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Mit dieser Ueberschrift habe ich ein sehr bekanntes Sprüchwort ein wenig geändert. Eigentlich lautet es: „Ein lieber Bruder, aber — ein schlechter Musikant;" soll heißen: Zwar ein braver und lie- " Sh» benswürdiger Mensch, der aber in seinem Beruf nicht S. viel taugt und wenig leistet. Nun da dank' ich we- nigstens auch für alle Bravheit und Liebenswürdigkeit. Doch leider nur zu oft findet dieses Spruch-
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wort seine tranrige Bestätigung. Um so erfreulicher r-x-ss ist es darum, wenn man einem Menschen begegnet, AZ.-" von dem man sagen kann: Ein lieber Bruder und zugleich auch ein guter Musikant. Die nachfolgende kleine Geschichte will euch von einem solchen erzählen. »« f8 ^ Es war im Mai des Jahres 1821, als eines Tages große Schaaren vornehmer Herren und Da- NÄShs« mxn im Wiener Prater, einer prachtvoll bewaldeten Anlage, lustwandelten. Ganz einsam, an eine alte ' ^ Linde gelehnt, steht der siebzigjährige Invalide, Joseph Felndorfer. Stirn und Wangen tragen die Narben mancher Schlacht. Der heiße Tag von Aspern riß ihm das linke Bein und zwei Finger der rechten Hand As-hinweg. Darum trägt er mit Recht auf seiner Brust s das Ehrenzeichen. Auch heute wie fast täglich steht
^ der arme Stelzfuß hier mit seiner Geige und läßt
^ sie fröhlich bald, bald klagend ertönen. Der treue ^ ' Pudel, sein beständiger Begleiter, fitzt aufwartend
^ neben ihm und hält den Hut im Maul, um Almosen
für seinen alten Herrn zu erbitten. Heute aber scheint weder Pudel noch Stelzfuß Beobachtung zu finden. Es ist schon spät am Nachmittag und KS-S noch kein Kreuzerchen ist in den Hut gefallen. Ach, A-D - von den vielen, die vorüberwallen, hatte niemand Herz
-L.S? und Auge sür den armen Invaliden. Der Alte blickt
" traurig auf die Schaar der fröhlichen Spaziergänger
und senkt betrübt sein silberweißes Haupt. Kaum trägt ihn noch das eine schwache Bein, sein Arm kann -Z>3s- nicht länger den Bogen führen, ermattet setzt er sich auf einen Stein. Da tritt plötzlich ein vornehm gekleideter Herr auf ihn zu und spricht in gebrochenem Deutsch: Kamerad, leihen du mir dein Violin auf
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ein Stund, dann haben du Geld." Der Invalide weiß nicht, wie ihm geschieht und blickt verwundert bald auf den eleganten „College»", bald auf das ^ Goldstück, das ihm dieser heimlich in die Hand ge-
drückt hat. Nach einigem Zaudern jedoch giebt er oZH dem Fremdem die Geige. Dieser stimmt sie und be-
3 « > ginnt nun zu spielen. Er legt seine ganze Seele in
^ ! das Instrument, und es ist, als hörte man Engels
stimmen, welche um Mitleid für den alten Krieger ! flehen, und bald ist's, als ob ein fromm Gebet em-
! «k porschwebe, bald schwillt's zum frohen Jubel an.
! » Der Alte hält vor Staunen seinen Athem an, und
^ das Herz klopft ihm vor innerer Bewegung. Die
„ Spaziergänger horchen und staunen bald des wunder-
--vollen Spiels Gewalt und bald den mit vielen Or-
^ densbändern geschmückten Spieler an. Erst bleibt » einer stehen, dann mehrere, endlich machen selbst die §§8 vorbeifahrenden Wagen Halt, und um die Gruppe «H-Z « wächst mit jedem Augenblick das Gedränge der Hor- chenden. Man ahnt auch bald des fremden Spielers » <» edle Absicht. „Dir bien, Nessieurs et Hesäuruos," ? ruft plötzlich der Virtuose, „ick geben da Concert für ein pauvro invalide, aber das entree seien nick frei. -Z-FI Ganz nack Ihr xlaisir — aber in die Hut von die alten Mann."
i Das lassen sich die reichen Wiener nicht zwci- ! mal sagen. Es regnet Gold und Silber, Thaler und j Zwanziger von allen Seiten. Der Pudel knurrt, denn > der Hut wird ihm zu schwer. „Leere den Hut aus, j wir füllen ihn wieder!" ruft's von allen Seiten. ! Der Invalide gehorcht, schüttet die reiche Ernte in ' seinen Geigensack und macht den Hut für neue Gaben leer. Die Augen des Fremden aber leuchten vor Wonne. Immer freudiger läßt er seine Töne Hallen; endlich geht er mit prächtigem Schwung in die Weise der östreichischen Nationalhymne über, und in jubelnder Begeisterung mit geschwenkten Hüten singt alles mit „Gott erhalte Franz den Kaiser." Doch als des Liedes letzte Töne verklungen sind, da reicht er schnell dem beglückten Greis seine Geige wieder und verschwindet, als ob er Flügel hätte, in dem großen Haufen, und das war noch schöner als sein herrliches Geigenspiel. Darum wollen auch wir seinen Namen, obwohl wir ihn misten, nicht nennen. Gott wird ihn segnen an jenem Tage, wo alles offenbar werden und auch die geringste Wohlthat, die in seinem Namen geschah, nicht vergessen sein wird. Nicht wahr, das ist ein lieber Bruder und zugleich ein guter Musikant gewesen?
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Altertet.
— Neue Heilmethode bei Blutarmuth und Schwindsucht. In Frankreich bricht sich, wie Fdgr. berichtet, eine ganz eigcnthümliche Behandlungsweife der Blutarmen und Schwindsüchtigen Bahn, die gerade das Gegentheil der bisher üblichen ist. Schon seit längerer Zeit hatte Professor Jousset in Paris in art insckivals" auf die Bedeutung des sogenannten mageren Regims bei herabgekommenen Kachektischen und Tuberkulosen hingewiesen und von der Verwendung der sogenannten Robo- inntia, und Donioa in Kost und Arznei abgerathen. Professor Regnault in Rennes verwirft in seiner Revue tksrapeutigue die bisherige Ernährung mit Wein, Fleisch und sonstigen Reizmitteln ganz und verlangt streng fleischlose Kost, Gemüse, Milch, Brot (speziell Graham-Brot) und reife Früchte. In gleicher Weise spricht sich vr. Jussieu in den „Rlements äe lueckieius praotigue« aus. Er gibt ebenfalls Milch, Vegetabilien und Früchte als Nahrung, und als Arzneien sehr kleine und sehr seltene Dosen vlliuiu. tauuic. und Arsen, wodurch er selbst im zweiten Stadium noch verschiedene Besserung und Stillstand der Tuberkulose erzielte. Prof. Fousse- grives hat ähnliche Erfahrungen gemacht, und ebenso vr. Cazin, welcher sagt: „Alkohol (auch in Form von Wein) begünstigt die Entwicklung der Lungenkrankheiten, und beschleunigt deren ungünstigen Verlauf. Wein ist den Kindern ganz besonders schädlich und disponirt sie zu Gehirnaffektionen, Lungenblutungen und Schwindsucht." Carriöre bestätigt, daß der Genuß von Früchten und besonders von Trauben, beb Ausschluß von Fleisch, Gewürzen und Wein den bei anämischen Mädchen, geschwächten Frauen und Schwindsüchtigen beiderlei Geschlechts stark angegriffenen Fettansatz befördert, vr. Claude fordert dringend die Einführung der fleisch- und damit reizlosen Kost mit Hinweis darauf, daß das bisherige Reizverfahren bei Behandlung von Lungensüchtigen trotz Davos und Meran, trotz Nizza und Kairo noch sehr geringe Resultate von Heilungen
aufzuweisen hat. Alle Autoren stimmen darin überein, daß die Kranken diese „milde Kost" gerne nehmen, der Appetit fast stets rege ist und nie die früher so oft bei den Patienten beobachtete und von den Aerzten gefürchtete Nahrungsverweigerung sich cinstellt. Die sogenannten nervösen Verstimmungen werden bei milder, reizloser Kost bald gehoben. — Für deutsche Aerzte wird diese Ernährungs- und Behandlungsweise ebensowenig als ihr überraschender Erfolg auffallend sein. Die Professoren Esmarch in Kiel und Benecke in Marburg haben bei sogenannter eiweißarmer Kost (die, im Grunde genommen, auch fleischlose ist) Krebs-, Leber- und Nierenleiden, die bisher für unheilbar galten, gebessert und geheilt, während vr. v. Düring bei fast gänzlichem Ausschluß von Fleisch, Alkohol u. anderen Reizmitteln die gefürchtete Zuckerruhr heilt.
— Ueber das lauge Schulsitzcn schreibt der berübmte Münchener Chirurg und Professor Dr. Nußbaum in seiner jüngst erschienenen „Kleinen Hausapotheke" folgende beherzigenswerthe Worte: „Kommt zur gegenwärtigen Ucberanstrengung der Kinder noch eine ungeeignete Kost, so wird die Gesundheit rasch geschädigt. Ich habe die Ueberzcugung gewonnen, daß das lange Schulsitzen und namentlich das viele Lernen Abends zu Hause, um die unsinnig großen Hausaufgaben fertig zu bringen, es ist, was die Kinder körperlich und geistig elend macht. Man irrt sich sehr, wenn man meint, ein Kind lerne in täglich acht Stunden viel mehr als in täglich vier Stunden. Es mag dies bei einigen besonders Entwickelten wahr sein; aber die große Mittelklasse wird durch vieles Lernen so ermüdet, daß das Auffassungsvermögen unendlich verlangsamt wird. Ich habe gesehen, daß Kinder in der achten Lernstunde lange hin und her dachten, bis sie auffaßten und jene Antwort gaben, welche in der ersten Lehrstunde blitzschnell gegeben wurde. Gehirnüberreizung, bleichsüchtiges Aussehen, glanzlose Augen, Kurzsichtigkeit, Wirbeikrümmungen, Kopfschmerzen, Nasenbluten, der sogenannte Schulkropf und Anderes sind uns Aerzten als Folgen der Ucberanstrengung sehr wohl bekannt Das Turnen, so vorzüglich es ist, kann hier kein Rettungsmittel genannt werden. Man meinte, die Kräftigung der Muskeln durch Turnen würde dem blutüberfüllten Gehirn ein gewisses ausgleichendes Gegengewicht liefern; allein die Erfahrung zeigt, daß das beschädigte Gehirn durch Kräftigung der Muskeln nicht reparirt wird. Sehr schlecht genährten Kindern schadet sonach das Turnen noch mehr, indem sie nicht Nahrung genug haben, den im Gehirn verbrauchten Stoff zu ersetzen, und trotzdem nimmt man ihnen durch das Turnen noch auf einem zweiten Wege Stoff und ersetzt ihn nicht mehr. Hier hilft nur Beschränkung der Lernzeit."
— Gute Replik. Ein französischer Soldat, der während der Belagerung von Paris seine Nase durch eine Verwundung verloren hatte, kam jüngst zu einem bekannten französischen General und bat um Protection zur Erlangung eines kleinen Amtes. Dem General kam der nasenlose Krieger so komisch vor, daß er demselben ganz ungenirt in's Gesicht lachte. „Alle Hagel!" rief er, „wo haben Sie denn Ihre Nase verloren?" — „In derselben Schlacht, wo Sie, Herr General, Ihren Kopf verloren hatten!" war die schnelle Antwort.
Auflösung des Räthsels in Nr. 90:
„Der Gruß."
UtzrriMiili 8edll8ler, MlllHIll 8tz!lll8ltzr Mb. Kv86bmanifi Vermüklle.
vlin a./v. äon 14. ^.uAust 1882.
Nagold.
Akkord
über Lieferung von Fener- wehr-Ausrüstungsgegen- Mnden.
Zur Ausrüstung mehrerer Steigerabtheilungen im Bezirk kommen im Submissionsweg zur Vergebung: ca. 50 Stück Feuerwehrhelme,
„ 50 „ Steigergurten,
„ 30 „ Spritzenmannschafts
gurten,
„ 25 „ Beile,
ArnMche und *Urir>aL-Wekanntrnclchrrngen.
sind
zur
die
25 Stück Beiltaschen,
„ 6 „ Zimmeräxte,
„ 6 „ Aextefutterale,
„ 18 „ Steigerlaternen,
„18 „ Schlauchhalter,
„ 30 „ Feuerwehrmützen.
Von sämmtlichen Gegenständen bei dem Unterzeichneten Muster Einsicht aufgelegt und müssen Offerte, welche den Preis pro Stück zu enthalten haben, schriftlich und versiegelt spätestens bis
Donnerstag den 17. d. M., Abends 4 Uhr,
portofrei bei dem Unterzeichneten eingereicht sein.
Zu genannter Stunde findet die Eröffnung statt und können die Submittenten hiebei anwohnen.
Bezirksfeuerlöschinspektor Chr. Schuster.
Nagold.
Feuerwehr.
Nachdem das Feuerwehrfest in Tübingen nunmehr genau nach dem ursprünglichen Pro- _gramm abgehalten wird, werden die Theilnehmer wiederholt aufgefordert, sich bis Mittwoch den 16. d. M., Mittags 12 Uhr, bei Adjutant H. Gauß zu melden.
Das Commando.
Emmingen.
Ä 8 Stück halbeng- Ilische
MilchlchMine
verkauft am Mitt- 16. d. M., Mittags 11 Uhr, Junger, Schulth.
woch den
Die K. emW. Pfarrmter
werden dringend ersucht, in Verbindung mit den Kirchenältesten dem Verein zur Unterbringung verwahrloster Kinder geeignete Pflegehäuser zu ermitteln, theils durch öffentlichen Aufruf, theils durch persönlichen Zuspruch. Unser Werk müßte stille stehen, wenn uns nicht in aller Bälde solche Häuser zur Kenntniß gebracht würden. Diejenigen Pfarrämter, welche keine Anmeldungsformulare mehr haben, können solche von Unterzeichnetem beziehen.
Nagold, 12. Aug. 1882.
Der Vereinsvorstand:
Dekan Kemmler.
Schiefertafeln
in großer Auswahl bei
6. Vit. Kaiser.