegen seines Widerstands gegen eine Invasion Un­gläubiger entschuldbar sei. Diese Auffassung soll sehr im Sinn Abdul Hamids sein. Der Großvezier und Said Pascha aber erklären, daß ein Bruch init England der Pforte fatal wäre, weil Rußland bereit sei, in Kleinasien einzumarschiren und Oesterreich gegen Salonich Vordringen würde. In der That sieht die Sache gegenwärtig so aus, als ob die nächste Intervention der Mächte in der Türkei nur den Zweck haben würde, sich einen Theil der Beute zu sichern. Namentlich meldet man gewisse Vorbe­reitungen Rußlands, welches Land am meisten in der orientalischen Frage interessirt ist, und zwar die höchst ungern gesehene Besetzung Egyptens durch die Engländer nicht hindern konnte, aber nun seinerseits mit einem gewissen Recht den Standpunkt einnimmt, daß, wenn England sich über alle Skrupel so leicht hinwegsetzt, man Rußland auch nicht die Zumuthung machen könne, seine Ansprüche valsnäas Kracwas zu vertagen; um so weniger, als es beim Berliner Vertrag im Jahre 1878 zu kurz gekommen und um einen großen Theil seiner Anstrengungen gerade durch die Engländer gebracht worden sei.

Egypten.

Die Meldungen aus dem Innern des Lan­des lauten recht trostlos. Arabi Pascha entpuppt sich immer mehr und mehr als ein durch Glaubens­fanatismus verhärteter Tyrann, der eine Schreckens­herrschaft gegen Alles etablirt, was anders, als er, zu glauben oder zu denken wagt. Aus allen Sta­tionen längs der Eisenbahn kommen Meldungen von stattgehabten Christenmetzeleien und speziell in Kairo scheinen sich Schreckensszenen abgespielt zu haben, wie zur Zeit des Marius und Sulla im alten Rom. So ließ Arabi Pascha 300 Arabern, die in europäi­schen Diensten gestanden hatten, zum abschreckenden Beispiel den rechten Arm abhauen, sämmtliche im Gerüche der Treue für den Khedive stehende Mudirs in die Citadelle sperren und theils henken, theils Tage lang vor gleichem Schicksale zittern. Das in Ale­xandrien geraubte Gut wurde in Kairo öffentlich ver­steigert und zu Spottpreisen verkauft. Nach Allem, was man hört, steht Arabi hauptsächlich am rechten Ufer des Rosette-Nilarmes, namentlich zwischen den Seen Mariut, Makadieh und Ed ln in starken Stellungen. Afrika.

In ganz Marokko wird ein heiliger Krieg ge­gen die christliche Bevölkerung verkündet.

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