Der Privatwohlthätigkeit ist ein reiches Arbeitsfeld eröffnet. Hoffen wir, daß sich recht viele Hände fin­den werden, um die Noth zu lindern und den Muth der unglücklichen, wackeren Bewohner des freundlichen Remsthales neu zu beleben.

Wie von Münsingen gemeldet wird, über­trifft die Benützung, der mit dem 1. v. M. daselbst ins Leben gerufenen Pfennigsparkaffe alle Erwar­tungen, denn es haben an 4 Sammeltagen 170 Ein­leger die ansehnliche Summe von 325 gebracht.

Ulm, 3. Aug. Gestern Abend wurde der 46 Jahre alte Schuhmacher Gottlieb Messing von Jux, O.A. Backnang, wegen Bettclns in hiesiger Stadt fcstgenommen. Als demsel­ben das Nachtessen v»n der Magd des Rathhansmeisters in den Arrest gebracht wurde, nahm er die Schüssel, ivarf den Inhalt derselben dem die Magd begleitenden Polizeisoldaten in das Gesicht und über seine Uniform, die Schüssel aber un­ter den gemeinsten Flüchen und Scheltworten der Magd vor die Füße mit den Worten:Fresset eure Schmiere selber." (Eine Hungerkur, bis solche Schmiere nicht mehr verschmäht würde und dann noch eine Haselnnßpastete wäre einem solchen Burschen sehr zu empfehlen.)

DieEßlinger Zeitung" spricht sich sehr ent­schieden für eine Landeshagelversicherung aus und berechnet, daß man mit 2 per Morgen auch bei großen Hagclkalamitäten den uöthigen Ersatz lei­sten könnte. Hoffentlich kommt die Sache jetzt in Zug.

Brandfälle: In Lauffen a. N. am 2. August ein Wohnhaus nebst Scheuer, in welch' letz­terer mehrere Bürger Frucht aufbewahrt hatten.

Karlsruhe, 2. Aug. Die heutige Strafver­handlung gegen den der Tddtung feines Vaters an- geklagten 16jährigen Karl Boos von Pforzheim en­digte mit dessen Freisprechung. Der Gerichtshof nahm zu Gunsten des Angeklagten an, daß derselbe sich bei der Bertheidigung feiner Mutter gegen die rohen Angriffe von Seiten ihres Mannes nach tz. 53 R.St.G-B. im Staude der Nothwehr befand.

Würzburg, 3. August. Ein Telegramm der Universität an den Kaiser Wilhelm fand folgende Erwiderung, welche gestern Abend beim Kommers von dem Rektor Professor Wislicenus verlesen wurde: Herrn Rektor der Universität Wislicenus. Der deutsche Kaiser erwidert den Jubelgruß verbindlich dankend mit dem Wunsche, daß die alte Universität in bewährter Jugendfrische bis in ferne Jahrhun­derte blühe und gedeihe, ein Leitstern der deutschen Jugend. (Bravo!) Seine Majestät gedenken dankbar des schönen Fackelzuges, den bei der letzten Anwesen­heit die Studenten gebracht haben. Im allerhöchsten Aufträge gez. Wilmowski. Der Festzug, welcher heute Morgen wegen Regen ausgeschoben, wird so­eben, 1 Uhr, bei schönem, klarem Wetter ausgestellt und beginnt um 3 Uhr. (W. L.)

München, 4. Aug. (Fr. I.) Der Magi­stratsbeschluß, sämmtliche Simultanschulen in katho­lische Confessionsschulen umzuwandeln, hat die Ge­nehmigung der Kreisregierung nicht erhalten.

Das altberühmte Heidelberger Faß wird von einem Würzburger Faß ausgestochen, nicht durch seine Größe, sondern durch seinen Bau. Dieses Faß kommt ans der Meisterhand des Faßsabrikanten Mi­chael Hofmann, hält etwa 50 Eimer und hat nicht einen einzigen Reifen. Es wird ein Hauptstück bei dem Festzuge zu Ehren des Universitätsjubiläums sein. Nebenbei gesagt, ist es kein bloßes Schauge­richt, sondern es spendet den Ehrengästen und Fest­jungfrauen perlenden Wein aus den Kellern des Bürgerspimls. Es ist von der Kellerverwaltung des Julinshospitals angekauft.

Ein beim Vogelschießen in Lichtenscis anwesender Seiltänzer wettete, in Zeit von eine Stunde 24 Seidel Bier zu trinken. Einer der Schützen wettete dagegen mit 5 auf seden Liter, also mit 60 im Ganzen. In Zeit von 55 Minuten waren die l2 Litr Bier vertilgt und der Schütze mußte zahlen. Nach Verlauf von 3 Stunden erschien der Held des Seiles wieder ans dem Platze, um sich auch zu seinem Vergnügen" etwas zu genehmigen.

Fürstbischof Herzog in Breslau erließ ein Schreiben an die Staatspfarrer der Diözese Bres­lau, in welchem es heißt:Das Trientiner Konzil bezeichnet die Uebernahme des geistlichen Amtes ohne kirchliche Sendung als unerlaubt und belegt dieses Vergehen mit dem Anathema. Da Sie sonach die­ser schweren Censur verfallen sind, so befehle ich Ihnen, das von Ihnen usurpirte Amt sofort nieder- znlcgcn, sich jeder Amtshandlung und geistlichen Funktionen zu enthalten. Ich bitte Gott, daß er Sie zu dem Entschluß führe, sich mit der Kirche wie­der zu versöhnen. Ich beschwöre Sie, der Pflichten zu gedenken, die Sie ihrem Oberhirlen schulden, den es freuen wird, Milde gegen die walten zu lassen, wel.Ne in aufrichtiger Rene und rückhaltloser Unter­

werfung schweres Unrecht zu sühnen bereit sind." Der Fürstbischof erließ zugleich ein Schreiben an den Lischnitzer Kirchenvorstand, wonach der Weltpriester Steola aufgefordert wird, die Pfarrei zu verlassen.

Bor etwa 6 Wochen wurde in Leipzig ein Student der Landwirthschaft, Mitglied der Plavia, im Duell erschossen ; in einem hinteriassenen Briefe deponirte er für den Fall, daß er auf dem Platze bleiben sollte, 1000 ^ zu dem Zwecke, daß seine Comilitonen zum Begräbniß nach seiner im Lüneburgi­schen gelegenen Heimath kostenlos reisen könnten. In der That war die Plavia bei der Beerdigung vollzählig vertreten. Jetzt hat die Mutter des Unglücklichen den Plavicrn eine Summe von 12,000 überwiesen, mit der Bestimmung, daß die Zin­sen dieses Capitals dazu verwendet werden, Unbemittelteren den Beitritt zu genannter Landsinanschaft zu ermöglichen.

Berlin, 2. Aug. Aus Rom wird der kleri­kalenGermania" gemeldet:Der zweite Sohn des verstorbenen Garibaldi, Ricciotti, wirbt seit eini­gen Tagen für ein Freikorps, mir welchem er Arabi zu Hilfe kommen will. Nachdem er die Sache hier in Gang gebracht, hat er das Werbegefchäft einigen Freunden überlassen und ist nach Livorno gereist, um Anstalten für die Ueberfahrt seiner Schaar nach Egypten zu treffen. Die Regierung will diese übri­gens ohne Aufsehen veranstalteten Vorbereitungen nicht sehen, weil es ihr sehr genehm ist, daß eine ziemliche Anzahl von Gesindel auf einige Zeit und ein Theil davon auf immer aus dem Lande geführt wird Gesindel , welches beständig die öf­fentliche Ruhe und Ordnung gefährdet."

Berlin, 4. August. Der Kaiser trifft am 11. ds., Vormittags, wieder in Potsdam ein, wo­selbst die Kaiserin bereits am 9. ds. aus Hamburg angelangt sein wird.

Berlin, 4. Aug. Die Begegnung des deut­schen Kaisers mit dem Kaiser von Oesterreich findet am nächsten Dienstag in Ischl statt. Die Station Strohl ist der Begrüßungsort.

Ans de« Gute Sonneustnhl der Mausberg überfie­len am vergangenen Dienstag gegen Mittag Bienen beim Schwärmen zwei Pferde, mit denen nicht weit von dem Stand­orte der Bienen gepflügt wurde, und tödtetcn sie. Das eine der Thiere verendete sogleich auf der Stelle des Angriffs, bei dem anderen trat der Tod in der nächstfolgenden Nacht ein.

Oesterreich-Ungarn.

Triest, 3. August. Bei.dem gestern Abend mit Militärmustk abgehaltenen großen Fackelzuge wurde von unbekannter Hand eine Orsinibombe unter die Menge geschleudert. Dieses unerhörte Bubenstück hatte traurige Folgen: Eine Person wurde getödtet und vier schwer verwundet, darunter der Zeitungs- redacteur Dorn. Es herrscht allgemeine Entrüstung. Spanien.

Madrid, 31. Juli. Jmparcial meldet, Deusch- land habe Spanien eingeladen, an der Beschützung des Suez - Kanals theilzunehmen. Die spanische Regierung wird den Vorschlag annehmen.

Frankreich.

Paris, 3. Aug. Die junge Prinzessin Ro­land Bonaparte, eine Tochter des weiland Spiel­pächters von Homburg und Monaco, Blanc, der erst vor Kurzem dem Sohne des Prinzen Peter Bo­naparte die Hand gereicht hatte, ist in St. Cloud plötzlich vom Tode ereilt worden.

England.

London, 3. August. Zwischen England und der Türkei droht ein Konflikt auszubrechen. Man fürchtet in Konstantinopel einen Bürgerkrieg.

London, 4. Aug. Nach hier eingegangenen Nachrichten erließ Arabi ein Manifest, worin ec die britische Flotte beschuldigt, aus Rache, daß die Forts Widerstand geleistet hätten, das arabische Quartier Alexandriens beschossen zu haben. Um die wehrlosen Einwohner zu schonen, wäre er mit seinen Truppen abgezogen. Der Khedive habe den britischen Trup­pen die Thore geöffnet, wegen welcher Verrätherei der Sultan ihn abgesetzt habe und jetzt Truppen senden werde, um den Feind zu vertreiben. Arabi werde zu geeigneter Zeit in Alexandrien einmarschiren, um gemeinsam mit den Muselmanen aus Dtambul nicht allein die Ungläubigen, sondern auch die einge­borenen Landesverräther zu züchtigen. DerFr. Ztg." wird gemeldet: Aus Suez sind alle egypti- schen Truppen geflohen.

London, 4. Aug. Ein Telegramm des Ad­mirals Hewitt bestätigt, daß Suez am Mittwoch widerstandslos besetzt wurde. Die egyptischen Trup­pen flohen.

Als Kuriosum sei erwähnt, daß die englische Regierung 35,000 blaue Brillen für die egypti- sche Armee bestellt hat; hiernach kämen auf jeden Manu zwei Srück. Mau denke sich ein bebrilltes !

Hcc: ::n F-ucc: Aubtt.k. bei dem wohl selbst ein

ergrauter Schlachtenheld nicht ernst zu bleiben ver­möchte.

lieber die Zustände im Zululande meldet dieDaily News" aus Pietermaritzburg Folgen­des:Ein schnelles Einschreiten ist im Zululande nothwendig, wenn ernste Ereignisse vermiedet: werden sollen. Es wird gcargwohut, daß die wirklichen Friedensstörer diejenigen Chefs sind, welche sich der Rückkehr Ketschwayo's widersetzen, und sich bestre­ben, die Partei des Königs dazu zu verleiten, sich zu kompromittiren. John Dnnn agitirt in hohem Grade durch Berichterstatter der Natalenser Zeitungen. Das Zuluvolk fürchtet sich die Felder zu bestellen, und es dürfte eine Hungersnoth entstehen."

Rußland.

Warschau, 29. Juti. Die Geschäfte liegen Pier im Allgemeinen schwer darnieder. Handel und Gewerbe stocken und mau hört hier nichts als Klagen und Jammern über den schlechten Erwerb. Dazu waren die Nachrichten, die aus dem Inneren Rußlands und in jüngster Zeit auch ans einem sei­ner Grenzorte, aus Radziwilofs, zn uns gelangten, keineswegs angethan. die gedrückte Stimmung zn Heden und zn beleben. Fast täglich hört man von niedergebranntcn Ortschaften, deren Bewohner das Mitgefühl und die werklhätigc Thcilnahme in Anspruch nehmen. Das große Eisenbahnunglück, das sich zwi­schen Kursk und Moskau zugetragen bat, und der eolossale Brand, der in Radziwilofs zwei DriNheile der Stadt in einen Schutthaufen verwandelt haben soll, sielen beinahe in denselben Zeitpunkt und haben unsere Nerven nicht wenig in Anspruch genommen. Unter so bewandten Umständen dürfte man cs begreiflich finden, daß ein frivoler Spaß, den Uebermuth und Verschwendungssucht hier vor wenigen Tagen in Seene setzten, allgemeiner Mißbilligung begegnet. General-Adjutant Graf Pillar und der Hnsaren-Oberst Fürst Mijanowicz beschlossen, ein römisches Mahl in der Manier des Luculls zu veranstal­ten, und 26 Offiziere schloßen sich den Arrangeuren an. Bor wenigen Tagen fand das Diner im Saale der Schützengesell- schast wirklich statt. Die Theilnehmer an dem Festgclage er­schienen mit rosenbekränzten Häuptern in der römischen Toga m dem mit frischen Rosen geschmückten, von allen Wohlgerü- chcn Indiens durchdufteten Saale. Alan speiste und trank Alles, was gut und theuer war; cs soll da auch indische Schwalbennester, Nachtigallcn-Ragouls und afrikanische Wild tauben gegeben haben. Der Schmaus währte volle acht Stun­den und hat 1000 Silüerrubel per Mann, d. i. 23,000 Sil-

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berrubel gekostet. Dieser Vorfall ist wohl geeignet, ein grel­les Streiflicht ans unsere socialen Zustände zu werten. Man

cher dürfte über das gastronomische Fest als eine schlechte Pa­rodie der antiken Ucppigkeit, wie sie dem Verfalle des römi­schen Reiches unmittelbar voranging, mitleidsvoll lächeln: sicher ist aber, daß derlei Frivolitäten die ohnehin kühlen Beziehungen zwischen dem polnischen Bllrgerthume und der russischen Gar­nison Warschaus zn erwähnen nicht angethan sind.

Amerika.

Weltuntergang in Sicht. Der renommirte amc- rikanische Astronom Proktor hat einem großen Theile der Be­völkerung der Vereinigten Staaten einen gewaltigen Schrecken eingcjagt. Für das Jahr 1897 hat er die angenehme Aus­sicht aus de» Weltuntergang eröffnet, hervvrgernfcii durch den großen Kometen des Jahres 1843, der im vorigen Jahre wie­der erschien und dessen sich fortdauernd verengernde Bahn er­warten läßt, daß er die frühere UmlanfSzeit von 21 Jahren abermals um 2ffz Jahre verkürzt haben wird. Sein Einsturz in die Svnne steht daher für das Jahr 1897 bevor, so daß er mitsammt seinem ganzen 30 Millionen Meilen langen Schweife von dem großem Himmelsgcstirn verschlungen werden wird. Dabei soll eine so große Wärmeentwicklung stattfinden, daß alle Menschen ohne Unterschied bei der Katastrophe zu Grnnde gehen müssen. Hoffentlich werden aber die Zeitungen auch nach jenem Ereignisse weiter gedruckt und darüber ausführliche Berichte bringen. Die Masse der Kometen, deren Schweif viei- leicht nur eine noch nicht hinreichend aufgeklärte Lichterscheinung sein kann, ist eine so dünne, daß kaum eine besondere Wirkung von der Katastrophe zu erwarten sein dürfte. Trotz seiner ungeheuren Ausdehnung war aber der Komet des Jahres 1843 von so geringer Masse, daß die Bahn keines Planeten auch nur die geringste Störung durch denselben erfuhr.

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(Augsburger 7 fl.-Loose vom Jahre 1864.) Ziehung am I. Ang. Gezogene Serien: Nr. 58, 298, 582, 705, 1089, 1313, 1332, 1835, 1947. Die Prämienziehung findet am 1. Scpt. d. I. statt.

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Der Leser hat gewiß schon davon gehört, daß illjährlich an einem der letzten Julitage in Naumburg in der Saale das sogen.Nanmburger Kirschkinder- est" gefeiert wird, auch daß in Bernau, in der Pro­linz Brandenburg, am l5. Mai dasHussitenfest" tattfand, daran selbst der deutsche Kronprinz mit fei­ler Gemahlin Theil genommen. Die geschichtlichen Ereignisse aber, welche den Grund zn diesen Festen gegeben, führen uns bis in das Jahr 1415 zurück, vo Johann Hnß um seines Glaubens und mnthigen öekenntnisses willen den Märtyrertod erduldete. Dein siod ries überall, vornehmlich aber in Böhmen, die iesste Bewegung hervor. Wie er erhoben sich seine lnhänger gegen den römischen Zwang, und selbst die lrcngsten Maßregeln vermochten nicht, sie zu nnter- rncken. Die Hussiten brachen mit dem Schwerte in