Berlin, 2. August. Das Reichsgesund­heitsamt beabsichtigt die sortlaufende Publikation über das Austreten gemeingefährlicher Krankheiten.

Verschiedene Handelskammern haben gesucht, den

Reichskanzler für die Sicherstellung der deutschen Guthaben in Egypten zu interessiren. Das Ge­such fand Entgegenkommen. (N. T.)

Berlin, 2. Aug. Wie dieVoss. Z." schreibt, hat der Kriegsminister kürzlich bestimmt, daß die Prüfung zum einjährig-freiwilligen Dienst in Preußen nur einmal gemacht werden kann, also nicht wiederholt werden darf.

Berlin. Blondin, derHeld von Niagara", pro- duzirtc sich am letzten Sonntag trotz seiner 58 Jahre zum erstenmal in diesem Jahre wieder auf dem Drahtseil. Obwohl der Himmel eine bleigraue Farbe angenommen und jeden Au­genblick seine Schleusen öffnen zu wollen schien, so hatte doch die Kunde von dem Auftreten Blondin's den großen Garten bis auf den letzten Platz gefüllt. Den Glanzpunkt seiner Leistungen bildete wieder die Produktion mit dem Stuhl und diejenige mit verbundenen Augen. Einen Sack über den Kopf betrat Blondin das Seil und schritt vorwärts und rückwärts über dasselbe, das Tasten und die Unsicherheit eines Blinden markirend. Die Schlußnummer bildete eine Fahrt per Velo- ciped ohne Contregewicht. Lautlose Stille herrschte während sämmtlicher Nummern in dem weiten Garten; mau wagte nicht zu applaudircn, bis am Schluß der Beifall um so vehementer auSbrach.

Der Kommandant des deutschen Kanonenbootes Möwe" in Port Said erhielt Instruktionen, in kei­nem Falle zum Schutze der Nationalen Matrosen auszuschiffen, sondern dieselben, wenn sie in Gefahr sind, an Bord zu nehmen.

Ein Londoner Korrespondent schreibt derN. fr. Pr.": Vor vier Jahren bot Fürst Bismarck Eng­land Egypten an; damals wurde der Antrag nicht angenommen. Heute muß mit Waffengewalt erobert werden, was damals ohne Schwertstreich gewonnen werden konnte. (?)

Gießen, 31. Juli. (Erste Sendung deut­scher Steinkohlen durch den Gotthardtunnel.) Vor einigen Tagen erregte aus dem hiesigen Bahn­hofe ein Kohlenzug aus dem Ruhrgebiete die größte Aufmerksamkeit, in welchem 12 neue Waggons mit besonderer Farbe (roth) eingestellt waren. Die Wa­gen waren mit Tannenbäumchen und Fahnen dekorirt, und auf dem ersten derselben prangte zwischen den Fahnen eine große Tafel mit der Inschrift:Erste Sendung von Steinkohlen und Briquetts durch den Gotthardtunnel. Ver. Franzisca-Tiefbau." Möchte es der Anfang eines reichen Absatzes der deutschen Kohle nach Italien sein!

In Bremen werden jetzt Stimmen laut, welche den Zollanschluß fordern, und es gewinnt den An­schein, als ob das Zuwarten der Reichsregierung die Bremenser doch veranlaßt, mit ihren exorbitan­ten Forderungen herunter zu gehen.

Dänemark.

Kopenhagen, 27. Juli. Gestern empfing der König in Audienz eine weibliche Gesandtschaft, welche eine Adresse aus Fünen von 4000 Frauen zu überreichen hatte. Die Adresse bittet den König, für die Errichtung befestigter Punkte im Lande zur Stütze der Armee zu wirken und fest für das Lan- desverthcidigungswerk einzutreten. Der König sprach den patriotischen Bittstellerinnen seine Freude aus, daß er sich mit ihnen durchaus einverstanden wisse, da auch er das Werk, das ihnen als den Müttern und Schwestern der künftigen Vaterlandsvertheidiger so sehr am Herzen liege, für durchaus nöthig halte.

Oesterreich-Ungarn.

Pest, 1. August. (Das Geheimnis; von Tisza-Eszlar.) Der Gerichtshof in Nyircgyhaza bestätigte den Bescheid des Untersuchungsrichters. Derselbe berichtet, es sei durch Zeugenaussagen er­wiesen, daß die verdächtigen Israeliten der Esther Solymvssy den Hals durchschnitten; er theilt die Verhafteten in 3 Kategorien. Die erste Kategorie Hütte den Mord unmittelbar und vorsätzlich verübt

- - es sind das die Schächer Salomon Schwarz, Leopold Braun, Abraham Buxbaum und Emanuel Taub andere Verhaftete sind durch Wachestehen der Mitschuld und die dritte Kategorie des Leichen­schmuggels beschuldigt. Der Bericht konstatirt, daß die aus der Theiß gezogene Leiche mit der in Mar- inaros - Szigeth wohnhaft gewesenen Dirne Flora Gavril identisch sei, welche im Hause eines Verwand­ten, in einem Fischerhause, starb, und daß die Leiche sammt dem Sarge von drei Israeliten gestohlen wurde. Der Schüchterssohn Moritz Scharf bleibt freiwillig in Haft. Derselbe rief beim Anblicke seiner Eltern im "l-fängnißbote aus:Und Ihr seid doch

die Mörder!" Durch den Bescheid des Untersuchungs­richters wird die Affaire aus dem Stadium der Vor­erhebung in .das der ordentlichen Untersuchung be­fördert, und ist nun den Vertheidigern Gelegenheit geboten, für die Angeklagten alle gesetzlichen Mittel geltend zu machen.

Auch in Oesterreich wartet man schmerzlich auf Sonnenschein. Durch den anhaltenden Regen sind die Donau, die Moldau, der Wien- und andere Ströme, Flüsse und Bäche so angeschwollen, daß sie an vielen Orten übergetreten sind und vielen Schaden angerichtet haben.

Frankreich.

Paris, 1. Aug. DerAgencc Havas" wird aus Berlin berichtet, Deutschland habe Frankreich mitgetheilt, daß die Kabinete darüber einig seien, durch die Konferenz einen gemeinsamen Schutz des Suezkanals für den Fall, daß die Ereignisse solchen erforderlich machten, einzurichten. Infolge Rücktritts des Kabinets wird wohl nicht Frankreich der Kon­ferenz diesen Vorschlag unterbreiten, sondern Italien.

Paris, 1. Aug. Der französische Botschafter in Berlin, de Courcel, welcher von Grevy tele­graphisch berufen wurde, ist gestern hier ein­getroffen.

Paris, 2. Aug. Einer Havasmeldung zufolge ersuchte MusuruS Lord Granville nochmals, die britischen Truppen aus Egypten zurückzuziehen, da die bevorstehende Intervention des Sultans jede europäische Aktion überflüssig mache. Granville äußerte sich ablehnend.

(Eine auf die Spiritusfabrikation) bezügliche Erfindung von epochemachender Bedeutung ist soeben in Frankreich gemacht worden. Es han­delt sich um die Entfuselung des Spiritus durch Elektrizität, nachdem es bekanntlich bisher nicht mög­lich war, die brenzlichen Oele, die den Rübenspiritus zur Verwendung in der Chemie und in den Gewer­ben untauglich machen, aus demselben zu entfernen. Die erwähnte Erfindung hat sich bereits bei zahlrei­chen angestellten Versuchen praktisch bewährt und dürfte auch für die deutsche Landwirthschaft von den weittragendsten Folgen sein.

Wie von Paris gemeldet wird, hat das ganze diplomatische Corps Herrn v. Freicinet das Bedauern der auswärtigen Regierungen wegen seines Rücktritts ausgesprochen. In den Pariser Blättern ist zu lesen, Fürst Hohenlohe habe am Samstag Herrn v. Freicinet sein persönliches Bedauern und am Montag das Bedauern des Fürsten Bismarck ausgesprochen, am Dienstag aber bei einem dritten Besuche die aufrichtige Gesinnung im Namen des Berliner Hofes kund gegeben. Etwa 100 Deputirte, die gegen den Credit gestimmt haben, sind bei Frey- cinet gewesen, um ihn zu bitten, daß er das Cabinet ohne Ferry und Sah weiterführen möge. Er lehnte es ab, gab aber zu verstehen, daß er darauf ein- gehen würde, wenn ein anderes Cabinet schlechter­dings nicht zu Staude kommen sollte.

Türkei.

Konstantinopel, 2. August. Der Kriegs­minister hat für morgen die Abfahrt der Transport­schiffe mit vier Batterien Artillerie augeordnet; die Schiffe nehmen in Salonichi fünf Bataillone, in Skutari Albanien drei Bataillone auf und gehen so­dann nach Alexandrien. Weitere Truppensendungen folgen nach. (Fr. I.)

Egypten.

Kairo, 30. Juli. DerAgence Havas" wird gemeldet, eine gestern daselbst abgehaltene, gegen 360 Personen zählende, aus Ulemas, Kadis, geist­lichen Würdenträgern, Beamten uud Notabeln be­stehende Versammlung habe einstimmig Arabi Pascha als Vertheidiger des Landes bis zur Herstellung eines zufriedenstellenden Friedens oder bis zur Ver­nichtung des Landes proklamirt und den Khedive als außerhalb des muselmännischen Gesetzes und außer­halb des Fermans stehend erklärt.

Kairo, 31. Juli. In Port Laid sind Nach­richten aus dem Innern ein getroffen, denen zufolge die Beduincnstämme ein Schutz- und Trutzbündniß mit Arabi geschlossen haben. Sie haben sich ver­pflichtet, ein Heer von 60,000 Mann zu stellen. Arabis Strcitkräfte sollen jetzt 100,000 Mann stark sein.

Alexandrien, 1. Aug. Die Zahl der bei den Massacres in Damanbur, Tanta und Mihalla getödleten Christen wird auf 500 geschätzt.

Aus Egypten, 2. Aug. (Vom Kriegs­schauplatz.) In der vergangenen Nacht überrum-

Prl:c'.c Äl:y.i.i.ug r.':: A.ori's Infanterie und Kavallerie einen Posten britischer Scharfschützen, der aufbrach und floh, nachdem er eine Salve abgege­ben hatte. Die Egypter zogen sich zurück, nachdem sie sich einiger Flinten und Munition bemächtigt hatten. Niemand wurde getödtet noch verwundet.. Das britische Piquet' ist unter Arrest gestellt worden.

Die egyptische Nationalversammlung ertheille Arabi Pascha die Vollmacht, 50,000 Mann auszu­heben. An der Befestigung Kairos wird Tag uud Nacht gearbeitet.

Amerika.

(Ein blutiges Ereigniß) hat sich am 20. Mai an Bord des Schiffes Freeman Clark auf der Reise von Kalkutta nach New-Aork zugetragen. Ka­pitän Dwight, ein bei seiner Mannschaft stets belieb­ter Mann, gab einige Tage vor dem 20. Mai Be­fehl, dem Steward und dem Koch, den beiden ein­zigen an Bord befindlichen Chinesen, kein Opium mehr zu verabreichen, da sie dasselbe im Uebermaß genossen und ihre Arbeit vernachlässigten. Beide fügten sich anscheinend. Am 20. Mai Mitternachts, als das Schiff sich unterm 20. Grad nördlicher Breite und 50. Grad westlicher Länge befand, über­fielen sie den in seiner Kajüte schlafenden Kapitän und hackten ihn mit einem Beile in Stücke. Der Leichnam wies 14 Wunden auf, die Nase und beide Daumen waren abgehackt, und der Kopf ist fast voll­ständig vom Rumpf getrennt. Die beiden Mordbu­ben machten hieraus einen Angriff gegen den eben­falls in seiner Kajüte schlafenden ersten Steuermann Williams, dem sie mit dem Beil einen Schlag auf den Kopf versetzten. Statt bewußtlos zu werden, erwachte Williams, und sein lauter Hilferuf brachte die ganze Schiffmannschaft zur Stelle. Als die Leute die beiden Chinesen mit den blutigen Beulen in der Hand erblickten und hörten, daß ihr Kapitän in Stücke gehackt worden sei, stürzten sic sich ans die beiden Mörder, machten kurzen Prozeß mit denselben und warfen deren Leichen über Bord. Die Füh­rung des Schiffes wurde sodann von dem ersten Steuermann übernommen; dasselbe traf Ende Juni in New-Aork ein.

Asien.

Die Indier sind unseren europäischen Spirilisten oder Geistersehern über. Als neulich ein Spiritist in Calcutta den verstorbenen Vater eines Indiers aus der andern Welt citirte und .dieser den Sohn auf die Nase tippte, sagte der Bengale sofort: Rein, das kann nicht sein! Mein Vater hat sich zeitlebens Nicht gewaschen und die Hand des Geistes roch nach Seife!

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Bezirk Horb, 8t. Juli. (Hopfen.) Die Gärten stehen gesund und kräftig da, haben durchaus ein hellgrünes Aussehen in der oberen Stangenhälfte und sehr schön entwi­ckelte Tragranken. Verkäufe an der Stange werden bei uns keine abgeschlossen. Nach alter Waare ist wieder starke Nach­frage, und cs werden Hopfen hervorgcsucht und übernommen, die gar keinen Taufschein mehr haben.

Kaltenthal, 3. Aug. (Hopfen.) Wenn das Wet­ter sich bessert, so wird hier die Ernte nächste Wochen beginnen. Es kann alsdann immer noch eine gute Mittelcrutc werden, was dieses Jahr viel ist: es sind schon 800 und mehr in Nürnberg für hiesige Prima-Hopfen zugesichert. 1881er kosten in Nürnberg 125150 »A, ältere, sonst nicht mehr beachtete Waare wird von 2040 <^l gehandelt. Die Ernte in Eng­land wird noch zu 100,000 Ctr. geschützt, des Bedarfs dorten.

Rcutjingen, 29. Juli. (Preise der Lebe nsbc- dürfni s s e.s 8 Pfund weißes Brod 1 12 ^!, 8 Pfd. schwar­

zes Brod 98 bis 1 ./il, 1 Paar Wecken (95 -100 Gr.) 6 1 Psd. Ochsenfleisch 6062 -4, Rindfleisch 44- 54 ^l, Schweine­fleisch 4650 Kalbfleisch 5054 1 Pfund Rindschmalz

1 .lil 10 ^ bis 1 .K 20 Schweineschmalz 80 bis 1 Butter 90 bis 1 .Äl, 1 Pfd. neue Kartoffeln 4 6 1 Ctr.

Heu 2 50 Stroh 1 80 ü bis 1 90 -i, 4 Rm.

Buchenholz 3032 .L

Altertet.

Wie können ungünstige Bodenarten für den Obstbau vortheilhaft verbessert wer­den. Beim Pflanzen eines Obstbaumes müssen wir zunächst den Erfahrungssatz festhalten, daß jede Obst­art, wie sie auch heiße, mehr oder weniger einen von Natur kräftigen, an mineralischen Nährstoffen reichen, nicht aber durch künstliche Düngung mit organischen Stoffen übersättigten Boden zur ihrem vollkommenen Gedeihen voraussetzt. Ein sandiger Lehm-, Thon­oder Mergelboden entspricht diesen Bedingungen am besten, indem er einerseits an den dem Obstbauine zuträglichen Substanzen reich genug, andererseits aber auch durch das Vorhandensein von Sand nicht so kündig oder streng ist, daß er den Wurzeln die noth- wendige Einwirkung der atmosphärischen Luft ent­ziehen oder sie durch zu großen Feuchtigkeitsgehalt beeinträchtigen könnte. Nicht immer jedoch steht uns

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