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Gottlob, die Schwarzseher haben nicht Recht behalten. Die Ernte ist fast in ganz Deutschland gut ausgefallen, namentlich in Weizen. Bieles, was während der anhaltenden Regengüste noch auf den Halm stand und verloren gegeben wurde, ist gerettet worden. Die Ernte ist eine der besten seit einer Reihe von Jahren, wie alle Nachrichten bestätigen. Hopfen und Gerste dagegen schlagen auf.

Rotlenburg, 14. Aug. Der Stand unserer Hopfen- Pflanzungen hat in den letzten Tagen ganz überraschende Fort­schritte gemacht. V orgestern ist ein Kauf zu 200 ^ pro Ctr.

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s» abgeschlossen worden.

L Nach einem Bericht aus Mitteldeutschland ist cs in letz-

. ter Zeit bei Zahlung von größeren Summen in Silber wie- ^ derholt vorgelommen, das, an Stelle von Zweimarkstücken öster- - - 3 - » reichische Guldenstückc verausgabt wurden. Die Aehn-

lichkeit der äußern Form beider Münzen begünstigte den Jrr- v> » ihnm. Es ist daher darauf hingewieseu worden, daß sich die

KiS«l A. -«n Guldenstücke leicht dadurch von den Zweimarkstücken unterschei- D D den lassen, daß sie einen gerippten Rand haben Eine Beach-

dieses Umstandes kann leicht vor Schädigungen bewahren. Handelsberichte aus New-Uork berichten über die erfreulich steigende Einfuhr deutscher Maaren. Erfreulich sei es namentlich, daß seit einer Reihe von Jahren vortreffliche und thcure Neuigkeiten, namentlich auch in Tuchen, Bukskins u. s. w. aus Deutschland seingesührt würden, welche Amerika früher nur aus Frankreich bezogen habe.

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Eine Berliner Uolksfestrede.

Da bekommen wir gerade einen Bericht in die Hand von einem Berliner Volksfrühlingsfest, das zwar nicht draußen im grünen Wald, sondern mitten in der großen Weltstadt, aber in einem schönen, großen Gar­sten am 2. Juni d. I. efeiert wurde, und an dem mehrere tausende mit ihren Frauen und Kindern theil- nahmen. Hofprediger Stöcker hielt dabei eine Rede über die Frauen und die Erziehung. Da es gewiß unsere Leser interessirt, etwas daraus zu hö­ren, so wollen wir die Hauptsache aus dieserFestrede im Grünen" mittheilen. Er sprach etwa folgendes:

Wie man sagt:Wer die Zugend hat, hat die Zukunft," so möchte ich sagen:

Wer die Frauen hat, hat die Gegenwart."

Eine Sache, die christlich sein will, kann nicht ohne die Mithülfe der Frauen gedeihen. Es ist je­desmal ein Zeugniß, daß eine Sache die Zeit tief be­wegt, wenn die Frauen daran Antheil nehmen. Wenn vor vier Jahren sozialdemokratische Frauen die rothe Fahne schwangen, so sollen heute die Frauen den Männern helfen, die deutsche, die christliche Fahne zu schwingen. Deutsch und christlich muß das Werk der Frauen im Hause, muß die Erziehung sein. Je schärfer der Verkehr mit seinen eisernen Rädern durch die Welt rollt, je mehr die Kämpfe der Politik die Männer in Anspruch nehmen, desto mehr ist die Frau zur Hüterin des Hauses berufen. Die Männer ha­ben in unserer schneidigen Zeit nur zu wenig Zeit für die Erziehung. Und von jeher, wenn wir bei den meisten bedeutenden Männern nachforschen, was ihnen mit zu ihrer Tüchtigkeit verholfen, so finden wir, es war der Einfluß der Mutter. Darum: Ehre den Frauen!

Was hat das französische Volk in so weiten Kreisen schwach und marklos gemacht? Es fehlten ihm die Hausmütter. Gottlob! uns fehlen sie noch nicht. Zwar ist es nicht mehr wie früher, wo fast jedes deutsche Haus eine Burg der Frömmigkeit, der Treue war; in vielen Familien hat eine seichte Welt­anschauung das Familienleben gestört. Doch was hier und in den übrigen Lebensfragen des deutschen Vol­kes verloren ist, wollen wir wieder erringen, und im deutschen Hause muß die große, innerliche Erneuerung beginnen. Dazu wirkt die Hausmutter noch mehr als der Vater.

Und nun wende ich mich zur Erziehung: Sie beginnt nicht erst, wenn das Kind zehn öder zwölf Jahre alt ist, sondern mit der Geburt. Das Kind lernt in dem ersten und zweiten Lebensjahre viel mehr, als in irgend einer andern Zeit des Lebens. Da ist das Herz weich wie Wachs, und all' das Böse, was das Kind steht und hört, aber auch das Gute prägt sich ihm unvermerkt ein. Ein großer Pädagoge hat gesagt: Alle Schläge, die ein Kind be­kommt, muß es in den drei ersten Jahren bekommen, nachher muß es schon so erzogen sein, daß es mit ei­gener Vernunft den Eltern gehorcht. Wie weit das richtig ist, wollen wir dahingestellt sein lassen, und ich möchte nicht, daß alle Kinder über drei Jahre sich auf mich berufen, wenn sie Schläge bekommen sollen. Aber etwas Wahres liegt jedenfalls darin; in den er­sten Jahren verwöhnte und verzärtelte Kinder sind später meist sehr schwer zu bessern.

Eine gute Hülfe für vielbeschäftigte Mütter ist die Kleinkinderschule. Freilich darf die Schule nicht niederreißen, was das Haus gebaut hat; aus der rechten Schule aber bringen die Kinder oft »och viel für die Eltern mit nach Hause.

Was die Erziehung weiter betrifft, so sagt die Schrift, die auch hier unsre Regel ist:Reizet eure Kinder nicht zum Zorn!" und Luther:Die Ruthe soll immer mit einem Vaterunser umwickelt sein." Die Kinder müssen bei der Strafe die Liebe Heraus­sühlen. Man muß die Kinder erziehen zu allem, was lieblich und löblich ist, vor allem aber für die Wahr­haftigkeit und den Gehorsam, daß man nicht Zucker­plätzchen als Belohnung aussetzt, damit es die Wahr­heit jagt, oder von seinem Trotzkopf läßt.

Wenn irgend möglich, darf man die Mädchen nicht in Fabriken schicken, sondern man gebe sie zu or­dentlichen Leuten ans einige Jahre in Dienst, damit sie die Wirtschaft lernen. In sehr vielen Fällen liegt, wie die Erfahrung bei den Sühneoersuchen ge­lehrt hat, die zerrüttete Ehe daran, daß die Frau es nicht verstand, dem Manne das Haus lieb und ange­nehm zu machen. Unter dreitausend Mädchen, die der Direktor des Viktoria-Bazars fragte, ob sie irgend etwas so tüchtig verständen, daß sie damit sich auch ihren Lebensunterhalt verdienen könnten, fanden sich nur zweihundert, die es wirklich waren. Darum müssen die Mütter darauf achten, daß die Töchter eine Sache recht ordentlich verstehen. Dabei aber darf man bei den Töchtern, den künftigen Müttern, das Wort Gottes nicht vergessen.

Heute ist der 2. Juni so schloß ungefähr der Redner ein Tag, welcher an eine gute und große Mutter und an einen guten und großen Sohn erinnert, der Tag des zweiten Attentats aus unfern theuren Kaiser. Wir können auch zu unserm erha­benen Kaiser im Silberhaar, seinem landesväterlichen Herzen, seinen reichen Erfolgen nicht aufblicken, ohne zu denken an seine Kindheit. Wenn wir ihn fragten, was die Wurzeln dieses segensreichen Lebens, der großen, nationalen Gedanken sind, die sein Herz be­geistert haben, so würve er neben seinem Vater ge­wiß auch die unvergeßliche Königin Luise nennen, welche ihm den Gedanken der deutschen Kraft und Einheit und die schlichte Gottesfurcht und Gotteshoff­nung in das Herz gesenkt. Darum sage ich, der Grund und die Ursache unserer deutschen Einheit und Größe liegt mit in dem Einfluß, in der Erziehung jener großen, deutschen Frau und Mutter. Von ihr, der Gott vertrauenden Dulderin, mögen die Frauen, von ihrem arbeitsamen, thatkräftigen Sohne die Män­ner lernen. Und diesen, unfern theuren Kaiser, Gott erhalte ihn noch lange zu Ehre und Heil unsers Preu­ßenvolkes und unserer deutschen Nation!"

Die Musik fiel hierbei ein mitHeil dir im Siegerkranz", und die ganze Festversammlung stimmte ein. '

Zur StcheIHSrrge.

Am Samstag.

Kinderla, was geits zuam lacha?

's Müatterle Hot Küachla bacha. Host denn dn alloa net g'wißt,

Daß moarn Sichelhängct ist?"

Ihr hent Machte gessa freite,

Merks am Fingerte und Mäulc.

Doch: wear Küachla gessa Hot,

Dank au schö am liaba Gott.

Dösmol net in jeder G'moi Wurd a Sichelhänget sei.

Ei, wia sind iahr glücklich dra,

Daß mer Küachla bacha ka!

Glücklich du liabs Oberamt Nagled, Denn diar Hot es nix verhaglet!

Am Sonntag vor der Predigt.

Jetzet Michel,

Häng dei Sichel Hurtig an de Balka na!

Meile, Grelle,

Lisabethle

Richtet uier Essa a!

Uf de Schrecka Lcand uichs g'schmecka;

Ihr hents währle wohl verdeant,

Wenn iahr's heut uich g'schmecka leand. Müad sind uire Glieder gerbt.

Wear Hot uire Backa g'färbt?

Dia hent iahr, dös merk i schau,

Durch d'Frau Sonna färba lau.

Der Frieder sait:I lieg uf's Heu Und verdschlos mei Buckclwaih."

Schau rcacht. Von der Acrbet ledig, Wöll'l mer aber z'airfl in d'Prcdig.",

Sait der Aettc.Manche Stunda Hent iahr g'schnitto, hent iahr bunda.

Aus isch bunda, aus isch g'schnitla.

Horch! mer Hot schau 's Ander g'litta! Marsch in d'Kirch; 's ist hohe Zeit!

Merket, was der Pfarrer sait!

In der Prrdigt.

Das Herz ist mir vor Freud' gesprungen,

Als zur Kirche ihr gesungen

Alt und Jung ans frischer Kehle:

Lob' den Herrn, o meine Seele!"

Wer kanns besser mit uns meinen Als der Herr, der uns ließ scheinen Zu der Ernl' voll Freud und Wonne Seiner Liebe Gnadensonne.

Herr, Hab Dank für deine Gaben,

Die wir eingeerntel haben In so schönen reichen Maßen,

Daß sie schwer die Scheunen fassen! Anfangs sah cs anders aus:

Bange Sorge schlich durch's Haus.

Herr, cs schien, als ob der Regen Nehmen wollt' den Ernlcsegen.

Und wenns draußen stnrmgewitterl,

Wie hat manches Herz gezittert!

Mancher murrend sprach vermessen:

Hat Der droben uns vergessen?"

And're ließe» sich den Glauben Und ihr Golkvertrau'n nicht rauben;

Hoben bittend ihre Hände:

Herr, den Schaden von uns wende!

Unser täglich Brot gib heute;

Sieh, sonst sind wir arme Leute!"

Gott im Himmel hat's gehöret,

Hat uns reichlich Brot bescheeret.

Singt, daß mans im Himmel höre:

Dir, Gott in der Höh', sei Ehre!

So bei uns. Wie stehts im Lande? Württemberg, das wohlbekannte,

Es liegt Heuer schwer darnieder.

Liebe Schwestern! Liebe Brüder!

Ihr wißt alle was ich meine.

Ist dir reich beschecrt das Deine,

So verzehr's heut nicht alleine.

Ihr wißt wohl wo cs gehagelt,

Wo der Mehltrog steht vernagelt.

Wollt ihr nicht der tausend Armen Euch ein wenig auch erbarmen?

Schwere Noth der Württemberger Pflanz in Euch die Liebe stärker.

Will dein liebes Kindlein Brot,

Ei, so hat's bei dir nicht Noth.

Läßt sich von des Kindes Brocken Nicht ein Brösamlein ablocken?

Schön ist's in die Sparkaß legen Aus dem Uebrigen vom Segen.

Schöner noch ist's heut der armen Unterländer sich erbarmen.

Gott hat jetzt landab, landan Eine Sparkaß aufgethan,

D'rcin ihr etwas sollet legen

Fern zum Trost und noch zum Segen.

Ja, ihr guten lieben Alten,

Mög't mein Wort im Herz behalten Und von euren vielen Sachen Bündelein zusammcnmachen.

Sendet sie den tausend Armen,

Deren sich mög' Gott erbarmen.

Wir sind auch aus sünd'gem Blute,

Hätten auch verdient die Ruthe,

Stärker noch vielleicht als Jene.

Dieß zur Buße ich erwähne.

Was Hilsts, bist kalt hier gesessen?

Deine Lieb' wird Gott ermessen Wenn den Brüdern gibst zu essen.

Auf den Beutel! Auf die Hand;

Sonst beim Heiland ist's ne Schand!

Ja, das sei die Sichelhängct,

Liebes Herz, zu der dichs dränget.»

Solche haltet heut' zusammen!

Das Walt Gott, der Herre! Amen!

Zehrer Müller ia Salz.