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Ich fürchte, es geht schlecht Dick versteht gar kein Deutsch! hallte es jubelnd in Werthers Her­zen wieder. Dick versteht gar kein Deutsch o diese Frauen!

Bald erfuhr der Glückliche auch, daß Miß Anna leider! heute Hai zu Hause bleiben müssen, weil sie sich nicht ganz wohl fühlte, Mutter und Schwe­ster machten einen Besuch in der Stadt. Es war also alles in Ordnung und ohne Scheu vor un­befugten Beo! achtern konnte ihr Werther aber Dick verstand ja kein Deutsch, und Werther wird doch nicht geplaudert haben? Seien wir also discret, wie Dick es gewesen, der zwar sorgfältig zuhörte, die Hände als echter enAlislrman tief versenkt in die Taschen der Hose, aber der heimkehrenden Mutter doch nur berichtete, daß Anna sehr lange mit einem Herrn deutsch gesprochen habe und sehr heiter gewesen sei.

Einer von den vielen schrecklichen Herren aus der neulichen Gesellschaft bei H. Ich konnte mich wirklich nicht aus seinen Namen besinnen. Müller, Schulze, Meier, es kommt ja wirklich nicht darauf an."

Die Mütter sind manchmal seltsam; Mrs. White meinte, daß recht viel darauf ankomme, wer der Herr gewesen, der sich mit ihrem Töchterlein so lange unterhalten. Dick wurde am Abend, als sich Anna früher als sonst zurückgezogen, noch einmal energisch in's Verhör genommen und mittelst Anwen­dung der so beliebten Kirchenfolter gelang es, von dem scharf beobachtenden Knaben noch manches werth­volle Judicium, manches verräterische Wort des jungen Herrn zu erfahren. Mrs. White wälzte noch lange große Pläne in ihrem besorgten Mutterherzen. Als sie ihr Schlafzimmer betrat, zeigten ihre Züge den Ausdruck großer Entschlossenheit. Es war sicher ein schweres Stück, einen Strauß mit der muthigen Dame auszufechten.

Auf der Coblenzerstraße, ei» gut Stück von der Stadt entfernt, etwa dort, wo sich heutedie Wacht am Rhein" befindet, stand ein paar Tage später ein verschlossener zweispänniger Wagen; von Zeit zu Zeit blickte Werthers Antlitz spähend und erwartungsvoll aus dem Fenster desselben heraus, die Straße hin­auf; endlich erschien die Ersehnte eiligen Schrittes, verschwand in dem Innern des Gefährts und in schnellem Trabe ging es davon.

Welch' alter Bonner hat nicht gern einmal in dem hübschen Garten geweilt, der sich bei Plitters­dorf dicht am Ufer des Rheins hinzieht? Es ist kei­ner von jenen Orten, an denen man sich bemüht, durch die Pracht der Toiletten die Schönheiten der Gegend zu überbieten und wo man die freie Luft der Berge und des Stromes durch penetrante Parfüms verpestet. Es ist ein einsames, an stillen Wochenta­gen unbesuchtes Plätzchen, und nur dem scharfspähen­den Auge gelingt es, hier und da eine kleinere, sich meist auf zwei Personen beschränkende Gesellschaft zu entdecken. Auch Werther und Anna gedachten sich hier zum ersten Male ungestört ihrer neuen Liebe zu erfreuen.-

Der Wagen hielt und diensteifrig sprang der Kutscher vom Bock; ein junger Liebender ist immer ein gern gesehener Gast.

Soll ich ausspannen?" fragte er lächelnd. Miß Anna protestirte, Werner befürwortete es im Interesse der Pferde, die sehr müde wären. Es wurde ausgespannt, und bald saßen Werther und Anna in einer kleinen Laube, den Blick gerichtet auf die Fluthen des herrlichen Stromes.

Ich will mich nicht unterfangen, die Einzelhei­ten ihres töte ü tote auszumalen. Es ist das ewig alte und doch immer neue und schöne Spiel einer jungen Liebe, dem der ältere Beobachter lächelnd zu­sieht mit etwas Neid im alternden Herzen. Glückliches, harmloses Geplauder, welches den gleich­gültigsten Dingen unendlichen Werth verleiht, kom­men sie doch aus geliebtem Munde und lauscht man ihnen an der Seite des Geliebten.

Strahlenden Auges, heiteren Herzens saß Miß Anna neben dem glühenden Werther; sie ging ganz auf in dem Genüsse des Augenblicks, ihr kam nicht der Gedanke, ob sie wohl recht handele, nicht der Gedanke an die gestrenge Mutter sie war noch so jung, gar so jung, die kleine blonde Miß Anna.

Ein Wagen fuhr an der Thür des Gartens vor; eine Dame von stattlichem Wüchse entstieg dem­selben. Sie erkundigte sich bei dem Wirth des Gar­tens nach einigen alten Damen, die heute diesen Gar­ten hätten besuchen wollen; der Wirth bedauerte, nicht mit den gewünschten würdigen Matronen aufwarten

zu können, und theilte der Angekommcnen aus wei­tere theilnehmende Fragen mit, daß sich das heutige Paar nur auf ein junges, offenbar sehr verliebtes Pärchen beschränke, Kunden, die selten viel verzehren, höchstens noch einige Blumen rauben, namentlich zur Zeit der Vergißmeinnicht dieses Mal ein junger Sni- dent und ein reizender, kleiner, blonder Lockeiitops.

Schicken Sie das junge Volk nur bald noch Hause!"

Wird schwer halten, meine Dame, solche war­ten gewöhnlich den Mondenschein ab."

Der Wagen der Dame rollte davon.

Unser Pärchen wartete jedoch nicht den Mon­denschein ab. Das ging nicht an; Anna mußte bei guter Zeit zurückgekehrt sein, um nicht Verdacht zu erregen und die Zukunft ihrer jungen Liebe zu ge­fährden. Vorsichtig trennten sie sich frühzeitig, nur ihre Gedanken blieben bei einander; beruhigt und zu­frieden waren beider Herzen in dem sicheren Gefühl, in der festen Zuversicht ihrer ewigen Liebe.

Werner lustwandelte au demselben Lage in spä­tester Abendstunde aus dem Perron des Bahnhofs, um sich das Treiben aus demselben, die Ankommenden und Abreisenden zu betrachten. Unter den letzteren gewahrte er auch zu seinem nicht geringen Erstaunen die drei Engländerinnen. Das goldene Lockenhaar war unverkennbar, freilich schien Miß Anna so ernst, fast gebrochen. Nichts von der früheren Heiterkeit, dem freudigen Umsichblickeu; sie sah starr vor sich hin, wie in innerer Aufregung herausdringende Thränen niederkämpsend. Auch das sonst nie unterbrochene Geplauder der Drei schien gänzlich verstummt. Wie mar das zu erklären? Wußte Werther nichts von dieser Abreise? Sicher nicht, denn sonst würde er doch gewiß zur Stelle sein, um ihr ein Lebewohl wenigstens aus der Ferne zuzuwinken. Werner beschloß, sich den Bericht an seinen Freund bis zum folgenden Tage zu ersparen zu ändern war ja doch nichts mehr, warum ihm also eine vielleicht sor­genvolle Nacht bereiten?

Grausam war der schöne Traum einer ersten jungen Liebe das war sie bei beiden zerrissen, vielleicht zu ihrem Heile wer vermag es zu sa­gen? Aber grausam war und blieb es in jedem Falle. Werther konnte nichts von der Verschwundenen erfahren, obwohl er keine Mühe scheute. Ein Trost blieb ihm, ein schmerzlicher, egoistischer, aber doch wohlthuender Trost, daß sie, gewaltsam von ihm ent­fernt, in treuem Herzen denselben Trennungsschinerz erduldete. Wäre ihm dieser Glaube wenigstens ge­blieben!

Mehrere Jahre waren vergangen. Werther hatte Miß Anna's Bild trotz schwerer und sorgenrei­cher Zeiten in stetem Gedanken bewahrt. In einem schönen, kleinen rheinischen Städtchen hatte er sich als Arzt niedergelassen, die Erinnerung an den kurzen Iugendtraum, die Hoffnung auf endliche Erfüllung seines einzigen Wunsches hatte ihn noch immer nicht verlassen. So saß er eines Nachmittags, seinen Ge­danken nachhängend, in einem Garten der vielen Ho­tels am User des Flusses, als plötzlich eine liebliche, ihm nur zu wohlbekannte Stimme an sein Ohr schlug er fühlte sein Herz einen Augenblick still stehen, er wagte nicht, sich umzublicken. Eine Frauen­gestalt rauschte an ihm vorüber, innig angeschmiegt an ihren männlichen Begleiter, mit zärtlichem, liebe­vollem Blick zu ihm aufsehend, die goldenen Locken wallten noch üppiger hernieder, noch strahlender, noch glücklicher erschien das liebe Gesicht, als damals in der Laube zu Plittersdorf, als sie sich schwuren Treu bis in den Tod!"

Mr. Brown nebst Gemahlin," erläuterte der Oberkellner auf Werthers Frage,ein Engländer, soll entsetzlich reich sein."

Sie sahen sich nicht wieder. Tröste Dich, armer Freund! Tröste dich damit, daß Du nicht der Einzige bist, der so mit wundem Herzen durch's Le­ben geht, wenn anders das ein Trost ist.

Allerlei.

Ueber ein Mittel gegen Diphteritis ver­öffentlicht der Eigenthümer der Kronen-Apotheke in Leipzig-Gohlis, Herr R. Münch, in dem Pherma- ceutischen Ceutral-Anzeiger Folgendes:Im Laufe der letzten Wochen wurde mein 7jähriges Töchterchen zweimal bei heftigem Fieber ziemlich 40" C. Kör­perwärme von Diphterie befallen und beide Male wurde das Mittel mit gutem und sicherem Erfolg an gewendet. Es ist Oleum terobintliinao rsetiüoir-

tum - für Kinder pro äom l Theelösfel voll früh und am Abend, Erwachsene nehmen einen Eßlöffel voll ebenso. Zum Nachtrinken gibt mau Kindern laue Milch, mischt auch wohl den 2. Theelösfel voll Oel damit, weil letzteres daun besser genommen wird, und gibt auch hier Milch nach, damit das schändliche Brennen im Halse der armen Kinder bald nachläßt. Der Erfolg ist ein wahrhaft wunder­barer, schon nach einer halben Stunde tritt nach dem Einnehmcn des Ocles eine hellere Röthnng am Rande des diphter. Belages ein, welcher immer mehr nach innen forlschreitet. Der Belag auch wenn sehr groß schrumpft mehr und mehr zusammen, ballt sich förmlich und verschwindet gewöhnlich innerhalb 24 Stunden, ohne eine Spur zu hintcrlassen, voll­ständig. Mein Kind gurgelte außerdem mit schwacher Ne« Kalichloricumlösung erst zwei- dann dreistünd­lich, um die sehr entzündeten Mandeln zu beruhigen. Ich bitte die gesummte Collegcnfchast ebenso herzlich als dringend, im Interesse der Kinder von meiner obigen Mittheiluug vorkommcndcn Falles Gebrauch zu machen und namentlich die Herren Aerzte dringend zu Versuchen aufzufordcrn. Der Erfolg bleibt nie aus, und ich bin fest überzeugt, daß alle die Kinder, welche von der scheußlichen Krankheit befallen werden, können bei rechtzeitiger Anwendung des Mittels sicher gerettet werden. Wir haben hier noch eine Menge Fälle, sowohl von Erwachsenen als Kindern, wo das Mittel stets mit gutem Erfolg gegeben wurde: kein einziger Fall verlief ungünstig.

- Wie man seine Taschenuhr behandeln muß. DasAUg. Journal der Nhrmacherkunit" schreibt: Eine wirklich gut gehende Taschenuhr ist ein so werthvolles Objekt, daß mau in der Behandlung derselben mehr Sorgfalt anwenden sollte, als dies iin Allgemeinen geschieht. Mögen nachfolgende Zeilen die Aufmerksamkeit der Uhrenbesitzer in erhöhtem Maße auf diesen Gegenstand richten. Man zieht die Uhr mit größter Regelmäßigkeit stets zu derselben Zeit auf, am besten hierzu ist die Zeit des Aufstehens am Morgen. Es ist möglichst zu vermeiden, die Uhr auf eine Marmortischplatte oder überhaupt auf eine kalte Flüche zu legen. Bei seinen Uhren kann der plötz­liche Temperaturwechsel durch Zusammenziehen des Metalls die Feder sprengen. Außerdem macht die Kälte das Oel gerinnen, in Folge dessen arbeiten die Räder und Zapfen weniger leicht und beein­trächtigen die Regelmäßigkeit des Ganges. Am besten ist es, die Uhr beim Weglegcn in schräger Stellung gegen einen weichen Gegenstand zu lehnen, möglichst entsprechend der Lage, die sie in unserer Westentasche einnimmt. Frei aufgehängt darf die Uhr nicht wer­den, weil da leicht Schwingungen entstehen, die außer­ordentlich störend auf den Gang einwirken. Es ist hauptsächlich darauf zu sehen, daß die Deckel der Uhr gut schließen; will man seine Uhr rein halten was leider nur selten geschieht, so benutze man nur Ledertaschen, wenn man etwas auf seine Uhr hält. Die mit Tuch oder Futterleinen gefütterten Taschen erzeugen durch fortwährende Reibung eine Menge winziger Fäserchen, die nach und nach auch in die bestschließende Uhr eindringen. Der Schlüssel sei so klein und knapp passend wie möglich, damit man sofort den Widerstand des Werkes nach Vollen­dung des Aufziehens gewahr werden kann. Auch wird bei einem zu weiten Schlüssel der Stahlzapsen, der zum Aufziehen bestimmt, allzu sehr mitgenommen, und gerade dessen Reparatur ist ziemlich kostspielig. Daß man beim Stellen einer Uhr die Zeiger absolut nicht zurückdrehen darf, ist unrichtig. Es ist sogar besser, wenn man dadurch ein längeres Drehen er­spart, sie zurück, anstatt vorwärts zu drehen. Von Zeit zu Zeit muß das Innere einer Uhr nothwen- digerweise gereinigt werden. Nach und nach trocknet das Oel auf, Staub sammelt sich an, und demgemäß nützt sich die ganze Maschinerie ungebührlich ab, wäh­rend die Funktionen derselben unregelmäßig werden.

Zähler bei der Berussstaüslik:Und dieser junge Manu Kegeljunge, nicht wahr? Winh : Bitte, schrei­ben Sie Bahn-Beamter!"

Höchstes Vertrauen. Einem Advokaten ist sein Schreiber mit W00 durchgegangcn. Kurz darauf erhält der Advokat von diesem folgenden Brief: Hochgeehrter Herr! Da ich zu keinem Andern ein solches Vertrauen habe, als wie zu Ihnen, so erlaube ich mir die Anträge an Sie zu richten, ob Sie, für den Fall, daß ich erwischt werde, meine Berthcidigung übernehmen wollten. Hochachtungsvollst A. Zangcrl.

Eine etwas boshafte Replik mutzte sich kürz­lich ein Sänger gefallen lassen, der an einer unserer zahl­reichen Sommcropern thäng ist.Eigenthümlich, datz ich nach dem Singen immer einen säst unstillbaren Appetit habe",