Amts- und Intelligenz-Blatt ?nr Len Oberamts-Bezirk Nagold.

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liches und Monatsabonnement nach Verhältniß.

Dienstag den 15. August.

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wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je S 4. Die Inserate müssen spätestens MorgsnS 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1882

Amtliches.

K. Amtsgericht Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Da man wahrgenommen hat, daß die vorge­schriebenen Verzeichnisse zu den bei Pflegrechnungs- abhören gegebenen Termine nicht, beziehungsweise nicht ordnungsmäßig angelegt sind, so wird darauf aufmerksam gemacht, daß Formularien hiezu von Kohlhammer in Stuttgart bezogen werden können.

Den 12. August 1882.

Oberamtsrichter

Daser.

Das erledigte Revieramt Enzklösterle, Forsts Altenstaig, wurde dem Forstamtsassistenten Eisenbach in Leonberg gnä­digst übertragen.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 14. Aug. Am letzten Samstag wurde der 5jährige Knabe des Weichenwärters Ei­senmann beim Gasthaus zum Anker durch ein ei­nem Möbelwagen angehängtes kleineres Fuhrwerk überfahren. Der Knabe hatte sich wahrscheinlich un­bemerkt des Fuhrmanns auf die sog. Langwied des angehängteu Wagens gesetzt und fiel so unglücklich unter denselben, daß die Räder ihm über den Un­terleib gingen. Die Verletzungen hiedurch waren derart, daß man ihn nach Hause tragen mußte, wo er noch am gleichen Abend zum tiefsten Schmerze seiner Eltern starb. ^

Horb, 10. Aug. Am vergangenen Samstag feierte die israelitische Gemeinde zu Baisingen das Zentennialfest ihrer Synagoge, seit deren Erbauung nämlich Heuer 100 Jahre vergangen sind. Die Fest­predigt, die Bezirksrabbiner vr. Silberstein von Mühringen hielt, machte auf die zahlreichen Zuhörer einen tiefen Eindruck. Sch. M.)

Stuttgart, 11. Aug. I. M. die Königin hat der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins zur Vertheilung unter die Hagelbeschädigten des Lands den Beitrag von 2500 ^ zustellen lassen.

Stuttgart, 11. Aug. Bezüglich der bevor­stehenden Kriegsübungen erfährt derSch. M.", daß die genaueren Verfügungen noch abhängig sind von dem Inhalt der Berichte, die von den Gemein­den bezüglich des Ganges der Ernte einlaufen. Die durch das Regenwetter eingetretenen Verzögerungen des Erntegeschäftes haben zunächst bewirkt, daß die Kavallerieübungen nicht bei Ludwigsburg-Mün­chingen stattfinden, sondern in das Terrain Deger- loch-Echterdingen verlegt werden. Eine Batterie des 29. Feldartillerieregiments wird zu den Uebungen zugezogen. Der Ankunft Sr. Kaiser!. Hoh. des Kronprinzen dürfte, wenn überhaupt, auf Don­nerstag den 24. d. M. entgegengesehen werden. Von dem Kuraufenthalt in der Schweiz kommend, wird Se. Kais. Hoh. am Abend jenes Tages hier eintres- fen, um Tags darauf, am Freitag, einem Brigade- und am Samstag einem Divisionsmanöver der Ka­vallerie anzuwohnen. Am gleichen Tage würde der Kronprinz Stuttgart wieder verlassen. Gestern ist der Termin für Anmeldung zum Posten eines Direktors des Exportmusterlagers zu Ende gegan­gen. Der letzte der etwa 140 Bewerber hat sich lautSchw. M." das Recht der Anmeldung noch durch den Telegraphen Vorbehalten. Nicht bloß die Menge, sondern auch die Tüchtigkeit der Bewerber wird die Wahl zu einer schwierigen machen. Es sind allem Anschein nach Leute darunter, die schon

Vertrauensposten bekleidet, Leute von hoher Bildung, die 6, ja 10 und 12 Sprachen sprechen.

Rohr, OA. Stuttgart, 10. Aug. (Sch. B.) Letzten Sonntag wurde dem Bahnwärter Friz der neunte Knabe getauft. Se. M. der König, welcher chon beim siebten und achten Knaben die Pathen- stelle übernommen hatte, erfreute auch diesmal die Eltern mit einem Geschenk. Außerdem wurden die- elben durch ein Geschenk von I. M. der Königin joch beglückt.

Aus der oberen Steinlach, 9. Aug. Auf den leider sehr verhagelten Markungen Mössingen, Belsen, Oeschingen ist gegenwärtig die Ernte, d. h. die Einheimsung des vom Hagel übrig gelas­senen Strohs in vollem Gang und jetzt erst zeigt siH, welch reicher Segen auf den Feldern stand, in­dem sich kaum der älteste Mann eine solche Garben­zahl denkt, wie sie auf den nicht total zerhackten Aeckern gemacht wird. So betrübend dies auf der einen Seite ist, so sind die niedergeschlagenen Ge- müther doch wieder getroster gestimmt, seit der Him­mel wieder ein fröhlicheres Gesicht macht und die reiche Garbefülle trocken eingebracht werden kann. Die ab geräumten Kornäcker grünen bereits den Wie­sen gleich von den aufkeimenden Körnern, und der Landmann hofft noch einen Schnitt Futterertrag von seinen verhagelten Feldern. Die Aussicht auf reich­lichen Futterertrag ist wohl der Grund, daß dem Landmann ein bedeutender Verdienst von seiner Vieh­zucht in Aussicht steht.

DemRottw. Volksfreund" schreibt man aus Spaichingen vom 8. ds.: Heute Nacht hat ein wegen Bettels im Oberamtsarrest untergebrachter armer Reisender" Familienvater, Kleider u. Schuhe zu lauter Fetzen zusammengerissen, so daß ihn der Oberamtsdiener heute früh im Adamskostüme antraf. Die Kleider waren dem heiklen Herrn nicht mehr nobel genug; wahrscheinlich werden ihm aber die von Amtswegen (statt der verdienten Prügel) gelieferten, nach Stoff und Schnitt auch nicht behagen!

Hall, 9. Aug. Der allgemeine württ. Volks­schullehrerverein hält gegenwärtig dahier seine Versammlung.

Köngen, 11. August. Nach den amtlichen Schätzungen beträgt der durch das Hagelwetter am 16. v. Mts. verursachte Schaden in den davon be­troffenen 7 Gemeinden des Oberamtsbezirks Eßlingen, abgesehen von den noch Jahre lang nachwirkenden, unberechenbaren Beschädigungen an Obstbäumen, Weinbergen rc. zusammen 862,000 ^

München, 12. Aug. Durch allerhöchste Ent­schließung ist genehmigt worden, daß zum Bau einer altkatholischen Kirche in München im ganzen König­reich Sammlungen stattfinden dürfen.

Vom Fränkischen. Vor 5 Wochen starb in der Parzellengemeinde N. N. ein vermöglicher lediger Bauer mit Hinterlassung von lauter Kolla- teralerben. Zur Leiche wurden auf den bestimmten Tag außer den Anverwandten fast alle Familien der betreffenden Gesammtgemeinde geladen. Einer solchen Ladung entzieht sich natürlich Niemand. Nun ist im Wirthshaus an Ort und Stelle vor der Leiche eine Zeche von 350 ^ ans Brett gekommen. Nach be­endigtem Gottesdienst fand sodann erst der eigentliche Leichentrunk statt, wofür eine Rechnung von ca. 650 Mark der Theilungsbehörde vorgelegt wurde, so daß im Verlauf eines Nachmittags in Wein, Bier, Käs, Brod und einem Essen für etliche 40 Personen über 1000 drauf gingen. Einsender dieses will nun durchaus nicht behaupten, daß Schwelgereien der Art

bei der Leiche eines jeden Vermöglichen Vorkommen, aber Zechsummen von 2 bis 400 »kL sind etwas Häufiges. (Sch. M.)

Breslau, 10. August. Der Staatspfarrer Sterba hat das Schreiben des Fürstbischofs Her­zog beantwortet. Er fordert lautFr. Ztg." Ans­chluß über das fürstbischöfliche Vorgehen, zumal auch dem Kirchenvorstande ein Aviso zugegangen sei, wel­ches ihn im Genüsse des Pfarrbenefiziums beein­trächtigen dürfte. Falls ihm binnen Monatsfrist eine Aufklärung nicht zugehen werde, also von Seiten des Bischofs nicht mehr Jrrthum, sondern Anmaßung vorliege, werde er die Angelegenheit dem kirchlichen Gerichtshöfe unterbreiten.

Vor einigen Tagen sind auf dem Gute der Rübenbau-Gesellschaft zu Lützen 224 Stück Schafe crepirt. Dieselben waren erst vorige Woche mit der Bahn von Elster bei Wittenberg angekommen und Tags darauf auf einem abgeernteten Roggenfelde ge­hütet worden, auf dem viele ausgewachsene Aehren lagen. Vermuthlich haben hier die Thiere Giftpilze gefressen, die vielleicht in Folge der vielen Nieder­schläge gewachsen sind; denn der Kreis-Thierarzt aus Merseburg bestätigte als Todesursache eine Ver­giftung irgend welcher Art.

Berlin, 11. Aug. Die Wiederaufnahme der Konferenz bleibt davon abhängig, in wie weit zur künftigen Ordnung der egyptischen Angelegenheiten eine etwaige Abänderung der Verträge im Interesse Europas nothwendig wird. Die Angelegenheit des Schutzes des Suezkanals gilt als im Sinne des Antrages Italiens geordnet. In der diplomatischen Welt tritt einstimmig die Ansicht hervor, daß dem Verhalten Deutschlands und Oesterreichs das Haupt­verdienst um die Vermeidung von Komplikationen gebührt. (St.-A.)

Der klerikalenSchles. Volksztg." wird unterm 6. ds. aus Cosel geschrieben:Trotz der an den hiesigenStaatspfarrer" Grünastel von unse­rem Hrn. Fürstbischof ergangenen Weisung, keiner­lei Amtshandlungen vorzunehmen, hat derselbe heute dennoch Gottesdienst abgehalten. Außer seinem aus etwa 2030 Personen bestehenden Anhänge waren auch die Mannschaften von zwei Kompagnien des hier garnisonirenden 62. Regiments durch einen Lieutenant in die Kirche geführt worden. In der Predigt äußerte Grünastel etwa Folgendes:Die Weisung des Bischofs kümmere ihn gar nichts; er (Grünastel) sei kein Räuber, kein Spitzbube, welcher die Pfründe gestohlen habe. Er bleibe hier und wenn Niemand in die Kirche komme, und zwar so lange, bis der König ihn abberufe."

Die Kreuzztg. verwahrt in einem inspirirten Artikel mit Nachdruck die deutsche Regierung gegen die Unterstellung einer geplanten Einmischung in in­nere Angelegenheiten Frankreichs. Deutschland fürchte kein französisches Ministerium, am wenigsten ein Mi­nisterium Gambetta, welches die Vereinsamung Frankreichs vollenden würde.

Hamburg, 9. Aug. Bis jetzt sind zu dem großen Sängerfeste hier 2000 Sänger bereits einge­troffen, meist Süddeutsche. Heute werden 3000 er­wartet, morgen drei Extrazüge aus Sachsen, Thü­ringen und Bayern. Der Straßenschmuck ist impo­sant. Die Entwickelung der Steinstraße beim Ber­liner Bahnhof gleicht schon einer Via triumphalis. Auf der Dammthorstraße, dem Gänsemarkt und dem Steinthorplatz sind tausend regsame Hände beschäf­tigt, grüngeschmückte Mastenwälder herzustellen. Die Hafengegend bereitet eine nie gesehene Flaggenparade