vor. Die Feststimmung ist unverkennbar im Wachsen.

10. August. Die Stadt ist festlich geschmückt. Es sind bereits 4000 Sänger eingetroffen, darunter auch viele Ausländer. Die Sänger wurden an den Bahnhöfen mit Musik begrüßt, von der überall in den Straßen versammelten Bevölkerung sympathisch empfangen und durch Schulknaben in ihre Quartiere geleitet. Unter den Fahnen erregte namentlich die­jenige des Leipziger Zöllnerbundes, die von drei Sängern getragen und von acht Herolden begleitet wurde, allgemeine Aufmerksamkeit.

Hamburg, 11. Aug. Der gestrige erste Fest­tag des 3. deutschen Sängerbundessestes ist glän­zend verlaufen. Der Empfang der Sänger war überaus herzlich; die Zahl derselben beträgt nahezu 8000; die Feststadt ist prächtig geschmückt. Der Fest­kommers in der riesigen, aber sehr akustischen Fest­halle war äußerst belebt und gelungen. Heute Fest­konzert. (Schw. M.)

Pariser Waare. In dem Geschäftshause Gerson zu Berlin erschien vor einigen Tagen ein russischer Oberst im Geleite seiner Frau und seiner drei Töchter. Der Oberst wünschte für die weib­lichen Mitglieder Regenmäntel zu kaufen und bald war ein ganzer Berg dieses Artikels vor den Nach­barn aus Osten aufgethürmt. Geraume Zeit wird gesucht, gewählt, wieder zurückgeschoben und nach langem Handeln ist man im Rathe der Familie ent­schlossen, drei der Mäntel zu erstehen. Das Fami­lienoberhaupt zieht sein rubelgespicktes Portefeuille hervor der Commis packt die gewählte Waare ein und bemerkt dazu so beiläufig:Die Herrschaften werden mit den Mänteln sehr zufrieden sein; erst vor wenigen Tagen sind dieselben aus Paris angekom­men."So!" erwidert freundlich der Russe", das Hab' ich nicht gewußt; fahre ja morgen selber mit ganzer Familie nach Südfrankreich, passire Paris, werde Mäntel da kaufen, wozu schleppen bis dahin?

Sprach's, ließ den verblüfften Commis stehen u. stolz wie eine siegreiche Armee zog der Herr Oberst mit Familie von dannen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 10. Aug. Die vorläufige Beendigung der Conferenzberathungen bedeutet nicht den vollstän­digen Abschluß derselben, sondern nur eine Verta­gung bis zu dem Zeitpunkte, wo nach wiederherge­stellter Ordnung in Egypten Berathungen über et­waige Modifikationen der Verträge erforderlich wer­den dürften, in welchem Zeitpunkte die Berathungen wieder werden ausgenommen werden.

Ischl, 10. Aug. Der deutsche Kaiser verblieb heute Vormittag in seinem Appartements und empfing den Besuch des Kaisers von Oestreich, welcher eine Stunde bei Kaiser Wilhelm verweilte. Um l'/r Uhr wurde Kaiser Wilhelm vom Kaiser Franz Josef zur Hostafel abgeholt. Um 3 Uhr begab sich Kaiser Wilhelm in Begleitung des Kaisers Franz Josef zum Bahnhofe, woselbst beide Monarchen in herzlichster Weise sich verabschiedeten.

Schweiz.

Aus der Schweiz schickte neulich ein Berliner Tourist folgenden gekeimten Stoßseufzer nach Hause:

In die Schweiz, in die Schweiz! Zieht nicht in die Schweiz! Mein Sohn, ich rathe dir gut.

Der's trotzig gewagt, der Knabe bcreut's,

Vom Himmel strömet die Fluth;

Vom Himmel strömet sie in wilder Hast,

Laut jammern Kellner und Wirth,

Doch schröpfen sie darum nicht minder den Gast,

Der sich zu ihnen verirrt.

Der arme Gast, daß Gott sich erbarm'!

Sitzt fröstelnd am warmen Kamin,

Blickt sinnend hinein in den Funkenschwarm Und - sehnt sich zurück nach Berlin.

In Berlin! in Berlin! Dort ist es so gut:

Theater, Musik und Ballet;

Und sendet ein Wolkenbruch selbst seine Fluth,

So regnet dir's doch nicht in's Bett!

Frankreich.

Paris, 11. August. Neulich hat Paul Bert, der Unterrichtsminister unter Gambetta, einen von kriegerischem Geist gehaltenen Vortragüber die bürgerliche und militärische Jugenderziehung" gehal­ten. Nach den Ideen dieses Herrn müssen in jedem Dorf obligatorische Schulkompagnien bezw. Bataillone errichtet werden, denen man einen Schießprügel in die Hand gibt, der gerade so gebaut ist, wie das Jnfanteriegewehr Gras, nur daß er nicht losgehen kann. Die Ueberschwenglichkcit des Herrn Bert hat mehrere Patrioten bewogen, große Stiftungen (10 000 Fr. u. s. w, i für diesen Zweck zu machen; wenn

das Nachahmung findet, so heißt es bald kci der französischen Jugend:

Lieb' Vaterland kannst ruhig sein,

Wir kommen auch noch hintendrein!

Die französischen Kammern wurden vor­gestern vertagt. Wenn nicht außerordentliche Ereig­nisse ein'treten sollten, werden ihre Ferien bis zum 6. November dauern.

Das Pariser Blatt Voltaire klagt darüber, daß Frankreich im Begriff stehe, von Deutsch­landverbiert" zu werden. Ueberall in Paris gäbe es deutsche Bierkneipen, von denen jede ein klein Berlin oder München für sich wäre. Sie hät­ten lediglich den Zweck, Frankreich in den Durstkreis des bayrischen Bieres hineinzuziehen und wären zu gleicher Zeit Sammelstätten der Prussiens, von de­nen aus heimtückische Angriffe gegen das Land vor­bereitet würden.

Ein merkwürdiger Zwischenfall ereignete sich am Sonntag bei einer im Pariser Tuileriengarten abgehalte­nen Festlichkeit; zwei Männer, die, um das Eintrittsgeld zu ersparen, über die Mauer klettern wollten, wurden durch die Berührung der Leitungsdrähte für das elektrische Licht getödtet.

England.

London, 10. Aug. Berichte aus Larnaka (Insel Cypern) melden, daß in Bayrut heute Nacht Unruhen ausgebrochen sind. Ein Muselmann wurde ermordet und die That von .einigen Fanatikern auf die Christen geschoben. Aufgeregte Pöbelhaufen rot­teten sich unter dem Ruf:Tod den Christen", zu­sammen. Die Polizei ergriff die Parthei der Anfüh­rer. Es herrscht große Panik unter den Christen, welche schaarenweise ins Gebirge fliehen; viele wur­den verhaftet; alle Läden sind geschloffen. Die Stadt ist augenblicklich ruhiger, doch befürchtet man weitere Gewaltthaten der muhamedanischen Bevölkerung.

London, 10. August. DieTimes" meldet aus Konstantinopel vom 9. Aug.: Die Proklamation des Sultans brandmarke die egyptischen Militär­führer als Rebellen und Verbrecher, erwähne die freundlichen Beziehungen der Türkei zu England und erkläre, es sei die Absicht der Pforte, die Autorität des Khedive zu unterstützen.Daily News" erfährt: Der österreichische Botschafter werde in der heutigen Konferenzsitzung die Vertagung der Konferenz auf unbestimmte Zeit beantragen.

London, 12. Aug. DieTimes" sagt, wenn die Rebellion in Egypten niedergeworfen sei, werde England die europäischen Mächte einladen, von einem Fait acompli Akt zu nehmen und die Handlungen der Mächte gutzuheißen, welche die Rebellion unter­drückte, jdie Ordnung und eine stabile Regierung wiederherstellte.

Die Engländer sind mit dem irischen Pacht­gesetz noch immer nicht im Reinen. Dazu drohen die Constabler im Lande, deren Zahl sich auf 12,000 beläuft, mit dem Volk gemeinsame Sache zu machen. Es scheint, daß die irische Angelegenheit so lange verschleppt und aufgeflickt wird, bis daran nichts mehr zu verschleppen und zu flicken ist.

Rußlaad.

Moskau. Die Krönung des Zaren ist neuerdings auf den 12. bis 24. August festgesetzt worden.

Egypten.

Alexandria, 10. Aug. Arabi hat die ihm von seiner Armee angebotene Khedivewürde abgelehnt. Dagegen stellten er und seine Ministerkollegen ihr Privatvermögen dem Kriegsministerium zur Verfü­gung. Die vor Kairo aufgeworfenen 10 Schan­zen sind vollendet. Jede derselben wird mit 6 Kruppgeschützen besetzt.

Türkei.

Konstantinopel, 10. Aug. Die Procla- mation des Sultans soll im Wesentlichen folgender­maßen lauten: Da der Khedive der Vertreter des Souveräns ist, so schulden ihm Alle Gehorsam. Arabi Pascha mißachtete beim erstenmale die Auto­rität des Khedive; allein als er zum Bewußtsein seiner Pflicht zurückgekehrt war, bat er um Verzeih­ung, welche ihm auch gewährt wurde und wir überhäuften ihn sogar mit Wohlthaten. Dessenungeachtet verging sich Arabi neuerdings bei vielen Gelegenheiten (die Proclamation zählt dieselben auf) gegen seine Pflich­ten. Namentlich ergriff Arabi eigenmächtig aggres­sive Maßregeln gegen die Kriegsschiffe Englands, unseres alten Freundes und Murten, und bewies derart neuerding seine Verachtung der Autorität des Khedive. Demnach erklären wir Arabi Paschah für einen Rebellen und erlassen diese Proklamation, da­

nn! cS all: .mffcu und kann: tue Autorität des Khe­dive keine Beeinträchtigung weiter erleide.

Konstantinopel, 11. Aug. Die Vertagung der Konferenz ist noch nicht erfolgt. Es ist noch eine Sitzung nöthig, damit die Vorlage der englisch­türkischen Militärkonvention anerkannt werde, deren Hauptpunkte erledigt sind.

Montenegro.

Zara, 10. August. Montenegro erließ einen Aufruf an die Flüchtlinge aus der Herzegowina, in ihre Heimath zurückzukehren, da Montenegro ihren Unterhalt nicht länger bestreiten könne.

Amerika.

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Eine verheerende Feuersbrunst fand am 7. d. M. Abends in Gardiner, einer Stadt im Staate Maine, Ver. Staaten, statt, durch welche 60 Gebäude, darunter die bedeu­tendsten Fabriken des Ortes, eingeäschert wurden. Zwei Per­sonen verloren ihr Leben. Der angerichtete Schaden wird auf 200,000 Dollars geschätzt.

Von den Feuerländern, die diesen Winter in Deutschland gezeigt worden sind, sind nur Petro Trino und die zwei Kinder am 5. Mai nach einer Reise von 35 Tagen in die Heimath zurückgekom­men, da Antonio noch auf der Reise starb. Petro mußte beim Abschied von Herrn Paulsen, der ihn und die Seinigen zurückgeführt hatte, mit Gewalt getrennt werden; er wollte um jeden Preis wieder mit ihm.

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Horb, S. August. Unsere Ernteaussichten haben sich, in Folge der eingetretenen guten Witterung wieder wesentlich gebessert. Vieles konnte in den letzten Tagen, Dank dem tro­ckenen Wetter, gut eingebracht werden; in diesen Tagen wird die Gerste, die schon zur Hälfte eingeheimst ist, völlig unter Dach gebracht werden. Mit dem-Kornschnitt wird auch schon vorgegangen. Die Frühkartoffeln sind zwar zum großen Theil verdorben, dagegen sind die Spätkartoffeln, besonders auf sandigem Boden, gut erhalten. Unsere Hopfenanlagen ge­währen meist, besonders im Gäu, ein prächtiges Aussehen.

Gin Kpaxiergarrg im Schrvarzmald"

Heißer.

von

Ha! wie herrlich bricht sie hervor, die lustbeflügelte Schönheit, Aus dem erstorbenen Reich bricht sie empörend sich Bahn! Kühn erhebt sie das Haupt, geformt von geheiligten Mächten, Und die Demeter erzeugt schaffend der Gräser Gestalt!

Lustig besächelt, bewegt von des Zephyrs sanftem Gelispel Rauscht durch das reizende Thal luftig die schöne Natur!

Ach wie so schön, ach wie göttlich, lebendig bewegt sich die Aehre, Ucber die Wogen dahin wälzt sich der lüsterne Blick!

Und auf den Bergen dort, die langsam den Blicken entfliehen, Bäumt sich der tannene Baum kühn zu den Wolken empor; Schwarz erscheint das Gebirge dem sichtlich begeisterten Auge, Und dann das reizende Thai bunt dem genießenden Blick! Aus der berauschenden Flur, dem edlen Jupiter entgegen, Fleugt nun in kühnem Gesang wirbelnd die Lerche hinauf. Alles beglückt und entzückt in der Jugend lieblichem Reize, Alles bescheint und belebt Phöbus der leuchtende Gott. Höher hinauf aus den Berg!" ruft mahnend die heiße Begierde, Und durch den schlängelnden Pfad hüpst nun behende der Fuß. Durch das felsige Reich und mitten durch große Gesteine Zwängt sich der sandige Weg mühsam zur Spitze hinauf. Schattig umringen mich jetzt die stolz sich erhebenden Tannen, Durch den geheiligten Raum weht der balsamische Hauch. Lauschend stehe ich still, und lieblich melodische Töne Schickt die gefiederte Welt mir zum begeisterten Ohr.

Wer doch schlüpfet hervor dort aus den düstern Gebüschen? Es ist ein ehrsamer Greis, dem nun die drückende Last Vieler Jahre das würdige Haupt hat gebeuget

Ueber den Nacken hinab wallet das silberne Haar.

Sei mir, Fremdling, gegrüßt in des Schwarzwalds heiligen

Schatten,

Du auch stille Natur, die uns erhebend umgibt!"

Rufet der würdige Greis mit geisterhaft klingender Stimme, Ich bin, glaube es mir ich bin der große Homer; Schleichend und mächtig verwegen entwich ich dem Reiche

des Pluto,

Das mich Jahrtausende lang dunkel und düster umschlang. Aus dem Reiche der Nacht der Mitte der dunkeln Gestalten Brachte der schwankende Kahn über den Styx mich zurück; Und an der Pforte des Reichs lag schlafend der schnarchende

Pluto,

Lieblich im Schlummer gewiegt in der Persephone Arm! Ruhig und stille daneben lag knurrend der Hund des Aides, Alles ging glücklich und gut, leise schlich ich hinaus.

Also kam ich hieher, von Jupiters Mächten heflügclt,

Flog ich betrachtend dahin über die reizende Welt.

Vieles kam mir zu Augen und vieles betrübt mir das Herze, Vieles empörte mich, was Pallas die muntere that.

Themis sehe ich nicht sie scheint in die Schatten verzogen, Gänzlich verschwunden zu sein Willkür und Macht hält

die Waag'!

Alles das Böse, das heut die Erde prunkvoll entfaltet,

Wird durch der Nemesis Schwert baldigst in Stücke zertheilt! Nur die Pracht der Natur ist unverändert geblieben,

Und die Demeter allein blieb ihren Pflichten getreu!"

Sage mir, Greis, mit dem würdig gefurchten Gesichte!''

Rufe ich ehrfurchtsvoll aushast du das irdische Glück, Das vor Jahrtausenden du vom nährenden Erdmund gesogen, Noch im Gedächtniß bewahrt? Sage mirs ehrlich mein G".üs!" Nichts, Freund, Hab' ich von Lethcs Fluthen getrunken", Sprach er und huschte dahin dnrch die Gebüsche de» Walds.

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